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Venatrix

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Veröffentlicht am 21.09.2020

Wiens morbide Seite

Donaumelodien - Morbide Geschichten
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Für seine 11 morbiden Geschichten entführt uns Bastian Zach zu verschiednen Zeiten ins historische Wien:

Der Schein des Todes (1893)
Der Strotter (1903)
Die Unholdin (1604)
Alles ist hin (1681)
Das Duell ...

Für seine 11 morbiden Geschichten entführt uns Bastian Zach zu verschiednen Zeiten ins historische Wien:

Der Schein des Todes (1893)
Der Strotter (1903)
Die Unholdin (1604)
Alles ist hin (1681)
Das Duell (1752)
Der Fluss und das Mädchen (1832)
Die Porzellanfuhr‘ (1753)
So a Hetz! (1796)
Die Beichte (1617)
Fidschi-Meerjungfrau (1874)
Elisabeth (1908)

Fast alle Kerne dieser durchaus morbiden Geschichten sind mir bekannt gewesen. Doch ist es immer wieder faszinierend zu lesen, was unterschiedliche Autoren mit einem Sagenstoff oder mit einem überlieferten Fakt anfangen. Die Geschichte vom lieben Augustin zum Beispiel („Alles ist hin“) oder „Die Porzellanfuhr‘“ - die gab es wirklich. Der Traum des Kutschers selbst einmal Gast einer solchen Fuhre sein, relativiert sich beim Anblick seines behinderten Kindes.

Eher grauslich als amüsant ist das Kapitel „So a Hetz!“ - aber, Volksbelustigungen und Geschmäcker sind eben unterschiedlich. Die Hetzgasse im dritten Bezirk erinnert heute noch an dieses Amüsement.

Eine eher ungewöhnliche, aber dennoch wahre Geschichte ist jene des Henkers Joachim Stein, der durch einen kaiserlichen Erlass ehrbar wurde („Die Beichte“).

Lebendig begraben zu werden ist nach wie vor ein Albtraum für viele Menschen. Nicht umsonst müssen neben dem Herz- auch der Hirntod festgestellt werden.

Fazit:

Für jene Leser, die Wien von seiner morbiden Seite kennenlernen wollen, eine Leseempfehlung. Gerne gebe ich für diese Geschichten und G’schichteln 4 Sterne.

Veröffentlicht am 21.09.2020

Herrlich amüsante Lesestunden

Grantlkatz
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In seinem 5. Fall ist Kommissar Steinböck persönlich betroffen: Sein Freund und Polizeipsychologe Horsti Schmalzl wird des Mordes an einer jungen Frau verdächtigt. Nicht nur, dass er mit der Toten im Arm ...

In seinem 5. Fall ist Kommissar Steinböck persönlich betroffen: Sein Freund und Polizeipsychologe Horsti Schmalzl wird des Mordes an einer jungen Frau verdächtigt. Nicht nur, dass er mit der Toten im Arm und der Tatwaffe in der Hand angetroffen wird, ist er mit Drogen vollgepumpt und hat blöderweise ein Motiv. Die Tote ist jene Venusfalle, die ihn und zahlreiche andere Männer um eine Menge Geld betrogen hat. Unter diesen Auspizien ist der Mord an dem windigen Bauunternehmer Roberto Maucher nur nachrangig, denn es gilt Horstis Unschuld zu beweisen. Als dann noch eine mögliche Zeugin ermordet wird, nimmt der Fall eine größere Dimension an, die alle Kräfte fordert.

Mit dabei sind wieder Ilona Hasleitner (und ihre morgendlichen Butterbrezen) sowie Emil Mayer jr., der Rollstuhl fahrende Afro-Bayer. Nicht zu vergessen Frau Merkel, die schwarze Katze, die alles besser und vor allem mit der Fernbedienung des Fernsehers umzugehen weiß. Allerdings bekommt die Katz‘ diesmal einen kongenialen tierischen Partner: Horstis namenlosen Dackel, der sich ungeniert aus ihrem höchstpersönlichen Futternapf bedient.

Das polizeiliche Team wird diesmal noch von den Zivilisten Sokrates und Obstler verstärkt, beides Schulkollegen von Steinböck, denen das Leben ein wenig übel mitgespielt hat. Eine neue Figur ist der schwule Staatsanwalt, der von Steinböcks Gesprächen mit Frau Merkel weiß, sich darüber aber gar nicht so sehr wundert.

Es dauert eine Weile bis Steinböck & Co alle Puzzleteilchen zusammenfügen können.

Meine Meinung:

Obwohl diese Reihe als Cosy-Krimi durchgehen kann, findet der Autor zu einigen brisanten Themen klare Worte. Es ist Sokrates, der unter Brücke wohnt, den er als Sprachrohr dafür ausersehen hat. Auch Steinböck muss wohl oder übel sich dessen Ansichten anhören. Der Informationsgewinn ist richtungsweisend und deshalb darf nach der Auflösung ein rauschendes Fest am Isar-Ufer nicht fehlen. Dazu sind auch jene geladen, die der windige Bauunternehmer schamlos ausgenützt hat.

Die Dialoge zwischen Frau Merkel und Steinböck sowie der witzig, spritzige Schreibstil haben mich regelmäßig laut auflachen lassen. Ein paar Kostproben gefällig?
Steinböck zum Taxi-Fahrer, der die Katze misstrauisch beäugt: „Koa Angst, die ist stubenrein. Des ist nämlich eine ausgebildete Drogenkatz. Die hat sich perfekt unter Kontrolle. Komisch, a bisserl ang’spannt ist sie schon. Schau mal, wie die schnuppert.“

Oder die Bemerkung der illegal beschäftigten vietnamesischen Reinigungsfrau im Polizeipräsidium: „Polizeikatze verlieren viele Haare und reden viele Unsinn. Bei uns in Vietnam Katze lecker Mittagessen.«

Und den „veganfreien“ Schweinsbraten mit knuspriger Schwarte und wenig Sauerkraut probiere ich gerne aus.

Die amüsanten Zeilen dürfen aber nicht hinwegtäuschen, dass Steinböck & Co. saubere Ermittlungsarbeit leisten müssen, um einerseits Schmalzl zu rehabilitieren und andererseits die Morde aufzuklären.

Der Fall selbst ist verzwickt, denn, wie man bei der Auflösung sehen wird, steckt ein bisserl mehr dahinter. Geschickt werden die Fäden verknüpft, sodass am Schluss keine losen Enden übrig bleiben. Auch Horstis Dackel erhält den längst überfälligen Namen.

Fazit:

Dieser 5. Fall für Kommissar Steinböck und Frau Merkel hat mir wieder herrliche Lesestunden beschert. Ich revanchiere mich mit 5 Sternen.

Veröffentlicht am 21.09.2020

Ein interessantes Sachbuch

Die Anbetung
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Dieses Buch setzt sich nach einleitenden Worten in 7 Kapiteln mit der ungesunden Überhöhung der Digitalisierung auseinander.

Prolog
Die Erosion der Kommunikation. Wie sie entsteht und was daraus folgt
Hyperreichtum ...

Dieses Buch setzt sich nach einleitenden Worten in 7 Kapiteln mit der ungesunden Überhöhung der Digitalisierung auseinander.

Prolog
Die Erosion der Kommunikation. Wie sie entsteht und was daraus folgt
Hyperreichtum und Digitalisierung: Wie die großen Digitalkonzerne ihr Geld verdienen und welchen Risken daraus entstehen
Geldverbrennung im Silicon-Valley: Warum Start-ups nicht mehr glänzen
Die digitale Welt von innen: Über die innere Verfassheit digitaler Unternehmen im amerikanischen Westen
Der digitale Konsument: Wie man zum Instrument von Algorithmen wird
Wegweiser

Man kann die Kapitel unabhängig von einander lesen. Es lohnt, dazwischen einmal eine Lesepause zu machen und über das Gelesene nachzudenken und/oder mit anderen Menschen zu diskutieren.

Die Autorin setzt sich kritisch mit dem „Allheilmittel“ Digitalisierung auseinander. Dabei soll die Digitalisierung an sich nicht verteufelt, aber der Glaube an das „Allein-Selig-Machende“ hinterfragt werden.

Das letzte Kapitel „Wegweiser“ zeigt auf, welche Möglichkeiten es gibt, sich der alles verschlingenden Digitalisierung entgegenzuwirken. Wir sollten die Digitalisierung nutzen, anstatt von ihr benutzt zu werden. Durch viele kleine Schritte kann jeder seinen persönlichen Betrag dazu leisten.

„Zerstören Sie ihre Alleinmomente nicht mit Apparaten oder E-Mails. Seien Sie allein. Verbringen Sie Alleinzeit mal ohne Smartphone. Wer nicht lernt, mit sich allein zu sein, wird auch online einsam sein. Wer allein sein kann, ist nicht einsam.“

Fazit:

Gerne gebe ich für dieses interessante Buch 4 Sterne.

Veröffentlicht am 21.09.2020

Eine ziemliche Enttäuschung

Geheime Quellen
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Claudia Griffoni und Guido Brunetti werden zu einer Sterbenden ins Hospiz gerufen. Mit geflüsterten letzten Worten deutet sie an, dass der Unfalltod ihres Mannes vor wenigen Wochen kein ebensolcher war, ...

Claudia Griffoni und Guido Brunetti werden zu einer Sterbenden ins Hospiz gerufen. Mit geflüsterten letzten Worten deutet sie an, dass der Unfalltod ihres Mannes vor wenigen Wochen kein ebensolcher war, sondern dass „schmutziges Geld“ im Spiel gewesen sein soll. Ohne einen Auftrag, ja sogar ohne hinreichenden Verdacht beginnen die beiden zu recherchieren und kommen einem der zahlreichen Umweltskandale in der Lagunenstadt auf die Spur.

Nebenbei sollen, wegen des Besuches einer Politikergattin, zwei minderjährige, aber dafür umso geschicktere Taschendiebinnen aus Venedig entfernt werden.

Meine Meinung:

Dieser 29. Fall für Commissario Brunetti ist der schlechteste Krimi von Donna Leon. Das ewige Geraunze über die Touristen in Venedig und die Hitze ist leider zum Hauptbestandteil der letzten Krimis geworden. Diesem hier fehlt noch dazu die Spannung. Zwei kurze Momente habe ich geglaubt, Brunetti wird aus seiner Lethargie gerissen: Der eine Moment ist, als er auf Fotos entdeckt, dass ausgerechnet Tenente Scarpa, die beiden Taschendiebinnen zu kennen scheint und mit ihnen plaudernd abgebildet ist. Doch dann verschwimmt diese Information in der Hitze des Lido. Der zweite Moment, an dem ich an ein Aufflackern gedacht habe, war jener, in der die Neapolitanerin Claudia Griffoni kurz, aber nur ganz kurz die Existenz einer 19-jährigen Tochter erwähnt. Das war die ganze Spannung auf 320 Seiten um happige 25,00 Euro.

Man merkt deutlich, dass Brunetti schon mehr als dreißig Jahre seinen Dienst versieht. Er wirkt pensionsreif. Selbst Signorina Elettra und ihre unkonventionellen Methoden der Informationsbeschaffung können diesen Fall nicht retten.

Es wäre gut, Guido Brunetti in den Ruhestand zu schicken. Gerüchteweise soll es noch einen allerletzten Krimi im nächsten Jahr geben, der sogar den Lockdown wegen der Covid-19-Pandemie zum Thema haben soll.

Fazit:

Eine ziemliche Enttäuschung für eingefleischte Brunetti-Fans wie mich. Diesmal reicht es gerade einmal für 2 Sterne.

Veröffentlicht am 21.09.2020

Für mich nicht der beste Haderlein-Krimi

Der Jade-Sauropsid
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Markus Wild, ein Zauberer, den niemand sehen will, wird in einem Bamberger Hotel tot aufgefunden. Nicht nur tot, sondern grausam ermordet und seiner Augen beraubt. An der Wand eine seltsame Botschaft, ...

Markus Wild, ein Zauberer, den niemand sehen will, wird in einem Bamberger Hotel tot aufgefunden. Nicht nur tot, sondern grausam ermordet und seiner Augen beraubt. An der Wand eine seltsame Botschaft, deren Entschlüsselung das Team um KHK Franz Haderlein auf Trab hält. Dieser Tote wird nicht der Letzte sein und deshalb arbeiten Haderlein, „Lagerfeld“ Schmitt, César Huppendorfer und Miss Honeypenny auf Hochtouren. Einzig Polizeischwein Riemenschneider ist anfangs nicht ganz bei der Sache.

Erst als Haderlein & Co. den Zusammenhang zwischen den nun mehr drei ermordeten Männern herstellen können, fällt der buchstäbliche Groschen.

Meine Meinung:

Ich habe schon einige Haderlein-Krimis gelesen. Dieser hat mir leider nicht ganz so gut gefallen. Zum einem lenken die vielen Nebenhandlungen wie Lagerfeld Stress mit seiner Lebenspartnerin Ute, die auch die Mutter des gemeinsamen Kindes ist nicht nur ihn selbst, sondern auch die Leser ab. Auch Riemenschneiders Rauschigkeit nimmt recht viel Platz ein. Utes Antibabypille in Pralinen zu verpacken und das Schwein damit zu füttern ist auch keine wirklich gute Idee, zumal Chef Suckfüll die Pralinen gierig in sich hineinstopft. Mit für ihn ungeahnten Folgen. Andererseits hat mir teilweise die Spannung gefehlt.

Die Geschichte um den seltsamen Politiker hat die Geschichte auch nicht wirklich weitergebracht. Die hätte ein wenig kürzer sein können.

Der Hinweis auf die besondere Zutat im Gulasch, hat mich auf die Spur des Täters gebracht. Das Motiv allerdings ist mir ein wenig fremd, da ich mit solchen Verschwörungstheorien nichts am Hut habe. Das Cover passt aber perfekt dazu und ist ein echter Blickfang.

Der angeblich typische fränkische Witz hat sich mir diesmal nicht so ganz erschlossen. Ja klar, die Dialektpassagen sind zum großen Teil amüsant. Als Wienerin stößt mein Verständnis für diese Art Komik an seine Grenzen - nicht der Sprache wegen, sondern wegen des Humors.

Fazit:

Für mich nicht der beste Haderlein-Krimi, daher nur 3 Sterne.