Intelligentes Fantasyepos
Die Spiegelreisende 1 - Die Verlobten des WintersOphelia ist ein kleiner Blaustrumpf und mit ihrem Dasein auf der Arche Anima - einem der 21 Teile, "Archen" genannt, in die die Erde vor langer Zeit auseinanderbrach - sehr zufrieden. Denn sie hat ihren ...
Ophelia ist ein kleiner Blaustrumpf und mit ihrem Dasein auf der Arche Anima - einem der 21 Teile, "Archen" genannt, in die die Erde vor langer Zeit auseinanderbrach - sehr zufrieden. Denn sie hat ihren Traumjob als Leiterin des lokalen Museums und kann ausserdem lesen - was ganz anders gemeint ist, als das, was wir darunter verstehen: sie kann nämlich durch Berührung die Geschichte verschiedener Gegenstände "lesen", eine Gabe, über die auch in ihrer Heimat nicht gerade viele verfügen. Auf eine Ehe hatte sie bisher keine Lust, aber nun hat sie keine Wahl: an oberster Stelle wurde beschlossen, dass sie heiraten soll und zwar einen Mann von der Arche Pol - wo es wirklich so kalt ist, wie an den Polen, die wir auf der Erde kennen. Eine politische Zweckhochzeit also.
Ophelia hat keine Wahl: sie muss bereits vor der Hochzeit nach Pol umsiedeln, an ihrer Seite, quasi als Anstandsdame ihre Patentante Roseline.
Ihr Verlobter Thorn holt sie ab und entpuppt sich als überaus schweigsamer, nicht gerade zugänglicher Zeitgenosse. Und ein bisschen beängstigend: kein Wunder, gehört er doch zum Klan der Drachen.
Ophelia und Roseline werden zunächst bei Thorns Tante Berenilde in der Himmelsburg untergebracht, wo höchst eigenartige Dinge vor sich gehen, aber das ist längst nicht alles...
"Die Spiegelreisende" - das ist Fantasy auf französisch und zwar im besten Sinne: intelligent und charmant, auch vieldeutig, ohne jemals anrüchig zu werden - elegant natürlich und eloquent - auch in der Übersetzung (weswegen ich annehme, dass auch das Original die Merkmale erfüllt).
Der vorliegende Band markiert Teil 1 eines Vierteilers und ist für nicht zu junge Jugendliche geeignet, aber mindestens genauso gut für Erwachsene - ich las es mit großer Spannung und steigender Begeisterung. Das Einzige, was mich richtig enttäuschte, war das sehr abrupte Ende. Es ist halt wirklich ein "richtiger" erster Teil, einer der nichts ist ohne die nachfolgenden.
Denn er beinhaltet wenn überhaupt, dann ein nur sehr provisorisches Ende, ich würde es eher als Abschluss bezeichnen. Einer, den ich nur mit sehr großer Ungeduld und auch nur sehr vorübergehend akzeptieren kann. Denn schon jetzt zittert alles in mir dem nächsten Band, bzw. den folgenden dreien entgegen, um endlich zu erfahren, ob "die" wirklich gestorben sind, ob Ophelia tatsächlich Besuch aus der Heimat erhält und um noch massenweise Antworten auf andere, zentralere Fragen (die ich hier gar nicht erst aufwerfe, um nicht zu viel zu verraten) zu erhalten.
Eine neue Welt, die ich im Herzen behalten will. Auf jeden Fall!