Sehr schöner Lokalkrimi
„...Lovis spürte, dass sie recht hatte. In den nächsten Stunden würde Onkel Sebastian, der seit seinem fünfzehnten Lebensjahr Vater- und Mutterstelle an ihm vertreten hatte, ihn verlassen...“
Lorenz Lovis ...
„...Lovis spürte, dass sie recht hatte. In den nächsten Stunden würde Onkel Sebastian, der seit seinem fünfzehnten Lebensjahr Vater- und Mutterstelle an ihm vertreten hatte, ihn verlassen...“
Lorenz Lovis ahnt nicht, wie schnell sich sein Leben nach dem Tode des Onkels verändert. Zwar hat ihm der Onkel seinen Hof vererbt, doch Bauer wollte Lovis nie werden. Dann aber bringt ihn der Commissario Capo, sein Vorgesetzter bei der Südtiroler Polizei, so auf die Palme, dass er kurzerhand kündigt. Dummerweise weiß er in dem Moment noch nicht, wie überschuldet der Hof ist. Er entscheidet sich, seine Dienst als Privatdetektiv anzubieten. Er bekommt einen Auftrag von Carlo Cavagna und steht kurz darauf vor dessen Leiche.
Die Autorin hat einen spannenden und abwechslungsreichen Krimi geschrieben. Die Geschichte hat mich schnell in ihren Bann gezogen.
Ihr Protagonist Lovis ist ziemlich unbedarft, sowohl was die Landwirtschaft angeht, als auch bei seinen Ermittlungen. Auf dem Hof geht ihm Paul zur Hand, der den Laden am Laufen hält. Um den Haushalt kümmert sich ab und an Angelika, die ansonsten als Krankenschwester arbeitet.
Der Schriftstil lässt sich angenehm lesen. Mit passenden Metaphern wird die Landschaft beschrieben.
„...Wenn die Sonne gegen zehn Uhr hinter der Plose hervorkam, würden die Bäume wie verzaubert glitzern, und die Apfelwiese wäre wie ein Märchen anzuschauen...“
Gleichzeitig erfahre ich eine Menge über Land und Leute, über die Arbeit und die Erträge in der Landwirtschaft und örtliche Feste und Gebräuche.
„...Die Ferkel werden wir dann verkaufen und … die werden dann wohl wahrscheinlich wirklich Speck für die Törggelesaison. Erst ein paar Monate Urlaub in Holland, sich fett fressen und dann wieder zurück zum heimischen Schlachter...“
Lovis` Ermittlungen für Cavagna haben mit Auseinandersetzungen im Ort zu tun. Der Herr Baron möchte ein Luxushotel mit allen Schikanen bauen, die Umweltschützer sehen die Brutplätze der Uhus gefährdet. Lovis will sich eine eigene Meinung bilden und stellt gekonnt Nachforschungen an.
Humorvoll wird es immer dann, wenn Lovis bei Schorsch im Gasthaus aufschlägt. Der Wirt ist ein Original. Außerdem weiß er über alles und jeden Bescheid. Doch auch Lovis ist für feinen Humor zu haben:
„...Lovis stöhnte innerlich. Langsam meldete sich sein Blase. Dass ein Detektiv bei Beschattungen von einem menschlichen Bedürfnis gequält wurde, las man natürlich nie in Detektivromanen...“
Nicht vergessen möchte ich Iwan, Erik und Matthias. Die drei Jungen werden zu unerwarteten Helfern für Lovis.
Im Laufe der Handlung darf ich verfolgen, wie Lovis mit seinen Aufgaben wächst. Am Ende bleibt keine Frage offen.
Häufig fließen in den Text italienische und tiroler Sätze ein, die der Geschichte ihr örtliches Flir geben.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen, gerade weil der Protagonist ein Mensch mit Fehlern und Schwächen ist, zu denen er auch steht und an denen er arbeitet..