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Venatrix

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 11.01.2024

Fesselnd bis zu letzten Seite

Grenzfall – In den Tiefen der Schuld
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In ihrem vierten gemeinsamen Fall ermitteln Bernhard Krammer und Alexa Jahn, das österreichisch-deutsche Vater & Tochter-Ermittlerteam, in einem höchst dramatischen Fall, der Krammer bis nach Sopron (Ungarn) ...

In ihrem vierten gemeinsamen Fall ermitteln Bernhard Krammer und Alexa Jahn, das österreichisch-deutsche Vater & Tochter-Ermittlerteam, in einem höchst dramatischen Fall, der Krammer bis nach Sopron (Ungarn) führt.

Was ist passiert?

Nachdem Krammers Kollegin Roza Szabo plötzlich und ohne Handtasche die Dienststelle verlassen hat und seit Tagen nicht erreichbar ist, öffnet er ihre Wohnung. Völlig geschockt steht er in ihrem Wohnzimmer vor einer männlichen Leiche, die eine Tauchermaske trägt, auf der der Name „Krisztina“ zu lesen ist. Ein Etikett weist auf eine Tauchschule am Walchensee in Bayern hin. Doch von Roza fehlt jede Spur. Und wer zur Hölle ist Krisztina?

Obwohl Krammer eigentlich das Verschwinden seiner Kollegin melden müsste, zieht er es vor, vorab heimlich, aber mithilfe seiner Tochter Alex und deren Kollegen Florian Huber, zu recherchieren. Wird es ihnen gelingen Roza Szabo zu finden? Und was verbirgt Szabo? Immerhin war sie vor Jahren als verdeckte Ermittlerin gegen das organisierte Verbrechen im Burgenland im Einsatz, bis ein Einsatz schief gegangen ist. Ist sie nun selbst ein Opfer?

Meine Meinung:

Dieser vierte Fall für das deutsch-österreichische Team besticht durch seinen originellen Plot. Der Spannungsbogen ist extrem hoch. Die Handlung ist vielschichtig und beschäftigt sich u.a. mit der Organisierten Kriminalität wie Menschenhandel, Prostitution und Drogengeschäften.

Die in kursiver Schrift gehaltenen Seiten stellen so etwas wie ein Tagebuch dar, das die geneigten Leser gleich zu Vermutungen über die beschriebenen Personen mutmaßen lässt.

Auch wenn die Ermittler stellenweise parallel und, wie es scheint, wenig abgestimmt arbeiten, kommen sie in kleinen Schritten vorwärts. Manchmal ist die Zurückhaltung beim Austausch der Erkenntnisse nicht leicht zu akzeptieren. Aber, das Vater-Tochter-Gespann nähert sich trotz aller Bindungsängste langsam an und der komplexe Kriminalfall wird schlüssig aufgeklärt.

Ein Anruf von Konstantin, der Alexa Jahn Avancen macht und aktuell in Polizeigewahrsam ist, macht neugierig auf den 5. Fall, der im Frühjahr 2025 erscheinen wird.

Fazit:

Diesem fesselnden Krimi, der durch seine komplexe Handlung besticht, gebe ich gerne 5 Sterne.

Veröffentlicht am 11.01.2024

Eine gelungene Fortsetzung

Die Patin vom Ku'damm (Wolf Heller ermittelt 3)
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Der dritte Fall für Wolf Heller führt uns in das geteilte Berlin Anfang der 70er-Jahre. Nach dem Tod seiner Lebensgefährtin Paula kümmert sich Wolf um deren Kinder Astrid und Jochen, die sehr an ihm hängen. ...

Der dritte Fall für Wolf Heller führt uns in das geteilte Berlin Anfang der 70er-Jahre. Nach dem Tod seiner Lebensgefährtin Paula kümmert sich Wolf um deren Kinder Astrid und Jochen, die sehr an ihm hängen. Leider ist der Beruf des Kriminalpolizisten für einen alleinerziehenden Vater der denkbar schlechteste. Daher will Heller den Dienst quittieren, ohne zunächst einmal zu wissen, womit er seine Brötchen verdienen will.

Doch meistens kommt es anders, als man denkt. In Hellers Fall ist es einerseits der Hausverwalter, der Heller und die beiden anderen Mieter aus dem Haus haben will, weil dieses abgerissen werden soll, und zum anderen wird ein Mitglied des Berliner Senats ausgerechnet von Wolf Heller auf der Transitstrecke zwischen der DDR und der BRD tot aufgefunden. Doch Borowski ist nicht nur tot, sondern seine Leiche wird so arrangiert, dass bei ungenauem Hinsehen, auch ein Selbstmord angenommen werden könnte. Und dann gibt es noch einen Toten auf einer der zahlreichen Baustelle der Barbara Albrecht.

Da bei Borowskis Tod ein Zusammenhang mit der „Patin vom Kudamm“, wie man die Besitzerin der größten Baufirma und Immobilienentwicklerin BerIins, Barbara Albrecht, auch nennt, vermutet wird, stellt man Heller die junge Vera Jung, eine Ermittlerin im Bereich Wirtschaftskriminalität aus Bonn zur Seite.

Heller laviert zwischen den Ermittlungen zum aktuellen Fall, der Vertuschung vom Verschwinden des Hausverwalters und den Vaterpflichten, denen er nur ungenügend nachkommen kann, herum. Er kann sich nicht sicher sein, ob die toughe Vera, ihn nicht doch durchschaut.

Gemeinsam und manchmal auch parallel wühlen sich Heller und Jung durch einen Sumpf von Korruption, Prostitution und Gewalt. Dabei will Wolf Heller nichts mehr, als den Fall schnell abschließen und mit den Kindern Berlin verlassen.

Meine Meinung:

Das Autoren-Trio, das unter dem Pseudonym Lutz Wilhelm Kellerhoff die Reihe rund um Wolf Heller schreibt, führt uns in diesem dritten Roman die Stimmung der 1970er-Jahre, die sich in eine radikale verändert, vor Augen. Wie immer verbinden sie gekonnt den Zeitgeist mit Spannung. So hat Barbara Albrechts Tochter Manuela ausgerechnet mit jenem Andi ein Pantscherl, der die Bundesrepublik bis zu seinem Tod 1977 in München-Stadelheim in Atem halten wird - gemeint ist natürlich Andreas Baader.

Das Ende des dritten Teils deutet darauf hin, dass Heller zwar Berlin verlassen wird können, den Polizeidienst möglicherweise aber nicht.

Fazit:

Eine fesselnde Fortsetzung, der ich gerne 5 Sterne gebe.

Veröffentlicht am 11.01.2024

Einfach ausprobieren

Die Welt des Schnellkochens
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Seit ich denken kann, ist ein Schnellkopftopf Teil der familiären Küchenausstattung. Ob Großmutter oder Mutter beide hatten jeweils einen, allerdings ein österreichisches Produkt, das in den 1960er-Jahren ...

Seit ich denken kann, ist ein Schnellkopftopf Teil der familiären Küchenausstattung. Ob Großmutter oder Mutter beide hatten jeweils einen, allerdings ein österreichisches Produkt, das in den 1960er-Jahren um einiges preiswerter war als jene von Fissler. Ich bin stolze Besitzerin eines Fisslers, dessen Potenzial ich längst noch nicht ausgeschöpft habe.

Dieses Buch bietet mir nun die Gelegenheit seine Fähigkeiten, anhand der 150 Rezepte auszuprobieren. Wobei, wenn ich es recht überlege, meine Rindsrouladen aus dem Schnellkochtopf oder das Gulasch sind zart und lassen sich in einer annehmbaren Kochzeit zubereiten. Auch Rindsuppe und Erdäpfel sind schnell gekocht.

Sehr interessant finde ich die technischen Erklärungen, die die Funktion und die unterschiedlichen Betriebsmöglichkeiten. Wahrscheinlich werden sich einige Leser mit dem umfangreichen Theorieteil nicht auseinandersetzen wollen. Aber, es schadet nicht, sich die Tipps anzusehen.

Wer noch keinen Schnellkochtopf in Gebrauch hat, kann dieses Buch als Entscheidungshilfe für den Kauf heranziehen. Zeit- und Energieersparnis machen den etwas höheren Preis eines Schnellkochtopfes recht bald wett.

Ich liebäugle seit ein paar Monaten mit einem Dampfgarer, aber scheint, als könnte der Schnellkochtopf auch als solcher eingesetzt werden. Schauen wir uns das einmal an.

Die rund 150 Rezepte sind gut beschrieben und bebildert. Wie heißt es in der Werbung so schön? Probieren Sie es einfach aus! Guten Gelingen und guten Appetit!.

Fazit:

Dieser Anleitung, den Praxis-Tipps und der Rezeptesammlung gebe ich gerne 5 Sterne.

Veröffentlicht am 11.01.2024

Eine gelungene Fortsetzung

Taubenschlag
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Als auf einer Baustelle in Berlin ein bislang unbekanntes unterirdisches Bunkersystem mit den skelettierten Überresten einer Familie gefunden werden, weiß noch niemand, welche Dimensionen dieser Fund haben ...

Als auf einer Baustelle in Berlin ein bislang unbekanntes unterirdisches Bunkersystem mit den skelettierten Überresten einer Familie gefunden werden, weiß noch niemand, welche Dimensionen dieser Fund haben wird. Allen Anschein nach sind die Mitglieder dieser Familie seit rund vierzig Jahren tot, verhungert und verdurstet.

Wenig später werden in Kiel, Hamburg und nahe Lübeck mehrere Menschen in ihren Häusern ermordet aufgefunden. Die Männer und die Frau haben einiges gemeinsam: Sie wurden gefoltert, gefesselt an einen Stuhl gebunden, anschließend erschossen und haben jeweils eine tote Taube im Schoß.

KHK Rudi Lehmann von der Polizeidirektion Flensburg und Kriminalassistentin Lykke Teit aus Kopenhagen, die bereits in „Gezeitenmord“, einem länderübergreifenden Kriminalfall sehr gut zusammengearbeitet haben, werden anlässlich einer Sondereinsatztruppe beauftragt, diesen Fall zu lösen.

In akribischer Kleinarbeit, die die beiden bis nach Berlin, in das Archiv der Stasi führt, kommen sie nur langsam vorwärts. Die Mordserie verlangt den beiden einiges ab, denn sowohl Lehman als auch Teit haben so ihre eigene Familiengeschichte.

Meine Meinung:

Dieser Krimi, der durchaus von wahren Begebenheiten inspiriert sein kann, hat mich sehr gut unterhalten. Auch mehr als 30 Jahre nach dem Mauerfall sind noch immer nicht alle Fälle von verschwundenen Personen restlos aufgeklärt. Die Ermittlungen mit all ihren Sidesteps und Sackgassen sowie gefährlichen Situationen sind recht realistisch geschildert.

Lehmann und Teit sind ein gutes Team, obwohl der Altersunterschied doch recht groß ist. Gut gefällt mir, dass Rudis Frau Verständnis für seinen Beruf hat und auch Lykke freundlich begegnet.

Interessant ist, dass der Täter und sein Motiv den Lesern schon recht bald sogar namentlich bekannt sind. Die Spannung liegt nun darauf, ihn zur Strecke zu bringen.

Fazit:

Gerne gebe ich diesem Krimi, der mich bis zur letzten Seite gefesselt und mir spannende Lesestunden beschert hat, 5 Sterne.

Veröffentlicht am 10.01.2024

Die Packende Geschichte einer Verblendung

Austrian Psycho Jack Unterweger
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Wer kennt ihn nicht, den Jack Unterweger, den Prostituiertenmörder, der als Häfn-Poet nicht nur Österreichs Schickeria, sondern auch die Justiz austrickste?

Jack Unterweger kommt als unehelicher Sohn ...

Wer kennt ihn nicht, den Jack Unterweger, den Prostituiertenmörder, der als Häfn-Poet nicht nur Österreichs Schickeria, sondern auch die Justiz austrickste?

Jack Unterweger kommt als unehelicher Sohn einer Kellnerin und eines US-Soldaten 1950 im steirischen Judenburg (Österreich) zur Welt. Er wächst bei seinen Großeltern auf und fällt bereits als Jugendlicher durch Einbrüche und Gewalt gegen Frauen auf. Seinen ersten Mord begeht er 1974 und wird daraufhin zu lebenslanger Haft verurteilt. Er sitzt in der Strafanstalt Stein ein.

Es ist die Zeit von Justizminister Christian Broda, der von der Utopie einer „gefängnislosen Gesellschaft“ träumt, weil er jeden Verurteilten für resozialisierbar hält, und daher gleichzeitig Verfahren gegen Täter des NS-Regimes verschleppen lässt.

Diese Stimmung nutzt Unterweger, der zuvor kaum schreiben und lesen kann, um seinen Hauptschulabschluss nachzuholen. Er dilettiert an Texten und schafft es, mit Unterstützung eine Art Autobiografie mit dem Titel „Fegefeuer oder die Reise ins Zuchthaus“ zu schreiben. Nachdem es auch die Zeit des experimentellen Schreibens ist, wird das Buch von der Kulturszene begeistert aufgenommen. 1983 kommt es zu der legendären Lesung in der Strafanstalt, in der auch der Co-Autor dieses Buches eingeladen ist.

Aufgrund von zahlreichen Petitionen und Gutachten wird Unterweger 1990 vorzeitig entlassen und gilt als resozialisiert. Er treibt sich in und mit der Wiener Schickeria herum, erhält Aufträge seites des ORF, verfasst Theaterstücke und versucht sich als Journalist.

Noch weiß bzw. ahnt niemand, dass Unterweger Texte aus der Gefängnisbibliothek abschreibt und für seine Zwecke missbraucht. Selbst die Geschichten für die Radiosendung „Das Traummännlein“ schreibt nicht er selbst, sondern seine Mentorin Sonja von Eisenstein. Niemand erkennt die Manipulationen, mit der Unterweger die Menschen an der Nase herumführt.

„Die Öffentlichkeit, diese unbekümmerte Öffentlichkeit, die dank ihrer Persönlichkeiten, ihres Einflusses gearbeitet haben in der Sache, die haben Unterweger schlicht und einfach freigepresst.“ (Oberst Willibald Zach, damals stellvertretender Anstaltsleiter S. 58).

Und fast schon prophetisch ergänzt Zach:
„Mit der Sprache muss man vorsichtig umgehen. Man darf die Wirkung der Sprache nicht unterschätzen. Ich gehe so weit: Sprache kann töten.“(S. 58)

Dazu passt auch Unterwegers Interview am Tag seiner Entlassung:

„Im Prinzip bin ich gefährlicher als vor der Haft, weil ich ja das Denken gelernt hab und das Wort als Waffe verwenden kann.“ (S. 117)

In einer Talk-Show doziert er über Politik, die Strafrechtsreform (!) und andere aktuelle Themen der Gesellschaft. Wenn die Frage nach seinem Mord von 1974 kommt, wird er einsilbig und wirkt distanziert. Das Auditorium hält das für Reue.

Schon während der Haft erhält er Hunderte von Briefen, vor allem von Frauen, die sich zu ihm hingezogen fühlen. Nun, in Freiheit bedient sich Unterweger ihrer, denn Frauen sind für ihn vor allem eines: nützlich.

Wenig später werden in Brünn und wenige Wochen später in Bregenz zwei Frauen ermordet. Unterweger ist kurz davor in beiden Städten. Zufall? Oder, dass in den Wochen, die er in Los Angeles verbringt, mindestens drei Prostituierte erdrosselt werden? Noch ein Zufall?

Der Rest der Geschichte ist bekannt. Die Polizei von LA und Wien arbeiten zusammen und für Unterweger klicken in den USA die Handschellen. 1994 wird er des neunfachen Mordes schuldig gesprochen und abermals zu lebenslanger Haft verurteilt, erhängt sich aber in der Nacht nach dem Urteil in seiner Zelle.

Meine Meinung:

Autor Malte Herwig ist Autor und Journalist und hat für Zeitungen wie die „SZ“ sowie Magazine wie den „Spiegel“ zahlreiche Prominente und auch einige Kriminelle interviewt.

In diesem Buch verquickt er gekonnt Fakten und Fiktion zu einer packenden Erzählung. Aus Interviews sowohl mit Unterweger selbst als auch mit Zeitzeugen hält er uns den Spiegel der Manipulationen des Serienmörders Zeit vor Augen. Die alte Weisheit „Man sieht nur, was man sehen will“ hat sich hier auf dramatische und tödliche Art bewahrheitet.

Der Titel ist an „American Psycho“ von Bret Easton Ellis angelehnt, der über den Serienmörder Patrick Bateman schreibt, der tagsüber in seinem Büro in der Wall Street saß und nächtens zahlreiche Menschen ermordete.

Fazit:

Dieser packenden Geschichte über die Verblendung zahlreicher Mitglieder der Wiener Society durch die Manipulation eines Serienmörders gebe ich gerne 5 Sterne. Möge sie als abschreckendes Beispiel dienen.