Was geschah mit Beutekunst der Nazis
Leonard Lomberg ist Kunstexperte, Wertgutachter und Experte in Sachen Beutekunst der Nazis in besetzten Ländern. Er erhält eines Tages im April 2016 einen Anruf eines Herrn namens Dupret, der ihn drängt, ...
Leonard Lomberg ist Kunstexperte, Wertgutachter und Experte in Sachen Beutekunst der Nazis in besetzten Ländern. Er erhält eines Tages im April 2016 einen Anruf eines Herrn namens Dupret, der ihn drängt, die Rückgabe eines verschollenen Gemäldes zu organisieren. Kurz darauf wird Dupret tot aufgefunden und von dem Gemälde fehlt jede Spur.
Lomberg nimmt sich dieses Auftrags nur an, weil der mysteriöse Anrufer ihm die Verquickung des eigenen Vaters in die Geschichte des mutmaßlichen Picassos suggeriert hat. Er macht sich auf die Suche nach dem neunten Gemälde und taucht damit tief ein in die Geschichte, die im ersten Weltkrieg ihren Anfang nahm.
Picasso, Derain und Braque malten ab 1913 einen Sommer lang zusammen in einem kleinen Dorf im Süden Frankreichs. Der erste Weltkrieg riss sie aus ihrer Kooperation, die beiden Franzosen wurden eingezogen, Picasso als Spanier blieb in Südfrankreich. Dort entstanden Bilder, die später in Kunstsammlungen eingingen, entweder von Museen oder von Privatleuten. Oft gehörten reiche jüdische Familien zu den privaten Sammlern. Die Nazis bezeichneten die Bilder dieser jungen Künstler als entartete Kunst, die jüdischen Familien wurden enteignet und ihre Bilder eingezogen, die Menschen selbst wanderten in die Konzentrationslager in Polen und Tschechien und wurden ermordet.
Aber natürlich wussten auch die Nazis damals schon um den Wert dieser Kunstwerke und so wird heute vermutet, dass bei öffentlichen Verbrennungen von Bildern die eher wertlosen auf den Scheiterhaufen landeten, während die namhaften Bilder in dunklen Kanälen verschwanden und oft ihren Weg in die Schweiz fanden. Die Schergen der SS bereicherten sich an diesen Geschäften.
Andreas Storm vermischt sehr geschickt Wahres mit Fiktion und das macht das Buch absolut lesenswert. Der Einordnung zum Genre Kriminalroman würde ich nicht uneingeschränkt zustimmen, zwar ging es auch um die Aufklärung eines Mordes, aber es war genauso ein historischer Roman und eine detektivische Aufarbeitung des damaligen Geschehens über die 60er Jahre bis in die Neuzeit hinein. Und es zeigte, wie in der Vergangenheit begangenes Unrecht noch Generationen später nachwirkt und seinen oft zerstörerischen Einfluss ausübt.
Auch der Einblick in den Kunstmarkt von heute, die engen internationalen Verflechtungen, das alles übte eine Faszination auf mich aus, ich spreche gerne eine Leseempfehlung für das Buch aus.