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Veröffentlicht am 15.05.2024

geflüchtete Kinder

Der Wind kennt meinen Namen
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Der Roman schildert den Weg von geflüchteten Kindern angefangen im Jahr 1938 in Wien. Der angesehene Arzt Dr Rudolf Adler wird in der Progromnacht zusammengeschlagen und in ein Konzentrationslager abtransportiert. ...

Der Roman schildert den Weg von geflüchteten Kindern angefangen im Jahr 1938 in Wien. Der angesehene Arzt Dr Rudolf Adler wird in der Progromnacht zusammengeschlagen und in ein Konzentrationslager abtransportiert. Seine Frau Rachel hofft auf eine Rückkehr ihres Manneswährend sie bei einem befreundeten Apotheker versteckt wird. Um das Leben ihres sechsjährigen Sohnes Samuel zu retten wird er mit einem jüdischen Kindertransport nach England geschickt. Außer seiner Geige, er ist bereits als Kind sehr begabt, und einem Kriegsorden aus dem ersten Weltkrieg der ihm Trost und Mut spenden soll, nimmt er nichts mit in eine Welt unter Fremden. Die Zeit im Kinderheim ist hart für ihn, erst als er zu liebevollen Pflegeeltern kommt, wird sein Leben leichter. Er bleibt verschlossen, nur seine Musik, inzwischen spielt er in einem klassischen Orchester, gibt ihm Halt.
Das zweite berührende Kinderschicksal betrifft die siebenjährige Anita, größtenteils blind, die mit ihrer Mutter aus El Salvador in die USA im Jahr 2019 geflüchtet ist. Gleich nach der Grenze wurde sie von ihrer Mutter getrennt und in ein Heim untergebracht. Vom Verbleib ihrer Mutter hat sie nichts erfahren. Die schwere Zeit im Heim hat sie mit ihrer Fantasiewelt erträglich gestaltet, etwas Hoffnung erhielt sie durch die Sozialarbeiterin Selena Duran, die sich intensiv mit dem Fall und dem Mädchen beschäftigte.
Beide Geschichten finden am Ende des Buches zusammen, beiden eint die frühe Trennung und den Verlust ihrer Eltern und das Zurechtfinden in einer völlig anderen Umgebung. Während in Wien die Brutalität des Nationalsozialismus und die Judenverfolgung im Mittelpunkt stehen, sind es an der mexikanisch-us amerikanischen Grenze die Unmenschlichkeit der amerikanischen Grenzbeamten, die die Weisungen aus dem weißen Haus zu Zeiten Donald Trumps umsetzen. Der Roman ist hochaktuell und berührt sehr stark. Der Schreibstil von Isabel Allende ist sehr gut und emotional.

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Veröffentlicht am 22.04.2024

Recht auf Glück

Die Halbwertszeit von Glück
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Was ist Glück, steht es einem zu oder hat man es für immer verloren? Mit diesem Thema beschäftigt sich der Roman über drei Frauenschicksale, die miteinander verbunden werden. Als Johanna noch glücklich ...

Was ist Glück, steht es einem zu oder hat man es für immer verloren? Mit diesem Thema beschäftigt sich der Roman über drei Frauenschicksale, die miteinander verbunden werden. Als Johanna noch glücklich war lebte sie mit Mann und Tochter in Dresden und arbeitete als Wissenschaftlerin. Ihr Beruf war ihr sehr wichtig, daher gibt sie sich die Schuld am Tod ihrer kleinen Tochter. Nun, 1987, lebt sie zurückgezogen und allein in einer Datscha nahe der Grenze bis sie auf das 17-jährige Mädchen trifft. Diese wurde von Grenzern angeschossen und ist schwanger, da muss sie helfen.
Auch Holly, die im Jahr 2003 in Los Angelos lebt, meint ihr Glück nicht verdient zu haben. Sie hätte den Kaffee für ihre Chefin holen sollen und nicht ihre Kollegin Jay, die dadurch in eine Explosion geriet und starb. Als sie sich nach längerer Zeit aufrafft um Jays Freund zu kondolieren wird ihre Hilfe benötigt.
Mylene steht kurz vor ihrer Hochzeit als sie ein Schreiben über eine Erbschaft erhält. Sie hat eine Wohnung in Amsterdam geerbt, von einer Madame de Vries. Was hat sie mit dieser ihr Unbekannten zu tun, wissen ihre Eltern mehr darüber? Was sie dort erfährt bringt sie völlig durcheinander, sie ruft ihren Ex Etienne an, lässt ihr aufstrebendes Kosmetikgeschäft und ihren Verlobten zurück und fährt mit ihm von Paris nach Amsterdam und von dort weiter auf Spurensuche nach ihrer Vergangenheit.
Diese drei Geschichten finden am Ende zusammen, unlogisches erklärt sich dann. Der Roman ist sehr gut lesbar, immer abwechselnd wird in unterschiedlichen Zeiten und Orten die Handlung chronologisch weitergeführt. Die Geschichten sind gefühlvoll und spannend erzählt, die Charaktere hätte ich mir jedoch stärker ausgeprägt gewünscht.

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Veröffentlicht am 22.04.2024

humorvoll und informativ

Die Spaghetti-vongole-Tagebücher
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Eine Geburtstagsfeier ist immer ein Treffen der gesamten Familie von Stefan Maiwald. Als gebürtiger Deutscher hat er in eine italienische Familie eingeheiratet und lebt nun mit Frau und Töchter in Trient. ...

Eine Geburtstagsfeier ist immer ein Treffen der gesamten Familie von Stefan Maiwald. Als gebürtiger Deutscher hat er in eine italienische Familie eingeheiratet und lebt nun mit Frau und Töchter in Trient. Bei jeder Feier steht das Essen im Mittelpunkt und so will der Autor dieses Buches seine italienischen Verwandten, insbesondere seine Schwiegereltern, mit einem perfekten Menue beköstigen. Kein leichtes Unterfangen, denn die Ansprüche sind schon sehr hoch. Hinzu kommen die Vorlieben bzw. Abneigungen gegen bestimmte Lebensmittel. Eine seiner Töchter mag keinen Fisch, dieser soll aber zu Essen dazu gehören. So müssen verschiedene Gerichte gekocht und auch bereits Tage vorher vorbereitet werden.
In diesem Roman, der auch ein Kochbuch ist, werden wir auf eine Reise nach Venedig und Triest mitgenommen. Um das Optimum an Qualität und die perfekte Zubereitung zu erreichen werden Restaurants, Köche, Fischer und Händler vorgestellt. Auch der richtige Wein, das Begrüßungsgetränk oder die Wissenschaft über Espresso und mit welcher Maschine er gekocht werden kann, werden uns nahegebracht. Besonders humorvoll war die Beschreibung über den Baccala, den getrockneten Kabeljau und die Schwierigkeiten im Umgang mit diesem. Neben den Rezepten und Erklärungen zur Zubereitung ist dieses Buch auch ein kleiner Reiseführer für die obere Adria und über die Lebensweise der Italiener. Humorvoll und informativ.

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Veröffentlicht am 22.04.2024

Amerasier

Wo die Asche blüht
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Den Begriff Amerasier kannte ich bisher nicht, um so wichtiger ist dieses Buch, das von ihnen erzählt. Als Ende der 1960er Jahre in Vietnam der Süden gegen den kommunistischen Norden kämpfte kamen immer ...

Den Begriff Amerasier kannte ich bisher nicht, um so wichtiger ist dieses Buch, das von ihnen erzählt. Als Ende der 1960er Jahre in Vietnam der Süden gegen den kommunistischen Norden kämpfte kamen immer mehr amerikanische Soldaten ins Land. Von ihren Verletzungen an Leib und Seele und den vielen Toten hat man gelesen, auch von der Operation Agent Orange, bei der mit Pflanzengiften die Natur und Existenzen vernichtet wurden. Von den Traumata der vietnamesischen Kämpfer erfuhr man so gut wie nichts. Wer verwundet zurück kam konnte seine Familie nicht mehr ernähren, wie auch in dieser fiktiven Geschichte die von den Schwestern Trang, die sich später Kim nannte und Quynh handelt. Um ihren Eltern zu helfen gehen sie nach Saigon um dort in einer Bar zu arbeiten. Schnell landen sie in der Prostitution, denn die GIs suchen die exotische Abwechslung. Kim lernt den Hubschrauberpiloten Dan kennen und verliebt sich in ihn. Er ist anders als die anderen, er wird sie nach Amerika mitnehmen, gerade jetzt, da sie schwanger ist.
Die beiden anderen Handlungsebenen betreffen das Jahr 2016. Dan hat immer noch Albträume und auch Kim taucht immer wieder vor ihm auf. Er will sie und das Kind findet. Phong, geboren in 1972 sucht nach seinem schwarzamerikanischem Vater und stößt immer wieder auf Hindernisse. Er will für sich und seine Kinder rin Leben ohne Hass und Vorurteile, die er alleine durch sein andersartiges Aussehen erleidet.
Die Personen sind fiktiv, die Charaktere und die Handlung haben jedoch einen wahren Kern. Um überhaupt über die Problematik dieser Menschen etwas zu erfahren ist dieser Roman lesenswert, darüber hinaus ist er einfühlsam und spannend und so ganz nebenbei erfährt man einiges über die Kultur und Lebensweise der Vietnamesen.

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Veröffentlicht am 22.04.2024

sehr gut herausgearbeitete Charaktere

Das Schweigen des Wassers
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Kurz nach der Wende im Herbst 1991 kommt der Kommissar Arno Groth wieder zurück in seine alte Heimat Wechtershagen in Mecklenburg-Vorpommern die er 1960 in Richtung Hamburg verlassen hat um die ehemaligen ...

Kurz nach der Wende im Herbst 1991 kommt der Kommissar Arno Groth wieder zurück in seine alte Heimat Wechtershagen in Mecklenburg-Vorpommern die er 1960 in Richtung Hamburg verlassen hat um die ehemaligen Volkspolizisten an die westliche Arbeitsweise heranzuführen. Damit macht er sich keine Freunde und das bekommt er auch zu spüren. Als ein toter Mann im Wechtsee gefunden wird ist er mitten in den Ermittlungen dabei. Der Tote war erst kurz vorher bei ihm weil er sich verfolgt fühlte. Der Tote, der Bootsverleiher Siegmar Eck hatte keinen festen Wohnsitz und war vor zehn Jahren im Mordfall der 19-jährigen Jutta Timm angeklagt, aufgrund eines Alibis für die Tatzeit freigesprochen worden. Hängen die Fälle zusammen und warum gibt es keine Akte über den alten Fall? In der letzten Zeit wurde Eck häufig mit der Kellnerin Regine Schadow gesehen, die vor kurzem ihre Arbeit im Kempinski aufgegeben hatte um nun im zweitklassigen Seelokal zu servieren mit der Begründung, die Wohnung ihrer Oma aufzulösen. Dich ist dies der einzige Grund?
Verbindungen aus der Vergangenheit, alte Schulfreundschaften, eine Jagdgemeinschaft aus DDR Tagen, Mauscheleien, Folterungen um Geständnisse zu erhalten, Seilschaften und Ablehnungen gegen Wessis bestimmen die Handlung dieses Kriminalromans nach einem wahren Fall. Die Charaktere aller Protagonisten wurden sehr gut herausgearbeitet wie auch der Sprachstil und die Beschreibung der Wendezeit sehr gut gelungen ist. Einzig die Spannung lässt zu wünschen.

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