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Veröffentlicht am 01.02.2018

Böse, böse Schwester...

Feuerschwester
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“Feuerschwester” von der amerikanischen Autorin Emiko Jean ist ein Thriller der besonderen Art. Das Psychogramm zweier Schwestern, auf Ewig miteinander verbunden, von denen eine etwas Schreckliches getan ...

“Feuerschwester” von der amerikanischen Autorin Emiko Jean ist ein Thriller der besonderen Art. Das Psychogramm zweier Schwestern, auf Ewig miteinander verbunden, von denen eine etwas Schreckliches getan hat. Eine Geschichte über Liebe, Hass, Eifersucht und Rache. Eiskalt, erschütternd und absolut bewegend! Für Jugendliche ab 14 Jahren und Erwachsene.

Oregon. Die 17-jährige Alice ist in der psychiatrischen Klinik auf Savage Island gelandet. Sie hat Verbrennungen. Sie hat Erinnerungslücken. Seit jener tragischen Nacht, in der ihr Freund Jason, den sie schon seit Kindertagen kennt, verbrannte. “Womöglich ist sie ein Akt der Gnade — die Lücke in meiner Erinnerung. Womöglich will mein Gehirn nicht, dass ich mich daran erinnere, was passiert ist. Um mich von der Erkenntnis zu verschonen, dass meine Schwester, mein eigen Fleisch und Blut, mir so etwas angetan haben könnte — und Jason. Dumm nur, dass mein Herz es längst weiß.” (Zitat aus “Feuerschwester” S.22ff) Jetzt ist Alice angeklagt. Wegen Brandstiftung und Mord. Dabei weiß sie genau, dass ihre Zwillingsschwester Celia etwas damit zu tun hatte. “Ich blinzele, und kreisend kehrt die Erinnerung zurück. Meine durchgeknallte Zwillingsschwester beugt sich über mich und Jason, in ihrem Blick liegen Mitleid und Abscheu, während das Feuer um uns lodert und kracht. In diesem Moment steigen Millionen Gefühle in mir auf. ScEmiko Jean - Feuerschwesterhlimme Gefühle. Hassgefühle. Für meine eigene Schwester.” (Zitat S.23) Jetzt will Alice nur noch eines: Rache nehmen. Von einem Mitpatienten, einem äußerst gut aussehenden Mitpatienten, namens Chase, hat sie erfahren, dass ihre Schwester auch auf Savage Island sein muss. Allerdings auf einer anderen Station. “Und dann ist er plötzlich da, dieser kalte, kühne Gedanke. […] Ich spreche ihn aus, damit es kein Zurück mehr gibt. “Das wirst du mir büßen, Cellie. Komme, was wolle. Ich werde dich finden. Und wenn ich dich gefunden habe, bringe ich dich um.” (Zitat S.35) Um zu ihrer Schwester zu gelangen ist Alice leider auf Chase Hilfe angewiesen. Unerwartet kommt sie ihm immer näher…

“Feuerschwester” macht durch ein interessant gestaltetes Cover auf sich aufmerksam. Nicht wirklich neu die Idee, aber trotzdem reizvoll und inhaltlich passend. Der Thriller startet mit einem Prolog, der aus der Sicht von Celia erzählt wird und äußerst unheilvoll beginnt: “Wenn sie mich fragen, werde ich sagen: Es war ein Unglück. Ein tragischer Unfall. Aber das war es nicht. Wenn sie mich fragen, was in jener NacEmiko Jean - Feuerschwesterht geschah, werde ich sagen: Es war ein Fehler. Aber das war es nicht. Ich erinnere mich nicht, werde ich sagen. Doch das tue ich. Ich, Celia Monroe, erinnere mich an alles.” (Zitat S.7) Im nachfolgenden Teil ist es Alice, die durchgehend in der Ich-Perspektive berichtet und den Leser sogleich Teil werden lässt, an der düsteren Atmosphäre der Klinik: “Draußen heult der Wind und lässt die Mauern des Gebäudes erzittern. Mich überläuft ein Schauer. Die Klinik befindet sich auf einer schmalen, dicht bewaldeten Insel und wirbt für sich selbst als Oase des Friedens, wo kranke Seelen heilen können. Dabei hat dieser Ort überhaupt nichts Friedliches. […] Ende des neunzehnten Jahrhunderts wurden Hunderte Indianer gewaltsam hierher verschleppt und dann brutal ermordet.” (Zitat S.12ff) Man erfährt recht viel über den Klinikalltag, die Abläufe, die Gespräche mit dem Therapeuten. Das Treffen mit ihrer Sozialarbeiterin. Die Sprache ist angenehm, manchmal einfach und eindringlich, manchmal aber auch sehr bildreich: “Mein Herz flatterte wie das Herz eines Vogels, dem man eine Schnur ums Bein gebunden hat.” (Zitat S.8) “Ich wollte ihre Worte in der Faust zusammenquetschen und sie ihr ins Gesicht zurückschleudern. Sie glaubte tatsächlich, in mir würde noch irgendetwas Gutes schlummern. Etwas, das sie nur herauszerren bräuchte und mit dem sie verhandeln könnte. Aber diesen Teil in mir gab es nicht mehr.” (Zitat S.8) Auf jeden Fall gelingt es Emiko Jean sehr gut die Empfindungen ihrer Protagonistin zu schildern. Man fiebert als Leser mit und will unbedingt wissen, ob Alice ihr Vorhaben wirklich in die Tat umsetzen wird. Aber vor allem, warum es überhaupt zu solch einer Tat wie dem Feuer kommen konnte? Emiko Jean - FeuerschwesterWas ist passiert, dass das Verhältnis der Schwestern sich so derart verändert hat? Diese Frage zieht sich durch weite Teile des Buches, während Alice in Tagebuchträgen von den dramatischen Ereignissen ihres Lebens erzählt. “Dr.Goodman meinte, ich solle aufschreiben, wie alles begann. Ich glaube das ist gar keine so schlechte Idee. Denn zwischen mir und Cellie war es nicht immer so wie jetzt. Es gab eine Zeit, da war sie meine Freundin. Meine beste Freundin.” (Zitat S.36) Man taucht hinein in ihre Kindheit, in das Schreckliche, das einst geschah, als sie beide sechs Jahre alt waren und eigentlich nur mit ihrem Großvater ihren Geburtstag feiern wollten. Später dann das Erwachsenwerden, das Leben in Waisenhäusern und Pflegefamilien, die psychisch angeknackste Schwester, ihr Hang zum Zündeln. Das Ende überrascht — wenn auch nicht neu — aber sorgt dennoch für einen ganz besonderen Ausklang.

Veröffentlicht am 01.02.2018

Realistische Geschichte

Die Welt wär besser ohne dich
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Die amerikanische Autorin Sarah Darer Littman hat mit “Die Welt wär besser ohne dich” einen Roman geschrieben, der an die Substanz geht. Eine Geschichte über Cybermobbing und dessen Folgen, Eifersucht ...

Die amerikanische Autorin Sarah Darer Littman hat mit “Die Welt wär besser ohne dich” einen Roman geschrieben, der an die Substanz geht. Eine Geschichte über Cybermobbing und dessen Folgen, Eifersucht und Freundschaft. Wahnsinnig authentisch und sehr bewegend geschrieben. Ein Buch, das man so schnell nicht vergessen wird! Für Jugendliche ab 14 Jahren und interessierte Erwachsene.

Sydney hat ein wichtiges Vorsprechen in der Schule vor sich. Sie will eine Hauptrolle in “Die Schöne und das Biest” ergattern und ihre nervige, ältere Schwester Lara blockiert mal wieder das Bad! Schon seit vierzig Minuten hat sie sich darin eingeschlossen. Auch ihre Mutter ist Sydney nicht wirklich eine Hilfe. Sie, die Mitglied des Stadtrats ist und vor einer wichtigen Wahl steht, möchte lieber ungestört arbeiten, als sich in die Streitereien zwischen Sydney und Lara einzumischen. Also hämmert Sydney noch einmal wütend an die Badezimmertüre. “In diesem Moment meldet sich das erste leise Unbehagen, ein mulmiges Gefühl, dass heute irgendetwas anders ist. […] Doch es ist nicht die verschlossene Türe, die mich beunruhigt. Lara schließt sich immer im Badezimmer ein. Es ist die Stille. Die Tatsache, dass sie mich nicht durch die Tür hindurch anschreit. “Lara?” Meine wachsende Sorge verdrängt die Wut. “Ist alles okay bei dir?” Nichts. Nicht mal das kleinste plätschernde Geräusch. Mit einem Anflug von Panik haste ich die Treppe hinunter und stolpere fast auf den letzten Stufen. “Mum — ich glaube, mit Lara stimmt etwas nicht”! (Zitat aus “Die Welt wär besser ohne dich” S.12). Und tatsächlich, Sydneys Schwester, die vor einiger Zeit unter Depressionen litt, liegt bewusstlos und mit einer Reihe leeren Pillendosen in der Badewanne, was Polizei und Rettungssanitäter herausfinden, als sie die Türe öffnen. Lara wird ins Krankenhaus gebracht.
DSarah Darer Littman Die Welt wär besser ohne dichie lauten Sirenen haben auch die Nachbarskinder Bree und Liam darauf aufmerksam werden lassen. Ihre Familien waren früher eng miteinander befreundet. “Eine Zeit lang war sie [Lara] ziemlich durch den Wind. Da waren wir noch in der Middle School. Ihre Eltern haben das nicht an die große Glocke gehängt, deshalb weiß fast niemand davon. Laras Mutter ist doch Politikerin. Aber ich weiß es, denn wir waren mal die besten Freundinnen. Vor allem ihr ständiges Gejammer hat dazu geführt, dass wir es nicht mehr sind.” (Zitat S.17) Obwohl ihre Mutter es Bree und Liam verboten hat, gehen sie nach draußen und Bree schießt mit ihrem Handy sogar ein Foto von der bewusstlosen Lara, die gerade abtransportiert wird. Sie lädt es auf Facebook hoch. Das gefällt vor allem Liam nicht, der früher ebenfalls mit Sydney befreundet war und nur deshalb ihre Freundschaft hat auslaufen lassen, weil sich Jungs aus seiner Klasse darüber lustig gemacht haben. Doch jetzt will er wissen, wie es Sydney und ihrer Schwester geht. Und er will wissen, was passiert ist…

“Die Welt wär besser ohne dich” beginnt mit einem Prolog aus Laras Sicht, in dem sie mehrere öffentliche Einträge eines Jungen auf ihrer Facebook-Pinnwand liest. Mit ihm — Christian — hat sie seit längerer Zeit online gechattet. In ihn hat sie sich verliebt, obwohl sie ihn noch nie getroffen hat. Und plötzlich schreibt er die schlimmsten Sachen über sie: “Du bist so ätzend. Du bist eine miese Freundin. […] Du bist so eine Loserin. Die Welt wär besser ohne dich.” (Zitat S.9/10). Das Mädchen ist völlig fassungslos. Doch als sie ihm antworten will, merkt sie, dass er ihren Kontakt blockiert hat. Daran schließt die Perspektive von Sydney an, die endlich ins Badezimmer möchte und letztendlich auf eine bewusstlose Lara stößt. Der Roman gliedert sich in mehrere Teile auf. Teil eins ist die Gegenwart und umfasst Laras Suizidversuch und die unmittelbaren Folgen darauf. Ihre Einlieferung in eine Klinik und ihr Weiterleben zu Hause. Teil zwei beginnt zweieinhalb Monate vorher und erklärt, wie es zu diesen Aussagen Christians kommen konnte. Sarah Darer Littman Die Welt wär besser ohne dich “Die Welt wär besser ohne dich” berichtet jedoch nicht nur aus Sydneys und Laras Sicht, sondern lässt auch die Geschwister Bree und Liam zu Wort kommen. Diese Perspektiven lassen ein sehr umfassendes Bild entstehen und sorgen vor allem im zweiten Teil für eine unerwartete Überraschung. Was mir sehr gut an dem Roman gefallen hat, ist die Authentizität der Protagonisten, allen voran den Schwestern Lara und Sydney und ihrer Familie. Sydneys zwiespältigen Gefühle ihrer Schwester werden besonders deutlich hervorgehoben. Einerseits hat sie es satt, dass Lara immer im Mittelpunkt steht und mit Samthandschuhen angefasst wird und sie immer zurückstecken muss: “Lara! Wach auf”, schreie ich plötzlich. Ich habe es satt, zu warten, ich habe Lara satt, ich habe alles und jeden satt. Ich bin sauer, weil ich das Vorsprechen morgen bestimmt verpassen werde — nur wegen meiner Schwester und ihren endlosen Krisen.” (Zitat S.31) Andererseits fühlt sie sich wie “die schlimmste Schwester der Welt” (Zitat S.63) und ist sich ihrer egoistischen Verhaltensweisen bewusst. Diese Zerrissenheit beobachtet Sydney auch bei ihrer Mutter: “Sie erwidert meine Umarmung und ich atme den Duft ihres Parfüms ein, das sie immer trägt. Selbst wenn Lara in Stücke zerfällt — Mum würde trotzdem Make-up auflegen und sich anziehen, als wäre sie auf dem Weg zu einem Fototermin. Vielleicht ist das der Kleber, den sie benutzt, um sich selbst zusammenzuhalten.” (Zitat S.72) Womit ersichtlich wird, dass jeder anders mit Laras Tat umgeht. Der Vater beispielsweise hat es sich in einem persönlichen Rachefeldzug zur Aufgabe gemacht in umfangreichen Tabellen zu erfassen, wer auf Christians Aussagen wie reagiert hat, da es Leute gab, die geschrieben haben, warum sich Lara nicht einfach umbringt. Auch auf Brees hochgeladene Fotos wurde einiges gepostet. Schimpfwörter einer leidvollen Vergangenheit kamen wieder ans Tageslicht, als Lara noch etwas kräftiger war und “Specki” und “Speckisaurus” genannt wurde. Sarah Darer Littman Die Welt wär besser ohne dichDie Gefährlichkeit von Cybermobbing tritt in aller Deutlichkeit hervor. Es ist erschreckend zu lesen, was Worte ausrichten können, wenn sie in einer virtuellen Welt geschrieben werden und das Leben eines jungen Menschen so drastisch verändern können. Das wird sogar Sydney bewusst: “Ich schalte mein Handy aus. […] Ich will nichts mehr von dieser widerlichen, gemeinen, geisteskranken Welt wissen. Und plötzlich verstehe ich, warum Lara es getan hat. Es ist nicht einfach, Laras Schwester zu sein. Wäre sie nur eine Mitschülerin, wäre ich wahrscheinlich nicht mit ihr befreundet. Aber sie ist meine Schwester. Und niemand, niemand, Schwester oder nicht, verdient, was da gerade mit ihr auf Facebook passiert.” (Zitat S.49) Der Roman liest sich durchgehend spannend und lässt kaum einen ruhigen Moment zu. Er fordert seine Leser dazu auf, sich auch mit unbequemen Wahrheiten auseinanderzusetzen und beispielswiese sein eigenes Online-Verhalten unter die Lupe zu nehmen. Das Ende ist realistisch und macht nachdenklich.

Ideal auch als Schullektüre beziehungsweise für eine Buchvorstellung!

Veröffentlicht am 01.02.2018

Perfekte Schullektüre

Unsichtbare Wunden
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Unsichtbare Wunden” von der deutschen Autorin Astrid Frank ist ein Roman über ein hochbrisantes Thema: Mobbing. Vor dem Hintergrund eines tödlichen Unfalls, der vielleicht keiner war, erzählt sie die Geschichte ...

Unsichtbare Wunden” von der deutschen Autorin Astrid Frank ist ein Roman über ein hochbrisantes Thema: Mobbing. Vor dem Hintergrund eines tödlichen Unfalls, der vielleicht keiner war, erzählt sie die Geschichte eines jungen Mädchens, das unverhofft zum Opfer wird. Eine authentische Schilderung, von der Entstehung bis hin zu ihrem dramatischen Ende. Äußerst packend und ergreifend geschrieben. Ein Buch, das man so schnell nicht aus den Händen legen wird! Für Jugendliche ab 12 Jahren und interessierte Erwachsene.

September 2013. Zu ihrem 13. Geburtstag erhält Anna, deren Mutter vor fünf Jahren an einem Tumor gestorben ist, von ihrem Vater ein Tagebuch. “Für deine Geheimnisse”, hat Papa gesagt, als ich dich [das Tagebuch] aus dem Geschenkpapier gewickelt habe. “Ich habe doch gar keine Geheimnisse, habe ich geantwortet. “Noch nicht”, hat Papa gesagt. “Aber mit 13 bekommt man welche.” (Zitat aus “Unsichtbare Wunden” S.7) Und allmählich gibt es dann doch ein paar Dinge, die Anna ihrem Tagebuch anvertraut. Dinge, die sie ihrem Vater nicht erzählt. Wie sich in der Schule einiges verändert hat, seit Nina — eine neue Mitschülerin — zu ihnen gekommen ist. Denn Manu, Annas beste Freundin und Seelenverwandte, ist auf einmal auch mit Nina eng befreundet. Die beiden spielen Karaoke auf der Playstation, lachen über Sachen, Astrid Frank Unsichtbare Wundendie Anna gar nicht lustig findet und Nina wagt es sogar, obwohl sie neu ist, sich den allgemeinen Frozzeleien über Anton anzuschließen. Anton, den Anna schon seit dem Kindergarten kennt, der ihr bester Freund ist. Der zwar den schwarzen Gürtel hat, sich aber nie traut sich zu wehren. Anna verteidigt ihn, auch gegenüber Nina, was dieser gar nicht gefällt. Und plötzlich wird Anna immer öfters von gemeinsamen Unternehmungen ausgeschlossen. Ins Ferienlager fahren Manu und Nina ohne sie. Sogar an Annas 14. Geburtstag gehen die beiden lieber auf ein Konzert, anstatt mit ihr zu feiern. Sie fragen nicht einmal, ob Anna mitkommen möchte. Richtig schlimm wird es, als Manus heimlicher Schwarm Paul eher an Anna als an Manu interessiert zu sein scheint. Ihre ehemals beste Freundin beschimpft sie, wie sie es wagen kann Paul anzubaggern, obwohl das doch eigentlich anders herum war. Bald fangen die ersten Hänseleien an. Alle anderen aus ihrer Clique wenden sich nach und nach von ihr ab. Niemand will mehr etwas mit Anna zu tun haben. Außer Anton, der aber selbst gedisst wird. Dann geht das Mobbing richtig los. “Ich weiß langsam nicht mehr, was mit mir los ist, ich könnte den ganzen Tag nur noch heulen. Meine Finger zittern und mein Herz beginnt zu rasen, sobald ich morgens die Augen aufmache und mir die Schule einfällt.” (Zitat S.201) Haben die anderen Recht? Ist wie vielleicht wirklich so scheiße? Allmählich richtet Anna den Hass der anderen gegen sich selbst…

Astrid Frank Unsichtbare Wunden“Unsichtbare Wunden” ist aus interessanten Erzählperspektiven geschrieben. Es beginnt mit einem Tagebucheintrag im Jahre 2013, als Anna dieses von ihrem Vater zum 13. Geburtstag geschenkt bekommt. Dann wechselt die Geschichte abrupt in das Jahr 2015 und schildert die Perspektive eines Polizisten, der eine Frau beruhigt, die soeben einen Unfall erlebt hat. Sie ist mit dem Auto auf der Bundesstraße entlanggefahren, als plötzlich wie aus dem Nichts ein Pferd samt Reiter dort hinaufgaloppiert ist. “Wenn das Pferd doch nur reden könnte. Vielleicht könnte es ihnen sagen, was genau passiert war. Aber es konnte nicht reden. Es bäumte sich auf, es wieherte, es schlug mit dem Kopf, aber es sprach kein verständliches Wort. Und es würde ihm nicht dabei helfen, den Eltern die schrecklichste Nachricht zu überbringen, die Eltern überhaupt nur erhalten konnten: die Nachricht, dass ihr Kind soeben bei einem grauenvollen Unfall ihr Leben verloren hatte.” (Zitat S.14) Es war Anna, die auf dem Pferd saß. Anna, die nun tot ist. Ihr Vater, dessen Sicht ebenfalls in dem Roman mit einfließt, kann es nicht fassen. Nun hat er nicht nur seine Frau verloren, sondern auch seine einzige Tochter. Doch vor allem die Umstände des Unfalls irritieren ihn: “Bundesstraße? Anna ritt nie über die Bundesstraße, die durch den Wald führte! Das hatte sie ihm fest versprochen! Und Elrond sollte durchgegangen sein? Elrond war noch nie durchgegangen! Nicht einmal, als er von diesem Hund angegriffen und verletzt worden war! Nein, das konnte nicht wahr sein. Er träumte nur irgendeinen blöden Albtraum, aus dem er gleich erwachen würde.” (Zitat S.19) Auch Anton, dessen Perspektive immer wieder eingeblendet wird, macht sich Gedanken darüber. War dieser Unfall vielleicht gar kein Unfall? Während der Leser ebenso ahnungslos ist wie Anton und Simon — Annas Vater — wird das aktuelle Geschehen (und Simons Rachegedanken) immer wieder von Tagebuchausschnitten unterbrochen. Annas komplette Geschichte Astrid Frank Unsichtbare Wundenwird durch diese kursiv abgedruckten Ausschnitte erzählt. Das Datum ihrer Erzählungen nähert sich dem Unfalldatum hierbei unweigerlich. Dies erzeugt unglaublich viel Spannung, zieht den Leser geradezu in einen Sog und liest sich sehr sehr emotional. Denn Annas Vater liest dieses Tagebuch, obwohl er dies nie zuvor getan hat. Obwohl er Annas Sorgen, die sie ihm zwischendurch einmal anvertraut hat, nie so ernst genommen hatte. Durch seine Andeutungen über das Gelesene, zum Beispiel als er einen von Annas Mitschülern bei der Beerdigung wütend anfährt, erhält man immer mehr Informationen, die man sich mit den Tagebuchausschnitten nach und nach zusammenpuzzeln muss: “Jetzt war Paul dran. Ein blasser Junge, der mit den Tränen kämpfte, während er ans Grab trat. […] “Das hättest du dir vielleicht vorher überlegen sollen”, zischte er ihm zu. Paul zuckte zusammen. […] “Wie bitte?” “Scher dich weg”, stieß Simon Martin hervor. “Du hast kein Recht, hier zu stehen und so zu tun, als wärst du traurig! Geh! Geh!” (Zitat S.57) Was hat Paul getan? Wer hat Schuld an dem Mobbing? Gibt es überhaupt einen Schuldigen? Oder sind es mehrere? Ein interessantes Zitat von Albert Einstein taucht zu diesen Fragen bereits zu Beginn des Romans auf: “Die Welt ist viel zu gefährlich, um darin zu leben — nicht wegen der Menschen, die Böses tun, sondern wegen der Menschen, die daneben stehen und sie gewähren lassen.” (Zitat S.11) Es ist jedoch auch die Frage, ob man das Unglück hätte verhindern können, die sowohl Anton als auch Simon beschäftigen: “Wann hätte man das Blatt wenden können? An welcher Stelle hätte er noch die Chance gehabt zu verhindern, was geschehen war? Wo hätte er eingreifen müssen, damit Anna nicht vor dieses Auto gefallen und gestorben wäre?” (S.79) Dramaturgisch ist die Geschichte, Astrid Frank Unsichtbare Wundenvor allem die Entwicklung des Mobbings, sehr gut aufgebaut. Es zeigt dessen Entstehung, die Veränderung einer Freundschaft und die der Hauptfigur durch die bald täglichen Angriffe auf äußerst realistische Weise. Man kann sich unheimlich gut in Anna hineinfühlen. Die Sprache ist einfach, klar und sehr flüssig. Das Cover sowie der Titel des Buches sind absolut passend gewählt. Letzterer wird von Anna selbst in einem Abschnitt erklärt und ist zugleich signifikant für Mobbing: “Manchmal wünschte ich, sie würden mich schlagen. Denn wenn man geschlagen wird, gucken die Leute hin! Nur wegen ein paar gemeiner Worte oder Blicke greift niemand ein. Wenn sie mich schlagen würden, dann hätte ich sichtbare Wunden! […] Meine Wunden sind tiefer. Sie sind unter meiner Haut verborgen und damit unsichtbar. Sie sind in meinem Herzen, in meinem Bauch, meinem Kopf und meiner Seele. Sie zerstören mich von innen heraus. Und niemand bekommt es mit.” (Zitat S.236)
Interessanterweise hat Astrid Frank das Thema Mobbing aufgrund einer eigenen Erfahrung in ihrer Familie (die ihres Sohnes) aufgegriffen, um darüber einen Roman zu schreiben. Auf einer eigenen, sehr gelungenen Internetseite zum Buch erfährst du jede Menge Tipps und Anregungen um mit Mobbing umzugehen.

“Unsichtbare Wunden” eignet sich zudem hervorragend für eine Buchvorstellung oder als Klassenlektüre.

Veröffentlicht am 01.02.2018

Wie ein Song...

This Song Will Save Your Life
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Die amerikanische Autorin Leila Sales hat mit “This song will save your life” einen Roman über die Sehnsucht dazuzugehören und gemocht zu werden geschrieben. Zugleich ist das Buch eine Liebeserklärung ...

Die amerikanische Autorin Leila Sales hat mit “This song will save your life” einen Roman über die Sehnsucht dazuzugehören und gemocht zu werden geschrieben. Zugleich ist das Buch eine Liebeserklärung an die Musik und eine Aufforderung, an sich selbst zu glauben und sich so zu mögen, wie man ist! Einfühlsam und unterhaltsam geschrieben. Ein richtig schöner Schmöker! Für Jugendliche ab 14 Jahren und Erwachsene.

Die 16-jährige Elise wird in der Schule gemobbt und hat keine Freude. “Ich kam auf die Welt, um unbeliebt zu sein. Anders kann es nicht gelaufen sein.” (Zitat aus “This song will save your life”, S.9) Unbeliebt zu sein, das hat bei ihr schon in der 4. Klasse begonnen, als sie mit einen neu zugezogenen Mädchen spielte und ein anderes dieses warnte, doch nicht so viel mit ihr zusammen zu sein, weil Elise sonst auf das neue Mädchen zu sehr “abfärben” würde. Irgendwie war Elise schon immer ein wenig anders als die anderen. Als sie Jahre später ihre gesamten Sommerferien dazu verwendet, alles über Mode, beliebte Promis, Popstars, Fernsehsendungen und Musik wie für eine Klausur zu büffeln und sich komplett neue Outfits zusammenstellt, muss sie jedoch feststellen, das auch das nicht wirklich funktioniert: “Man denk immer, es sei so einfach, sich zu ändern. Denkt man. Ist es aber nicht. […] Sie werden das durchschauen, werden mitten in dich hineinsehen, in das Mädchen, das immer noch zu ängstlich ist, immer noch zu klug, als dass es ihm guttäte, immer noch einen Tick zu spät, immer noch, immer falsch. Ändere, was du auch willst; das wird immer so bleiben.” (Zitat S.9). Daraufhin beschließt sie sich das Leben zu nehmen. Als sie sich probeweise die Pulsadern Laila Sales This song will save your lifeanschneidet, muss sie jedoch feststellen, dass sie eigentlich gar nicht sterben will, sondern eigentlich nur Aufmerksamkeit möchte. Ein Anruf, der ihre Tat offensichtlich macht und sieben Monate später, die sie abwechselnd bei ihren getrennt lebenden, teils sehr übervorsichtigen Eltern verbringt, hat sie es sich längst angewöhnt nachts alleine durch die Stadt zu laufen, frei zu sein. Bis sie eines Nachts zufällig auf zwei 18-jährige, überaus coole Mädchen namens Vicky und Pippa stößt, die sie mit in einen Undergroundclub namens “Start” nehmen. Sie lotsen sie sogar an dem Türsteher vorbei. “Warum seid ihr nett zu mir?, wollte ich sie fragen. Aber ich tat es nicht. Wenn ich fragte, bemerkten sie vielleicht ihren Fehler. Stattdessen drückte ich leicht die Innenseite meines linken Handgelenks, als prüfte ich meinen Puls, und folgte ihnen nach drinnen.” (Zitat S.54). Elise taucht ein in eine völlig andere Welt. Mit cooler Musik, einer bebenden Menge und einem äußerst sympathischen DJ. Und auch, wenn sie das erste Mal noch nicht so begeistert ist und einfach nicht glauben kann, dass Vicky und Pippa an ihrer Freundschaft, an irgendeiner Freundschaft interessiert sein könnten, so taucht sie am nächsten Donnerstag wieder auf. Und wieder und wieder. Sie lernt den sympathischen DJ näher kennen: Char, sie tanzt mit ihm, sie darf ihn sogar einmal an seinen Turntables vertreten, als er mit Pippa kurz rausgeht. Es ist nur ein Regler, den sie hochschiebt, nur einen Übergang von einem Song zu nächsten, den sie wagt. Doch er verändert ihre ganze Welt: “Ich lächelte wie eine Irre, weil ich gerade hundert Leute zum Tanzen gebracht hatte, hundert Leute zum Schreien gebracht hatte, hundert Leute glücklich gemacht hatte. Ich, Elise, hatte aus eigener Kraft Menschen glücklich gemacht.” (Zitat S.84). Elise nimmt ein neues Projekt in Angriff: sie lässt sich von ihrem Vater, der in einem Musikgeschäft arbeitet, ein DJ Equipment besorgen und erprobt ihre Fähigkeiten als DJane. Und sie hat tatsächlich Talent. Das findet nicht nur Char, der sie bald darauf öfters für eine halbe Stunde auftreten lässt. Der bald mehr von ihr will. Doch wie passen Elises neue Nachtwelt mit ihrer alten Tagwelt zusammen? Was, wenn diese beiden Welten aufeinandertreffen? Bald tauchen drei Mächen aus ihrer Schule in “Start” auf…

Laila Sales This song will save your life“This song will save your life” hat vom Kosmos Verlag das Prädikat “Lieblingsbuch” erhalten. Und ja, dieser Roman hat das Zeug zu einem Lieblingsbuch! Elise ist eine authentische Erzählstimme, die mit teils fein gewählter Ironie aus ihrem Alltag berichtet und den Leser in ihre Welt eintauchen lässt. “Plötzlich hatte ich dieses Gefühl. Ich bekomme es oft, aber ich weiß nicht, ob es ein Wort dafür gibt. Es ist nicht nervös oder traurig oder einsam. Es ist all das zusammen, und noch ein bisschen mehr. Das Gefühl sagt: Ich gehöre nicht hierher. Ich weiß nicht, wie ich hierhergekommen bin, und ich weiß nicht, wie lange ich bleiben kann, bevor alle anderen merken, dass ich eine Hochstaplerin bin. Ein Betrug.” (Zitat S.59) Die fremde, glitzernde Welt von “Start” lässt sie herausfinden, dass sie doch jemand sein kann. Dass sie Talent hat, dass es Menschen gibt, die sie mögen, so wie sie ist. Und doch kann so schnell all das zerstört werden, als jemand sich als sie ausgibt und ein gefaktes Online-Tagebuch ins Netz stellt; als Pippa Ansprüche auf Char erhebt; als Elise versucht ihre jüngere Schwester zu beschützen und einen großen Fehler begeht. Es ist ein schmerzvoller Prozess, den die Protagonistin durchlebt. Traurige Töne durchweben die Geschichte. Dramatik und Spannung erhöhen den Lesefluss. Bis Elise letztendlich erkennt, dass die Meinung von außen nicht immer die Wichtigste ist. Sondern das, was man von sich selbst denkt: “Manchmal glauben Menschen dich zu kennen. Sie wissen ein paar Dinge über dich und sie setzen sie so zusammen, dass sie in ihren Augen Sinn ergeben. Wenn man sich selbst nicht besonders gut kennt, kann man vielleicht sogar glauben, sie hätten recht. Doch in Wahrheit bist das nicht du. Ganz und gar nicht.” (Zitat S.275)

Fazit: Lesenswert! Ein Buch wie ein Song, der viel zu schnell zu Ende geht (aber noch nachwirkt).

Veröffentlicht am 01.02.2018

Lesenswert!

Mein Herz und andere schwarze Löcher
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“Mein Herz und andere schwarze Löcher” der amerikanischen Autorin Jasmine Warga setzt sich mit einem ernsten Thema auseinander: Dem Plan zweier Jugendlicher, freiwillig den Tod zu suchen. Überrascht werden ...

“Mein Herz und andere schwarze Löcher” der amerikanischen Autorin Jasmine Warga setzt sich mit einem ernsten Thema auseinander: Dem Plan zweier Jugendlicher, freiwillig den Tod zu suchen. Überrascht werden sie von der Liebe und der Sehnsucht nach dem Leben. Bewegend, romantisch, traurig und hoffnungsvoll zugleich! Nun neu als Taschenbuch erschienen. Für Jugendliche ab 14 Jahren und Erwachsene.

Aysel ist 16 Jahre alt. Sie liebt klassische Musik und begeistert sich für Physik. Sie ist Türkin und lebt in einem kleinen Ort in Kentucky, wobei ihre Mutter im Gegensatz zu ihrem Vater ihre Wurzeln eher verleugnet. Vor einiger Zeit hat sie noch unter der Woche bei ihrem Vater und nur am Wochenende bei ihrer Mutter gelebt. Doch nun muss sie dauerhaft bei der neuen Familie ihrer Mutter und ihren zwei Halbgeschwistern wohnen. Denn ihr Vater sitzt im Gefängnis. Er hat etwas Schreckliches getan und Aysel hat größte Angst, eines Tages so zu werden wie er. Denn in ihr ist so eine große Traurigkeit. Ein schwarze Qualle, die ihr trübsinnige Gedanken schickt und all ihre Tränen schluckt. Geweint, das hat sie das letzte Mal mit 10.

“Manchmal frage ich, ob mein Herz wie ein schwarzes Loch ist — eine Masse, so dicht, dass dort kein Raum für Licht bleibt. Aber das heißt trotzdem nicht, dass das schwarze Loch mich nicht aufsaugen kann.” (Zitat aus “Mein Herz und andere schwarze Löcher”, S.156).

Jasmine Wargas Mein Herz und andere schwarze LöcherIn der Schule wird sie behandelt wie eine Aussätzige. Freunde hat Aysel keine mehr. Die Tat ihres Vaters ist überall präsent. Und deshalb hat Aysel jetzt beschlossen sich das Leben zu nehmen. Nur alleine, das traut sie sich nicht. Im Internet trifft sie auf FrozenRobot, der eigentlich Roman heißt und ganz in ihrer Nähe wohnt. Vorsichtiges Beschnuppern, ein paar erste Treffen folgen, dann wird klar, sie werden es gemeinsam tun. Sie werden von einer Klippe springen am 7.April, dem Todestag von Romans Schwester, für deren Tod er sich verantwortlich fühlt.

“Ich schaukle immer höher. Die Schaukel ächzt. “Sei vorsichtig”, sagt er. “Warum?” Ich denke nicht daran, vorsichtig zu sein. Ich will noch ein letztes Mal ausholen, dann will ich loslassen, fliegen, fallen. “Du darfst nicht ohne mich sterben”, flüstert er.” (Zitat, S.123)

Der Tag rückt näher und näher. Doch auch Aysel und Roman kommen sich näher. Und dann weiß Aysel plötzlich, dass sie nicht ausführen kann, was sie geplant haben. Sie kann nicht sterben. Sie will nicht sterben.

“Für mich ist Roman nicht mehr FrozenRobot, mein Selbstmordpartner aus dem Internet. Er ist Roman, der Junge, der mich auf dem Campingplatz geküsst und mich die ganze Nacht in seinen Armen gehalten hat. Für mich hat sich etwas verändert. Ziemlich grundlegend sogar. Er ist nicht mehr der Mensch, mit dem ich sterben möchte; er ist der Mensch, mit dem ich leben will.”

Doch wie kann sie Roman überzeugen, weiterzuleben? Kann sie ihn überhaupt aufhalten? Der 7.April rückt näher und näher…

Jasmine Wargas Mein Herz und andere schwarze Löcher“Mein Herz und andere schwarze Löcher” wird durchgängig aus Aysels Perspektive erzählt und ist in Kapitel eingeteilt, die mit dem Datum und einem “noch 26 Tage” beginnt. Ein Countdown wird heruntergezählt und steigert sie Spannung gegen Ende zunehmend. Über dem Buch schweben zwei große Fragen: werden sie sich wirklich das Leben nehmen? Und vor allem: was hat Aysels Vater getan? Was sind die Hintergründe seiner Tat? Denn Aysel hat Angst Roman von ihrem Vater zu erzählen und hält sich bedeckt, was den Grund ihres Suizidwunsches betrifft. Was, wenn er sie dann auch so behandelt, wie alle anderen sie behandeln?
Der Beginn des Romans erscheint sehr traurig, während Aysel mit sehr viel Selbstironie ihr grausames Schicksal herbeisehnt und ihr beispielsweise klar ist, dass sie ein geplantes Schulprojekt niemals mehr abgeben wir oder das Auto mit ihrer Schwester glücklicherweise niemals teilen muss, weil sie tot sein wird, ehe diese den Führerschein gemacht hat. Man fühlt ihre Traurigkeit, ihre Verzweiflung, ihre Ängste überaus deutlich.

“Ja, ich bin kaputt. Und er genauso. Aber je mehr wir darüber sprechen, je mehr wir über unsere Traurigkeit reden, desto mehr wage ich zu glauben, dass es eine Möglichkeiten geben könnte, uns zu helfen und uns zu reparieren. Eine Möglichkeit, dass wir einander retten.” (Zitat S.290)

Und gleichzeitig verliert man nicht die Hoffnung, dass alles gut ausgeht. Dass Aysel es zurück ins Leben schafft und Roman mit sich nimmt. Eine interessante Botschaft ist in “Mein Herz und andere schwarze Löcher” enthalten: dass man durch die Liebe eines anderen Menschen lernen kann sich durch die Augen des anderen wahrzunehmen und dass einen andere meist viel positiver sehen, als man selbst sich sieht. Auch der Bezug zur Physik, zur Relativitätstheorie, zu den schwarzen Löchern, den Aysel immer wieder zieht, hat mir sehr gut gefallen.

Fazit: Ein lesenswertes Jugendbuch!