Das Dorf Ivy Hill im frühen 19. Jahrhundert
Die Braut von Ivy GreenDies ist der letzte Teil einer Trilogie um das englische Dorf Ivy Hill in den 1820er Jahren: Hier leben die Freundinnen Mercy, Jane und Rachel. Während Rachel über ihrem Stand geheiratet hat und nun sozusagen ...
Dies ist der letzte Teil einer Trilogie um das englische Dorf Ivy Hill in den 1820er Jahren: Hier leben die Freundinnen Mercy, Jane und Rachel. Während Rachel über ihrem Stand geheiratet hat und nun sozusagen zur Haute Volée gehört, ist Jane Besitzerin eines Gasthofs und verwitwet. Mercy war jahrelang erfolgreich mit der Leitung einer Schule in ihrem ehemaligen Elternhaus, doch nun muss sie diese aufgeben: ihr Bruder hat geheiratet und möchte hier mit seiner Familie leben.
Und dieses "Männer zuerst" steht in der damaligen Zeit leider völlig außer Frage: Frauen sind sozusagen rechtlos und komplett auf ihre männliche Verwandtschaft angewiesen, außer sie haben Besitz geerbt.
Meist ist es jedenfalls so: Mercy bspw., die so lange selbständig tätig war, nimmt nun eine Stelle als Gouvernante an. Sie hat es mehr als gut getroffen, dennoch ist dies für sie ein gesellschaftlicher Abstieg. Aber es ergeben sich weitere zukunftsweisende Veränderungen und zwar nicht nur bei ihr, sondern auch bei den anderen Hauptfiguren und auch bei weiteren Akteuren.
Sehr angenehm ist die stets leicht mitschwingende christliche Komponente, die sich sehr gut in den sozialhistorischen Kontext des Romans einfügt - die Frauen und auch ihr Umfeld sind sich bewusst, dass sie gesegnet waren bzw. sind und dass vor Gott alle gleich sind. So erlaubt sich die Autorin Julie Klassen, den Leser mit der ein oder anderen gesellschaftskritischen Kapriole zu überraschen: sowohl Menschen, die aus beruflichen Gründen am Rande der Gesellschaft stehen, als auch solche, die sich aufgrund ihrer Herkunft dort befinden, spielen wieder und wieder eine Rolle. Es ist keine ideale Welt, sondern eine sehr realistische und man erkennt beim Lesen, dass die Autorin sehr gut recherchiert hat. Es wird verdeutlicht, dass bereits damals zu erkennen war (für die, die bereit dafür waren), dass vor Gott alle gleich sind und dass man dies auch in die breite Gesellschaft tragen kann und soll.
Als dritter Band einer Reihe sollte dieser tatsächlich nicht separat, sondern in der Folge gelesen werden, denn es geht um Entwicklungen in Ivy Hill über mehrere Jahre hinweg und es wäre schade, hier etwas zu verpassen. Ein kluger und eindringlicher Roman, wenn man als Leser bereit ist, die Botschaften der Autorin zu empfangen!