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Venatrix

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 07.05.2020

Gute Unterhaltung

Feuertaufe. Lorenz Lovis ermittelt
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Dieser Südtirol-Krimi von Heidi Troi hat mir gut gefallen. Er zeigt einen Hauptdarsteller, der so gar nicht perfekt ist.

Lorenz Lovis, hat nach Jahren der Ärgernisse mit seinem herablassend agierenden ...

Dieser Südtirol-Krimi von Heidi Troi hat mir gut gefallen. Er zeigt einen Hauptdarsteller, der so gar nicht perfekt ist.

Lorenz Lovis, hat nach Jahren der Ärgernisse mit seinem herablassend agierenden Chef, den Dienst bei der Staatspolizei in Brixen gekündigt. Blöd ist nur, dass er nun ohne Einkommen dasteht, denn der Bauernhof, den ihm sein Onkel hinterlassen hat, ist verschuldet. Lorenz spielt mit dem Gedanken die Landwirtschaft zu verkaufen. MIt dem selbst ernannten Baron Cavagna gibt es auch einen ernst zu nehmenden Interessenten. Wenn da nur nicht Paul, der Knecht und Angelika, seine quasi Ziehschwester wären, die die Landwirtschaft im Alleingagng betreiben.

Um sich und den Hof über Wasser zu halten, übernimmt er vorerst einmal Aufträge als Privatdetektiv. Der eine, eine Gruppe Schüler zu beobachten, die einen der ihren angeblich mobben, scheint eine leichte Übung zu sein, während sein nächster Auftrag beinahe im Desaster endet. Denn Lorenz muss sich der Vergangenheit und den Geldsorgen weiter stellen, besitzt doch der Auftraggeber, der Baron, einen Schuldschein. Dummerweise wird dann Cavagna in seiner Jagdhütte ermordet und Lorenz ist zur Tatzeit in unmittelbarer Nähe. Ein gefundenes Fressen für seinen Ex-Chef, der nachtragend, Lorenz gerne im Gefängnis sähe.

Meine Meinung:

Dieser Krimi ist ein lesenswerter Regionalkrimi, der ohne Blutvergießen und wilde Verfolgungsjagden auskommt. Hier sind Hausverstand und Menschenkenntnis sowie Muskelkraft zum Radfahren gefragt.

Der Schreibstil ist leicht und flüssig zu lesen. Manchmal werden jene Leser, die weder des Italienischen noch des breiten Südtiroler Dialekts mächtig sind, ein wenig aus ihrem Lesefluss gebracht. Doch der stellt sich gleich wieder ein und gibt dem Krimi, neben der Bergwelt, das gehörige Lokalkolorit.

Lorenz Lovis ist ein bodenständiger Charakter ohne Flausen im Kopf. Dennoch ist er vor Jahren der Enge der dörflichen Umgebung entflohen, um nun nach seinem beruflichen Aus bei der Polizia di Stato, wieder dorthin zurück zu kehren. Das ist nicht immer leicht, lebt doch seine ehemalige Verlobte Anna hier und ist noch dazu beim Baron beschäftigt. Außerdem bleibt kein Geheimnis lange geheim, denn Schorsch, der Dorfwirt, ist die Informationsdrehscheibe schlechthin.

Das jugendliche Trio, das Lorenz als stille Beobachter einsetzt, sorgt für Spaß und Hilfe.
Ein köstlicher Charakter ist auch Alma, ein Huhn, das blaue Eier legt und regelmäßig zu Lorenz ins Zimmer kommt. Wie? Das bleibt lange eine Geheimnis.

Es dauert ein bisschen bis Lorenz die Zusammenhänge rund um den Mord an Cavagna erkennt, und noch ein ein wenig länger, bis sein ehemaliger Arbeitskollege und Freund Ispettore Scatolin, seine Informationen ernst nimmt.
“Du sollst auf keinen Fall Wahrsagerei in dein Programm aufnehmen. Obwohl das eindeutig eine Marktlücke in der Stadt wäre.“ (S. 361).

Die letzten Zeilen der Autorin lassen auf eine Fortsetzung mit Lorenz Lovis hoffen.

Fazit:

Ein liebenswürdiger Antiheld, der seine Feuertaufe mit Bravour bestanden hat. Gerne gebe ich hier 4 Sterne.

Veröffentlicht am 07.05.2020

Gute (Kino)Unterhaltung

Wecke den Joker in dir
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Steffen Haubner nimmt das Wesen der Filmbösewichte genau unter die Lupe. Natürlich kann er nicht alle betrachten, denn Filme leben einfach vom Spannungsfeld zwischen gut und böse.

Er stellt uns mehr als ...

Steffen Haubner nimmt das Wesen der Filmbösewichte genau unter die Lupe. Natürlich kann er nicht alle betrachten, denn Filme leben einfach vom Spannungsfeld zwischen gut und böse.

Er stellt uns mehr als 40 Filmbösewichte vor. Dabei stellt er den Protagonisten und den Film an Hand von sechs Bewertungskriterien vor. Die sind:

Bösartigkeit
Zerstörung
Wahnsinn
Charisma
Intelligenz
Korruption

Dann wird ein wenig über den Film, die Rolle und den Schauspieler geplaudert. Gut gefällt mir das Resümee, das so zusammengefasst wird:

Wichtigste Lektion
Bester Satz
Klugscheißerinfo
Basics

Auffallend ist, dass es nur ganz wenige Frauen in die Rolle eines
Bösewichtes und in dieses Buch geschafft haben. Das sind z.B. Beverly Sutphin („Serial Mom), Annie Wilkes („Misery“) oder Amy Dunne („Gone Girl“).

Ich persönlich mag ja eher die älteren Filme wie „Dirty Harry“, „Spiel mir das Lied vom Tod“ oder „Der Pate“und „Apocalypse Now“ (ach, Marlon Brando forever!). Natürlich sind Anthony Hopkins als Hannibal Lecter oder Jack Nicholson als Joker echt gelungene Besetzungen - die beiden verkörpern ihre Rollen sehr authentisch.
Von den jüngeren mag ich „Inglourious Basterds“ und Christoph Waltz, der den „Hands Landa“ sher glaubwürdig verkörpert.

Warum man sich an die Bösewichte eher erinnert (Ausnahme natürlich James Bond)? Vielleicht, weil in jedem von ein kleiner oder größerer Teufel steckt, der nur auf die richtige Gelegenheit wartet, aus der Schachtel, pardon, aus unserem Inneren zu springen?

Dabei muss man ja nicht gleich morden oder ganze Städte in Schutt und Asche legen. Man kann es ja so subtiler angehen. Wie heißt es auf Seit 19 so nett: „Nur Versager morden, die Cleveren gehen in die Wirtschaft.“ Wenn ich mir die Konzerne so ansehe, kann darin durchaus ein Körnchen Wahrheit liegen.

Fazit:

Das Buch liest sich angenehm, locker und hat mich an einige große Kinofilme und Leinwandgrößen erinnert. Gerne gebe ich hier 5 Sterne.

Veröffentlicht am 03.05.2020

Ein wahrer Augenschmaus

Kartenwelten
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Dieses prächtige Buch hält, was es verspricht: In „Kartenwelten“ wird den Lesern die Welt der Karten in eindrucksvoller Weise näher gebracht. Hier geht es nicht um schnöde Anweisung, schnell von A nach ...

Dieses prächtige Buch hält, was es verspricht: In „Kartenwelten“ wird den Lesern die Welt der Karten in eindrucksvoller Weise näher gebracht. Hier geht es nicht um schnöde Anweisung, schnell von A nach B zu kommen, sondern um die Vielfalt der Themen und Aussagen, die Landkarten enthalten.

Die Autorin hat die Wunderwelt der Karten in neun Themenbereich zusammengefasst:

Wasserstraßen
Städte
Konflikte und Krisen
Landschaften
Wirtschaft
Wissenschaft
Menschliche Erfahrungen
Welten
Kunst und Fantasien

Der Leser wird gleich zu Beginn des Buches von einer Karte des Mississippi (S. 14) empfangen, dessen mehrfach verlegte Flussbetten wie ein surrealistisches Gemälde anmuten.

Betsy Mason spannt den Bogen von der antiken Landkarte über mitteltalterliche und neuzeitliche Karten bis hin zu Satelliten- und GPS-basierte Karten. Viele davon seit ewigen Zeiten unter Verschluss wie die Karten aus der ehemaligen UdSSR (S. 84) oder Japans (S. 105), die vor allem auf strategische Ziele ihrer Feinde dokumentierten.
Noch vor den diversen Computersimulationen hat die US-Army Modelle von Utah-Beach nachbauen lassen, um die Landung der Alliierten 1944 in der Normandie zu ermöglichen (S. 100).

Wie eng Kunst und Karte miteinander verwoben sind, zeigt das Kartenwerk von Prof. Eduard Imhof, der ein Pionier auf dem Gebiet der naturalistischen Darstellung von Gebirgen war (S. 132).

Wer schon einmal vor einem Panorama eines Schigebietes gestanden ist, hat sich eher über schwarze, rote oder blaue Pisten und vielleicht auch der nächsten Einkehrmöglichkeit Gedanken gemacht, als über die Entstehung dieser Pistenkarten. Hier auf S. 139 kann die Idee und ihre Umsetzung nachgelesen werden.

Der Vorläufer der ICAO-Karte, ohne die der internationale Flugverkehr nicht möglich wäre, zeigt, dass Fliegen früher mehr Sapss machte (S. 168).

Besonders beeindruckt haben mich die wissenschaftlichen Karten wie z.B. die der Enthüllung des Meeresbodens (S. 184).

Und wenn heute die Darstellung von Statistiken über Wanderbewegungen von Menschen oder Hotspots von Krankheiten kaum ohne Karten auskommen können, ist dies keine Erfindung der letzten Jahre, sondern findet ihre historische Entsprechung.

Ich könnte noch Stunden über dieses Buch berichten, doch lest diese Faszination der „Kartenwelten“ selbst.

Das Buch ist hochwertig verarbeitet und hat ein Lesebändchen. Im Anhang findet der interessierte Leser noch weiterführende Literatur. Der informative Inhalt und die großartigen Abbildungen rechtfertigen den stolzen Preis von rund 50 Euro. Ein wunderbares Geschenk für Kartenliebhaber.

Fazit:

Schätze der Kartografie auf rund 300 Seiten - sie verdienen 5 Sterne.

Veröffentlicht am 03.05.2020

Was geht auf der Burg der Lichttempler vor sich?

Die Richterin und der Kreis der Toten
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Schauplatz Languedoc, Südfrankreich:

Dass Journalist Luc Maille bei einem mysteriösen Autounfall stirbt, überrascht eigentlich niemanden, denn er ist mit seinen investigativen Berichten vielen auf die ...

Schauplatz Languedoc, Südfrankreich:

Dass Journalist Luc Maille bei einem mysteriösen Autounfall stirbt, überrascht eigentlich niemanden, denn er ist mit seinen investigativen Berichten vielen auf die Zehen getreten. Doch wie passt der Selbstmord seiner Halbschwester hier ins Bild?

Nachdem Untersuchungsrichterin Mathilde de Boncourt und Team ihre Arbeit aufgenommen haben, entdecken sie weitere Todesfälle, die so gar nichts miteinander zu tun zu haben scheinen: Zwei ältere Damen, die in der Seniorenresidenz verstorben sind, der junge Physiker Christian, der einem Raubmord zum Opfer gefallen sein könnte und der Apotheker, der seine Frau immer wieder betrügt.

Auf den ersten Blick sind kaum Gemeinsamkeiten zu erkennen. Doch bei näherem Hinsehen, deutet alles in die Richtung des „Ordre du Temple de la Lumiere“. Sind die „Lichttempler“ eine Sekte, die sich in einem historischen Gemäuer breit gemacht haben? Was genau geht hinter den Mauern der Burg vor sich? Und was hat es mit dem charismatische Guru, der aussieht wie Jim Morrison, auf sich?

Meine Meinung:

Der Fall ist verzwickt und es dauert ein bisschen, bis die Handlung Fahrt aufnimmt, doch sind alle Informationen notwendig, um sich ein Bild von den Umständen zu machen. Zur besseren Orientierung wählt die Autorin zwei Erzählperspektiven. Nämlich einmal die des toten Journalisten, der uns mittels Tagebucheintragungen die Hintergründe beleuchet und andererseits die Perspektive der Ermittler.

Wie in den beiden Vorgängern ist Mathilde de Boncourt im weitesten Sinne persönlich betroffen. So sind die beiden betagten Damen, die in der Seniorenresidenz verstorben sind, Freundinnen der Haushälterin. Außerdem erliegt ihre Tante dem charismatischen Jim-Morrison-Verschnitt und quartiert sich im Gästehaus der Burg ein.

Der Schreibstil ist lebendig und zeichnet sich durch Kenntnisse der Gegend aus. Historische Details werden unaufgeregt den Lesern nahe gebracht. Eine besondere Bedeutung kommt dem Blick auf die diversen Sekten und ihren Anführern zu, die in der Vergangenheit ihre Anhänger manipuliert haben.

Die Charaktere haben alle so ihre Ecken und Kanten. Und dass Mathilde gegen ihre Nikotinsucht ankämpft, ist glaubhaft geschildert.

Ein bisschen habe ich Martin vermisst, dem diesmal nur eine kleine Rolle zugedacht war.

Fazit:

Untersuchungsrichterin Mathilde de Boncourt ermittelt in einem verzwickten Fall bei einem mysteriösen Orden, 4 Sterne.

Veröffentlicht am 30.04.2020

Hat mir nur mäßig gefallen

Ave Vinum
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Dieser Krimi ist der 7. aus der Reihe rund um den Sternekoch Julius Eichendorff. Für mich ist es der erste.

Julius Eichendorff ist, wie es sich für einen Koch gehört, kugelrund und - zum Leidwesen seiner ...

Dieser Krimi ist der 7. aus der Reihe rund um den Sternekoch Julius Eichendorff. Für mich ist es der erste.

Julius Eichendorff ist, wie es sich für einen Koch gehört, kugelrund und - zum Leidwesen seiner Frau Anna, ein beinahe schon routinierter Hobby-Detektiv.

Diesmal muss er sich mit einem Unwetter, das das Ahrntal verwüstet und mehreren Toten sowie einer etwas dämlichen Wette auseinandersetzen. Zusätzlich hat sich auch noch Schwiegermutter Sibylle in seinem Haus breitgemacht.

Wird Eichendorff unbeschadet aus dem Schlamassel hervorgehen?

Meine Meinung:

Der Krimi soll wohl turbulent sein. Mir sind die vielen Handlungsfäden, die nicht zum Kriminalfall gehören, ziemlich auf den Nerven gegangen. Die unglückselige Wette mit seinem Freund und Konkurrenten Antoîne habe ich noch amüsant gefunden, die Schwiegermutter nur degoutant. Die überschreitet jegliche Grenze des Anstands und der Privatsphäre, wenn sie Julius beim Duschen zu sieht und entsprechende Kommentare abgibt. Nein, dass ist weder witzig noch bringt das die Krimi-Handlung weiter.

Völlig unglaubwürdig auch die Naturkatastrophe, die das Ahrntal unter Wasser setzt und Eichendorff, seine Mitarbeiter und alle anderen Leute fahren kreuz und quer durch die Gegend.

Interessant finde ich die Informationen zum Weinbau bzw. Julius‘ Gedanken über seine kulinarischen Köstlichkeiten. Das Getue um seine Hühner ist wieder ein wenig schrullig, fast schon ins Lächerliche abgleitend.

Der Schreibstil ist flott und flüssig. Ob ich noch einen Krimi dieser Reihe, vielleicht den ersten, lesen werde? Nun, da bin ich mir noch nicht sicher. Es gibt einige Krimis, die spannender und weitaus glaubwürdiger sind.

Fazit:

Hat mir nicht so gut gefallen, daher nur 2 Sterne