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Venatrix

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 30.05.2018

Tod eines Wunderheilers

Mord im Olivenhain
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Der bekannte Wunderheiler Damjan wird auf seinem Anwesen, nahe Rijeka, tot aufgefunden. Ein Unfall oder gar Selbstmord scheiden recht bald aus.



Sandra Horvat und ihr Team beginnen mit den Ermittlungen. ...

Der bekannte Wunderheiler Damjan wird auf seinem Anwesen, nahe Rijeka, tot aufgefunden. Ein Unfall oder gar Selbstmord scheiden recht bald aus.



Sandra Horvat und ihr Team beginnen mit den Ermittlungen. Für Sandra ein wenig schwierig, hat sie ja mit den Heilmethoden des Ermordeten wenig am Hut. Sie glaubt nicht an Heilung durch Handauflegen und ähnliches.



Akribisch wird das Umfeld des Toten durchforstet, der eine Reihe von interessanten und teilweise gescheiterten Existenzen auf seinem Anwesen gratis wohnen lässt. Die Liste der Verdächtigen ist lang und wird länger, als sich herausstellt, das seiner seiner “Patienten” verstorben ist. Ist der Tod des Heilers die Rache der Witwe? Und welche Rolle spielt die Journalistin Mirta Car?



Die Zusammenarbeit im Team von Sandra Horvat funktioniert diesmal besser, zumal sich auch der Neue im Team, Danijel Sedlar, schon gut eingefügt hat. Seine manchmal etwas unorthodoxen Ansichten geben neue Denkanstöße.



Meine Meinung:



Mit diesem zweiten Rijeka-Krimi ist der Autorin wieder ein fesselnder Krimi gelungen. Der Fokus liegt wie schon in “Mord mit Meerblick” eher auf der Ermittlungsarbeit als auf spektakulären Verfolgungsjagden oder blutrünstigen Details. Das gefällt mir persönlich recht gut. Auch Rijeka und seine Umgebung spielen wieder eine angenehme Rolle. Wir können den Geruch des Meeres wahrnehmen.


Fazit:


Eine gelungene Fortsetzung, daher 5 Sterne

Veröffentlicht am 20.05.2018

Alten Familiengheimnissen auf der Spur

Tödliche Provence (Hannah Richter 2)
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Hannah Richter will eigentlich nur vier Wochen Urlaub in der Provence genießen und sich klar werden, ob sie weiter als Ermittlerin tätig sein möchte. Doch leider wird sie ganz unversehens in einen unklaren ...

Hannah Richter will eigentlich nur vier Wochen Urlaub in der Provence genießen und sich klar werden, ob sie weiter als Ermittlerin tätig sein möchte. Doch leider wird sie ganz unversehens in einen unklaren Todesfall verwickelt.

Ihrer Freundin Penelope zuliebe besucht sie Louis Prinderre. Hannah findet den alten Herren tot am Fuße der steilen Treppe liegend vor. Ist Louis, Penelopes Nachbar, wirklich “nur” die Treppe hinuntergestürzt oder hat hier jemand nachgeholfen? Zumal in dem akribisch aufgeräumten Haus das Arbeitszimmer des Toten durchwühlt worden ist.

Die Polizistin Emma, mit der Hannah im Jahr zuvor im Rahmen des Europäischen Polizeiaustausches zusammen gearbeitet hat, bittet Hannah, die Augen und Ohren offen zu halten.
Bei ihren Nachforschungen enthüllt Hannah ein uraltes Familiengeheimnis, das schon vor langer Zeit seine Opfer gefordert hat.

Louis wird nicht der einzige Todesfall in diesem verzwickten Kriminalfall sein.

Meine Meinung:

Dieser Krimi zeichnet sich durch seine unblutige und wenig reißerische Erzählweise aus. Das tut der Spannung keinen Abbruch, obwohl ich habe bald den richtigen Riecher gehabt habe, dass in Louis‘ Familie nicht alles so Liebe-Wonne-Waschtrog ist, wie es scheint.
Hannah Richter ist eine toughe Ermittlerin, die trotzdem ein wenig an ihrer Berufswahl zweifelt. Soll sie doch dem Verbrechen den Rücken kehren und sich lieber der Archäologie und vielleicht einem möglichen Familienleben mit Serge widmen? Die Fernbeziehung mit Serge, sie in Köln – er in Paris, ist diesmal ein wenig in Gefahr.

Gut gefallen haben mir wieder die Beschreibungen von Land und Leuten. Die vielen französischen Wörter haben mein Schulfranzösisch wieder ein wenig aufpoliert. Da hätte ich das Glossar fast nicht gebraucht. Gut finde ich das Verzeichnis der erwähnten Musikstücke und den Stammbaum der weit verzweigten Familie Prinderre. Das Rezept für die Badekugeln muss ich ausprobieren.

Fazit:

Ein atmosphärisch schöner, ein wenig verzwickter Krimi mit Urlaubsfeeling.

Veröffentlicht am 19.05.2018

Ein autobiografisches Dokument aus dem Ersten Weltkrieg

Der rote Kampfflieger
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Auf knapp 110 Seiten des e-Books lernen wir den Jagdflieger Manfred Freiherr von Richthofen kennen.

Geboren 1892 in Breslau lebt er vorerst das Leben eines Landjunkers mit Reiten und Jagen als Hauptbeschäftigung. ...

Auf knapp 110 Seiten des e-Books lernen wir den Jagdflieger Manfred Freiherr von Richthofen kennen.

Geboren 1892 in Breslau lebt er vorerst das Leben eines Landjunkers mit Reiten und Jagen als Hauptbeschäftigung. Er tritt 1911 in ein Ulanen-Regiment ein. Der Draufgänger langweilt sich bald und sucht nach Herausforderungen. Die kommen mit dem Ausbruch des Ersten Weltkrieg. Ursprünglich an der Ostfront eingesetzt, wird er bald nach Westen, als Nachrichtenoffizier und Ordonnanz, abkommandiert. Wieder fühlt er sich unterfordert und lässt sich im Mai 1915 zur Fliegertruppe versetzen. Er absolviert eine Ausbildung nach der anderen und findet endlich seine Bestimmung.
In den wenigen Jahren seines kurzen (Flieger)Lebens hat er 52 feindliche Piloten getötet, mehr als jeder andere.

Manfred von Richthofen selbst wird im Juli 1917 bei einem Luftkampf am Kopf schwer verwundet, kann aber noch notlanden.
Nach nur 40 Tagen Rekonvaleszenz steigt er wieder in seinen berühmten, rot lackierten Fokker-Dreidecker. Er begibt sich mit seiner Staffel tief in feindliches Gebiet.
Am 21. April 1918 erfüllt sich sein Schicksal. Er verliert Luftkampf und Leben.

Meine Meinung:

Das autobiographische Buch basiert auf Tagebucheintragungen, mit allen Stärken und Schwächen persönlicher Aufzeichnungen.
Nicht immer ist alles chronologisch. So ist die letzte Datumsangabe mit 29. April 1917, mit dem Besuch des „alten Herrn“, wie er seinen Vater immer nennt. Anschließend gibt es noch ein paar Gedanken zur Jagd im Mai 1917 und einen Rückblick auf die Verwundung seines Bruders Lothar und eine Reminiszenz auf den bereits im Juni 1916 abgeschossenen Ausbildner und Freund Oswald Boelke.

Weil dieses Buch autobiographisch ist (und vermutlich nicht zur Veröffentlichung bestimmt war), sind auch ziemlich flapsige Bemerkungen darin zu finden:

„Da flogen wir eines schönen Tages mit unserem Großraumflugzeug los, um die Engländer mit unseren Bomben zu erfreuen, erreichten das Ziel, die erste Bombe fällt.“.

Oder

„Mir machte es unheimlich Spaß, die Brüder da unten zu bepflastern.“

In einigen Stellen ist das Adrenalin zu spüren, das die Piloten beherrscht haben muss. Man muss versuchen, sich die Situation vorzustellen: die ersten Maschinen waren offen, teilweise aus Sperrholz, die Piloten saßen buchstäblich im oder auf dem Tank und waren Wind und Wetter ausgesetzt.
Sehr eindrucksvoll schildert Manfred von Richthofen den Flug durch die Gewitterfront. Etwas, das ein Pilot eher vermeiden sollte. Doch er ist ein Grenzgänger – im wahrsten Sinn des Wortes. Er pendelt zwischen den Fronten und fliegt tief ins Feindesland.

Interessant sind auch die Bemerkungen über die Piloten anderer Länder, wie z.B. der Engländer, die als „sportsmen“ bezeichnet werden.

Manchmal habe ich den Eindruck, Manfred von Richthofen und seine Kameraden halten den Luftkrieg nur für ein großes Abenteuer. Ja, natürlich wissen sie, dass jede Stunde ihre letzte sein könnte, verdrängen dies aber durch ihre markigen Sprüche siehe oben.

Der Titel „Der Rote Baron“ wird ihm von den Engländern verliehen, die nichts dem deutschen „Freiherrn“ entsprechendes haben.
Die Franzosen nennen ihn „Diable Rouge“ (=Roter Teufel). Als das erste Mal das rote Flugzeug auftaucht, wird es von den Feinden verunglimpft. Man streut die Propaganda, dass „eine Jungfrau in dem roten Flieger sitzt, ein echter Mann würde so etwas nie tun.“

Eine kleine Kritik muss ich beim Verlag anbringen: Es wäre angebracht, das Schicksal des Manfred von Richthofen in einem Nachwort zu ergänzen.

Erwähnenswert ist auch, dass von Richthofen vorerst von den Engländern begraben wurde. Bei seinem Begräbnis flogen die Engländer das erste Mal die „Missing Man Formation“ als Ehrenbezeugung. Die Deutschen erhielten erst zwei Tage nach der Beerdigung die Information, dass ihr Fliegerass „Für Gott, Kaiser und Vaterland“ gefallen war.

Fazit:

Ein interessantes autobiographisches Dokument aus der Zeit des Ersten Weltkriegs.

Veröffentlicht am 19.05.2018

Von Darmstadt nach St. Petersburg

Die Hessin auf dem Zarenthron
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Dies ist das dritte Buch der Trilogie über Deutschlands Prinzessinnen, die aus Staatsräson mit Söhnen aus dem Zarenpalast verheiratet wurden. Die anderen Titel sind „Maria, Kaiserin von Russland - Die ...

Dies ist das dritte Buch der Trilogie über Deutschlands Prinzessinnen, die aus Staatsräson mit Söhnen aus dem Zarenpalast verheiratet wurden. Die anderen Titel sind „Maria, Kaiserin von Russland - Die Württembergerin auf dem Zarenthron“/2015 und „Alexandra – Die Preußin auf dem Zarenthron“/2012

In zwölf Kapiteln bringt uns Historikerin Marianna Butenschön das Leben und die Person der Prinzessin Marie näher. Sie verschweigt auch nicht, dass sie – wie Maries Bruder Alexander - ein „Kuckuckskind“ ist und einer Liaison ihrer Mutter entstammt. Der Makel wird durch die Verliebtheit des Zarewitschs aufgehoben, der die Darmstädter Prinzessin unbedingt heiraten will.

Viele kleine und größere historische Details lassen die Zeit in St. Petersburg wieder auferstehen. Die Autorin geht auch auf die Zarenfamilie ein, die die junge Braut recht herzlich aufnimmt.

Zu Beginn der Ehe, der schnell die ersten Kinder folgen, hat das Thronfolgerpaar wenig mit den Regierungsgeschäften zu tun und hat daher viel Zeit füreinander.

Freud und Leid liegen eng nebeneinander. Der Albtraum aller Eltern ein Kind zu verlieren, wird für Marie und Alexander gleich zweimal wahr: zuerst stirbt Lina, dann mit nur 21 Jahren der Zarewitsch Nikolaus „Nixa“.

Eine gravierende Änderung tritt ein als Alexanders Vater stirbt. Alexander will ein fortschrittliches Russland, will Reformen und stößt mit seinen Ideen die alten feudalen Familien vor den Kopf. Es gelingt ihm nicht, die reaktionären Berater seines Vaters loszuwerden. Zu Beginn seiner Regentschaft hört er noch auf Marie. Doch als er die Leibeigenschaft aufhebt, steht auch Marie seinen Neuerungen skeptisch bis ablehnend gegenüber. Hier scheint der Keim für die Entfremdung des Paares gelegt worden zu sein.

Marie sucht und findet eine lohnende Aufgabe: sie widmet sich der Ausbildung von Mädchen und Frauen, indem sie Schulen gründet und durch Stiftungen, die Schulbildung von armen Mädchen finanziert.

Nach insgesamt acht, teilweise beschwerlichen, Schwangerschaften hat man sich arrangiert. Die Liebschaften des Zaren sind Legion und Marie schweigt stoisch. Selbst als er dann die 15-jährige Katharina Dolgorukowa kennenlernt. Dass sich eine Schattenfamilie etabliert, die bis zu Maries Tod dauern sollte, nimmt die Zarin nicht zur Kenntnis. Der Skandal ist perfekt, als Alexander die Dolgorukowa knapp sieben Wochen nach Maries Tod heiratet. Zu einer Krönung zur Zarin wird es nicht mehr kommen – Alexander fällt dem insgesamt achten (!) Attentat zum Opfer.


In einem Kapitel begibt sich die Autorin auf Spurensuche zu Maria Alexandrowna und findet einiges, wenn auch versteckt. Tausende Touristen besuchen jedes Jahr die Gemächer, in denen die hessische Prinzessin gelebt hat.

Meine Meinung:

Durch ihren klaren, strukturierten Erzählstil können sich auch jene Leserinnen, die in der Geschichte der Romanows nicht so bewandert sind, relativ leicht in die Familie hineinlesen.

Viele Zitate aus Briefen und Aussagen von Zeitgenossen runden das Bild der hessischen Prinzessin auf dem Zarenthron ab. Die ergänzenden Fotos machen die Biographie lebendig. Interessant finde ich die Aktzeichnung die Alexander von seiner Geliebten und dann zweiten Ehefrau, der Dolgorukowa angefertigt hat. Sehr ungewöhnlich, dass sich diese Skizze erhalten hat.

Fazit:

Eine sehr aufschlussreiche Biographie einer Frau, die im Schatten einer anderen stand. Gerne gebe ich dieser Biographie 5 Sterne.

Veröffentlicht am 13.05.2018

Spannend bis zur letzten Seite

Tod am Nord-Ostseekanal
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Dieser historische Krimi ist die Fortsetzung von „Fortunas Schatten“ und begleitet Hauke Sötje im Detail und Sophie Struwe am Rande auf ihren nächsten Lebensabschnitt.

Hauke ist inzwischen Kriminalsergeant ...

Dieser historische Krimi ist die Fortsetzung von „Fortunas Schatten“ und begleitet Hauke Sötje im Detail und Sophie Struwe am Rande auf ihren nächsten Lebensabschnitt.

Hauke ist inzwischen Kriminalsergeant in Kiel. Seinem schweigsamen Naturell entsprechend hat er sich in die neusten Methoden zur Aufklärung von Verbrechen eingearbeitet. Er verwendet als einer der ersten die Daktyloskopie um Verbrecher dingfest zu machen. Allerdings steht er bald mit seinem Vorgesetzten auf Kriegsfuß. Als er Zeuge eines Mordes an einem Arbeiter wird, wird er nicht ernst genommen, sondern mit Innendienst bestraft.
Daher ist es klar, dass Hauke den augenscheinlichen Unfall des Ingenieurs Strasser auf der Baustelle des Nord-Ostseekanals untersuchen soll. Nur ja weit weg, vom Vorgesetzten Bahnsen, der sein eigenes Süppchen kocht.

Was Hauke dann auf der Baustelle entdeckt, passt gar nicht zu Bahnsen Vorstellungen. Schnell wird Hauke in die örtlichen Intrigen verwickelt. Er gerät an die Familie Jennings, deren Töchter Elisabeth und Margarethe Teil des Intrigenspiels sind.

Wird Hauke den vermeintlichen Unfall Strassers aufklären? Welche Rolle spielen Vater und Töchter Jennings?

Was hat es mit dem rotbärtigen Mann, dem der rechte Mittelfinger fehlt, und der immer dann auftritt, wenn es Tote unter den Arbeitern gibt, auf sich?

Fragen über Fragen, die im Laufe des Krimis bravourös und sauber beantwortet werden.

Wieder hat Anja Marschall ein großartiges Bild der Zeit gemalt. Die elenden Bedingungen der Arbeiter, die ihren Arbeitgebern ausgeliefert sind, werden ebenso, wie die gleichfalls nahezu rechtlosen Schicksale der (reichen) Töchter behandelt.
Gut gelungen ist die Verwandlung von Sophie von einem einstmals reichen und hübschen Töchterl in eine engagierte, fortschrittliche junge Frau. Sie wird ihren Weg gehen. Dass sie dabei unseren wackeren, aber wortkargen Hauke auf die Sprünge helfen muss, ist Stoff für den nächsten Band.

Wieder fünf Sterne und eine Leseempfehlung.