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Venatrix

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 13.06.2024

Hat mich nicht gefesselt

Der Gewinner
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Zu diesem Buch habe ich wegen des Covers gegriffen. Es strahlt - für mich - eine gewisse Unnahbarkeit aus, die sich wegen der Covid-19-Pandemie durch das ganze Buch schlängelt. Anders als in Asien und ...

Zu diesem Buch habe ich wegen des Covers gegriffen. Es strahlt - für mich - eine gewisse Unnahbarkeit aus, die sich wegen der Covid-19-Pandemie durch das ganze Buch schlängelt. Anders als in Asien und Europa scheinen die Anti-Covid-Maßnahmen in den USA nur eine Empfehlung zu sein.

Conor, Jura-Absolvent, der seinen Studienkredit zurückzahlen und seine Mutter unterstützen muss, übernimmt in Cutters Neck, Massachusetts, einen mehrwöchigen Sommerjob als Tennislehrer. Er trägt aus Rücksicht auf seiner Mutte eine Maske und staunt über die Schicki-Micki-Gesellschaft, die sich benimmt als wäre die Welt in Ordnung.

Zunächst ist er abwartend und zurückhaltend, denn er gehört einfach nicht dazu. Als er dann Catherine kennenlernt,
ändert sich schlagartig ein Verhalten. Aus dem schüchternen jungen Mann wird ein notorischer Lügner ...

Meine Meinung:

Leider hat mich das Buch zwiegespalten zurückgelassen. Die Verwandlung des schüchternen, anfangs sympathischen jungen Mannes, der über die dekadente Welt der Reichen und Schönen ins Staunen gerät, in einen ekelhaften Betrüger ist sehr eigenartig. Hat er seinen miesen Charakter schon früher besessen und nur geschickt verborgen?

Das Buch ist vor allem zu Beginn ziemlich langatmig und hat mich auch in weiterer Folge nicht zu fesseln vermocht.

Autor Teddy Wayne hat einen einfachen Schreibstil. Das Buch lässt sich schnell lesen.

Fazit:

Dieser Roman konnte mich auf Dauer nicht wirklich fesseln, daher gibt es nur 2 Sterne.

Veröffentlicht am 13.06.2024

Hat mich leider nicht mitgerissen

Georgine – Der lange Weg zu mir selbst
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Klappentext:

„Sie machte als Georg Kellermann beim WDR Karriere, war als Korrespondent in Paris und Washington und wurde schließlich Studioleiter in Bonn, Duisburg und Essen. Und sie führte beruflich ...

Klappentext:

„Sie machte als Georg Kellermann beim WDR Karriere, war als Korrespondent in Paris und Washington und wurde schließlich Studioleiter in Bonn, Duisburg und Essen. Und sie führte beruflich über vier Jahrzehnte ein Doppelleben, denn privat lebte Georgine Kellermann schon lange als Frau: Sie fuhr in Pumps mit dem Auto bis in die Tiefgarage und war im Büro dann wieder Georg. Das Coming-out plante sie erst für den Tag ihrer Pensionierung. Zu groß war die Angst, man würde sie in der Branche nicht mehr ernst nehmen. 2019, auf dem Weg in den Urlaub, hat sie von einer Minute auf die andere Schluss gemacht mit dem Versteckspiel. Sie outete sich als Frau. Als trans Frau. Seitdem kämpft sie für mehr Toleranz, Sichtbarkeit und Normalität in unserer Gesellschaft.“

Der Klappentext liest sich interessant, doch leider hat mich diese Autobiografie anschließend nicht erreichen können.

Ich habe zu diesem Buch gegriffen, weil sich der Sohn meiner Freundin vor einigen Jahren entschlossen hat, eine Tochter zu sein. Daher wollte ich ein bisschen mehr zum Thema wissen.

Ich kannte den Journalisten Georg Kellermann bislang nicht, da ich nur wenig Deutsches Fernsehen konsumiere.

Die Schilderung von Georgs Kindheit kommt mit bekannt vor. Die Krankheit seiner Mutter ist die meines Vaters. Dieser Teil hat mir, weil ähnliche Lebensgeschichten verbinden, noch gefallen. Doch je länger die Biografie dauert, desto weniger konnte sie mich fesseln.

Es ist kaum zu glauben, dass Kellermann im Journalismus tätig war. Der Schreibstil ist für mein Empfinden einfach und manchmal holprig. Die eine oder andere Schilderung aus dem Berufsleben, in dem sie ja Georg ist, ist sehr detailliert beschrieben, hat aber mit Georgine wenig zu tun. Dieser Bereich hätte durchaus wenig gestrafft werden können.

Über vierzig Jahre so ein Doppelleben zu führen, muss sehr anstrengend gewesen sein. Allerdings kann ich gut verstehen, dass Georgine Angst vor beruflichen Konsequenzen gehabt hat und deshalb bis zu ihrem Pensionsantritt mit dem Outing gewartet hat.
Gut gefällt mir, dass Georgine in Schulen geht und Aufklärungsarbeit leistet. Allerdings hätte ich davon und wo Betroffene Hilfe erhalten können, mehr erwartet.

Ich habe zuvor schon Nora Dahmens Biografie „Endlich Nora!“ gelesen, deren Schreibstil wesentlich mitreißender ist.

Fazit:

Leider hat mich Georgine Kellermanns Biografie nicht so wirklich angesprochen, daher gibt es 3 Sterne. Einer davon ist für den Mut, nach vierzig Jahren mit dem Versteckspiel aufzuhören.

Veröffentlicht am 13.06.2024

Eine klare Leseempfehlung!

Stammgäste
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Wie reichhaltig das jüdische Leben einst am Semmering war

Dieses von Danielle Spera herausgegebene Sachbuch ist ein lesenswertes Buch über das reichhaltige kulturelle Leben der jüdischen Stammgäste auf ...

Wie reichhaltig das jüdische Leben einst am Semmering war

Dieses von Danielle Spera herausgegebene Sachbuch ist ein lesenswertes Buch über das reichhaltige kulturelle Leben der jüdischen Stammgäste auf Wiens Hausberg, dem Semmering. Dazu hat die promovierte Publizistin, Journalistin und ehemalige Direktorin des Jüdischen Museums in Wien, zahlreiche Prominente bzw. Nachfahren jüdischer Familien interviewt, um deren Erinnerungen an die (damals) unbeschwerten Tage der Sommerfrische am Semmering in diesem Buch wissenschaftlich aufzuarbeiten. Denn ohne das jüdische (Groß)Bürgertum Wiens hätte der Semmering niemals seine Bedeutung erhalten. Das Buch liest sich wie das Who-is-Who der damaligen jüdischen Wiener Gesellschaft.

So widmen sich einige Beiträge den „stummen Zeugen dieser prachtvollen Ära“ und beschreiben die großartige Architektur eines Hotel Panhans oder dem Südbahn-Hotel. Ebenso dürfen die Villen einiger Prominenter wie die Villa Farkas nicht fehlen.

Interessant ist, dass auch auf dem Semmering (wie in der Großstadt) die Trennung in säkular bzw. assimilierte und streng orthodoxe Juden gelebt worden ist. Der Semmering ist bis heute von der jüdischen Tradition geprägt und so wundert es nicht, dass, als Folge der Arisierung der jüdischen Liegenschaften, der Vertreibung und Ermordung der Juden während des NS-Unrechtsregimes, die Blütezeit des Semmerings längst vorbei ist. Die Region hat sich vom Fehlen seiner zahlungskräftigen Klientel nie wieder erholt. Zwar hat man in den 1960er-Jahren versucht, das jüdisch-kulturelle Leben wieder in Gang zu bringen, doch so wirklich gelungen ist das nicht.

Zahlreiche private, erstmals der Öffentlichkeit gezeigte Fotos sowie Erinnerungen an vertriebene und ermordete Stammgäste des Semmerings lassen dessen unwiederbringlich verlorene Blütezeit wieder auferstehen.

Fazit:

Gerne gebe ich diesem großformatigen, in gediegener Aufmachung im Amalthea-Verlag erschienenen Buch und sich perfekt als Geschenk eignet, 5 Sterne und eine Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 10.06.2024

Hat mir gut gefallen

Meine wilde Nation
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Autor Alex Lissitsa ist ein ukrainischer Agrarökonom, der einem der größten Agrarunternehmen der Ukraine, der IMC Agrarholding, vorsteht, die rund 123.000 Hektar Land bewirtschaftet und Millionen Tonnen ...

Autor Alex Lissitsa ist ein ukrainischer Agrarökonom, der einem der größten Agrarunternehmen der Ukraine, der IMC Agrarholding, vorsteht, die rund 123.000 Hektar Land bewirtschaftet und Millionen Tonnen an Weizen, Mais, Sonnenblumen und Soja produziert. Gleichzeitig ist er politisch engagiert und ein intimer Kenner von Gesellschaft und Politik der Ukraine.

Alex Lissitsa liebt sein Land. Das ist in diesem Buch deutlich spürbar. Doch sieht er, anders als manch anderer, auch dessen Schwächen wie die Korruption. Diese ist, wie er auch in seinen Interviews sagt, das Überbleibsel aus dem Sowjetregime. Das Land hatte nach dem Zusammenbruch der UdSSR und der Unabhängigkeitserklärung von 1991 zu wenig Zeit und nicht das geeignete Personal, gegen die Korruption vorzugehen. Viele sind in kurzer Zeit schnell reich geworden.

So erzählt er, wie er, um sein Unternehmen zu retten, entschlossen gegen Korruption vorgegangen ist: durch Austausch der in den alten Strukturen verhafteten Mitarbeiter. So ähnlich geht die Ukraine gegen die Korruption im Land vor. Lissitsa berichtet, dass beinahe die gesamte Führungsebene der Polizei ausgetauscht worden ist, um sich westlichen Standards anzupassen. Apropos Anpassung - er nimmt auch zu den Vorwürfen Stellung, die Ukraine würde ihr Fähnchen immer nach dem Wind richten. Dabei zeichnet er ein Bild der ukrainischen Vergangenheit, die im Westen nicht so bekannt sein dürfte.

Als er am Abend des 23. Februar 2022 den Anruf erhält, dass am nächsten Tag Putins Armee die Ukraine angreifen wird, ist nichts mehr wie es war. Anders als beim Angriff auf die Krim 2014 ist die ukrainische Bevölkerung wild entschlossen, sich der russischen Armee entgegen zu stellen und tut es bis heute. Es scheint, als hätte die Ukraine aus
dem Jahr 2014 und der widerrechtlichen Annexion der Krim gelernt.

Nicht immer ist er mit Präsident Wolodymyr Selenskjy einer Meinung, hat aber wegen dessen Geschick als Kriegspräsident doch eine gewisse Achtung. Selenskys Anordnung, englisch quasi als zweite Amtssprache (auch wenn sie nicht so heißt) einzuführen, stößt bei vielen Ukrainern auf Ablehnung. Doch Selensky hat schon die Zukunft des Landes im Sinn: auf Grund des demografischen Wandels (Abwanderung, Flucht und Tod der jungen Generation) fehlen in der Ukraine - wie überall in Europa - die Fachkräfte. Sie sollen durch gezielte Zuwanderung ausgeglichen werden. Dafür müssen Arbeitgeber und Arbeitnehmer sich verständigen können - auf englisch, weil das leichter zu erlernen ist, als ukrainisch. Da dies auch Alex Lissitsas Sorgen sind, kann er sich damit anfreunden.

Ebenso mit der „Patenschaft für eine Brigade“, was ihm zunächst ein wenig kurios vorgekommen ist. Selenskjy beabsichtigt, den Brigadeführen an der Front, die jeweils rund 4.000 Soldaten befehligen und meistens recht jung sind, wirtschaftliches Knowhow zur Verfügung zu stellen, da er bei seinen zahlreichen Frontbesuchen deren Nöte festgestellt hat. Als Lissitsa dann „seine Brigade“ in der Nähe von Saporischija besucht, ist die „Wunschliste“ des Kommandeurs ein wenig anders als gedacht: mehr PR, denn die Menschen in der Ukraine sollen wissen, dass die Soldaten täglich ihr Leben für andere aufs Spiel setzen, und Prothesen für Verwundete.

Auf den letzten Seiten gibt Alex Lissitsa einen Ausblick auf die Zukunft, die vor allem die Vorteile eines Beitritts der Ukraine zur EU beinhalten: unter anderem statt genmanipuliertes Soja aus Brasilien (in dem zuvor noch schnell der Regenwald für Anbauflächen abgeholzt wird) gentechnikfreies Soja aus der Ukraine importieren.

"Meine Ukraine ist eine wilde, eine widerspüchliche Nation, aber sie ist auf dem richtigen Weg, dem Richtung Europa."

Fazit:

Gerne gebe ich dieser Liebeserklärung an sein Land, dessen Menschen trotz des Krieges daran glauben, eine große und gemeinsame Zukunft in Europa zu haben, 5 Sterne.

Veröffentlicht am 09.06.2024

Hat mich gut unterhalten

Akte Nordsee - Das schweigende Dorf
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Dieser dritte Kriminalfall für die junge Anwältin Fentje Jacobsen und den Journalisten Niklas John birgt allerlei Geheimnisse einer eingeschworenen Dorfgemeinschaft, die unter keinen Umständen ans Licht ...

Dieser dritte Kriminalfall für die junge Anwältin Fentje Jacobsen und den Journalisten Niklas John birgt allerlei Geheimnisse einer eingeschworenen Dorfgemeinschaft, die unter keinen Umständen ans Licht kommen sollen. Dafür, so scheint es, schreckt man auch nicht davor zurück, mögliche Mitwisser zum Schweigen zu bringen.

Doch der Reihe nach ...

Mitten in der Nacht erhält Fentje, deren Anwaltskanzlei nicht ganz so gut läuft wie gehofft, einen eigenartigen Anruf. Er habe einen Mord begangen, behauptet der Mann. Noch bevor Fentje mehr erfährt, wird der Anruf beendet. Am nächsten Tag findet man im Nachbarort Helenendeich zwei tote Männer, einer davon ist der nächtliche Anrufer. Der scheint wirklich seinen Saufkumpanen erschlagen und anschließend Selbstmord begangen zu haben. Fentje hat zwar nun keinen Mandanten mehr, aber die Geschichte kommt ihr mehr als merkwürdig vor. Deshalb beginnt sie gemeinsam mit Niklas John, der eben aus der Ukraine zurückgekehrt ist, eigene Nachforschungen anzustellen. Während Niklas von Staatsanwalt Borgholz mit Infos versorgt wird, versucht Fentje die Bewohner von Helenendeich auszuhorchen, wird aber ziemlich rüde abgekanzelt.

Je weiter sie, jeweils auf unterschiedliche Weise, in das Vorleben der beiden Toten eindringen, desto komplexer scheint der Fall zu sein. Dann stoßen die beiden auf ein seit vier Jahren verschwundene Frau und eine andere verschwindet ...

Meine Meinung:

Eva Almstädt ist mit diesem dritten Krimi für Fentje Jacobsen und Niklas John ein komplexer Krimi gelungen, bei dem auch das Privatleben der beiden durchaus eine Rolle spielt. Schmunzeln muss ich über Gretje, Fentjes Großmutter, die ihre Enkelin unbedingt unter die Haube bringen will und ständig potentielle Ehemänner für sie sucht. Diesmal ist es der neue Tierarzt Onno, der in Gretjes Augen eine passable Partie wäre. Dabei knistert es zwischen Fentje und Niklas ein wenig, was beide noch (?) nicht so recht wahrhaben wollen.

Auch Fentjes Nichte Sofia spielt diesmal eine größere Rolle. In den Gesprächen mit den Großeltern, auf deren Bauernhof Fentje und Sofia wohnen, wird auch gerne platt geschnackt.

Die meisten Bewohner von Helenendeich verhalten sich durchwegs eigenartig. Es scheint, als hüteten sie ein gemeinsames Geheimnis. Zudem nähern sich mehrere Frauen in einer unangemessenen Art der Witwe an, in dem sie ihr ein wenig zu auffällig ihre Hilfe anbieten.

Geschickt lockt Eva Almstädt ihre Leserschaft auf diverse Nebenschauplätze. Erst spät wird das gesamte Ausmaß an
kriminellem Treiben entlarvt. Die Polizei bekleckert sich dabei nicht allzu sehr mit Ruhm.

Dieses Buch besticht neben guter Krimiunterhaltung durch das Lokalkolorit.

Fazit:

Gerne gebe ich diesem Küstenkrimi, der mich gut unterhalten hat, 5 Sterne.