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Venatrix

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 25.04.2020

Dieser Reihenauftakt hat mich nicht überzeugt

Das Grab im Médoc
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Nach elf Bänden mit Commissaire Lagarde in der Normandie ist nun der Auftakt für eine neue Krimi-Reihe erschienen.

Statt des Genießers Philippe Lagarde ermittelt Madame le Commissaire Pauline Castelot. ...

Nach elf Bänden mit Commissaire Lagarde in der Normandie ist nun der Auftakt für eine neue Krimi-Reihe erschienen.

Statt des Genießers Philippe Lagarde ermittelt Madame le Commissaire Pauline Castelot.

Pauline Castelot ist Sonderermittlerin, die dann zum Einsatz kommt, wenn es um Cold Cases oder sonstige heikle Fälle geht. Sie darf überregional agieren. Das heißt, der Leser darf sich auf verschiedne Schauplätze in Frankreich freuen.

Diesmal ermittelt Castelot und ihr Team in heimischer Umgebung, in Bordeaux. Zahlreiche Weingüter sind in der jüngsten Vergangenheit von Dieben heimgesucht worden, die - wie auf Bestellung - ausgesuchte, meist teure Wein stehlen. Bei einem dieser Einbrüche wird ein Mann der Sicherheitsfirma angeschossen, wenig später der Weinbauer Armand ermordet. Ein Zusammenhang mit den Diebstählen scheint zweifelhaft, denn Armand wird niedergeschlagen und lebend in einen Brunnenschacht geworfen.
Als dann einige Tage später eine Frau skurril drapiert tot auf einem Weinberg nächst dem Weingut von Armand gefunden wird, scheint es eine heiße Spur zu geben ...

Meine Meinung:

Ich habe mich auf diese neue Reihe gefreut, doch leider bin ich enttäuscht worden. Der Krimi ist nur ein müder Abklatsch der Reihe um Philippe Lagarde. Es dauert gut 100 Seiten bis das nötige „Personal“ vorgestellt wird. Diesmal gibt es viel zu viele Personen, die hier eine kleine oder größere Rolle spielen. Die privaten Zores der Ermittler werden beinahe gleichzeitig aufgedeckt.
Ich mag zwar den Schreibstil mit der detaillierten Beschreibung von Schauplatz, Kulinarik und Menschen, aber diesmal bin ich der vielfältigen Details überdrüssig. Es bringt die Handlung überhaupt nicht weiter, ob das Polo des Ermittlers blau oder grün ist oder welcher Wein als Apero serviert wird.

Die Arbeitsauffassung lässt diesmal auch etwas zu wünschen übrig. Obwohl sich gerade eine neue, vielversprechende Spur auftut, machen die vier Ermittler einfach Feierabend und gehen gemütlich gemeinsam essen. Aufgefallen ist mir, dass das Quartett öfters gemeinsam in einem Auto unterwegs sind. Wie ungewöhnlich!

Der Fall selbst ist jetzt auch nicht so rasend spannend. Das Motiv für die Morde enthüllt sich erst spät und wird meiner Ansicht nach - im Vergleich zu den Diebstählen oder den kulinarischen Beschreibungen - viel zu kurz behandelt.

Die Figuren, ob gut oder böse, bleiben blass und eindimensional.
Ich bin mir nicht sicher, ob ich einen möglichen zweiten Fall für Pauline Castelot lesen werde. Schade, dieser Reihenauftakt hat nicht überzeugt.

Fazit:

Dieser Reihenauftakt hat mich nicht überzeugt, daher nur knapp 3 Sterne.

Veröffentlicht am 24.04.2020

Ein guter Überblick

Eine kurze Geschichte der RAF
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Wer kennt sie nicht, die Namen der berüchtigten Baader-Meinhof-Bande?

Mit diesem Buch geht der Autor auf die Geschehnisse ein, wie es zur Gründung der RAF kam, wie die Wege in den Terror aussahen und ...

Wer kennt sie nicht, die Namen der berüchtigten Baader-Meinhof-Bande?

Mit diesem Buch geht der Autor auf die Geschehnisse ein, wie es zur Gründung der RAF kam, wie die Wege in den Terror aussahen und was man unter erster, zweiter und dritter Generation der RAF versteht. Er geht auf die zentralen Figuren der Terror-Gruppe ein, beschreibt deren Ansichten und Ziele.

Historiker Sven Felix Kellerhoff zeichnet den blutigen Weg der Terroristen detailliert nach, deren erklärtes Ziel, den Rechtsstaat zu vernichten, Deutschland Jahrzehnte lang in Angst und Schrecken versetzt hat.

Allerdings kann ich mich des Eindrucks nicht erwehren, dass die Behörden und Politiker hier kräftig versagt haben. Einzig Helmuth Schmidt so scheint es, hat sich nicht erpressen lassen.

Als Österreicherin, die zu jener Zeit in der Hans Martin Schleyer ermordet wurde, noch ein Kind war, kannte ich bislang nicht alle Verbrechen. Die Entführung von Walter Palmers zur Geldbeschaffung hat sich mir allerdings ins Gedächtnis eingebrannt, habe ich doch in dieser Zeit im selben Haus wie einer der Entführer gewohnt.

Die von den Medien und Anhänger Baader-Meinhofs lancierten erfundenen Geschichten der „Vernichtungshaft“ waren mir jetzt neu, denn irgendwann habe ich mich aus dieser Welt des Terrorismus ausgeklinkt.

Kellerhoff ist es sehr gut gelungen, auf diesen rund 200 Seiten die Geschichte der „Roten Armee Fraktion“ kompakt darzustellen.
Interessant finde ich, dass die RAF genauso antisemitisch eingestellt war, wie das Establishment, gegen das sie gekämpft haben.

Vermisst habe ich die im Vorwort angekündigte Beschäftigung mit den Opfern.

„Lange galt die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit vor allem den Tätern, den Mitgliedern der RAF, aber kaum ihren Opfern. Dabei waren die weitaus meisten Toten und Verletzten dieses blutigen Irrwegs ganz normale Leute: Polizisten, Fahrer, Angestellte.“

Wieder hat die RAF die größere Rolle eingenommen. Ich hätte mir zumindest im Anhang eine Liste der Opfer erwartet. Sie werden zwar im Text durchaus namentlich genannt, gehen aber dort leider unter.

Das Buch lässt sich flüssig lesen und stellt ein Stück Deutscher Geschichte anschaulich und interessant dar. Sachlich, ohne den Voyeurismus legt Kellerhoff die Tatsachen auf den Tisch.

Fazit:

Wer einen Überblick über die Geschichte der RAF, die von Gewalt und Terror geprägt war, gewinnen möchte, dem sei dieses Buch empfohlen. Die fehlende Opferliste kostet den 5. Stern.

Veröffentlicht am 24.04.2020

Kunstraub und Raubkunst

Kunst und Verbrechen
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Das Autoren-Duo, die Kunstexperten Stefan Koldhoff und Tobias Timm. nehmen sich in diesem Buch eines brisanten Themas an: Kunst & Verbrechen.

Sie geben in folgenden Kapitel einen Überblick über Kunstdiebstähle, ...

Das Autoren-Duo, die Kunstexperten Stefan Koldhoff und Tobias Timm. nehmen sich in diesem Buch eines brisanten Themas an: Kunst & Verbrechen.

Sie geben in folgenden Kapitel einen Überblick über Kunstdiebstähle, Geldwäsche, Fälschungen und folgen den Spuren so mancher kriminellen Organisation. Dass Kunstraub keine Erfindung des 20. Jahrhunderts ist, wird ebenfalls dargestellt.

Licht und Schatten - ein Vorwort
Kapitel 1 - Gestohlen, geraubt, entführt
Kapitel 2 - Das Verschwinden des Originals
Kapitel 3 - die zerstörte Kulturgeschichte
Kapitel 4 - Wenn Diktatoren sammeln
Kapitel 5 - Kunstanlage als Betrug
Kapitel 6 - Schmutziges Geld und saubere Kunst
Und die Konsequenten?

Die Autoren gehen allerdings nicht nur mit den Räubern und/oder Fälschern hart ins Gericht, sondern vor allem mit deren Auftraggebern. Seien es Diktatoren, die auf „Kunstsinnig“ machen und daher leichte Beute für Kriminelle werden oder jene Neureiche, die ihr Einkommen gerne an der Steuer vorbei gewinnbringend anlegen wollen.

Dort wo viel Geld im Spiel ist, weil es leicht zu bekommen ist, ist das organisierte Verbrechen nicht weit. Nur so lange Menschen gewillt sind, so aberwitzige Summen für Kunst zu bezahlen, wird sie herbeigeschafft. Allerdings habe ich für die Leute, die um viel Geld einer Fälschung aufgesessen sind, kein Mitleid. Man könnte Vermögen auch anderwertig ausgeben - für mehr Bildung oder Forschung.

Die Autoren sprechen echten oder selbst ernannten Sachverständigen nicht von der Schuld frei, mit aberwitzigen Summen für echte oder vermeintlich echte Kunstgegenstände zu jonglieren. Auch Galeristen, Kunsthändler und/oder Museumsdirektoren bekommen ihr Fett ab.

Die Autoren berichten über die spektakulärsten Kriminalfälle und prangern die oft sehr laxen Sicherheitsvorkehrungen in (staatlichen) Museen an. Manchmal wirkt die Aufzählung der Fälle ein wenig unstrukturiert. Das macht aber das Buch nicht weniger spannend.

Nach „Selbstporträt“ (Wolfgang und Helene Beltracchi) und „Der Nazi und der Kunstfälscher“ (Edward Dolnick) mein drittes Buch über Kunstraub bzw. Fälschungen in kurzer Zeit.

Fazit:

Raubkunst und Kunstraub - ein weitverzweigtes Business, dem schwer beizukommen ist. Gerne gebe ich hier 5 Sterne.

Veröffentlicht am 24.04.2020

Schwarzhumorig und skurril

Der Knochentandler
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In diesem zweiten Krimi rund um den ewigen Studenten Eric „Erki“
Neubauer dreht sich alles um einen Totenschädel. Denn genau neben einem solchen wacht Erki nach einer durchzechten Nacht mit einem höllischen ...

In diesem zweiten Krimi rund um den ewigen Studenten Eric „Erki“
Neubauer dreht sich alles um einen Totenschädel. Denn genau neben einem solchen wacht Erki nach einer durchzechten Nacht mit einem höllischen Kater auf. Wem gehört der Totenschädel? Also, wer war sein ursprünglicher Besitzer? Die Buchstaben auf dem Totenkopf lassen auf eine antike Zelebrität schließen. Ioannis Chrysostomos - ein früher kirchlicher Würdenträger?

Der ewig klamme Student wittert ein gutes Geschäft, doch bald gerät er in einen Strudel von Mord und Totschlag.

Neben dem Handlungsstrang rund um Erki gibt es noch den des verschrobenen Musikkritikers Liebekind, der an Paranoia fast nicht zu überbieten ist.

Durch zahlreiche geschickte Wendungen lässt der Autor seine Leser lange im Dunkeln tappen. Die überraschende Auflösung des Krimis ist stimmig.

Meine Meinung:

Johann Allacher ist ein Meister der skurrilen Dialoge und bringt mit seinen detaillierten Schilderungen der Wege durch Wien einige unbekannte Orte ans Tageslicht. Wir Leser dürfen Erki auf seiner rasanten Radtour durch Wien begleiten. Immer wieder in akuter Sturzgefahr endet die Fahrt am Donaukanal abrupt.

Mein Verdacht, um wessen Totenschädel es sich bei der heiß umkämpften Reliquie handelt, hat sich bestätigt. Es sind ja auch eine Menge Hinweise versteckt. Nicht so toll hat mir die Figur der Ehrentraud gefallen. Die hätte ich nicht unbedingt gebraucht.

Fazit:

Wer gerne einen eher unkonventionellen Krimi aus Wien lesen möchte, ist hier richtig. Ich empfehle allerdings den Vorgänger („Der Watschenmann“) zu lesen. Auf den dritten Allacher „Wiener Blues“ bin ich jedenfalls gespannt. 4 Sterne

Veröffentlicht am 19.04.2020

Ein spannender Krimi

Elsässer Intrigen
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Dieser siebte Fall für Major Jules Gabin ist mein erster. Trotzdem kann dieser Krimi gut ohne seine Vorgänger gelesen werden.

Nachdem Gabin weiter an seiner Karrriere basteln will, kommt ihm die Versetzung ...

Dieser siebte Fall für Major Jules Gabin ist mein erster. Trotzdem kann dieser Krimi gut ohne seine Vorgänger gelesen werden.

Nachdem Gabin weiter an seiner Karrriere basteln will, kommt ihm die Versetzung in die schöne Stadt Colmar ganz recht. Noch bevor er so richtig angekommen ist, muss er sich mit dem Tod einer Prostituierten beschäftigen. Schnell ist klar, dass es sich um einen Mord handelt. Gabins Chef, Captaine Debrac, und die Kollegen legen sich recht bald auf den deutschen Geschäftsmann als Täter fest. Nur Jules Gabin kommen Zweifel, zumal die Tote über korrupte Flics an höherer Stelle auspacken wollte.

Der Einstieg in die neue Dienststelle wird von allerlei Unstimmigkeiten überschattet. So scheint Debracs Stellvertreter nicht der zu sein, wofür er sich ausgibt. Ein Maulwurf?

Nebenbei muss sich Gabin mit dem Verschwinden von Eric Duval, seinem Nennonkel und ehemaligen Mitarbeiter von Staatspräsident Valéry Giscard d’Estaing. Duval ist als „Elder Statesman“ nach wie vor politisch aktiv und für seine Extra-Touren bekannt. Ist Duval der Kontakt, den die Tote gesucht hat?

Meine Meinung:

Dieser Krimi spricht wie viele andere ein weit verbreitetes Problem in Frankreich an: Die Agenden der Exekutive sind auf drei Behörden verteilt: Die „Police Nationale“ (Innenministerium), Die „Gendarmerie Nationale“ (Innen- und Verteidigungsministerium) und die „Police Municipale“ (Gemeindepolizei, die dem jeweiligen Bürgermeister unterstellt ist). Hierarchie- und Kompetenzgerangel sind an der Tagesordnung und die oft schlechte Bezahlung, vor allem der unteren Chargen, lässt manchmal den einen oder anderen wegschauen und/oder die Hand aufhalten.

Die Stimmung auf der Dienststelle ist denkbar schlecht. Gabin matcht sich sofort mit Benoît, dem Chef-Stellvertreter, bei dem er das Gefühl hat, er sei nicht der, der er vorgibt zu sein. Einzig Yvonne scheint den Newcomer ein wenig zu mögen.

Jules Gabin ermittelt in verschiedene Richtungen und macht sich so seine eigenen Gedanken. Dabei unternimmt er mitunter Alleingänge, die weder vom Chef noch von den Kollegen goutiert werden.

Gänzlich unsympathische finde ich seine Freundin, die Untersuchungsrichterin Joana. Sie ist ehrgeizig, eifersüchtig und sollte eigentlich wissen, dass er über ein laufendes Verfahren nichts ausplaudern darf. Warum also quetscht sie ihn ständig aus? Außerdem spielt sie ständig die beleidigte Leberwurst, wenn er entweder zu spät kommt oder einen Termin überhaupt absagen muss. Ermittler bei der Mordkommission zu sein, ist eben kein 8-Stunden-Job. Die sollte er so schnell wie möglich wieder loswerden.

Die Auflösung des Falles ist stimmig und für mich nicht ganz überraschend, obwohl ich kurz auch Joana in Verdacht hatte, ihrem Ehrgeiz einiges zu opfern.

Gut gefallen hat mir die Beschreibung von Land & Leuten und der Ausflug in die köstlich Kulinarik des Elsass‘.

Fazit:

Ein spannender Krimi, der Lust auf eine Reise in das Elsass macht. Gerne gebe ich hier 4 Sterne.