Hat mich bestens unterhalten
Ein Rindvieh für GaddafiGünther Thönnes hat mit diesem Krimi eine herrliche Satire geschaffen. Er entführt seine Leser in das Wien der 1980er Jahre. Man fischt eine Leiche aus dem Donaukanal, der zuvor die Hände abgehackt und ...
Günther Thönnes hat mit diesem Krimi eine herrliche Satire geschaffen. Er entführt seine Leser in das Wien der 1980er Jahre. Man fischt eine Leiche aus dem Donaukanal, der zuvor die Hände abgehackt und die Zunge herausgeschnitten wurden. Zeichen, dass es sich um einen Verräter handeln muss?
Chefinspektor Erwin Wimmer, der nach seiner Lieblingsspeise „Sterz“ genannt wird, wird mit der Aufklärung des Mordes beauftragt. Recht schnell ist klar, dass er dabei in höchste Regierungskreise eintauchen muss. Er stößt auf einen, dem Ölpreiskrise von 1973 geschuldeten Deal mit dem libyschen Machthaber Muammar al-Gaddafi als der noch von den westlichen Regierungen hofiert worden ist.
Wimmers Tanzpartnerin Elisabeth Körner ist Lokalreporterin und versorgt den Sterz mit einigen Informationen. So soll libysches Öl im Tausch gegen österreichische Rindviecher nach Österreich gekommen sein. Dieser von der Politik einfädelte Handel, scheint jahrelang perfekt funktioniert zu haben, bis ... das lest bitte selbst.
Meine Meinung:
Mir hat dieser Krimi sehr gut gefallen, bin ich doch in dieser Zeit augewachsen. Um Heizkosten zu sparen, wurden die Schulen im Februar eine Woche geschlossen, „Energieferien“ nannte man sie. Ohne groß darüber nachzudenken, wer die lieben Kleinen betreut. Wenig später hat dann die Tourismusbranche frohlockt: eine weitere Ferienwoche, in der man den Leuten hohe Preise, aber wenig Service bieten konnte. Aber das nur nebenbei.
Das Ermittlerduo Wimmer & Körner gefällt mir sehr gut. Er, 1,98 groß und sie, mit nur knapp 1,60 ein „Stummel“ (oder „Gschterml“ wie man in Wien sagt). Die beiden bewegen sich zu Walzerklängen im Gleichklang und haben auch sonst eine harmonische Beziehung, ohne die üblichen Querelen.
Sehr geschickt sind hier Fakten und Fiktion miteinander verwoben. Wir dürfen der einen oder anderen gewichtigen Persönlichkeit aus Österreichs Innenpolitik begegnen.
Ein klitzekleiner Recherchefehler ist mir aufgefallen: Wimmer kann kein 2-Schilling-Stück in den Schlitz des Münztelefons stecken, denn die gab es nur zwischen 1925-1938 und 1947-1957. Aber, das ist vernachlässigbar und fällt nur ganz wenigen auf.
Fazit:
Ein gelungener Krimi, der mich bestens unterhalten hat. 5 Sterne.