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Veröffentlicht am 02.10.2023

besonderes Abschiednehmen

Die Butterbrotbriefe
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Nachdem die fast 40-jährige Kati Waldstein ihre Mutter beerdigt hat beschließt sie, das sie ihr Heimatdorf verlassen will. Endlich mal nicht mehr fremdbestimmt sein, endlich frei und die Welt sehen können. ...

Nachdem die fast 40-jährige Kati Waldstein ihre Mutter beerdigt hat beschließt sie, das sie ihr Heimatdorf verlassen will. Endlich mal nicht mehr fremdbestimmt sein, endlich frei und die Welt sehen können. Ihr Vater ist schon seit längerem tot, was sie von ihm noch besitzt ist ein heruntergekommenes, hoch verschuldetes Kino und eine Sammlung von gebrauchten Butterbrotspapieren. Diese nutzt sie nun für Abschiedsbriefe, die auch eine Abrechnung beinhalten. Bei ihrer Grundschullehrerin rechnet sie mit der Nichtempfehlung fürs Gymnasium ab, die sie ihrer Meinung nach verdient hatte. Ihrem Exmann liest sie seine Ignoranz vor, der Verkäuferin, wie sie selbstlos hilfsbereit war. Die Reaktionen, die sie erhält werfen ein völlig neues Licht auf ihre Mutter und wie diese in Katis Leben eingegriffen hat. Auch bei ihrer Berufswahl, sie arbeitet in der Stadtverwaltung, obwohl sie lieber Friseurin geworden wäre. Jeden Samstag verbringt Kati auf dem Wochenmarkt um Obdachlosen die Haare zu schneiden. Dort trifft sie auf Severin, der sich von der Welt zurückgezogen hat und nun durch Kati, die er für sein Schicksal hält, wieder am Leben teilhaben will.
Manche dieser Briefe und Personen wirken überzogen, nicht immer glaubhaft und das von der Mutter bestimmte Leben hätte Kati durchaus ändern können, wenn sie ernsthaft gewollt hätte. Alles wirkt ein wenig halbherzig, viel in schwarz-weiß Malerei. Zum Wegschmökern bestens geeignet, viel Tiefgang sollte man nicht erwarten.

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Veröffentlicht am 02.10.2023

gewollte und ungewollte Kinder

Wie ein Stern in mondloser Nacht
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Henni Bartholdy ist eine intelligente junge Frau, sie besucht das Gymnasium. Sie lebt im Berlin der 50er Jahre mit ihrer als Putzfrau arbeitenden Mutter und ihrem kleinen, lungenkranken Bruder. Als sie ...

Henni Bartholdy ist eine intelligente junge Frau, sie besucht das Gymnasium. Sie lebt im Berlin der 50er Jahre mit ihrer als Putzfrau arbeitenden Mutter und ihrem kleinen, lungenkranken Bruder. Als sie ihre Mutter bei der Putzstelle der von Rothenburgs vertreten musste, traf sie auf Ed, etwas älter als sie, der sich benahm wie ein reicher Schnösel, doch mit der Zeit wurden die aus so unterschiedlichen Schichten angehörenden ein Paar. Bis Henni schwanger wurde und das Kind nicht geboren werden durfte und Ed nach Cambridge zum Studium verschwand. Für Henni stand nun fest, sie wollte Hebamme werden. Nicht alle Mütter freuten sich auf ihre Kinder, immer wieder fand man Neugeborene tot in einer Mülltonne. Henni will etwas tun, gegen das Leid der Mütter und die vielen toten Babys.
Im Jahr 2000 ist die Journalistin Liv auf der Suche nach ihrer eigenen Vergangenheit, sie wurde adoptiert und vermutet, das ihr Leben mit dem von Henni zusammenhängt.
Die Unterdrückung der Frauen, Männer, die über das Leben der Frauen bestimmten und wie sie zu gebären hatten, bestimmt diesen Roman, um Kinder, nach denen man sich sehnt und solchen, die unerwünscht sind, man sich jedoch strafbar macht, wenn man sie weggibt. Ein hochinteressantes Thema, die nur durch die Liebesgeschichte mit Ed manchmal etwas kitschig wurde.

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Veröffentlicht am 19.09.2023

von Hexen und Verhexte

Als wir an Wunder glaubten
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Der Krieg ist längst zu Ende, die Männer noch nicht zurück. Die Freundinnen Anni und Edith haben all die Jahre ihre Höfe, ihr Leben und das der Kinder über Wasser gehalten. Edith, die seit 9 Jahren nichts ...

Der Krieg ist längst zu Ende, die Männer noch nicht zurück. Die Freundinnen Anni und Edith haben all die Jahre ihre Höfe, ihr Leben und das der Kinder über Wasser gehalten. Edith, die seit 9 Jahren nichts mehr von Otto gehört hat und ihn für tot hält, hat sich neu verliebt. Nun meldet sich der Suchdienst, Otto kommt zurück. Der kriegsversehrte Mann kannte seinen Namen nicht mehr, einzig der Ehering in der Tasche sagte ihm, wer er sei. Erst als er Edith und Anni sieht, merkt er, dass etwas nicht stimmt. Er ist Josef, Annis Mann und der durch einen Geburtsschaden behinderte Willi ist sein Sohn. Er fühlt sich aber auch zu Edith hingezogen. Für Anni ist klar, das kann nur Hexerei sein. Die Freundschaft zerbricht und sie zieht den Heilkundler, den Spökenfritz zu rate, wie man gegen das Unheil vorgehen kann. Parallel zu dieser Handlung erzählt die alte Guste Ediths Tochter Betty von den Mythen und Geschichten aus dem Moor. Ein paar Jahre nach Kriegsende will auch der Ort Unnenmoor an dem Fortschritt teilhaben, das Moor soll trockengelegt werden.
Der Roman schildert eindrucksvoll das Leben in dem kleinen Ort, jeder kennt jeden und im Moor gab es schon immer seltsame Begebenheiten und Geschichten, Hexen und Verhexte. Der Schreibstil gefällt mir sehr gut.

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Veröffentlicht am 19.09.2023

wem kann man glauben

Der Trip – Du hast dich frei gefühlt. Bis er dich fand.
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Seitdem vor zwei Jahren ihr Bruder Fabian und dessen Frau auf einer Wohnmobilreise durch Frankreich spurlos verschwunden sind, hat sich das Leben von Evelyn Jancke grundlegend geändert. Tagsüber ist sie ...

Seitdem vor zwei Jahren ihr Bruder Fabian und dessen Frau auf einer Wohnmobilreise durch Frankreich spurlos verschwunden sind, hat sich das Leben von Evelyn Jancke grundlegend geändert. Tagsüber ist sie weiterhin als forensische Psychologin tätig, der Abend jedoch gehört nun dem Alkohol und einmaligen Sex mit unbekannten Männern. Mit ihren vorherigen Liebhaber, dem Hauptkommissar Gerhard Tillmann verbindet sie nun noch eine Freundschaft. Als im Oldenburger Bereich Morde auf Campingplätzen geschehen arbeiten beide zusammen. Ein Zeuge hat den Täter gesehen, das Phantombild deutet auf Fabian hin, Evelyn will daran glauben, doch dann wäre ihr liebevoller Bruder ein gewissenloser Mörder. Durch viele Unstimmigkeiten zweifelt Evelyn erst an ihrem eigenen Verstand, später an der Loyalität Tillmanns. Wem kann sie glauben? Es bleibt ihr nichts anderes übrig, sie muss selbst nach dem Täter oder Bruder suchen.
Die Taten selbst werden nur angedeutet und dennoch setzen sie ein erschreckendes Kopfkino frei. Evelyns Notlage, was ist wahr, was nur erdacht, lässt einen selbst miträtseln. Spannend.

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Veröffentlicht am 19.09.2023

Einlösung eines Versprechens

Die letzte Nacht
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Dr Sara Linton hat zufällig Dienst in der Notaufnahme des Krankenhauses als die 19-jährige Dani Cooper eingeliefert wird. Es sieht nach einem Autounfall aus, doch Dani flüstert Sara zu, das sie unter Drogen ...

Dr Sara Linton hat zufällig Dienst in der Notaufnahme des Krankenhauses als die 19-jährige Dani Cooper eingeliefert wird. Es sieht nach einem Autounfall aus, doch Dani flüstert Sara zu, das sie unter Drogen gesetzt wurde und vergewaltigt wurde. Versprechen sie mir, stoppen sie ihn! Sara hält noch Danis Herz in der Hand, aber sie kann sie nicht mehr retten. Ihr bleibt nur für Gerechtigkeit zu sorgen. Das Auto und weitere Spuren führen zu Tom McAllister, mit dessen Vater sie zusammen Medizin studiert hatte. Dieser hatte damals den hoch dotierten und anspruchsvollen Job bekommen, der Sara versprochen wurde. Als sie vor 15 Jahren selbst brutalst vergewaltigt wurde, sie keine Kinder mehr bekommen konnte und sich mühsam wieder ins Leben zurückgekämpft hatte, trat sie von der Stelle zurück. Nun, im Gerichtsprozess wird ihre Aussage als Neid ausgelegt. Mit Hilfe ihres Verlobten, Cop Will Trent und dessen Partnerin Faith versuchen sie selbst, Beweise zu finden und stoßen auf weitere vergewaltigte und misshandelte Frauen.
Der Thriller ist sehr umfangreich und mit vielen Personen und Handlungssträngen versehen. Darunter leidet ein wenig die Spannung. Die Brutalität ist erschreckend, die Auflösung des Falles hat ein paar kleine Schwächen. Der Schreibstil gefällt mir sehr gut, die Qualen und der Umgang mit einer Vergewaltigung auch Jahre und Jahrzehnte später werden berührend erzählt.

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