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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 22.06.2024

Die Welt ist groß

Am Himmel die Flüsse
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Und alles hängt irgendwie zusammen!

Elif Shafak ist wirklich eine großartige Schriftstellerin, die hier Geschichten aus diversen Epochen in einander verwebt. Das verbindende Element ist eines, ohne das ...

Und alles hängt irgendwie zusammen!

Elif Shafak ist wirklich eine großartige Schriftstellerin, die hier Geschichten aus diversen Epochen in einander verwebt. Das verbindende Element ist eines, ohne das niemand von uns leben kann, nämlich Wasser.

Tröpfchenweise, teilweise auch in Schwällen, wandert es aus dem üppigen, dabei blutdrünstigen Hof eines mesopotamischen Herrschers der Antike ins London des 19. Jahrhunderts und begleitet dort, im Umfeld der Ärmsten, nämlich direkt an der Themse, die Geburt von Arthur, der nichts vergessen wird.

Und dann, fast in der Gegenwart, nämlich 2014, im äußersten Zipfel der Türkei, nämlich in ebendiesem bereits erwähnten Mesopotamien, die Taufe des Mädchens Narin im Fluss, die durch einen Bagger rüde unterbrochen wird - der Natur wird einmal mehr Einhalt geboten und wie so oft, leiden wieder einmal diejenigen, die sowieso nichts haben.

Reich und Arm, Nord und Süd - hier fließt alles zusammen in einem stimmigen und überaus eindrucksvollen Text, den ich mit Genuss gelesen habe!

Veröffentlicht am 19.06.2024

Eher Famiienroman als Thriller

Das Waldhaus
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Wobei mich dieser Aspekt überhaupt nicht stört, lese ich doch nur sehr ausgewählte Thriller und gern - soweit im Vorfeld entsprechend bestimmbar - solche mit tieferem Hintergrund, was hier definitiv ...

Wobei mich dieser Aspekt überhaupt nicht stört, lese ich doch nur sehr ausgewählte Thriller und gern - soweit im Vorfeld entsprechend bestimmbar - solche mit tieferem Hintergrund, was hier definitiv der Fall ist

So entwickelt sich die Story um Hannah, die als Enddreißigerin ins Elternhaus zurückkehrt, um den dementen und längst verwitweten Vater zu versorgen, zunächst auch sehr vielversprechend - Familiengeheimisse und -zerwürfnisse inklusive. Vor allem geht es um den Tod der Mutter vor vielen Jahren - was das doch kein Selbstmord wie vielfach vermutet? Welche Rolle spielt der längst entronnene Bruder, der sich zu einem recht bekannten Fernsehschauspieler entwickelt hat. Und welche die Nachbarn, mit denen die Familie früher mal sehr eng war, jetzt aber gar nicht mehr?

Fragen über Fragen! Hätte sich alles sehr spannend und eindringlich entwickeln können, doch leider ist daraus eine langatmige, kleinteilig erzählte Geschichte geworden, die gut um ein Drittel hätte kürzer sein können.

Veröffentlicht am 12.06.2024

Mord mit Duft

Tödlicher Duft
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Beziehungsweise im Umfeld der tollsten Düfte. Denn Parfumeur Eric Sentir, einer der besten, nein: begnadetsten Duft-Kompositeure ist ermordet worden und noch hat niemand eine Idee, wer der Schuldige sein ...

Beziehungsweise im Umfeld der tollsten Düfte. Denn Parfumeur Eric Sentir, einer der besten, nein: begnadetsten Duft-Kompositeure ist ermordet worden und noch hat niemand eine Idee, wer der Schuldige sein könnte und aus welchem Grund. Dass der Mord im Umfeld der Düfte stattfand, erstaunt hingegen niemanden, denn wir befinden uns in Grasse in der Provence, DER Hauptstadt der Düfte schlechthin. Commissaire Campanard, ein eigenwilliger, dabei sehr erfahrener Ermittler, stellt flugs ein kleines Team zusammen - neben ihm sein junger Kollege Olivier und die berühmte Polizeipsychologin Linda Delacours aus Paris, die sich gerade in einem Tal ihres Schaffens befindet und daher siist. Mit ihr hat Campanard etwas besonderes vor: sie soll undercover an der Parfumeursschule, an der der Mord stattfand, an einem Lehrgang, der gerade beginnt, teilnehmen.

Ein interessantes Szenario, das sich aus meiner Sicht leider etwas schwerfällig entwickelte, so dass die Spannung zu kurz kam. Wenn die komplizierten Ausführungen der Aktivitäten des Teams weniger umständlich dargestellt worden wären, hätte mich der Krimi sicher begeistern können.

Das Show Down allerdings macht einiges wett, ebenso wie der originelle Humor des Autors, der ab und zu hervorblitzt. Daher werde ich mich vor dem nächsten Band sicher nicht drücken!

Veröffentlicht am 11.06.2024

Mira Bunting und Robert Lemoine

Der Wald
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Das klingt wie ein Gangsterpärchen früherer Tage, es könnten auch Schauspieler oder Liebende sein. Bspw. aus einem Roman von Vicki Baum oder von Fitzgerald, solche, die eine gewisse Strahlkraft ...

Das klingt wie ein Gangsterpärchen früherer Tage, es könnten auch Schauspieler oder Liebende sein. Bspw. aus einem Roman von Vicki Baum oder von Fitzgerald, solche, die eine gewisse Strahlkraft ausüben und natürlich in einer ebenso strahlenden amerikanischen Großstadt auf der Bühne stehen oder Juwelen rauben.

Nichts liegt ferner als das: die Handlung spielt, grob geschätzt, in der aktuellen Gegenwart und zwar in Australien. Mira Bunting ist Initiatorin einer Guerilla-Gardening-Truppe namens Birnam Wood, die etwas ähnliches macht, wie einige Berliner auf dem Tempelhofer Feld: sie bewirtschaften Grundstücke, ohne um Erlaubnis zu fragen. Aber anders als die Berliner Gartenfreunde handeln sie heimlich, versuchen ungesehen zu arbeiten und in größerem Stil Neues wachsen zu lassen: meist an der Grenze zur Legalität, oft auch darüber hinaus.

Bei einer dieser Aktionen, die nicht immer auf das Wohlwollen ihrer Gruppenmitglieder stoßen begegnet ihr auf dem Gelände eines Erdrutsches am Korowai-Pass, dass sie für ihre Zwecke gebrauchen will, der allseits (un)bekannte Milliardär Robert Lemoine, der ihre Gruppe finanziell unterstützen will - etwas, nach dem sie schon lange suchen! Doch ist ihm zu vertrauen? Ganz Australien kennt seinen Namen und hat doch keine Ahnung, wer er ist.

Ein Roman die viel verspricht und kaum was hält. Ich empfinde ihn als langweilig und langatmig und habe irgendwann abgebrochen. Nicht ganz meins. Nein, ganz und gar nicht!

Veröffentlicht am 09.06.2024

Sehr persönlich und berührend

Columbusstraße
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Die Graphic Novel "Columbusstraße" ist eine ebenso persönliche wie eindringliche Graphic Novel. Dem Zeichner und Autor Tobi Dahmen dient dazu seine eigene Familiengeschichte als Grundlage und er hat sich ...

Die Graphic Novel "Columbusstraße" ist eine ebenso persönliche wie eindringliche Graphic Novel. Dem Zeichner und Autor Tobi Dahmen dient dazu seine eigene Familiengeschichte als Grundlage und er hat sich eine sehr schwierige Zeitspanne ausgesucht, nämlich die des Nationalsozialismus, genauer gesagt: die Jahre 1935 bis 1945.

Angesiedelt ist die Story im Familiensitz in Düsseldorf-Oberkassel, einem wohlhabenden und auch heute noch gut erhaltenen Stadtteil, der nicht gerade als größtes Nazi-Nest des Landes bekannt war.

Dadurch wird umso deutlich, dass man nirgends dem diktatorischen Regime, dass sich bis in die kleinsten Abläufe - gleichgültig, in welchem Bereich - des Lebens erstreckte, entrinnen konnte. Bzw. war dies fast unmöglich.

Offen und ehrlich geht Dahmen in seinem Werk vor und man merkt jeder einzelnen Zeichnung und jeder Sprechblase an, wie viel Engagement und Herz darin steckt. Ein opulentes, für mich sehr wertvolles Werk, das ich niemals wieder hergeben, aber noch oft verschenken werde!