Eine Leiche zum Skiopening kann keiner brauchen
Die Tote im StadlDer Wiener Chefinspektor Wendelin Kerschbaumer will im schönen, winterlichen Bad Kleinkirchheim wieder zu seinem Idealgewicht finden und hat sich selbst ein ambitioniertes Sportprogramm und einen kalorienreduzierten ...
Der Wiener Chefinspektor Wendelin Kerschbaumer will im schönen, winterlichen Bad Kleinkirchheim wieder zu seinem Idealgewicht finden und hat sich selbst ein ambitioniertes Sportprogramm und einen kalorienreduzierten Speiseplan verordnet. Dass das dem Genussmenschen dann doch nicht ganz so behagt, ist verständlich. So ist er heilfroh, dass eines Morgens das Mobiltelefon klingelt und er von seinem Chef den Auftrag erhält, hier in Kärnten in einem Mordfall zu ermitteln, denn der örtlich zuständige Kriminalbeamte hat sein skifahrerisches Können sträflich überschätzt und liegt mit Knochenbrüchen im Krankenhaus.
Und so lässt Kerschbaumer seine Diätpläne fahren und eilt an den Tatort. Swetlana Kastelic, ein junges slowenisches Zimmermädchen ist ermordet aufgefunden worden. Gemeinsam mit den Kollegen aus Bad Kleinkirchheim, Volker Feiersinger und Hilde Hofgärtner beginnt er mit den Ermittlungen. Dabei kommt es auf einiges Fingerspitzengefühl an, denn erstens war Swetlanas Arbeitsplatz das Hotel Pulracher, eines der ersten Hotels am Platz und zweitens steht die Eröffnung der Wintersaison vor der Tür. Ein Mord, so sind sich alle einig, macht hierbei, wie man so schön sagt, „keinen schlanken Fuß“.
Durch seine einheimischen Ermittlungspartner erfährt Wendelin allerlei Wissenswertes rund um Bad Kleinkirchheim und kann daraus seine Schlüsse ziehen. Swetlana hat nicht nur als Zimmermädchen gearbeitet, sondern hat den männlichen Gästen (natürlich vorbei an Steuern und der Chefin) den einen oder anderen Zusatzdienst gewährt.
Liegt darin das Mordmotiv? Oder sind es doch die Ausbaupläne der Hoteliers? Immerhin führt eine Spur in den Süden.
Meine Meinung:
Mir hat dieser Krimi gut gefallen, denn er nimmt den Tourismus und seine Auswüchse ein wenig auf die Schaufel. Einerseits will man seinen Gästen, die angeblich urtümlich, kärntnerische Atmosphäre bieten, andererseits können einige Hotelbesitzer den Rachen nicht voll genug bekommen und planen eine touristische Weiterentwicklung mit der Errichtung von weiteren Hotels.
Gut gelungen ist der Aufbau des Buchs. Die Ermittlungen erstrecken sich über zehn Tage und genau so viele Abschnitte hat der Krimi. Jeder der Ermittlungstage beginnt mit einem Wetter und einem Pistenbericht. So liest am Tag neun zum Beispiel:
„Eine Gruppe holländischer Snowboarder geriet in Streit mit einer Gruppe Skifahrer aus dem Niedersächsischen. Erst ging es um die vermeintliche Zerstörung der Pisten durch herabrutschende Snowboarder, dann um Fußball, schließlich um die Frage ob Heineken ein ernst zu nehmendes Bier sei. Zwei Skifahrer trugen seitdem ein Pflaster im Gesicht, ein Snowboarder lispelt ein wenig.“
Darüber musste ich herzlich lachen.
Der Schreibstil ist humorvoll, wenn auch nicht extrem spannungsgeladen - Ein Wohlfühlkrimi, also für den Leser, nicht für die Leiche. Wie erfahren einiges über Land und Leute. Besonders die Kärntner Schmankerl haben es dem Autor angetan. Hier merkt man, dass der Autor schon einige Reiseführer geschrieben hat. Er geht auf die Besonderheiten des Ortes Bad Kleinkirchheim ein und macht den Leser auf regionale Kleinigkeiten aufmerksam, die einem sonst durch die Lappen gehen könnten.
Herrlich, wie er Wendelin Kerschbaumer austrickst, als der sich im Rampenlicht des Fernsehteams wähnt. Dabei hat es das Journalistenteam auf Kaiser Franz abgesehen. Hier in Kärnten natürlich Klammer nicht Beckenbauer.
Gelungen sind auch die Charaktere. Allen voran Kordula Kastelic, Swetlanas Oma, die trotz ihres Alters und ihres beachtlichen Vermögens ein strenges Regiment führt. Mirko, Swetlanas Bruder, gibt den etwas beschränkten Muskelmann, der von seiner Umgebung immer wieder ein wenig unterschätzt wird.
Fazit:
Stefan Maiwald präsentiert einen Krimi, der sich nicht nur wohltuend von den blutrünstigen Krimis abhebt, sondern ordentlich Humor mitbringt. Mit Wendelin Kerschbaumer hat er einen Ermittler geschaffen, der von mir aus gerne weitere Fälle lösen darf. Gerne gebe ich hier 4 Sterne.