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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 07.02.2025

Unverhofft kommt oft

»Wenn Ende gut, dann alles«
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Mit diesem “Krimi“ hat Volker Klüpfel sich eine “Ermittlerin“ aus der Ukraine ausgesucht, die ganz dem Stereotyp der gerissenen, schlauen Putzfrau entspricht, die intuitiv Situationen richtig einzuschätzen ...

Mit diesem “Krimi“ hat Volker Klüpfel sich eine “Ermittlerin“ aus der Ukraine ausgesucht, die ganz dem Stereotyp der gerissenen, schlauen Putzfrau entspricht, die intuitiv Situationen richtig einzuschätzen weiß und es versteht, andere Menschen zu ihrem Vorteil zu manipulieren. Sie ist ca. 50 Jahre alt, flott zurechtgemacht, liebt russische Literatur und hat zu jedem Problem ein Sprichwort aus ihrer Heimat parat. Damit ist sie das genaue Gegenteil von Tommy, Anfang 30, der tapsig, recht unreif und chaotisch durchs Leben fährt mit einem alten Wohnmobil, das er von seinem äußerst lebenslustigen Vater, noch sehr fit, aber Wohnheimbewohner aus Leidenschaft für ältere Damen, zur Verfügung gestellt bekommen hat. Jede Nacht muss er sich einen anderen Schlafplatz suchen und braucht Svetlana, seine Putzfrau, die sein Vater ihm bezahlt, um seine Unordentlichkeit und auch eine gewisse Lebensunfähigkeit zu bewältigen. Mächtig planend an einem Cyber-Krimi, muss er seine Unfähigkeit und Planungslosigkeit als Entschuldigung akzeptieren, denn er kommt nicht voran.
Eines Abends lesen die beiden ein einsames kleines Mädchen am Waldrand auf und katapultieren sich damit in die Suche nach deren Mutter, was zu sehr waghalsigen Unternehmungen führt, denn Svetlana hat immer neue Ideen, während Tommy zu bremsen versucht. In 64 Kapiteln liefert Klüpfel einen durchdachten Plot, voller Abenteuer und unvorhergesehener Wendungen, jedoch nimmt die Handlung leider erst nach 100 Seiten so richtig Fahrt auf.
Das Ganze kommt in einfacher, eingängiger Sprache rüber, so daß man das Buch schnell durchgelesen hat, wobei es des öfteren zu inhaltlichen Missverständnissen kommt wegen Svetlanas teilweise schlechter Grammatik, was manchmal zu Längen führt und den Lesefluss bremst.
Das Ende gefällt mir nicht, denn, nachdem, die Person gefunden wurde, der das kleine Mädchen und ihre inzwischen tote Mutter die Probleme zu „verdanken“ haben, wird nicht weiter berichtet, mit welchen Konsequenzen sie zu rechnen hat. Stattdessen fällt ein Blick auf Tommy und seine schriftstellerische Planung, nämlich ein Buch über die erlebten Abenteuer zu schreiben.
Das wirkt auf mich sehr “weichgespült“, aber es passt zu dem romantisierenden Cover mit guter Haptik, das sich sicherlich gut im Buchladen macht. Die Genre-Einordnung würde ich im Bereich Cosy - Crime ansiedeln und das Werk eher der älteren Generation empfehlen, die sicherlich auch über die Eskapaden des Vaters schmunzeln dürfte. Mich hat es nicht vollends überzeugt, daher 4 Punkte.

Veröffentlicht am 07.12.2024

Lust auf Camping!

Mord im Himmelreich
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Schon das Cover dieses Werkes ist ein Highlight und hat mich mit seiner Farbigkeit und den stilisierten Figuren an Naive Malerei erinnert. Es vermittelt Natur, Ruhe und Fröhlichkeit und wird jedem in einer ...

Schon das Cover dieses Werkes ist ein Highlight und hat mich mit seiner Farbigkeit und den stilisierten Figuren an Naive Malerei erinnert. Es vermittelt Natur, Ruhe und Fröhlichkeit und wird jedem in einer Buchhandlung ins Auge fallen. Eine perfekte Einstimmung auf das Setting dieses Cosy Crimes.
Außerdem hat mich beeindruckt, dass Andreas Winkelmann einen tatsächlich existierden Campingplatz ( siehe aufklappbaren Buchdeckel) namens Himmelreich als Vorlage gewählt hat. Zumal es im zweiten aufklappbaren Buchdeckel einen exakten Lageplan des Campingplatzes gibt, so daß man die Action gut nachvollziehen kann. Es wird Gemütlichkeit mit Schmunzelfaktor evoziert, gekrönt noch durch die beiden Rezepte mit witzigen Phantasienamen.
In einem luftig-leichten, bildhaften Schreibstil voller Humor, Ironie und mit einem leichten Augenzwinkern, verpackt er seinen Krimi, der gut aufgebaut ist, denn fast bis zum Ende ist nicht ersichtlich, wer hinter dem seltsamen Mordfall steckt.
Die beiden Protagonisten, der ehemalige Schauspieler, Björn Kupernikus, und die Künstlerin, Annabelle Schäfer, sind sehr authentisch gezeichnet, wobei Björn oft, allerdings bewust kalkulierend, tüffelig rüberkommt, Annabelle eher arrogant, selbstbewusst und besserwisserisch wirkt, da sie ihre Meinung stets unverblümt äußert.
Der Hund Pinguin ist mir als Hundeliebhaberin in seiner originellen Persönlichkeit gleich ans Herz gewachsen. Mutterseelenallein treibt er auf seinem Paddleboard im See. Kupernikus muss zu seinem Entsetzen aber feststellen, dass sich unter dem Board noch eine angeschnallte Leiche befindet. Somit beginnt die Ermittlertätigkeit der beiden Laienpolizisten.
Wir lernen kauzige und skurrile Charaktere kennen, und der Schmunzelfaktor kommt nicht zu kurz.
Neben seinen anderen Werken, die ich teilweise kenne, finden wir hier einen völlig anderen Winkelmann, der, wie immer, es versteht, seine Leser sofort in den Bann der Geschichte zu versetzen und für gute Unterhaltung sorgt, allerdings ist es hier ein Wohlfühlkrimi mit seichter Unterhaltung, der auch große Lust aufs Campen macht.

Veröffentlicht am 19.11.2024

Ein harter Thriller

Das zweite Kind
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Marco de Franchis Thriller “Das zweite Kind“ entführt einen in eine geheimnisumwobene, düstere Welt. Das schlichte und düstere Cover passt zu der evozierten Atmosphäre und lässt einen schon erschaudern.
Der ...

Marco de Franchis Thriller “Das zweite Kind“ entführt einen in eine geheimnisumwobene, düstere Welt. Das schlichte und düstere Cover passt zu der evozierten Atmosphäre und lässt einen schon erschaudern.
Der Roman beginnt mit dem Entführungsfall des 12-jährigen Fosco, der nackt und völlig verstört auf einer Straße wieder aufgefunden wird. Kurze Zeit später wird ein zweiter Junge entführt der ersterem aufs Haar gleicht. Wir erfahren haarsträubende Dinge von Fosco, die Fabio von der ermittelnden Polizeieinheit zunächst nicht glauben kann. Gemeinsam mit Valentina Medici aus Rom versucht er, den Entführern auf die Spur zu kommen.
Beide Ermittler sind sehr authentisch und glaubwürdig dargestellt mit ihren Ecken und Kanten. Der Autor hat die Polizeiarbeit sehr akribisch erforscht und es gelingt ihm, den Leser durch Wendungen, Perspektivwechsel und einen von Anfang an undurchsichtigen Plot bei der Stange zu halten.
Dazu tragen der eingängige Sprachstil und die recht kurzen Kapitel bei, und es gelingt einem, durch das fast 700 Seiten lange Werk zu “fliegen“. Das Interesse des Lesers wird weiterhin entfacht durch das Hinzuziehen von Cold Cases, die das Ganze immer verworrener erscheinen lassen.
Die Atmosphäre wird immer undurchsichtiger und führt zu einem recht brutalen Ende, das nichts für zartbesaitete Gemüter ist.
Mir hat dieses lange Werk sehr gut gefallen. Spannung pur! Ein perfektes Weihnachtsgeschenk für meine Krimifreunde.

Veröffentlicht am 13.11.2024

Großer Unterhaltungseffekt

Lückenbüßer (Kluftinger-Krimis 13)
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Das Autorenduo Michael Kobr und Volker Klüpfel haben mit “Lückenbüßer“ den 13. Band der Kluftinger-Reihe aus dem Algäu in gewohnt leichtem und flüssigem Schreibstil lanciert. Das Lokalkolorit wird stark ...

Das Autorenduo Michael Kobr und Volker Klüpfel haben mit “Lückenbüßer“ den 13. Band der Kluftinger-Reihe aus dem Algäu in gewohnt leichtem und flüssigem Schreibstil lanciert. Das Lokalkolorit wird stark betont, und es kommt zu sehr komischen Szenen zwischen Kluftinger und seinem Kontrahenten, die einen laut“wiehern“ lassen.
Kluftinger will nämlich in die Politik, denn er hat sich für den Gemeinderat aufstellen lassen. Nur ist ihm sein Erzfeind, Doktor Langhammer, im Weg.
Kluftinger wird, wie immer, als sehr “tüffelig“ dargestellt, klischeebehaftet mit markigen Sprüchen und Flüchen. Im Prinzip ein Antiheld, der Lückenbüßer, denn er scheint von seiner Aufgabe als Interims – Polizeipräsident wieder einmal überfordert zu sein. Er muss ein Sonderkommando in den Bergen leiten. Leider geht viel schief. Ein Polizist wird dabei getötet. Die Frage ist, ob es ein Unfall oder Mord war. Die Ermittlungen werden von Kluftingers Privatleben überlagert, denn, streßgeplagt durch Fototermine und Interviews wegen der Gemeinderatswahl, kann sich Klufti nicht voll der Aufklärung der “Tat“ widmen, zumal Pilzsaison ist. Dazu passt auch das gut gewählte Buchcover.

Ebenfalls die Nebenfiguren sind gut charakterisiert, so daß die Leserschaft ein meist lebensnahes Werk erhält, jedoch erscheint mir Vieles recht übertrieben. Der Krimi mit seinen Ermittlungen gerät in den Hintergrund. Durchgängige Spannung findet nicht statt, sondern der Spaß- und Unterhaltungswert steht im Vordergrund.
Für Kluftinger-Fans, die keine anspruchsvolle Lektüre erwarten, sicherlich ein Muß. Die Frage bleibt nur, ob und wann Kluftinger denn pensioniert wird?
Von mir 4 Punkte.

Veröffentlicht am 12.11.2024

Schuld ?

Vielleicht hat das Leben Besseres vor
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Anne Gesthuysens neuester Roman “ Vielleicht hat das Leben Besseres vor“ spielt wieder in Alpen am Niederrhein, wo ein ganz spezieller Menschenschlag wohnt, mit dem die Autorin gut vertraut ist. Die ländliche ...

Anne Gesthuysens neuester Roman “ Vielleicht hat das Leben Besseres vor“ spielt wieder in Alpen am Niederrhein, wo ein ganz spezieller Menschenschlag wohnt, mit dem die Autorin gut vertraut ist. Die ländliche Idylle kommt aber im Cover überhaupt nicht zum Tragen, denn das Cover ist sehr minimalistisch und farblos. Es gibt keinerlei Hinweis auf das Setting oder den Plot. Wie auch bei den Covern ihrer anderen Werke ist die Person von hinten dargestellt. Die Bedeutung ist mir unklar.
Die Botschaft des Titels hat sich mir erst nach der Lektüre von Gesthuysens Nachwort erschlossen. Darin erwähnt sie , dass Glück zerbrechlich sei. Es könne in jeder einzigen Sekunde zerstört werden. Somit soll der Titel wohl Hoffnung und Zuversicht auf ein besseres Leben in einer Tiefphase des Lebens vermitteln.
In ihrem Roman “Wir sind schließlich wer“ dreht sich ebenfalls alles um die evangelische Pastorin Anna von Betteray, die Seelsorgerin des Dorfes ist und viel Empathie mitbringt. Auch in “Vielleicht hat das Leben Besseres vor“ wird sie sehr gut Charakterisiert, ebenso wie ihr, teilweise sehr skurriles, Umfeld. Allen voran Frau Erbs, der Horchposten vom Dienst und die Bäckersfrau, eine perfekte Klatschkönigin. Sie setzten viele Gerüchte in die Welt und verdrehen Tatsachen. Annas adelige und sehr standesbewußte Mutter Mechthild, ihre 90-Jährige Tante Ottilie, ihre alkoholabhängige Schwester mit ihrem Sohn Sascha und der schwule Postbote, genannt Martinchen, sind wieder mit von der Partie. Zwar lassen die Charaktere der Dorfbewohner einen beim Lesen oft schmunzeln, sie sind , meiner Meinung, nach zu übertrieben und unrealistisch dargestellt, denn das Werk soll zwar humoristisch und einfühlsam zugleich wirken, jedoch wird die Hauptproblematik, nämlich das Schicksal, der schwerstbehinderten Raffaela davon überlagert. Der Leser erfährt Details über ihr Schicksal, das in 33 einzelnen Kapiteln Episoden aus ihrem Leben und dem der Dorfbewohner vermittelt, dabei gibt es Rückblicke, und somit wird ein Gesamtbild der Problematik dargestellt. Das Ganze in eingängiger Sprache.
Das Mädchen Raffaela ist schwerstbehindert nach einem Unfall als Baby, verschuldet durch ihre Mutter. Auch hier liefert uns Gesthuysen autobiographisches Material, denn ihrem Baby ist ähnliches passiert, ohne jedoch zu einer Behinderung zu führen.
Raffaelas Mutter fühlt sich schuldig. Sie und ihr Sohn opfern sich für das Kind auf, jedoch kommen sie fast an ihre Grenzen als Raffaela, nach eine Unfall ins Koma fällt. Die ganze Dorfgemeinschaft versucht zu klären, wer sie gestoßen haben könnte. War es eine Verquickung unglücklicher Umstände? Hier bekommt das Werk kriminalistische Züge, es kommt ein wenig Spannung auf, jedoch gefallen mir die übertrieben Klischees nicht sehr, daher 4 Punkte.
Für Fans von Familiengeschichten mit dörflichem Lokalkolorit ist dieser Roman aber sicherlich eine Bereicherung.