Gute Unterhaltung
Feuertaufe. Lorenz Lovis ermitteltDieser Südtirol-Krimi von Heidi Troi hat mir gut gefallen. Er zeigt einen Hauptdarsteller, der so gar nicht perfekt ist.
Lorenz Lovis, hat nach Jahren der Ärgernisse mit seinem herablassend agierenden ...
Dieser Südtirol-Krimi von Heidi Troi hat mir gut gefallen. Er zeigt einen Hauptdarsteller, der so gar nicht perfekt ist.
Lorenz Lovis, hat nach Jahren der Ärgernisse mit seinem herablassend agierenden Chef, den Dienst bei der Staatspolizei in Brixen gekündigt. Blöd ist nur, dass er nun ohne Einkommen dasteht, denn der Bauernhof, den ihm sein Onkel hinterlassen hat, ist verschuldet. Lorenz spielt mit dem Gedanken die Landwirtschaft zu verkaufen. MIt dem selbst ernannten Baron Cavagna gibt es auch einen ernst zu nehmenden Interessenten. Wenn da nur nicht Paul, der Knecht und Angelika, seine quasi Ziehschwester wären, die die Landwirtschaft im Alleingagng betreiben.
Um sich und den Hof über Wasser zu halten, übernimmt er vorerst einmal Aufträge als Privatdetektiv. Der eine, eine Gruppe Schüler zu beobachten, die einen der ihren angeblich mobben, scheint eine leichte Übung zu sein, während sein nächster Auftrag beinahe im Desaster endet. Denn Lorenz muss sich der Vergangenheit und den Geldsorgen weiter stellen, besitzt doch der Auftraggeber, der Baron, einen Schuldschein. Dummerweise wird dann Cavagna in seiner Jagdhütte ermordet und Lorenz ist zur Tatzeit in unmittelbarer Nähe. Ein gefundenes Fressen für seinen Ex-Chef, der nachtragend, Lorenz gerne im Gefängnis sähe.
Meine Meinung:
Dieser Krimi ist ein lesenswerter Regionalkrimi, der ohne Blutvergießen und wilde Verfolgungsjagden auskommt. Hier sind Hausverstand und Menschenkenntnis sowie Muskelkraft zum Radfahren gefragt.
Der Schreibstil ist leicht und flüssig zu lesen. Manchmal werden jene Leser, die weder des Italienischen noch des breiten Südtiroler Dialekts mächtig sind, ein wenig aus ihrem Lesefluss gebracht. Doch der stellt sich gleich wieder ein und gibt dem Krimi, neben der Bergwelt, das gehörige Lokalkolorit.
Lorenz Lovis ist ein bodenständiger Charakter ohne Flausen im Kopf. Dennoch ist er vor Jahren der Enge der dörflichen Umgebung entflohen, um nun nach seinem beruflichen Aus bei der Polizia di Stato, wieder dorthin zurück zu kehren. Das ist nicht immer leicht, lebt doch seine ehemalige Verlobte Anna hier und ist noch dazu beim Baron beschäftigt. Außerdem bleibt kein Geheimnis lange geheim, denn Schorsch, der Dorfwirt, ist die Informationsdrehscheibe schlechthin.
Das jugendliche Trio, das Lorenz als stille Beobachter einsetzt, sorgt für Spaß und Hilfe.
Ein köstlicher Charakter ist auch Alma, ein Huhn, das blaue Eier legt und regelmäßig zu Lorenz ins Zimmer kommt. Wie? Das bleibt lange eine Geheimnis.
Es dauert ein bisschen bis Lorenz die Zusammenhänge rund um den Mord an Cavagna erkennt, und noch ein ein wenig länger, bis sein ehemaliger Arbeitskollege und Freund Ispettore Scatolin, seine Informationen ernst nimmt.
“Du sollst auf keinen Fall Wahrsagerei in dein Programm aufnehmen. Obwohl das eindeutig eine Marktlücke in der Stadt wäre.“ (S. 361).
Die letzten Zeilen der Autorin lassen auf eine Fortsetzung mit Lorenz Lovis hoffen.
Fazit:
Ein liebenswürdiger Antiheld, der seine Feuertaufe mit Bravour bestanden hat. Gerne gebe ich hier 4 Sterne.