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Veröffentlicht am 26.08.2021

...und dann ist das Geld weg!

Erben wollen sie alle
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Biancas Kinder samt Anhang halten eher lockeren Kontakt zu der Mutter, die in einem Alterssitz auf Mallorca haust. Soll sie sich doch ein schönes Leben machen für die letzten paar Jahre.

Aber ...

Biancas Kinder samt Anhang halten eher lockeren Kontakt zu der Mutter, die in einem Alterssitz auf Mallorca haust. Soll sie sich doch ein schönes Leben machen für die letzten paar Jahre.

Aber zu schön darf es auch nicht sein - als Sohn Steffen und Tochter Anja herausbekommen, dass es da seit neuestem so einen flotten Typen namens Wolfgang gibt und ihre Mutter sich mit ihm eine Weltreise gönnen will - da machen sie sich schnell auf den Weg nach Spanien. Schließlich steht Biancas 75ster Geburtstag bevor und den sollte man ja nicht verpassen. Und nebenbei noch die Erbschaft in trockene Tücher bringen.

Was besonders für Hotelbesitzer Steffen ein wichtiges Anliegen ist, läuft es mit dem Betrieb doch eher schlecht als recht. Krankenschwester Anja denkt zwar auch an das Geld, doch als Krankenschwester ist ihr das Wohlergehen der Mutter mindestens genauso wichtig. Zumal Tochter Luisa, die natürlich auch mitfliegt, einen sehr guten Draht zur Oma hat und diese öfter besucht.

Die kleine Reisegesellschaft, zu der als Vierte im Bunde noch Steffens Frau zählt, sieht sich beim Anblick von Wolfgang, dessen Hemd die behaarte Brust freilässt und der auch sonst alles dafür tut, alternde Frauenherzen zum Schmelzen zu bringen, sofort in ihrem Verdacht bestätigt. Und es kommen noch so einige Indizien hinzu....

Ein witziger Ferien- und Sommerroman, aber einer mit Tiefe. Einer, der zeigt, dass es auf der Ferieninsel Mallorca nicht nur oberflächlich zugeht und auch hinter die Kulissen schaut. Und das nicht zu knappt. Autorin Tessa Hennig hat einen herrlich originellen Stil. Jede der Figuren ist liebevoll ausgearbeitet und lässt das Kopfkino rotieren. Ein Roman, in dem es auch um Berufswahl, wichtige Lebensziele, Demenz und Beziehungen im Allgemeinen wie auch im Besonderen geht und der trotzdem - oder gerade deswegen als Lektüre im Liegestuhl durchaus passend ist.

Veröffentlicht am 20.08.2021

Arne Dahl -ein Meister des Patchwork

Dunkelziffer
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Ein Mädchen verschwindet auf einer Klassenfahrt: die Umgebung reagiert ausgesprochen unterschiedlich darauf. Eine große Suchaktion wird eingeleitet, die von einigen zum schnellen Sex, von anderen zum Biertrinken ...

Ein Mädchen verschwindet auf einer Klassenfahrt: die Umgebung reagiert ausgesprochen unterschiedlich darauf. Eine große Suchaktion wird eingeleitet, die von einigen zum schnellen Sex, von anderen zum Biertrinken genutzt wird. Natürlich gibt es auch Personen im Umfeld von Emily - Mitschüler, deren Eltern, Lehrer - die sich ernsthaft Sorgen machen. Die ersten Momente und Stunden nach dem Verschwinden eines Teenagers werden mitreißend geschildert - es kommt sehr gut rüber, wie unterschiedlich die Umgebung reagiert - die Suche nach dem Kind wird durchaus nicht sofort von jedem ernst genommen.

Das Stockholmer A-Team übernimmt den Fall und es offenbaren sich wahre Abgründe: neben drei lokalen aktenkundigen Verdächtigen gibt es vielfältige Verstrickungen und Verzahnungen - patchworkartig tauchen Einzelteilchen auf, die zum Ende hin immer enger miteinander verwoben werden, bis sie ein einheitliches Bild ergeben.

Wie immer bei Dahl spielen die persönlichen Belange - Probleme und positive Entwicklungen - imLeben der Ermittler durchgehend eine große Rolle - das gesamte Erzählkonzept ist davon durchdrungen. Da das A-Team aus 7 aktuellen Mitgliedern - dazu kommen noch Ehemalige wie Paul Hjelm sowie Kollegen aus dem weiteren Umfeld - besteht, ist es für den Leser gelegentlich ein wenig mühselig und umständlich, diese detaillierten Entwicklungen zu verfolgen. Andererseits sind regelmäßige Leser wie ich schon gespannt darauf, zu erfahren, wie Lisa mit ihrer gewaltätigen Neigung umgeht, wie es bei Sarah und Jorge läuft, was bei Kerstin los ist und, und, und... Trotzdem ist das Eingehen auf die Persönlichkeit so vieler Figuren für mich eher eine der wenigen Schwächen der Dahl'schen Erzählkunst.

Dieser Band zeigt einen neuen Aspekt von Arne Dahls Facettenreichtum auf - nach Neonazis, Banküberfällen, dem Einschleichen in die Herzen von Mitarbeitern des A-Teams und so weiter geht es nun - nicht zum ersten mal, doch unter völlig neuen Vorzeichen - um Kindes- bzw. Teenager-Mißbrauch. Natürlich tun sich unerwartete Abgründe und Verbindungen auf, mit denen der Leser niemals gerechnet hätte: dies wiederum ist als eine der zahlreichen Stärken von Dahl hervorzuheben.

Der Autor offenbart in "Dunkelziffer" die bekannte sprachliche Vielschichtigkeit, die allerdings von Roman zu Roman ausgefeilter daherkommt. Insgesamt wirkt dieser Roman sehr düster und traurig, doch die bekannt originellen stilistischen Wendungen des Autors, die auch in der Übersetzung gut rüberkommen, lassen den Leser gelegentlich schmunzeln.

Für Neueinsteiger sicherlich keine leichte Lektüre, doch es lohnt sich! Dahls Werke sind ein Highlight skandinavischer Kriminalliteratur und wer hier einmal Blut geleckt hat, der bleibt dabei!

Veröffentlicht am 20.08.2021

Besser Leben in L.A.

Strahlend schöner Morgen
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Das trifft, so die Quintessenz des Buchs, auf einige zu - auf andere wiederum nicht: wie wohl überall auf der Welt!

Das Buch handelt von der Stadt L.A. und von ihren Einwohnern, von Menschen mit Hoffnungen ...

Das trifft, so die Quintessenz des Buchs, auf einige zu - auf andere wiederum nicht: wie wohl überall auf der Welt!

Das Buch handelt von der Stadt L.A. und von ihren Einwohnern, von Menschen mit Hoffnungen und Träumen. Der Autor reiht in seinem Roman, in dem die Stadt der Engel den Mittelpunkt bildet, einzelne Sequenzen aneinander wie Perlen auf eine Schnur. Dabei gibt es vier wiederkehrende Themen, die die Schicksale der folgenden Figuren betreffen: des Teenagerpärchens Dylan und Maddie, das in der Hoffnung auf ein besseres Leben nach L.A. kommt. Das triste Leben des Obdachlosen Old Man Joe, der durch die Rettung von Mitmenschen sich selbst retten will. Das Versteckspiel des bekannten Filmschauspielers Amberton Parker, der seine Homosexualität im Verborgenen lebt, doch daran gewöhnt ist, dass seine Wünsche erfüllt werden und das Auf und Ab der Mexikanerin Esmeralda, die sich nach diversen Erniedrigungen und anderweitigen Rückschlägen nicht zuletzt durch den Rückhalt ihrer Familie in ihrem Leben in L.A. einrichtet und der Liebe begegnet.

Zwischen diesen Erzählsträngen werden weitere Lebensläufe angerissen, doch auch Listen, Aufzählungen, Darstellungen diverser, mehr oder weniger skurriler, Los Angeles betreffender Fakten und Ereignisse reihen sich aneinander.

Der "Strahlend schöne Morgen" weckte in mir Erinnerungen an den Film "Short Cuts" von Robert Altman, der ja auch in L.A. spielt. Wie dort werden fragmentarische Sequenzen aus dem Leben einiger Menschen aufgeführt, doch anders als im Film steht hier die Stadt viel stärker im Zentrum und ist die eigentliche Hauptfigur des Romans.

Ein spannendes und abwechslungsreiches Buch - vor allem für Liebhaber von Kurzgeschichten. Freys Stil mit den vielen Wiederholungen (Bsp. von S. 81: ...doch vor allem lachten sie, sie lachten, lachten, lachten.) ist genau durchdacht, doch für meinen Geschmack zu konstruiert. Ein bisschen erinnert er an den Rhythmus eines Songs - dazu passt er, doch in einem so umfassenden Roman wirkt er aus meiner Sicht nur maniriert.

Veröffentlicht am 20.08.2021

Mrs. Robinson auf algerisch

Die Schuld des Tages an die Nacht
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Die beschwerliche Suche einer algerischen Familie nach einem neuen Leben in der Stadt, die in den ersten Kapiteln des Buches geschildert wird, entwickelt sich zu einer dramatischen, packenden Geschichte ...


Die beschwerliche Suche einer algerischen Familie nach einem neuen Leben in der Stadt, die in den ersten Kapiteln des Buches geschildert wird, entwickelt sich zu einer dramatischen, packenden Geschichte von Liebe und Freundschaft vor dem Hintergrund der nicht minder furiosen Entwicklungen der Geschichte Algeriens.

Nachdem Younes' Familie auf dem Dorf durch Brandstifter - mißgünstige, neidische Zeitgenossen - die gesamte Ernte und damit ihre Existenzgrundlage verloren hat, begibt sie sich in der Hoffnung auf ein besseres Leben in die Stadt Oran. Doch Ach: da der sturköpfige Vater sich nicht von seinem älteren Bruder unterstützen lassen will, beginnt für die Familie ein beschwerliches Leben im Armenviertel. Der Vater arbeitet bis zum Umfallen im Hafen, trotzdem scheitert er: als er genug verdient hat, um seiner Familie eine bescheidene Existenz zu sichern, wird er ausgeraubt. Nachdem er den Dieb ermordet hat, bringt er Younes zu seinem Bruder, der zusammen mit seiner Frau eine Apotheke führt und damit zur Oberschicht der algerischen Bevölkerung zählt, die durchaus Kontakte zu der ausländischen Bevölkerung - vor allem Franzosen, doch auch Juden, Spanier - hat. Younes, der fortan Jonas genannt wird, hat nun die Möglichkeit zum Schulbesuch und führt zunächst in Oran, dann in der Küstenstadt Rio Salado ein Leben zwischen den Welten: als gebildeter Algerier hat er in den 40er und 50er Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts fast ausschliesslich ausländische Freunde - aus gesellschaftlichen Gründen, da fast nur Ausländer mit ihm die Schule besuchen, wird jedoch immer wieder mit dem Schicksal seines Volkes konfrontiert. Der Onkel, der mit der Nationalbewegung sympathisiert und deren Vertreter in seinem Hause empfängt, ist nach einer Verhaftung nicht mehr derselbe, einheimische Dienstboten die bei seinen reichen ausländischen Bekannten beschäftigt sind, wenden sich hilfesuchend an ihn. Bunte Schilderungen der mehr oder weniger unbeschwerten Jugendjahre von Jonas nehmen eine tragische Wendung, als Émilie auftaucht - eine dunkeläugige Schönheit, in die sich der gesamte Freundeskreis verliebt. Doch sie liebt nur Jonas, den sie, wie sich später herausstellt, schon aus Kinderzeiten von regelmäßigen Besuchen in der Apotheke kennt. Jonas jedoch hält sich zurück: zunächst aus Respekt vor seinen Freunden, dann aufgrund einer Forderung von Émilies Mutter: mit dieser hatte er nämlich sein erstes sexuelles Erlebnis und sie untersagt ihm strikt eine Bindung mit ihrer Tochter. Im Gegensatz zum Film "Reifeprüfung", an dem ich mich trotz des vollkommen unterschiedlichen Umfeldes zeitweise stark erinnert fühlte, folgt Jonas nicht seinen Gefühlen, sondern dem Versprechen, das er der Mutter gab - Émilie heiratet einen seinen Freunde. Ab da ist es die Einsamkeit, die im Vordergrund des Romans steht und durch die Entwicklung der algerischen Geschichte noch zunimmt. Jonas bleibt zurück, immer noch zwischen den Fronten stehend, als seine Freunde ermordet werden bzw. das Land verlassen müssen.

Eindrucksvoll ist Khadras Sprache: auch wenn die Ereignisse stellenweise traurig und trist sind, verleiht Khadra ihnen ein prächtiges schillerndes Gewand, indem er sie in seine wunderschöne Sprache kleidet. Der Autor schreibt nicht nicht, er malt mit Worten: Wie so oft in seinen Werken wird auch in Khadras neuem Buch das leidvolle Schicksal des algerischen Volkes angesprochen, doch bildet es hier eher den Rahmen für die unglückliche Liebesgeschichte zwischen Jonas und Émilie. Der Autor verpackt seine Schilderungen in eine blumigen, bildreiche Sprache, so dass sie trotz der häufig tragischen Wendungen der Geschichte für den Rezipienten ein ungeheures Lesevergnügen darstellen. Als kleiner Abstrich aus meiner Sicht wäre anzuführen, dass nicht jeder Erzählstrang befriedigend zu Ende geführt wird.

Diese elegante Lektüre von höchster sprachlicher Qualität - auch in der Übersetzung von Regina Keil-Sagawe wird der anspruchsvolle Stil beibehalten - ist jedem Freund guter Literatur, der neuen thematischen Horizonten offen gegenübersteht, wärmstens zu empfehlen. Für Freunde von Khadras Büchern jedoch ist den bisherigen Kostbarkeiten durch "Die Schuld des Tages an die Nacht" ein weiteres Juwel hinzuzufügen, das sich von der Thematik zum bisherigen Oeuvre des Autors durchaus abgrenzt und auch einem Kenner seines Gesamtwerks Neues bietet.

Veröffentlicht am 20.08.2021

Harte Stunden der Entscheidung

Dreieinhalb Stunden
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Und zwar DER Entscheidung, wie es denn im jeweilgen Kopf so aussieht im Hinblick zur DDR-Treue.

Denn dieser Zug fäjrt am 13.08.1961 von München nach Berlin. Und zwar bis zum Ostbahnhof. Manche wissen ...

Und zwar DER Entscheidung, wie es denn im jeweilgen Kopf so aussieht im Hinblick zur DDR-Treue.

Denn dieser Zug fäjrt am 13.08.1961 von München nach Berlin. Und zwar bis zum Ostbahnhof. Manche wissen es schon, andere erfahren es über Radio: Es entsteht gerade eine Mauer durch Berlin, rüber in den Westen zu machen ist schon jetzt kaum mehr möglich!

Wir schauen in die Köpfe verschiedener Personen, bspw. einer Familie, in der die Frau überzeugt ist von der DDR, sie will dieser auf keinen Fall den Rücken kehren. Und einer jungen Rockband.

Es ist ein ausgesprochen spannendes und eindringliches Thema: wer geht, wer bleibt?

Und tatsächlich ereignet sich die ein oder andere unerewartete Szene. Es ist alles sehr emotional, auch wenn man nicht unbedingt sagen kann, dass es so richtig unrealistisch ist.

Ein tolles Thema - nur leider ist dieser Roman ein bisschen sehr formell und erricht mich nur ab und zu. Und er kann mich stellenweise auch nicht so recht erreichen .