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Veröffentlicht am 25.09.2022

Beutekunst

Das neunte Gemälde
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Lennart Lomberg ist ein anerkannte Kunstexperte, speziell auf dem Gebiet der NS-Beutekunst. Er erhält den Auftrag, ein seit 1943 verschollenes Gemälde an den rechtmäßigen Besitzer zurück zu geben. Doch ...

Lennart Lomberg ist ein anerkannte Kunstexperte, speziell auf dem Gebiet der NS-Beutekunst. Er erhält den Auftrag, ein seit 1943 verschollenes Gemälde an den rechtmäßigen Besitzer zurück zu geben. Doch bevor er sich damit beschäftigen kann ist der Auftraggeber tot und Lenn gerät in die Ermittlungen der Polizei. Auch aus persönlichen Interessen ermittelt er selbst in dem undurchsichtigen Fall, der zurück geht auf das Jahr 1943 in dem sein eigener Vater im Jeu de Paume in Paris bei der Registrierung von Beutekunst, Besitz deportierten Juden, involviert war. Nach Kriegsende, besonders ab dem Jahr 1966 machte sein, längst verstorbener, Vater Karriere beim BKA, obwohl er nicht die entsprechenden Qualifikationen hatte. In dieser Zeit waren in allen Bereiche ehemalige Nazis an der Macht, erst später sollte es sich ändern.
Andreas Storm springt in diesem fiktiven Werk mit wirklich statt gefundenen Ereignissen in den Jahren 1943, als mehrere Gemälde verschwanden, dem Jahr 1966, als es zum Karrieresprung von Lenns Vater kam und dem Jahr 2016, der Jetztzeit hin und her. Der Roman gibt viele Einblicke in die Welt des Kunsthandels und dem Umgang mit Beutekunst, die Spannung lässt jedoch durch die sehr detaillierten Beschreibungen ein wenig nach. Um selbst den Anschluss nicht zu verpassen ist ein genaues Lesen erforderlich.

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Veröffentlicht am 25.09.2022

handwerkliche Fehler

Die Filiale
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Für die Wertpapierberaterin Laura Jacobs kommt es knüppeldicke. Sie erhält die Kündigung für ihr von der Bank vermietetes Haus und dann steht auch noch ein Bankräuber vor ihr, da sie gerade an der Kasse ...

Für die Wertpapierberaterin Laura Jacobs kommt es knüppeldicke. Sie erhält die Kündigung für ihr von der Bank vermietetes Haus und dann steht auch noch ein Bankräuber vor ihr, da sie gerade an der Kasse aushelfen muss.
Durch ihre souveräne Art erhält sie die Aufmerksamkeit des neuen Vorgesetzten, der sie erst zur stellvertretenden und danach zur Filialleiterin befördern möchte. Doch wie passt das mit der Hauskündigung und dem von der Bank initiierten Verkauf der Häuser zusammen. Seltsame Aktienbewegungen und Abbuchungen von toten Konten fallen ihr auf, bis sie selbst ins Schussfeld gerät.
Viele handwerkliche Fehler, angefangen mit dem Banküberfall, die Polizei kommt nie mit Martinshorn, Zeugen werden sofort vernommen, die Filiale geschlossen, weiterhin können hohe Beträge nicht einfach ohne Kontrolle überwiesen werden, Mitarbeiterkonten nicht für jeden einsehbar, bestimmen den Bankenthriller. Um den Leser Investmentbanking zu erklären wird eine Anlagenberaterin für dumm verkauft. Das hätte man auch anders lösen können. Einerseits wird Laura als taff und clever beschrieben, andererseits tappt sie ganz naiv in Fallen hinein. Viele Abläufe wirken an den Haaren herbei gezogen und auch auf der Seite der Guten werden Lösungen nur mit strafbaren Handlungen erreicht. Ganz im Gegensatz zu den vorherigen Thrillern von Veit Etzold ist dieser erschreckend schwach.

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Veröffentlicht am 25.09.2022

Poetin und Romancier

Ingeborg Bachmann und Max Frisch – Die Poesie der Liebe
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Der berühmte Schriftsteller Max Frisch ist von den Werken der Lyrikerin Ingeborg Bachmann sehr angetan. Er lädt sie zur Aufführung seines Bühnenstücks „Biedermann und die Brandstifter“ nach Paris ein. ...

Der berühmte Schriftsteller Max Frisch ist von den Werken der Lyrikerin Ingeborg Bachmann sehr angetan. Er lädt sie zur Aufführung seines Bühnenstücks „Biedermann und die Brandstifter“ nach Paris ein. Die Vorstellung verpassen sie, Max ist sofort in Ingeborg verliebt, sie muss erst noch die gerade erst vollzogene Trennung von Paul Celan verarbeiten.
In dem Roman von Bettina Storks wird die fünfjährige Liebesbeziehung der Beiden beschrieben. Eine extrem schwierige, mit mehr Tiefen als Höhen. Viele Umzüge, immer wieder neue Wohnungen sollen von den Problemen ihres Zusammenlebens ablenken. In der von Ingeborg angemieteten Wohnung in Zürich wird der unzüchtige Herrenbesuch nicht geduldet, die große gemeinsame Wohnung bringt die Unterschiede im Alltag ans Licht. Max ist ein Frühaufsteher, hat einen Arbeitsplan, eine Tagesstruktur und liebt ein aufgeräumtes Zuhause, Ingeborg ist ein Nachtmensch und chaotisch. Immer wieder flüchtet Ingeborg und der massive Schriftverkehr mit ihr nahestehenden Männer schürt zusätzlich die schon bestehende Eifersucht Max Frischs, der selbst nicht viel von Treue hält.
Sie können nicht ohne einander, jedoch auch nicht miteinander. Alkohol und Tabletten sorgen für weitere Probleme und auch der erneute Umzug nach Rom, Ingeborgs Sehnsuchtsort, helfen nicht über ihre Schreibblockade hinweg.
Beide sind sehr starke Persönlichkeiten, sind egoistisch veranlagt und können mit Worten verletzen. Wir erleben diese Intensität in der Beziehung mit, bei dem man mal mit dem einen, mal mit der anderen mitleidet.
Auch wenn beide Autoren bekannt sind, hätte ich mir zur Abrundung des Romans ein wenig mehr an Hintergrundinformationen, wie Lebenslauf und Werksverzeichnis gewünscht. An einigen, wenigen Stellen ist die Handlung zu schwülstig, meistens jedoch sehr gut geschrieben.

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Veröffentlicht am 31.08.2022

Ein kleines hellblaues Fläschchen

Die versteckte Apotheke
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Caroline Parcewell verbringt ihren 10. Hochzeitstag alleine in London. Kurz vor ihrer Abreise hat sie von der Untreue ihres Mannes erfahren und beschlossen, die lange geplante Reise alleine anzutreten. ...

Caroline Parcewell verbringt ihren 10. Hochzeitstag alleine in London. Kurz vor ihrer Abreise hat sie von der Untreue ihres Mannes erfahren und beschlossen, die lange geplante Reise alleine anzutreten. Um sich abzulenken nimmt sie an einer Mudlarkingtour teil, sie sucht mit anderen Teilnehmern im Matsch der Themse nach Gegenständen. Tatsächlich findet sie etwas Seltsames, ein kleines hellblaues Fläschchen, das sich als ein Arzneifläschchen aus längst vergangener Zeit entpuppt.
Im Jahr 1791 betreibt Nella Clavinger eine ganz besondere Apotheke in der versteckten Backalley. Einstmals war es die Apotheke ihrer Mutter, die heilende Mittel für ihre Kunden herstellte, inzwischen rührt Nella dort Gifte zusammen. Durch einen Verrat eines Mannes an ihr selbst will sie allen hintergangenen Frauen helfen, die sich gegen ihre Männer wehren müssen. Ihr Grundsatz ist, es darf niemals eine Frau zu schaden kommen. Als das junge Dienstmädchen Eliza um ein Mittel für ihre Herrin bittet, schließt Nella das Kind in ihr Herz, so aufgeweckt und wissbegierig währe jetzt ihre Tochter, wenn sie eine bekommen hätte. Und Hilfe kann sie gut gebrauchen.
Abwechselnd werden die Schicksale der Frauen aus zwei verschiedenen Zeitebenen beschrieben, die Sorgen und Probleme, die diese Frauen plagen. Die Recherchearbeit von Caroline über diese längst vergangene Zeit der versteckten Apotheke ist spannend erzählt.

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Veröffentlicht am 31.08.2022

von der Schweiz in den wilden Westen

Susanna
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Susanna ist erst fünf Jahre alt als ihre Mutter ihren Vater verlässt um in der neuen Welt mit dem Freund ihres Vaters aus der Fremdenlegion, Karl Valentiny, ein neues Leben zu starten. Es erwartet sie ...

Susanna ist erst fünf Jahre alt als ihre Mutter ihren Vater verlässt um in der neuen Welt mit dem Freund ihres Vaters aus der Fremdenlegion, Karl Valentiny, ein neues Leben zu starten. Es erwartet sie ein New York zur Zeit der ersten Glühbirnen, die Brooklyn Bridge ist noch im Bau. Die Familie ist wohlhabend, durch eigenes Vermögen seitens Maria und der gut gehenden Arztpraxis ihres Stiefvaters. So kann sich Susanna nach ihrer Schulzeit ganz ihren Porträts in Öl widmen. Sie malt nur nach Fotografien, Fotostudios sind gerade erst aufgekommen, doch diese Fotos sind nicht nur schwarzweiß, durch die starre Haltung fehlt ihnen Leben. Susanna kann in diese Bilder mit Lebendigkeit versehen und hat mit ihrer Arbeit auch finanziell ausgesorgt.
Die Lebensgeschichte der real existierenden Susanna Faesch wird bis zur Begegnung mit dem Indianerhäuptling Sitting Bull erzählt.
Es ist ein Roman, auch mit nicht belegten Passagen, jedoch auch mit wirklich passiertem Geschehen. Dieses ist ganz hervorragend miteinander kombiniert, die sonst üblichen Fußnoten wurden sehr geschickt im Text verwoben. Es ist einerseits ein geschichtlicher Abriss des aufstrebenden Amerikas, andererseits fühlt man mit den Menschen mit. Der Schreibstil von Alex Camus ist außergewöhnlich gut, er ist anspruchsvoll und doch leicht lesbar.

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