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Veröffentlicht am 01.02.2018

So schön und traurig zugleich

Bevor ich falle
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Bekannt wurde die deutsche Autorin Lilly Lindner durch “Splitterfasternackt”, einem autobiographischen Roman. Nun hat sie ein neues, diesmal fiktives Buch geschrieben: “Bevor ich falle” über Suizid, das ...

Bekannt wurde die deutsche Autorin Lilly Lindner durch “Splitterfasternackt”, einem autobiographischen Roman. Nun hat sie ein neues, diesmal fiktives Buch geschrieben: “Bevor ich falle” über Suizid, das Erwachsenwerden, Schuld und Selbstverletzung. Ein heftiger, aber sprachlich herausragender Titel. Für Erwachsene und Jugendliche ab 16.

Cherry war neun Jahre alt, als ihre Mutter sich das Leben nahm. Sie sagte ihr “Gute Nacht”, mehrmals sogar (doch Cherry tat so, als höre sie nicht) und verließ dann das Zimmer und sprang direkt aus dem Fenster. Im elften Stock. Ein Verlust, der unersetzbar ist. Niemand mehr, der sie liebte, der nette Worte zu ihr sagte, der überhaupt viel mit ihr redete. Der Vater schien Cherry zu hassen, er brüllte sie immerzu nur an und überließ sie meist sich selbst. Doch wie sollte sie mit den großen Schuldgefühlen umgehen? Hätte sie den schrecklichen Tod ihrer Mutter verhindern können? Irgendwann beginnt Cherry sich selbst zu verletzen und endet in einem Teufelskreis, aus dem sie sich selbst kaum mehr befreien kann…

Lilly Lindner Bevor ich falleDie Autorin spielt auf brillante Weise mit den Worten, stellt Inhalte und Wahrheiten auf klare Weise zur Schau, sie verschönert nicht, sie lässt nichts aus. Sie lässt die Hauptfigur leiden und kaum mehr Freude am Leben empfinden: Cherry hungert, ritzt sich und wendet sich von den Menschen ab, die ihr helfen möchten, allen voran von ihrem Schwimmlehrer, der sie bei sich aufnimmt, als sie von zu Hause rausgeschmissen wird beziehungsweise abhaut. Teilweise gibt es Rückblenden in Cherrys Kindheit. Als die Mutter noch da war. Als Cherry bereits begann sich in einen lebensverachtenden Menschen zu verwandeln. Als ihr Kreativität und Wörter hassender Vater all ihre Buntstifte entfernte und ihr das Lesen verbot (er selbst arbeitete in einem Verlag und konnte alle Schriftsteller, Agenten und sonstige Mitarbeiter nicht ausstehen!). Themen werden in dem Buch eine Menge verarbeitet (sicherlich auch durch eigene Erfahrungen der Autorin, siehe “Splitterfasernackt”): Todessehnsucht, Suizid, Magersucht, Selbstverletzung, Beziehungsunfähigkeit, Suche nach Geborgenheit, Zerstörungswut. Aber auch die Themen Literatur, Sprache und die herausragende Wortgewandtheit der Hauptfigur (und die der Autorin) spielen eine große Rolle. Der Roman ist ein sprachliches Kunstwerk, das verstört, zum Nachdenken anregt und die Gefühlswelt der Protagonistin perfekt widergibt. Das Cover ist exzellent gewählt und bezieht sich treffsicher auf den Inhalt. Das Ende des Romans versöhnt, macht Hoffnung und lässt die Hauptfigur mit geradezu philosophischen Einsichten begreifen, dass das Leben trotz allem doch lebenswert ist und man die Verantwortung für sein Denken und Handeln immer selbst trägt.

Veröffentlicht am 01.02.2018

Lässt einen nicht mehr los

vergissdeinnicht
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“Vergissdeinnicht” von der afrikanischen Autorin Cat Clarke ist ein bewegender Roman, in dem ein junges, suizidgefährdetes, sich selbstverletzendes Mädchen dazu gezwungen wird, sich mit ihrem eigenen Leben ...

“Vergissdeinnicht” von der afrikanischen Autorin Cat Clarke ist ein bewegender Roman, in dem ein junges, suizidgefährdetes, sich selbstverletzendes Mädchen dazu gezwungen wird, sich mit ihrem eigenen Leben auseinanderzusetzen: eingesperrt in einem weißen Raum. Für Erwachsene und Jugendliche ab 14 Jahren.

Die 17-jährige Grace liebt Farben. Lila oder grün, ihre Lieblingsfarbe. Und jetzt sitzt sie in einem Raum, in dem alles weiß ist: der Tisch, das Bett, die Wand. Sogar die Kleidung, die sie bekommen hat, ist weiß. Grace ist eingesperrt in diesem Raum. Wie sie hineingekommen ist, das weiß sie nicht. Aber sie kennt ihren Entführer. Er heißt Ethan und sie hat ihn an dem Abend kennengelernt, an dem sie sich eigentlich das Leben nehmen wollte. Auf einem Spielplatz hatte sie begonnen sich zu betrinken und wollte sich versteckt in einem kleinen Häuschen schließlich die Pulsadern aufschneiden, bis Grace merkte, dass sich außer ihr noch jemand auf dem Spielplatz befand. Ein gutaussehender, etwa 20 Jahre junger Mann, der auf einer der Schaukeln saß. Sie hat sich mit ihm unterhalten. Sie wollte ihn loswerden, um ihre Tat zu Ende zu bringen, doch irgendwie tat es gut mit ihm zu reden. Sie verschob ihr Vorhaben und wollte sich von ihm nach Hause bringen lassen. Und dann plötzlich alles schwarz. Sie erwachte in dem weißen Raum. Angrenzend sogar ein eigenes Badezimmer. Eine bequeme, weiche Matratze. Ethan bringt ihr jeden Tag etwas zu essen. Meistens Köstlichkeiten. Grace fühlt sich nicht wirklich entführt. Doch was will Ethan von ihr? Cat Clarke VergissdeinnichtWarum hält er sie fest und kümmert sich so um sie? Und woher kennt er sie so gut? Weil es in dem Raum nichts anderes zu tun gibt, fängt Grace schließlich an die weißen Blätter und die Stifte, die Ethan ihr auf den Tisch gelegt hat, zu benutzen. Sie beginnt zu schreiben. Sie beginnt nachzudenken, über sich und ihr Leben. Über Sali, ihre beste Freundin, mit der sie sich so gestritten hat. Über Nat, ihre erste große Liebe, den sie erst vor kurzer Zeit kennengelernt hat. Über das Ritzen, das sie nicht lassen kann. Die Traurigkeit in ihr. Und auch über Ethan. Was hat er nur vor mit ihr? Und warum verdammt noch mal hat sie nicht die Flucht ergriffen, als sich die Gelegenheit dazu bot? Warum ist sie hier geblieben, in diesem weißen Raum?

Das Buch ist flott erzählt, es fällt dem Leser sehr leicht sich in Grace hinein zu fühlen. Ihr Erzählstil ist sehr nah an der Sprache der Jugendlichen und ihre Gedanken, die sie auf Papier niederschreibt, verraten mehr über ihre Vergangenheit und lassen ein umfangreiches Bild ihrer Lebensumstände entstehen. Das Ende ist außergewöhnlich und absolut passend. Es wird den Leser dieses Buch nicht so schnell vergessen lassen!

Veröffentlicht am 01.02.2018

Das Ende war nicht so meins, aber sonst super Buch

Survive - Wenn der Schnee mein Herz berührt
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In dem Buch “Survive: Wenn der Schnee mein Herz berührt” von dem amerikanischen Autor Alex Morel steckt ein sehr spannender Unterhaltungsroman, der seinen Leser in die Wildnis Kanadas entführt und sich ...

In dem Buch “Survive: Wenn der Schnee mein Herz berührt” von dem amerikanischen Autor Alex Morel steckt ein sehr spannender Unterhaltungsroman, der seinen Leser in die Wildnis Kanadas entführt und sich mit den Themen Suizid, Selbstfindung und dem Kampf ums Überleben auseinandersetzt. Eingebunden in eine zarte Liebesgeschichte. Für Jugendliche ab 14 und Erwachsene.

Seit 345 Tagen befindet sich die 16-jährige Jane in Life House, einer psychatrischen Einrichtung für autoaggressive Ritzer und Selbstmörder. Sie stammt aus einer Familie, in der Suizid und Depression keine Seltenheit sind. Zuletzt hat sich ihr Vater das Leben genommen. Seitdem hat Jane bereits zwei Selbstmordversuche hinter sich. Einen vor — und einen in der Klinik. Da sie ihren Therapeuten in den letzten Monaten jedoch Dinge vorgespielt hat, die nicht so sind, darf sie nun für eine Woche nach Hause zu ihrer Mutter fliegen. Jane, eine exakte Planerin, hat aber nicht vor, ihr Zuhause jemals zu erreichen. Denn nun will sie es wirklich tun: sich das Leben nehmen. In der Toilette des Flugzeuges. Sie besorgt sich Tabletten und will gerade zur Tat schreiten, als plötzlich das Flugzeug abstürzt! Sie und der etwa 20-jährige Paul sind die einzigen Überlebenden. Jane kann diesen Obermacho, der schon während des Fluges neben ihr gesessen hat, überhaupt nicht ausstehen. Er macht blöde Witze, ist unhöflich und frech. Doch nun ist sie auf ihn angewiesen, um in der eisigen Schneelandschaft mitten in den Bergen in Kanada, in denen sie gelandet sind, zu überleben. Und mit einem Male merkt Jane: sie will überleben!

Alex Morel Survive: Wenn der Schnee mein Herz berührt“Survive: Wenn der Schnee mein Herz berührt” ist ein berührendes Buch, das seinen Leser bereits von der ersten Seite an mit sich reißt. Voller Emotionalität, ohne seicht zu sein, schildert Alex Morel Janes Empfinden und gewährt nach und nach Einblick in ihre kaputte Welt. Und er gibt ihr die Möglichkeit über sich hinauswachsen und eine Stärke zu entwickeln, von deren Existenz sie nie geahnt hat. Interessant ist es auch die Gegensätze der zwei Hauptfiguren zu beobachten: Paul handelt nach seinem Instinkt und geht eher kopflos durchs Leben. Jane schmiedet für alles Pläne und ist gerade deshalb in ihrem Leben an eine Grenzen gestoßen, weil sich eben nicht alles planen lässt. Ihre Entwicklung zu einem Menschen, der sich selbst mehr Freiheiten gibt, anstatt sich in ein vorgefertigtes “So-muss-es-sein”-Muster zu pressen, liest sich sehr authentisch.
Es geht in “Survive: Wenn der Schnee mein Herz berührt” allerdings auch sehr abenteuerlich zur Sache, da die zwei Jugendlichen versuchen einen ziemlich steilen, schneebehangenen Berg hinaufzuklettern, um von Rettungskräften besser gesehen zu werden. Leser mit einer Affinität zum Klettern werden daher ganz auf ihre Kosten kommen. Wunderschön gestaltet ist das Titelbild des Romans, selbst unter dem Schutzumschlag wird das Motiv fortgesetzt. Da hat der Verlag sich wirklich etwas Besonderes einfallen lassen! (das Ende hat mir leider nicht 100%ig gefallen, ist aber Geschmacksache)

Veröffentlicht am 19.01.2018

Grandiose Spannung

Seefeuer
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“Seefeuer“ ist der dritter Thriller der deutschen Bestsellerautorin Elisabeth Herrmann im Jugendbuch (alle unabhängig voneinander zu lesen) und nun neu als Taschenbuch erschienen. Wieder äußerst gelungen! ...

“Seefeuer“ ist der dritter Thriller der deutschen Bestsellerautorin Elisabeth Herrmann im Jugendbuch (alle unabhängig voneinander zu lesen) und nun neu als Taschenbuch erschienen. Wieder äußerst gelungen! Die ideale Mischung aus Spannung, Familiengeschichte und Romanze. Bestes Lesefutter für Jugendliche ab 14 Jahren und Erwachsene.

Marie möchte unbedingt Meeresbiologin werden. Momentan macht sie ein Praktikum in Friedrichskoog (an der Nordsee) auf einer Seehundestation. Die Arbeit macht ihr Spaß, sie hat in Pia, mit der sie zusammenwohnt, eine gute Freundin gefunden und sie hofft ebenfalls hier den Platz für ein freiwilliges ökologisches Jahr zu ergattern. Doch dann überschlagen sich plötzlich die Ereignisse. Bei einer Fahrt, um zwei junge Seehunde zu retten, läuft das Schiff auf ein seltsames Metallteil auf. Es handelt sich um die vor Jahren gesunkene „Trinity“. Das Wrack ist auf einmal wieder aufgetaucht. Welches Geheimnis rankt sich um das alte Schiff? Merkwürdigerweise scheint Maries geliebte Oma, Schiffswrackdie kurz darauf nach einem Herzinfarkt ins Koma fällt, ausgerechnet auf den Namen dieses Schiffes zu reagieren. Gibt es einen Bezug in Maries Familie zu dem Unglück? Zu Hause bei ihrer Mutter und ihrem undurchsichtigen Stiefvater Magnus wird dann auch noch eingebrochen und ein blutroter Schriftzug auf der Türe hinterlassen. Bei der Suche nach dem Zusammenhängen gerät Marie in tödliche Gefahr…

„Seefeuer“ beginnt mit einem furiosen Prolog, der den Untergang der „Trinity“ schildert. Äußerst eindrucksvoll gelingt es Elisabeth Herrmann die wahnsinnig gewaltige Kraft des Meeres zu beschreiben. Die Geschichte selbst ist weitesgehend aus Maries Sicht erzählt und wird nur durch seltsame Andeutungen einer unbekannte Person unterbrochen, die sie eindeutig im Visier hat und nichts Gutes mit Marie vor hat. Der Text ist sehr sehr flüssig geschrieben und angenehm zu lesen. Die Spannung steigert sich ohne Ende bishin zu einem grandiosen Finale. Besonders das Cover – finde ich – ist überaus treffend und schön gestaltet.

Veröffentlicht am 19.01.2018

Interessant und mitreißend!

Elanus
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Die österreichische Bestsellerautorin Ursula Poznanski hat ein neues Jugendbuch veröffentlicht: “Elanus”. Ein Thriller über einen äußerst intelligenten Jungen, der eine eigene Drohne besitzt, mit der er ...

Die österreichische Bestsellerautorin Ursula Poznanski hat ein neues Jugendbuch veröffentlicht: “Elanus”. Ein Thriller über einen äußerst intelligenten Jungen, der eine eigene Drohne besitzt, mit der er seine Umgebung ausspionieren kann. Doch manche Geheimnisse seiner Mitmenschen sollte man lieber nicht kennen… Hochbrisant, aktuell und spannend geschrieben. Für Jugendliche ab 13 Jahren und Erwachsene.

Der 17-jährige Jona hat ein Vollstipendium für die Elite-Universität in Rothenheim erhalten. Auch wenn er äußerst intelligent für sein Alter ist, hapert es bei ihm manchmal mit den sozialen Fertigkeiten: “Darf ich Sie fragen, wie alt Sie sind?” [Frage eines Dozenten] “Siebzehn und so hochbegabt, dass es kaum noch auszuhalten ist. Vollstipendium, persönliche Einladung des Rektors und des Beirats der Schule, die wahrscheinlich hofft, sich einen künftigen Nobelpreisträger unter die Absolventen zu holen.” Wieder ein Satz, den er sich ebenso hätte verkneifen können. Verdammt, er lernte es einfach nicht.” (Zitat aus “Elanus” S.19) Glücklicherweise lernt Jona ein Mädchen kennen, das ihn auf Anhieb verzaubert: Linda. Mit großer Mühe gelingt es ihm sogar, ihre Handynummer zu erhalten. Denn diese Nummer ist der Schlüssel für “Elanus”, Jonas eigens entwickelte Drohne, dieUrsula Poznanski Elanus nur so groß wie ein Handteller ist und die er heimlich zum Ausspionieren seiner Umwelt verwendet. Denn “Elanus” kann — sobald eine Spyware auf dem Handy des Opfers installiert ist — jenes orten und per Kamera filmen. Sogar Tonaufnahmen sind möglich. Damit hat Jona seine Umgebung fest im Griff. Doch dann erfährt er etwas über Linda, das er besser nicht beobachtet hätte. Denn am nächsten Tag gibt es einen Toten an der Uni und Jonas Welt steht Kopf. Kurz zuvor hat er nämlich Linda — die ihn wegen seines Alters unfreundlich angefahren hat — aber auch ein paar anderen Kommilitonen (wie der netten Marlene zum Beispiel) einen Zettel untergejubelt, dass er ihr dunkelstes Geheimnis kenne. Das hat ungeahnte Auswirkungen und bald kann Jona vor niemandem mehr sicher sein. Er hat das Gefühl selbst beobachtet zu werden, sein Zimmer wird durchsucht und man sperrt ihn in der Schule in einem Raum ein. Hat es jemand auf “Elanus” abgesehen?

Ursula Poznanski Elanus“Elanus” wird durchgehend aus Jonas Sicht in der personalen Perspektive erzählt. Die Sprache ist sehr flüssig und der Text liest sich mühelos. Das Cover ist gut gewählt, erinnert von der Art her ein bisschen an den Erfolgstitel “Erebos” (zahlreiche Preise, u.a. den Deutschen Jugendliteraturpreis), auch der Titel ist ähnlich klingend, was sicherlich kein Zufall ist. Wobei sich Ursula Poznanski bei dem Namen “Erebos” noch der griechischen Mythologie bedient hat (“Erebos” ist der Gott der Finsternis), greift sie bei “Elanus” zur Familie der Greifvögel. Titelgebender ist nämlich eine Habichtart. “Ich fand es passend — Elanus sieht messerscharf, ist schnell und wendig und bleibt an seinem Opfer dran bis zum Schluss.” Er [Jonas] zuckte mit den Schultern. “Oder jedenfalls so lange, bis der Akku am Ende ist.” In Pascals Augen war eine ganz neue Art von Bewunderung getreten. “Und ich dachte, du kannst nur rechnen.” (Zitat S.90) Die Drohne wirkt nicht nur für Jonas Nachbarn Pascal, dem er davon erzählt, sehr faszinierend, sondern auch für den Leser. Was wäre, wenn? Einfach mal seine Mitmenschen heimlich beobachten? Andererseits macht auch die Kehrseite der Medaille nachdenklich: Ständige Überwachung? Nirgendwo mehr sicher sein? Ein erschreckendes Szenario, das auch heute schon möglich ist. “Er rief noch einmal ihre Nummer auf, über seine ganz spezielle Nachrichten-App. […] Kaum zwei Minuten später verkündet sein Smartphone per Glockenton, dass eine SMS eingetroffen war. […] Sie hatte geantwortet. Jona grinste zufrieden in sich hinein. Jetzt gUrsula Poznanski Elanusehörte sie ihm. Ja, sie würde ihn kennenlernen. Und er sie noch viel besser.” (Zitat S.7) Zu Beginn erscheint Jona noch etwas arrogant. Er verliert verbal oft die Beherrschung und demonstriert seine Überlegenheit gegenüber anderen zu sehr. Gefallen hat mir jedoch die interessante Portion von Sarkasmus, die sich zuweilen in seine Beobachtungen einschleicht: “Seufzend marschierte er auf das Bahnhofsgebäude zu und hielt Ausschau nach den beiden Durchschnittsgesichtern, die er auf den Facebookprofilen der Helmreichs betrachtet hatte. Silvia und Martin. Wahrscheinlich hatten sie heute Morgen aus dem Fenster gesehen, daraufhin einen depressiven Schub erlitten und beschlossen, ihrem Leben ein frühes Ende zu setzen.” (Zitat S.5) und “Dreiundzwanzig Uhr. Er hatte allen Ernstes gemeinsam mit diesen Spießbürgern eine Castingshow konsumiert und sich zweieinhalb Stunden lang minderintelligente Menschen beim Nicht-Singen-Können reingezogen.” (Zitat S.77) Erst als Jona Marlene kennenlernt — die Listen erstellt, um aus ihrer “Komfortzone” herauszukommen und beispielsweise jemandem einen Gefallen tut, den dieser nicht zu schätzen weiß oder die Wahrheit sagt, statt zu lügen - lernt er anders mit Menschen umzugehen. Von der Spannung her muss ich sagen, dass diese eher wellenförmig auftritt. Die Geschichte ist durchweg interessant, aber auch nicht sooo mitreißend, dass man das Buch kaum aus den Händen legen kann. Viele ungeklärte Details wirken hierbei zusammen, viele Menschen, die sich komisch verhalten und bei denen man lange miträtseln darf, in welche Richtung das Ganze denn nun geht. Aufgrund des technischen Aspekts der Drohne, mit der man viele Spionageflüge erleben darf, dürfte “Elanus” besonders bei Jungs gut ankommen! Auch solche, die vielleicht nicht so gerne lesen, da man sich rasch in den Thriller einfindet.