Hat mich leider nicht überzeugt
Pirlo - Gegen alle RegelnAuf den ersten Blick sieht der Mann auf dem Cover aus wie der italienische Fußballer und nunmehrige Trainer von Juventus Turin, Andrea Pirlo. Allerdings geht es in diesem Krimi, der Auftakt einer Reihe ...
Auf den ersten Blick sieht der Mann auf dem Cover aus wie der italienische Fußballer und nunmehrige Trainer von Juventus Turin, Andrea Pirlo. Allerdings geht es in diesem Krimi, der Auftakt einer Reihe werden soll, nicht um den Fußballer, sondern um den Strafverteidiger Dr. Anton Pirlo. Der ist ein gefeierter Star, seit er für einen Fußballer (sic!) namens Metternich einen Freispruch erstritten hat. Doch Erfolg ruft immer Neider auf den Plan. Pirlo fällt einer Intrige zum Opfer und verliert seinen Job bei der renommierten Anwaltskanzlei Ohmsen & Partner.
Trübsal blasend sitzt Pirlo in seiner Wohnung und erhält den Auftrag Marlene von Späth, die ihren Mann ermordet haben soll, zu verteidigen. Er sei der beste Mann für diese Causa. Gewohnt, dass er üblicherweise ein großes Team an Helferleins um sich hat, muss er einsehen, dass er Hilfe braucht. Die offenbart sich in Sophie Mahler, Anwältin aus einer angesehenen Juristenfamilie, die so ihre eigenen Probleme hat.
Neben dem Fall hat Pirlo noch mit ganz anderen Schwierigkeiten zu kämpfen, denn eigentlich heißt er Ramzes Khatib und ist der jüngste und abtrünnige Sohn eines libanesischen Familienclans, der Drahtzieher von allerlei kriminellen Machenschaften ist.
Meine Meinung:
Die Vorstellung, einmal einen Krimi nach Abschluss der Ermittlungen zu lesen, hat mich bewogen, zu diesem Buch zu greifen. Üblicherweise enden Krimis ja damit, dass der oder die Täter überführt und dingfest gemacht werden. Wie es dann aber vor Gericht weitergeht, bleibt meistens offen, außer es gibt eine Fortsetzung, in der der Täter auf Rache sinnt.
Die für mich interessante Frage ist, auf bei realen Verbrechen, muss der Anwalt der Verteidigung an die Unschuld seines Mandanten glauben? Kann man als Anwalt einen Klienten ablehnen, weil er ein Verbrechen begangen hat, das man selbst verabscheut? Auf diese Frage geht Autor Ingo Bott, selbst Anwalt, nicht näher ein. Sophie versucht zwar Pirlo in diese Richtung auszufragen, erhält wie die Leser aber keine erschöpfende Antwort. Das ist nicht das Einzige, womit ich bei diesem Krimi hadere. Zunächst einmal ist da die familiäre Zugehörigkeit zu einem kriminellen Clan. Prüft da nicht die Anwaltskammer vor der Zulassung?
Weiters ist da der Schreibstil. Kurze Sätze sind für mich ok, doch hier werden sie inflationär eingesetzt und verlieren ihre Wirkung. Der ausufernde Gebrauch von „scheiße“ oder, wenn die Khatib-Brüder sprechen „fick dich“ in verschiedenen Variationen oder die häufigen Angliszmen, ist mir einfach zu viel. Den Niveauunterschied in der Sprache hätte man anders auch darstellen können. Überhaupt, regieren viele Klischees. Die Anleitung zum Sozialmissbrauch (funktioniert hoffentlich nicht mehr) oder, dass die Khatib-Brüder ihren Erfolg an dicken Autos und schönen Frauen messen.
Es mag schon sein, dass der Autor damit Authentizität darstellen will, aber mir hat das nicht gefallen.
Mit den Charakteren bin ich nicht wirklich gut klar gekommen. Sophie und Prof. Arland bilden da die große Ausnahme. Anton Pirlo ist selbstgefällig, präpotent und eigentlich hätte ich ihm einen ordentlichen Dämpfer gewünscht. Aber nein, die toughe Sophie steht ihm helfend zur Seite.
Die angeklagte Marlene von Späth ist auch eine klischeehafte Person. Eine junge hübsche Polin, die sich einen vermögenden älteren Mann angelt. Dann macht sie auch kaum zweckdienliche Angaben und lässt Pirlo ins offene Messer laufen.
Das doch indifferente Ende hat mich ein wenig ratlos zurückgelassen. Kommt da noch etwas? Der Autor hat ja angedeutet, dass dies der Auftakt zu einer Reihe ist.
Fazit:
Hier habe ich mir doch etwas anderes erwartet. Deswegen kann ich nur 3 Sterne vergeben und bin unschlüssig, ob ich die Reihe verfolgen werde.