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Veröffentlicht am 19.01.2018

Unerwartete Wendung

Blind Walk
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“Blind Walk” von der deutschen Autorin Patricia Schröder ist ein souverän erzählter Thriller über das Überleben einer Gruppe in der wilden Natur, Vertrauen und Misstrauen und einer unheilvollen Gefahr, ...

“Blind Walk” von der deutschen Autorin Patricia Schröder ist ein souverän erzählter Thriller über das Überleben einer Gruppe in der wilden Natur, Vertrauen und Misstrauen und einer unheilvollen Gefahr, die ihnen droht. Unterhaltsam und fesselnd geschrieben. Für Jugendliche ab 14 Jahren und interessierte Erwachsene.

Die 17-jährige Lida und ihr drei Jahre älterer Freund Jesper nehmen an einem sogenannten “Blind Walk” teil. Ausgesetzt mitten in der Natur versuchen sie sich mit nur wenigen Hilfsmitteln und in einer Gruppe von Fremden zurück in die menschliche Zivilisation zu schlagen. Ihre Mutter hat Lida angelogen. Sie würde bei einer Freundin übernachten. Zudem muss Jesper die Verantwortung für sie übernehmen, da sie noch nicht volljährig ist und an dem Event sonst nicht teilnehmen dürfte. Vier Mädchen und drei Jungs umfasst die Gruppe. Vor den anderen behauptet Jesper Lida sei seine Cousine, weil das sonst die Gruppendynamik störe. Und auch sonst verhält er sich irgendwie merkwürdig. Doch dann überschlagen sich plötzlich die Ereignisse. Der Veranstalter, der sie im Wald ausgesetzt hat, taucht auf. Tot. Einer der Jungs verschwindet und ein Mädchen bekommt seltsame epileptische Anfälle und behauptet, dass sie alle sterben würden. Sie alle. Außer Lida…
“Blind Walk” besticht schon gleich durch das auffallende Cover, das perfekt zum Inhalt passt. Die Geschichte wird hauptsächlich aus Lidas Sicht erzählt. Zwischenzeitliche, kurze Passagen berichten von einem Arzt, der mit unlauteren Methoden zu arbeiten scheint und von einem Patienten, der im Koma seinen Körper verlassen hat und dorthin auch nicht mehr zurückkehren will. Diese Zwischenpassagen lassen sich zu Beginn noch nicht so recht in die Geschichte einordnen. Sorgen dann aber für allerlei Vermutungen und führen schließlich zu einer erschreckenden Wahrheit. Auf jeden Fall berichtet Patricia Schröder hiermit über ein recht spektakuläres Thema, das sie geschickt in ihren Thriller einzubauen weiß. Auch das enge Zusammenleben der Gruppe, die verschiedenen Eigenarten der einzelnen Charaktere sind sehr gut umgesetzt. Wem kann Lida trauen? Wer verbirgt etwas vor ihr? Selbst der Leser kann diese Frage so leicht nicht beantworten! Ab der Mitte des Buches nimmt die Geschichte eine höchst unerwartete Wendung und gleitet ein wenig ins Mystische ab. Damit hätte ich persönlich nicht gerechnet. Jedoch tut dies der Spannung keinen Abbruch und zeigt zudem eine äußerst interessante Art das Ganze zu betrachten.

Veröffentlicht am 19.01.2018

Herzerwärmende Geschichte

Wir fliegen, wenn wir fallen
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Mit einem bildschönen Cover wartet der Roman “Wir fliegen, wenn wir fallen” von der deutschen Autorin und Bloggerin Ava Reed auf. Eine Geschichte über ein besonderes Erbe, über Schuld, Verlust und die ...

Mit einem bildschönen Cover wartet der Roman “Wir fliegen, wenn wir fallen” von der deutschen Autorin und Bloggerin Ava Reed auf. Eine Geschichte über ein besonderes Erbe, über Schuld, Verlust und die Kraft der Liebe. Ein Buch, das wirklich alles hat, was einen richtig schönen Schmöker ausmacht: es ist romantisch, mit Klugheit erzählt und in einer sehr unterhaltsamen, berührenden Art geschrieben. Lesetipp! Für Jugendliche ab 12 Jahren und interessierte Erwachsene.

Hamburg. Die 17-jährige Yara lebt seit dem Tod ihrer Eltern bei ihrer Tante Em. “Ich fühle mich wie eine alte Frau, wie jemand, der seines Lebens müde ist, und nicht wie der Teenager, der ich bin. Vielleicht, weil ich nicht mehr die bin, die ich war — und es auch nie mehr sein werde.” (Zitat S.7) Nacht für Nacht hat sie Alpträume, fühlt sich schuldig am Tod ihrer Eltern. Gerne besucht sie deswegen den alten Phil, den sie im Altersheim kennengelernt hat, in dem ihre Tante arbeitet. “Phil versteht mich, ohne dass ich etwas sagen muss. Bei ihm habe ich nicht das Bedürfnis, jemand anderes zu sein.” (Zitat S.18) Weil er blind ist, liest Yara ihm regelmäßig vor. Doch jetzt ist Phil an einem Herzinfarkt gestorben. Und die Einsamkeit droht Yara erneut zu überfallen: “Mit Phil ist mein Anker verschwunden, mein Halt. Er war ein Fremder und doch mein bester Freund.” (Zitat S.33) Auch Noel geht es nicht wirklich gut, seit sein Großvater Phil verstorben ist. Zumal er sich noch kurz vor dessen Tod mit ihm gestritten hat: “Das Letzte, was ich zu ihm gesagt habe, war im Streit gesagt worden. Ich habe ihm Vorwürfe gemacht und ich werde keine Chance bekommen, mich zu entschuldigen und es wiedergutzumachen. Meine Worte hAva Reed Wir fliegen, wenn wir fallenaben Phil verletzt und ich habe sie ausgesprochen, obwohl ich das gewusst habe.” (Zitat S.29) Noel lebt in einer kleinen Wohnung und ist nicht nur verbittert, sondern auch enttäuscht vom Leben, seit seine Mutter ihn hat sitzenlassen. Und das lässt er vor allem seine Umgebung spüren. Er versteht es hervorragend Leute auf Abstand zu halten. Da er nicht teamworkfähig ist, weil er sich auf niemanden mehr verlassen will, hat er auch seine gewünschte Ausbildungsstelle nicht bekommen und muss jetzt bei McDonald’s arbeiten. Yara, die er bei seinem Großvater schon ein paarmal angetroffen hat, nennt Noel nur abfällig “das Lesemädchen” und war auch zu ihr bisher immer sehr schroff und abweisend. Doch jetzt scheint ausgerechnet das Testament von Phil die beiden zusammenzuführen. Denn der alte Mann hat ihnen nicht nur Geld hinterlassen, sondern auch eine Liste mit 10 Punkten, die sie gemeinsam erfüllen sollen. Alles Dinge, die Phil nicht mehr erleben konnte und gerne getan hätte. Wie einen Wolf zu streicheln, durch den Regenwald zu laufen, das Nordlicht zu sehen oder einen Baum in einem fremden Land zu pflanzen. Doch auch Yara kann Noel überhaupt nicht ausstehen…

“Wir fliegen, wenn wir fallen” wird aus Yaras und Noels Sicht in der Ich-Perspektive erzählt. Hier wechseln sich die beiden Protagonisten kapitelweise ab. Die Sprache ist sehr flüssig und total angenehm zu lesen. Manchmal sogar ein wenig poetisch und sehr kraftvoll. Bereits mit dem ersten Satz des Buches stolpert man förmlich in die Geschichte hinein: “Ich möchte meine Erinnerungen verbrennen. Ich möAva Reed Wir fliegen, wenn wir fallenchte sie nehmen, zusammenknüllen oder zerreißen, es ist mir egal, und sie mit allem, was mir geblieben ist, in Asche verwandeln. Mit all dem Schmerz, der Trauer und Wut, der Angst und dem großen Loch in mir drin.” (Zitat S.7) Die Autorin hat zwei besondere Charaktere geschaffen. Sie — verfolgt von Schuldgefühlen und Trauer — und er mit Bindungsängsten. Sie, die ihn ständig irgendwie reizt und er, der ihre schlechtesten Seiten zum Vorschein bringt. Dazwischen immer wieder die richtige Portion an Gefühl: “Hoffentlich wird am Montag alles wieder entspannt. Hoffentlich ist Noel wieder gemein, vorlaut, nervtötend und sarkastisch. Denn dieser Noel macht mir Angst. Er geht mir unter die Haut.” (Zitat S.88ff) Dazu findet man nicht nur in den Kapitelüberschriften manch Lebensweisheit, sondern auch im Fließtext selbst ab und zu mal einen klugen Satz: “Manche Wünsche gehen nicht in Erfüllung, egal, wie sehr wir flehen und betteln, wie sehr unser Herz daran hängt. Aber was wären wir ohne sie?” (Zitat S.9) Auch die Romantik kommt in “Wir fliegen, wenn wir fallen” nicht zu kurz. Eine schöne Liebesgeschichte mit einer nahezu überzeugenden Entwicklung ihrer Protagonisten.

Fazit: Eine herzerwärmende Geschichte — unterhaltsam und emotional!

Veröffentlicht am 19.01.2018

Gute Unterhaltung, absolut fesselnd

Deathline - Ewig dein
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Die Münchenerin Janet Clark zeigt in “Ewig dein: Deathline”, dass sie auch anders kann! Die erfolgreiche Thrillerautorin präsentiert eine ganz neue Facette und hat diesmal KEINEN Thriller geschrieben, ...

Die Münchenerin Janet Clark zeigt in “Ewig dein: Deathline”, dass sie auch anders kann! Die erfolgreiche Thrillerautorin präsentiert eine ganz neue Facette und hat diesmal KEINEN Thriller geschrieben, sondern eine romantische Liebesgeschichte mit einem Touch Mystery, aber auch jeder Menge Spannung. Hierzu entführt sie ihre Leser nach Amerika auf eine Pferderanch mit einem angrenzenden Indianerreservat. Unterhaltsam und extrem fesselnd! Für Jugendliche ab 13 Jahren und interessierte Erwachsene.

Bundesstaat Washington. Die 16-jährige Josie lebt mit ihrem Vater und ihrem älteren Bruder auf einer Pferderanch in dem kleinen Städtchen Angels Keep. Nach dem Unfalltod der Mutter haben die Drei viel zu tun, da sie neben der Zucht und Ausbildung der Pferde auch eine Ferienpension betreiben. Viel Geld bleibt da nicht. Deshalb hat Josie einen bezahlten Ferienjob im Virtual-Reality-Spiele-Laden von den Eltern ihrer besten Freundin Dana angenommen. Diese sind für einige Zeit verreist und Dana darf sie vertreten. Auch Gabriel ist mit von der Partie. Mit dem verdienten Geld wollen die drei Freunde dann für ein paar Tage in den Urlaub fahren. Doch dann spielen die technischen Geräte im Laden auf einmal verrückt und liefern ganz eigene Horrorvisionen für ihre Spieler. Merkwürdige Bilder erscheinen; verzerrte Stimmen; Schatten, die sich weiterbewegen, obwohl das Spiel auf Pause steht. “Etwas stimmte nicht. Und dieses Etwas war so beängstigend, dass ich keinen Ton herausbrachte. Gabriel stricht behutsam über meinen Rücken, und ich bemerkte, dass ich am ganzen Körper zitterte. “W… was war das?”, stammelte ich schließlich. “Keine Ahnung. Aber normal ist das nicht. Und es hat ganz sicher nichts mit den Brillen zu tun.” (Zitat S.48) Selbst der Kundendienst findet die Ursache für das Problem nicht. Dana muss den Laden vorübergehend schließen. Auch auf der Ranch spielen sich seltsame Dinge ab: ein komisches Bild erscheint bei Nacht und bei Gewitter auf Josies Fenster, mit Regentropfen, die auf einmal waagerecht fließen. Und irgendjemand hat versucht ihr Pferd zu vergiften. Was ist da nur los? Noch mehr durcheinander bringt sie allerdings Ray, den sie auf einem Stadtfest kennengelernt hat und der sie nur “Rodeo-Girl” nennt, weil sie dort beim Bullriding eine Spitzenzeit erreicht hat. “Bis eben war Ray nicht mehr als ein verrückter Spleen gewesen, ein grünäugiger Janet Clark Ewig dein DeathlineBlitzeinschlag, der aus heiterem Himmel gekommen war und mich von meinen so realitätsgeprüften Füßen gerissen hatte. Doch nun war er mehr. Mehr als grün-grüne Augen und ein markantes Gesicht. Er war geheimnisvoll und rätselhaft und zog mich in seinen Bann, wie ich mir es niemals hätte vorstellen können.” (Zitat S.97) Ray stammt aus dem Yowama-Reservat und wird so wie die anderen aus seinem Stamm “Greeny” genannt. Normalerweise bleiben diese lieber unter sich. Kommen nur von Zeit zu Zeit in das Städtchen. Aber Ray wurde von Josies Bruder auf der Ranch als Hilfskraft eingestellt. Er kann äußerst gut mit Pferden umgehen, so wie alle Greenies. Aber Ray verbirgt ein unglaubliches Geheimnis…

“Ewig dein: Deathline” wartet mit einem besonders schönen Cover auf, das verspielt, romantisch, aber auch sehr geheimnisvoll wirkt. Vor allem die schmucke Reliefprägung des Titels macht etwas her. Im Innenteil setzt sich die Verspieltheit ein wenig fort, so sind um jeden Kapitelanfang kreisartig mehrere Diamanten angeordnet, die explosionsartig nach außen streben. Der Roman selbst, der durchgehend aus Josies Sicht in der Ich-Perspektive erzählt wird, beginnt mit einem Prolog, in dem die Protagonistin ihre Leser (wie auch während des Hauptteils vereinzelt) direkt anspricht: “Habt ihr auch schon mal von einer besonderen Bestimmung geträumt? Von einer Bestimmung, so gefährlich und aufregend wie die Eurer liebsten Romanheldinnen, die, beflügelt von ihrer großen Liebe, eine zum Untergang verdammte Welt retten müssen? Ja? Ich auch.” (Zitat S.7) Josie hat sich selbst als graue Maus gesehen, und um dies zu ändern, hat sie ihren Taufanhänger mit Blut beschmiert und nach einer alten Yowama-Legende in einem Kwaohibaum versteckt. In der Hoffnung, dass ihr Wunsch sich erfüllen würde. Jedoch warnt sie am Ende des Prologs davor, dies ihr nachzumachen: “Aber ich gebe Euch einen Rat: Finger weg von Euren Taufanhängern. Ein Leben als graue Maus ist eine verdammt gute Bestimmung!” (Zitat S.8) Der Hauptteil ist im Grunde eine Nacherzählung der Geschehnisse und startet sogleich mit einem spannungserzeugenden Satz: “Als Dana mich bat, die Geschichte für Euch aufzuschreiben, musste ich nicht lange überlegen, wo ich beginnen sollte. Genau genommen musste ich gar nicht überlegen, denn es ist völlig klar, wann mein Leben endgültig aus den Fugen geriet.” (Zitat S.9) Und Spannung zu erzeugen, das versteht Janet Clark definitiv! Auch wenn es zu Beginn noch etwas ruhig ist, wird es dann zunehmend immer nervenaufreibender und fesselnder. Man möchte die Geschichte eigentlich kaum aus der Hand legen, weil IMMER irgendetwas passiert. Sehr gelungen sind hierbei die vereinzelten Andeutungen, die Josie in ihre Erzählung mit einbringt: “..wenn ich mich ganz genau zurückerinnere…” (Zitat S.104) “…ich ahnte damals vor allem nicht…” (Zitat S.105) “Heute frage ich mich, ob die Dinge anders verlaufen wären, wenn ich…” (Zitat S.209) Und die Romantik kommt selbstverständlich auch nicht zu kurz! Das Ende lässt noch einige Fragen offen und lässt vermuten, dass es noch (mindestens) eine Fortsetzung geben wird. Daher auch der Untertitel “Deathline”, der im Folgeband sicherlich ausgetauscht werden wird.

Fazit: Gute Unterhaltung, absolut fesselnd!!!

Veröffentlicht am 19.01.2018

Romantisch, witzig und authentisch

Die Bucht
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Endlich etwas Neues von der englischen Autorin Sarah Alderson! “Die Bucht” ist ihr neustes Werk. Ein in sich abgeschlossener Roman über einen Sommer in der High Society, dunklen Geheimnissen, einen Serienmörder ...

Endlich etwas Neues von der englischen Autorin Sarah Alderson! “Die Bucht” ist ihr neustes Werk. Ein in sich abgeschlossener Roman über einen Sommer in der High Society, dunklen Geheimnissen, einen Serienmörder und die Liebe. Sehr unterhaltsam und romantisch! Ein richtig schöner Schmöker für Jugendliche ab 14 Jahren.

Ren ist 17 und wurde gerade erst von ihrem Freund verlassen. Er hat sich in eine andere verliebt und per Facebook mit ihr Schluss gemacht. Das junge Mädchen hat die Nase gestrichen voll von der Männerwelt. Für die nächsten sechs Wochen verlässt Ren ihr Londoner Vorortleben um auf Nantucket Island — der Insel der Reichen und Schönen — einen Babysitterjob in einer Familie anzunehmen. Sie passt auf das vorlaute, vierjährige Mädchen Brodie auf und ihren noch jüngeren Bruder Braiden (ein Baby), mit dessen sich spontan entleerendem Mageninhalt sie zu Beginn unfreiwillig Bekanntschaft macht. Eine andere Bekanntschaft sind auch der charmante Jeremy und seine Zwillingsgeschwister Matt und Eliza. Wobei sich Letztere äußerst zickig gegenüber Ren verhält. Sie wird zu Partys eingeladen, trifft sich mit ihnen und ihrer Clique am Strand und kommt Jeremy allmählich näher. Bis sie den unnahbaren, aber äußerst attraktiven Jesse kennenlernt. Er leiht ihr in dem Geschäft seines Vaters ein Fahrrad aus. Das gefällt der Clique überhaupt nicht und Ren erfährt, dass Tyler, ein Freund von Jeremy einige Zeit im Krankenhaus verbringen musste, weil er scheinbar grundlos von Jesse angegriffen wurde. Was ist damals wirklich geschehen? Je näher Ren Jesse kommt, desto mehr fühlt sie sich von ihm angezogen. Doch von mehreren Seiten wird sie vor ihm gewarnt. Dann wird auch noch ein bewusstloses Mädchen am Strand gefunden. Ein Kindermädchen, so wie Ren. Und sie erfährt, dass vor einem Jahr sogar eines ermordet wurde, am selben Strand…
Der Prolog beginnt furios: Ren wird von einem Unbekannten verfolgt: “Ich werfe mich auf den Boden, kauere mich zusammen und lausche. Verfolgt er mich? Aber das Einzige, was ich höre, ist mein Atem. Mein Pulsschlag. Mein flatterndes Herz. Ein Schwarm Fledermäuse, gefangen in meiner Brust.” (Zitat aus “Die Bucht”, Seite 7). Sarah Alderson schreibt äußerst atmosphärisch und es gelingt einem als Leser sich sofort in die Geschichte einzufinden. Man hat das Gefühl hier ist jedes Wort am richtigen Platz. Im Hauptteil, der durchgehend aus Rens Sicht in der Ich-Perspektive geschildert wird, beginnt ihre Zeit auf Nantucket Island. Sie taucht ein in die Welt der Reichen und Schönen, welche zunächst ein wenig klischeebehaftet zu sein scheint. Was mir jedoch sehr gut gefallen hat, ist der teils sarkastische Unterton der Protagonistin, ihre Betrachtungsweise und Selbstironie. Allerdings fand ich “Ein Herzschlag danach” noch einen Tick spannender als “Die Bucht”, welches sich zunächst noch sehr auf das gesellschaftliche Inselleben und die entstehenden Beziehungen konzentriert.
Trotz allem gute Unterhaltung: romantisch & witzig, mit einer Hauptfigur, deren Gefühlsleben sehr authentisch geschildert wird, ihre widersprüchlichen Gefühle für Jesse und Jeremy. Das Ende wird sehr dramatisch und lässt einen das Buch kaum aus den Händen legen!

Veröffentlicht am 19.01.2018

Gesamtpaket überzeugt!

Schlaft gut, ihr fiesen Gedanken
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“Schlaft gut, ihr fiesen Gedanken” ist das neueste Werk des amerikanischen Bestsellerautoren John Green, der nun fünf Jahre nach dem Welterfolg “Das Schicksal ist ein mieser Verräter” endlich wieder etwas ...

“Schlaft gut, ihr fiesen Gedanken” ist das neueste Werk des amerikanischen Bestsellerautoren John Green, der nun fünf Jahre nach dem Welterfolg “Das Schicksal ist ein mieser Verräter” endlich wieder etwas von sich hören lässt. In den Mittelpunkt stellt er ein psychisch krankes Mädchen und ihren turbulenten Alltag. Eine Geschichte über Gedankenspiralen, der Suche nach dem eigenen Selbst und dem unerwarteten Finden der Liebe. Ein tiefsinniges, charakterstarkes Buch, das durch Authentizität und literarischer Qualität zu überzeugen weiß. Für Jugendliche ab 14 Jahren und Erwachsene.

Indianapolis. Die 16-jährige Aza leidet unter starken Ängsten und Zwängen. Wenn sie nur an ihren Mageninhalt denkt, wird ihr ganz anders. Sie ekelt sich vor ihren eigenen Verdauungsvorgängen und versucht sich beim Essen lieber keine Gedanken über die Prozesse zu machen, die in ihrem Körper ablaufen. “An der Anzahl der Zellen gemessen besteht der Mensch zu über 50 Prozent aus Bakterien, was bedeutet, dass die Hälfte der Zellen, die zu uns gehören, gar nicht unsere sind. […] ich bilde mir häufig ein, ich kann spüren, wie sie in und auf mir leben, sich fortpflanzen und sterben.” (Zitat S.9 aus “Schlaft gut, ihr fiesen Gedanken”) Immer wieder liest Aza fachspezifische Wikipedia-Einträge und hat panische Angst davor eineInfektion mit dem Bakterium Clostridium difficile zu bekommen, die meist tödlich verläuft. Ein seltsames Magengrummeln könnte da schon den baldigen Niedergang bedeuten. Daher kann es auch mal vorkommen, dass sie inmitten einem Pausentreffen (unter anderem mit ihrer besten Freundin Daisy) den Gesprächen am Tisch nicht mehr ganz folgen kann und sich im Netz vergewissern muss, ob sie Anzeichen dieser schlimmen Infektion aufweist. Außerdem hat sie noch einen ganz anderen außergewöhnlichen Tick: “Seit ich klein bin, habe ich die Angewohnheit, mir den rechten Daumennagel in die Kuppe des rechten Mittelfingers zu bohren, sodass mein Fingerabdruck inzwischen eine Schwiele hat. Nach all den Jahren lässt sich die Hautstelle mühelos aufkratzen, weswegen ich immer ein Pflaster darüber klebe, damit sich die Wunde nicht entzündet. Aber manchmal fange ich an, mir einzubilden, dass die Wunde vielleicht schon entzündet ist und dass ich sie unbedingt reinigen muss, und der einzige Weg, die Wunde zu reinigen, ist sie wieder zu öffnen, und das Blut herauszudrücken, falls welches kommt.” (Zitat S.11) Aza ist in therapeutischer Behandlung und muss regelmäßig Medikamente nehmen. Doch irgendwie verbessert sich ihr Zustand nicht. Dann verschwindet auf einmal ein vermögender Vorstandsvorsitzender, der wegen Korruption verhaftet werden soll und Davis, der Sohn dieses Mannes, taucht wieder in Azas Leben auf. Denn Daisy will den zur Fahndung Ausgeschriebenen unbedingt finden und die Belohnung von 100.000 Dollar kassieren und da Aza Davis früher einmal sehr gut kannte, will ihre beste Freundin, dass sie wieder Kontakt miteinander aufnehmen. Unerwartet kommt Aza Davis näher. Aber wenn man unter Zwängen und Ängsten leidet, ist Verlieben nicht gerade die einfachste Sache der Welt…

“Schlaft gut, ihr fiesen Gedanken” wartet mit einem diesmal nicht dunkelblau gestalteten Cover auf — so wie die Vorgängertitel, die seit dem Erfolg von “Das Schicksal ist ein mieser Verräter” neu und einheitlich dunkelblau aufgelegt wurden — sondern mit einem hellblauen. Doch: für alle, die es farblich etwas kräftiger mögen, es gibt auf der Rückseite des Schutzumschlags ein Wendecover mit einem leicht lila-bläulichen Hintergrund (der mir persönlich etwas besser gefällt). Der orangefarbene Schnitt dazu — sehr schön gemacht. Der Roman wird durchgehend aus Azas Sicht in der Ich-Perspektive erzählt und macht bereits zu Beginn klar, dass John Green eine ganz außergewöhnliche Figur erschaffen hat. Eine Protagonistin, die glaubt nicht “echt” zu sein und nur das Opfer ihrer Umstände und Gedanken: “Ich beschließe in diesem Moment, zum Mittagessen zu gehen, denkst du, wenn um 12 Uhr 37 das monotone Schrillen von oben klingt. Dabei entscheidet eigentlich die Glocke. Du hältst dich für den Künstler, aber du bist die Leinwand.” (Zitat S.7) Azas Art, sich über diese Abhängigkeit von der Außenwelt, aber vor allem über ihre Zwangsneurosen, Gedanken zu machen, verleihen dem Roman eine überraschend philosophische und tiefgründige Note, denn in nur sehr wenigen Jugendbüchern werden solch grundlegende, existentielle Fragen gestellt: “…gibt es überhaupt ein Selbst, unabhängig von den Umständen? Ist da ein tieferes Ich, das die echte wahre Person ist […]?” Denn wenn Aza plötzlich anfängt zu schwitzen, und dann an gar nichts anderes mehr denken kann, als an das (ihr unangenehme) Schwitzen, und dadurch nur noch mehr schwitzt, dann ist sie nicht mehr Herr über sich selbst. “Und wenn du nicht steuern kannst, was du denkst oder tust, vielleicht gibt es dich dann gar nicht wirklich […]? Vielleicht bin ich bloß eine Lüge, die ich mir selbst einflüstere.” (Zitat S.107) Darum kneift sie sich auch immer wieder in ihre Fingerkuppe, um sich davon zu überzeugen, dass es sie wirklich gibt. Denn als Kind hat ihre Mutter ihr einmal erklärt, dass sie sich einfach zwicken könne, um festzustellen, ob sie wach sei oder ob sie träume. Wenn sie den Schmerz spürt, dann muss es “echt” sein. Besonders ihre Gedankengänge, die sich kreisen und wie eine Spirale immer wieder verengen, hat John Green meisterhaft getroffen: “Ich glaube nicht, dass du es gewechselt hast. Ich glaube, das ist noch das Pflaster von gestern Abend. Nein, von gestern Abend kann es nicht sein, weil ich es auf jeden Fall nach dem Mittagessen gewechselt habe. Wirklich? Ich glaube schon. Du GLAUBST? Ich bin mir sicher. Aber die Wunde nässt. Was stimmte. Sie war noch nicht verheilt. Und du trägst dasselbe Pflaster seit — o Gott — wahrscheinlich über 37 Stunden und lässt die Wunde in diesem warmen, feuchten Pflaster vor sich hin eitern. Ich warf einen Blick auf das Pflaster. Es sah neu aus. Du hast es nicht gewechselt. Doch, ich glaube schon. Bist du dir sicher?” (Zitat S.129) Während die Protagonistin zu Beginn aufgrund ihrer Ticks und Rituale fast ein wenig abstoßend wirkt, wächst einem das Mädchen nach und nach beim Lesen wirklich ans Herz. Man spürt ihre Verzweiflung und ihre Ablehnung sich selbst gegenüber so deutlich und intensiv, dass ihr Leid wirklich greifbar scheint. Den Charakter einer Außenseiterin so glaubwürdig, so komplex und ihre Hilflosigkeit so überdeutlich zu skizzieren, darin hat der Autor sich wirklich selbst übertroffen: “Ich spürte, wie ich den Halt verlor, aber selbst das ist eine Metapher. Spürte, wie ich fiel, auch das ist eine. Kann das Gefühl nicht beschreiben, kann nur sagen, ich bin nicht ich. Geschmiedet auf dem Amboss einer anderen Seele. Bitte lass mich hier raus. Wer immer mich erfunden hat, lass mich hier raus. Alles, um hier rauszukommen.” (Zitat S.209) Der Roman ist ergreifend, mitreißend, schmerzvoll und zugleich voller Hoffnung. Mit tollen Nebencharakteren, einer teils anspruchsvolleren Sprache (lange, verschachtelte Sätze) und manch klugen Worten, die man sich am liebsten unterstreichen möchte: “In die Augen kann man jedem sehen. Aber jemand zu finden, der dieselbe Welt sieht, ist ziemlich selten.” (Zitat S.14) und “Das wahre Grauen ist nicht Angst zu haben; es ist keine andere Wahl zu haben.” (Zitat S.27) Und auch, wenn ich zu Beginn einzelne Stellen manchmal etwas zu ausgeschmückt fand (Gespräche über Fanfiction & Star Wars), gebe ich dem Buch dennoch die volle Punktzahl, da es in seinem Gesamtpaket einfach überzeugt und definitiv gelesen werden sollte!