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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 27.06.2023

Morde in Sommerhitze

Sommersonnenwende (Wolf und Berg ermitteln 1)
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Das Cover mit der sehr intensiven Farbgebung in rot, orange und gelb symbolisiert das brennend heiße Klima in einem Stockholmer Vorort und passt sehr gut zu der brisante Problematik.
Die Dynamiken zwischen ...

Das Cover mit der sehr intensiven Farbgebung in rot, orange und gelb symbolisiert das brennend heiße Klima in einem Stockholmer Vorort und passt sehr gut zu der brisante Problematik.
Die Dynamiken zwischen den wohl elaborierten Charakteren entwickeln sich rasant, und die Autoren schaffen den beiden Protagonisten Ecken und Kanten, die sie besonders und ungemein nah machen.
Der Kriminalkommissar, Thomas Wolf, und die Journalistin, Vera Berg, haben es im privaten wie auch beruflichen Bereich nicht ganz leicht. Er, ein ehemaliger Neonazi, aber auch Familienvater, Ehebrecher und traumatisierter Soldat, ist auf der Suche nach einem Serienmörder, der sich als Opfer Frauen mit Migrationshintergrund vorgenommen hat. Sie sucht nach einer reißenden Story zu diesen Mordfällen, muß aber ihrem kriminellen Ex-Freund entkommen. Nach einer Weile interagieren beide. Der Krimi entwickelt nach einiger Zeit einen großen Sog und eine knisternde Spannung mit verschiedenen Handlungssträngen. Die Ermittlungsansätze sind undurchsichtig und abwechslungsreich. Gefühle und Atmosphäre werden in flüssigem und fesselndem Schreibstil perfekt rübergebracht, wobei der Spannungsbogen konstant erhalten bleibt. Somit schafft man mit Begeisterung die 586 Seiten.
Der Fall endet schlüssig, aber es bleiben noch Fragen offen, die möglicherweise in einem Folgeband aufgegriffen werden.
Das Autorenduo Engman und Selåker hat einen mitreißenden Krimi erarbeitet. Es gefällt mir besonders, dass auch politische Probleme aufgegriffen werden sowie Fragen, die das soziale Gefüge infrage stellen.
Also, Spannung pur für alle Krimi-Fans!

Veröffentlicht am 27.06.2023

Einfluss von Familienvergangenheit

Schönwald
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Das etwas biedere Cover leitet sehr gut in dieses Familienepos ein. Es zeigt eine sehr gut distinguierte Ehepaar, wahrscheinlich Hans-Harald, den Staatsanwalt a.D., der immer im „Versteck“ lebt und alles ...

Das etwas biedere Cover leitet sehr gut in dieses Familienepos ein. Es zeigt eine sehr gut distinguierte Ehepaar, wahrscheinlich Hans-Harald, den Staatsanwalt a.D., der immer im „Versteck“ lebt und alles schlichten möchte, sowie Ruth, seine Gattin, die auch ein nach außen perfektes Bild abgibt, jedoch immer alles unter den Teppich kehrt, obwohl sie über den Verlauf ihres Lebens unglücklich ist.
Dieses gekünstelte, perfekte Verhalten, das (Ver)Schweigen, geben sie unbewusst an ihre drei Kinder weiter, die zwar sehr unterschiedlich sind, aber ähnlich auf große Konflikte reagieren.. Als die Tochter Karolin einen queeren Buchladen in Berlin eröffnet, kommen die Eltern sowie die Brüder, Chris und Benni, zusammen. Internetblogger greifen das Geschäft mit Farbbeuteln an und werfen der Familie vor, mit dem „Nazigeld“ des Großvaters ein erfolgreiches Leben aufgebaut zu haben. Es kommt zum „Knall“, und das wackelige Lügenkonstrukt gerät ins Wanken. Quälende Geheimnisse treten zutage.
Die Dramatiken zwischen den Charakteren, die sehr exakt und individuell gezeichnet sind, werden offenbar. Alle sind sehr realistisch und mit psychologischem Einfühlungsvermögen charakterisiert.
Die offenen Konflikte innerhalb der Familie unterliegen einer Zerreißprobe , und es fragt sich, ob die Familie an ihren Geheimnissen zerbrechen wird. Viele politische und gesellschaftliche Themen werden auch thematisiert. Der sehr stark aktuelle Bezug wirkt manchmal etwas konstruiert, ebenso wie eine Überfrachtung mit brennend heißen Themen wie, unter anderem, Bezug zur Trump-Bewegung, Me-Too Movement, Missbrauch und Homosexualität.
Aber der Roman ist sehr unterhaltsam und abwechslungsreich, besonders durch Perspektivwechsel.
Der Spannungsbogen wird geschickt aufgebaut, ist temporeich und humorvoll, und der Leser muß sich fragen, ob die Nazi-Vergangenheit oder die Familienproblematik das Leitthema sind. Der Showdown zum Schluß hat mir gut gefallen.
Der anschauliche, mitreißende Schreibstil schafft den Charakteren Ecken und Kanten, allerdings versteckt hinter den Halbwahrheiten.
Das sehr umfangreiche Werk regt zum Nachdenken an, denn es geht um Identifikation, Bewusstwerdungsprozesse und Erklärungen, warum wir sind, wie wir sind.
Zwar gibt es einige Längen, aber der Roman ist ein sehr unterhaltsames, kritisches Familienportrait.

Veröffentlicht am 30.05.2023

Geld: Gewinner und Verlierer

City of Dreams
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„City of Dreams“ ist der zweite Band der „City of Fire“Saga des amerikanischen Autors, Don Winslow. Im ersten Band erfährt man viel über irische und italienische Migranten, dessen Lektüre zum Verständnis ...

„City of Dreams“ ist der zweite Band der „City of Fire“Saga des amerikanischen Autors, Don Winslow. Im ersten Band erfährt man viel über irische und italienische Migranten, dessen Lektüre zum Verständnis dieses Werkes allerdings nicht notwendig ist. Die Übersetzung ins Deutsche ist hervorragend geglückt.
Der englische Titel „City of Dreams“ gefällt mir gut, denn er passt sowohl zu der pulsierenden Metropole New York, wo die Geschichte beginnt. Diese vielversprechende Stadt war das Traumziel vieler Emigranten aus Europa. Er passt aber auch zu Kalifornien, besonders zu Hollywood, der Traumfabrik.
Das Cover wirkt sehr harmlos, obwohl, durch die Farbauswahl, recht edel, es ist aber für mich nichtssagend, weist also nicht auf die spannende Story hin.
Korruption, Drogenhandel, Macht, Gier und Gewalt bestimmen das Leben der Clans an der Ostküste, die um Macht konkurrieren.
Der Protagonist Danny Ryan ist darin verwickelt, möchte aber aussteigen und ein ruhiges, friedliches Leben mit einem Sohn und seinem Vater in Kalifornien führen, zumal seine Frau verstirbt, aber leider wird er verfolgt.
Die Geschichte beginnt recht rasant, mit Mord und Flucht vor dem FBI und der Mafia. Durch etliche Wendungen und angsteinflößende Szenen bleibt der Spannungsbogen erhalten. Danny wird auch in Kalifornien erpresst, denn man möchte zu viel Geld durch ihn kommen. Der Protagonist ist in großer Gefahr, aber wie wird es für ihn ausgehen?
Die Charaktere werden detailliert und authentisch beschrieben, wobei die Guten und die Bösen überzeugend dargestellt sind.
Da Winslow sich im kriminellen Milieu gut auskennt, kann er die Polizeiarbeit und das organisierte Verbrechen sehr überzeugend vermitteln. Dazu passt auch sein flüssiger, oft brutaler und teilweise vulgärer Schreibstil, der Authentizität vermittelt.
Winslow hat einen mitreißenden, meisterhaft geschriebenen, Thriller abgeliefert, einen Pageturner, den ich jedem Freund von packenden Krimis empfehlen kann.

Veröffentlicht am 28.04.2023

Idefix und Gang

Idefix und die Unbeugsamen - Der Wecker von Lutetia
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Jeder Asterix-und Obelix-Fan kennt den kleinen, teilweise vermenschlichten, Hund. Aber in dieser Reihe ist er der Protagonist, und wir erleben Abenteuer mit ihm und seinen tierischen Freunden, deren Gedanken ...

Jeder Asterix-und Obelix-Fan kennt den kleinen, teilweise vermenschlichten, Hund. Aber in dieser Reihe ist er der Protagonist, und wir erleben Abenteuer mit ihm und seinen tierischen Freunden, deren Gedanken wir auch kennenlernen dürfen. Er ist allergisch gegen alles Römische und versucht, dem römischen Eindringling, der Lutetia besetzt hat, mit seinen „Unbeugsamen“, einer Tiergang, Widerstand zu leisten.
Zu Anfang werden seine Freunde vorgestellt, Namen wie DERTUTNIX und WEISSNIX sind sehr einprägsam, besonders für Erstleser, aber auch für die jüngeren Kinder, denen das Buch vorgelesen wird. Der Schmunzelfaktor ist garantiert! Die Tiere wirken sehr authentisch, denn jedes Tier hat seinen eigenen, gut herausgearbeiteten Charakter.
In der Geschichte werden die Bewohner von Lutetia jeden Morgen von dem Hahn geweckt. Doch an diesem Morgen haben alle menschlichen und tierischen Bewohner verschlafen, denn Sinfonix ist verschwunden. Jetzt beginnt die herausragende Teamarbeit der Tiere, und sie können den Hahn vor dem Suppentopf retten.
Das Cover mit Idefix in Großformat in seinem gallischen Dorf ist sehr schön und kindgerecht gestaltet. Der Schreibstil ist einfach, leicht verständlich und flüssig, was bei Kinderbüchern sehr wichtig ist. Das Werk ist für Leseanfänger gut geeignet, da viele schöne und bunte Bilder alle Szenen veranschaulichen. Gut gefällt mir auch, dass die Geschichte in Kapitel eingeteilt ist, die eine gute Länge als Lese- oder Vorleseabschnitt haben. Die tollen modischen Bilder sind stark angelehnt an die TV-Serie, so dass die Kleinen sicherlich auch sehr gerne diese Serie sehen wollen, falls sie noch unbekannt sein sollte.
Die spannende Geschichte gibt keine Chance auf Langeweile, sondern regt zum mitfiebern an, auch können die Kinder selbstständig den Fortgang "weiterspinnen“.
Generell ist die Handlung interessant und für Kinder gut zu verstehen.
Sicherlich werden jetzt viele Sprösslinge auch so einen süßen, intelligenten Hund haben wollen. Das Werk ist nämlich gut geeignet für alle Tierfreunde.
Wir sind schon gespannt auf mögliche Folgeabenteuer der Tierbande.

Veröffentlicht am 27.04.2023

Horror auf Midsand

Halliggift (Ein Minke-van-Hoorn-Krimi 3)
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Das Cover evoziert perfekt das raue Leben an der nordfriesischen Nordseeküste. Die Atmosphäre wird durch den düsteren, rosa-schattierten, Himmel hervorgehoben. Ruhe kehrt in unser hektisches Leben durch ...

Das Cover evoziert perfekt das raue Leben an der nordfriesischen Nordseeküste. Die Atmosphäre wird durch den düsteren, rosa-schattierten, Himmel hervorgehoben. Ruhe kehrt in unser hektisches Leben durch die Abbildung eines idyllischen Reetdachhauses auf Salzwiesen ein, mit dem Meer und Vögeln im Hintergrund. Perfekt für stressfreien Erholungsurlaub in der Nebensaison. Das hat mich motiviert, das Werk lesen zu wollen.
Die Aufmachung wird liebevoll ergänzt durch die Innenklappe im Cover, wo man das Rezept für die „Tote Tante“ findet.
Auf Midsand kennt jeder jeden, die Bewohner halten zusammen und unterstützen sich besonders in der kalten Jahreszeit.
Auch wenn ich die beiden ersten Krimis um die Kommissarin Minke van Hoorn nicht gelesen habe,
war ich sofort in der Geschichte drin. Nach dem Kirchenkaffee kommt es zu einem mysteriösen Todesfall.
Man hat die gut beschriebenen Protagonisten und die anderen Inselbewohner leicht ins Herz geschlossen. Mich hat das Buch von Anfang an gefesselt, was auch der wunderbaren Erzählart geschuldet ist.
Es ist toll, dass man Etliches über die Insel, die Bräuche und Gewohnheiten der Bewohner erfährt. Allen voran das jährliche Biikebrennen. Die gute Lesbarkeit wird durch kurze Abschnitte unterstützt. Man kann nur so durch das Buch fliegen.
Der Spannungsbogen wird durch viele Überraschungen, Geheimnisse, diverse Verdächtige und mehrere Tote aufrechterhalten. Erst allmählich sieht man Zusammenhänge. Die überraschende Auflösung hält eine komplett unvermutete Wendung parat.
Jedem Kapitel stellt Greta Henning einen Tagebucheintrag voran, und es ist unklar, was das mit den aktuellen Geschehnissen auf Midsand zu tun hat. Ebenso gehört der Wal, der die Halligen umkreist, zu dem atmosphärischen Beiwerk. Minke van Hoorn ist eine toughe Frau, unterstützt von ihrer Kollegin, die “schwäbelt“, was den Schmunzel-Faktor hochhält.
Allerdings hätte ich mir gewünscht, dass die Bewohner Nordfrieslands auch mal Sprachelemente des dortigen Platts verwenden, denn das hätte die Geschichte noch authentischer gemacht. In Frankreich - und Italienkrimis fließen doch auch, wie ganz selbstverständlich, muttersprachliche Wörter ein.
Da mir die Halliglandschaft sehr wohl vertraut ist, weiß ich, dass man Midsand nicht als Hallig bezeichnen kann, denn auf den sehr kleinen Halligen gibt es keine Reedereien und Kirchengemeinden, z. B..
Aber nichtsdestotrotz hat mich dieser Nordseekrimi begeistert und ich habe Lust, die ersten beiden Bände nachträglich zu lesen.