Böse, böse Schwester...
Feuerschwester“Feuerschwester” von der amerikanischen Autorin Emiko Jean ist ein Thriller der besonderen Art. Das Psychogramm zweier Schwestern, auf Ewig miteinander verbunden, von denen eine etwas Schreckliches getan ...
“Feuerschwester” von der amerikanischen Autorin Emiko Jean ist ein Thriller der besonderen Art. Das Psychogramm zweier Schwestern, auf Ewig miteinander verbunden, von denen eine etwas Schreckliches getan hat. Eine Geschichte über Liebe, Hass, Eifersucht und Rache. Eiskalt, erschütternd und absolut bewegend! Für Jugendliche ab 14 Jahren und Erwachsene.
Oregon. Die 17-jährige Alice ist in der psychiatrischen Klinik auf Savage Island gelandet. Sie hat Verbrennungen. Sie hat Erinnerungslücken. Seit jener tragischen Nacht, in der ihr Freund Jason, den sie schon seit Kindertagen kennt, verbrannte. “Womöglich ist sie ein Akt der Gnade — die Lücke in meiner Erinnerung. Womöglich will mein Gehirn nicht, dass ich mich daran erinnere, was passiert ist. Um mich von der Erkenntnis zu verschonen, dass meine Schwester, mein eigen Fleisch und Blut, mir so etwas angetan haben könnte — und Jason. Dumm nur, dass mein Herz es längst weiß.” (Zitat aus “Feuerschwester” S.22ff) Jetzt ist Alice angeklagt. Wegen Brandstiftung und Mord. Dabei weiß sie genau, dass ihre Zwillingsschwester Celia etwas damit zu tun hatte. “Ich blinzele, und kreisend kehrt die Erinnerung zurück. Meine durchgeknallte Zwillingsschwester beugt sich über mich und Jason, in ihrem Blick liegen Mitleid und Abscheu, während das Feuer um uns lodert und kracht. In diesem Moment steigen Millionen Gefühle in mir auf. ScEmiko Jean - Feuerschwesterhlimme Gefühle. Hassgefühle. Für meine eigene Schwester.” (Zitat S.23) Jetzt will Alice nur noch eines: Rache nehmen. Von einem Mitpatienten, einem äußerst gut aussehenden Mitpatienten, namens Chase, hat sie erfahren, dass ihre Schwester auch auf Savage Island sein muss. Allerdings auf einer anderen Station. “Und dann ist er plötzlich da, dieser kalte, kühne Gedanke. […] Ich spreche ihn aus, damit es kein Zurück mehr gibt. “Das wirst du mir büßen, Cellie. Komme, was wolle. Ich werde dich finden. Und wenn ich dich gefunden habe, bringe ich dich um.” (Zitat S.35) Um zu ihrer Schwester zu gelangen ist Alice leider auf Chase Hilfe angewiesen. Unerwartet kommt sie ihm immer näher…
“Feuerschwester” macht durch ein interessant gestaltetes Cover auf sich aufmerksam. Nicht wirklich neu die Idee, aber trotzdem reizvoll und inhaltlich passend. Der Thriller startet mit einem Prolog, der aus der Sicht von Celia erzählt wird und äußerst unheilvoll beginnt: “Wenn sie mich fragen, werde ich sagen: Es war ein Unglück. Ein tragischer Unfall. Aber das war es nicht. Wenn sie mich fragen, was in jener NacEmiko Jean - Feuerschwesterht geschah, werde ich sagen: Es war ein Fehler. Aber das war es nicht. Ich erinnere mich nicht, werde ich sagen. Doch das tue ich. Ich, Celia Monroe, erinnere mich an alles.” (Zitat S.7) Im nachfolgenden Teil ist es Alice, die durchgehend in der Ich-Perspektive berichtet und den Leser sogleich Teil werden lässt, an der düsteren Atmosphäre der Klinik: “Draußen heult der Wind und lässt die Mauern des Gebäudes erzittern. Mich überläuft ein Schauer. Die Klinik befindet sich auf einer schmalen, dicht bewaldeten Insel und wirbt für sich selbst als Oase des Friedens, wo kranke Seelen heilen können. Dabei hat dieser Ort überhaupt nichts Friedliches. […] Ende des neunzehnten Jahrhunderts wurden Hunderte Indianer gewaltsam hierher verschleppt und dann brutal ermordet.” (Zitat S.12ff) Man erfährt recht viel über den Klinikalltag, die Abläufe, die Gespräche mit dem Therapeuten. Das Treffen mit ihrer Sozialarbeiterin. Die Sprache ist angenehm, manchmal einfach und eindringlich, manchmal aber auch sehr bildreich: “Mein Herz flatterte wie das Herz eines Vogels, dem man eine Schnur ums Bein gebunden hat.” (Zitat S.8) “Ich wollte ihre Worte in der Faust zusammenquetschen und sie ihr ins Gesicht zurückschleudern. Sie glaubte tatsächlich, in mir würde noch irgendetwas Gutes schlummern. Etwas, das sie nur herauszerren bräuchte und mit dem sie verhandeln könnte. Aber diesen Teil in mir gab es nicht mehr.” (Zitat S.8) Auf jeden Fall gelingt es Emiko Jean sehr gut die Empfindungen ihrer Protagonistin zu schildern. Man fiebert als Leser mit und will unbedingt wissen, ob Alice ihr Vorhaben wirklich in die Tat umsetzen wird. Aber vor allem, warum es überhaupt zu solch einer Tat wie dem Feuer kommen konnte? Emiko Jean - FeuerschwesterWas ist passiert, dass das Verhältnis der Schwestern sich so derart verändert hat? Diese Frage zieht sich durch weite Teile des Buches, während Alice in Tagebuchträgen von den dramatischen Ereignissen ihres Lebens erzählt. “Dr.Goodman meinte, ich solle aufschreiben, wie alles begann. Ich glaube das ist gar keine so schlechte Idee. Denn zwischen mir und Cellie war es nicht immer so wie jetzt. Es gab eine Zeit, da war sie meine Freundin. Meine beste Freundin.” (Zitat S.36) Man taucht hinein in ihre Kindheit, in das Schreckliche, das einst geschah, als sie beide sechs Jahre alt waren und eigentlich nur mit ihrem Großvater ihren Geburtstag feiern wollten. Später dann das Erwachsenwerden, das Leben in Waisenhäusern und Pflegefamilien, die psychisch angeknackste Schwester, ihr Hang zum Zündeln. Das Ende überrascht — wenn auch nicht neu — aber sorgt dennoch für einen ganz besonderen Ausklang.