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Venatrix

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 05.06.2024

Eine klare Leseempfehlung!

Pride began on Christopher Street
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Dem Autoren-Duo Christian Handel und Andreas Suchanek ist mit diesem 4. Band der Reihe „Schicksalsmomente der Geschichte“ ein bewegender queerer Liebesroman rund um das historische Ereignis, das hinter ...

Dem Autoren-Duo Christian Handel und Andreas Suchanek ist mit diesem 4. Band der Reihe „Schicksalsmomente der Geschichte“ ein bewegender queerer Liebesroman rund um das historische Ereignis, das hinter dem Christopher-Street-Day steht, gelungen.

Im Jahr 1969 sind gleichgeschlechtliche Beziehungen per Gesetz noch immer strengstens verboten und die Einhaltung wird durch die Polizei und Justiz penibel überwacht.

Das Autoren-Duo erzählt die Geschichte des schwulen Finn, der bei einer Razzia in der New Yorker Bar Stonewall vom Undercover-Polizisten Jake vor der Verhaftung gerettet wird. Jake ist, obwohl verheiratet, selbst homosexuell ohne sich dessen bewusst zu sein. Zwischen Finn und Jake entwickelt sich eine zarte Liebesbeziehung, die Jake in einen Gewissenskonflikt stürzt.

Dann begeben sich Jake und Finn auf die Suche nach Jakes Onkel Pat und dessen Sohn Chris, die von der restlichen Familie gemieden werden. Das Gespräch zwischen Christ und Jake liest sich u.a. dann so:

„Niemand sucht es sich aus.“
„Es darf nicht sein“ erwiderte Jake mit Nachdruck, „Ich bin POlizist, UNd verheiratet. Cybill wäre zutiefst verletzt.“
„In zwanzig Jahren ohne Liebe wäre sie viel verletzter“ entgegnte Chris, „einen Job kann man wechseln.“
„So leicht ist es nicht.“
„Warum nicht?“
„Mein Vater ...“ Jake biss sich auf die Lippen.
„Irgendwann wirst du dich ihm stellen müssen. Das ist unausweichlich.“

Als dann eine abermalige Razzia in der Bar eskaliert, stellt sich Jake auf die Seite seiner neuen Freunde.

Meine Meinung:

Die oft schrillen Pride-Paraden, die am Christopher Street Day die Straßen zahlreicher Städte bevölkern kennt wohl jede bzw. jeder. Der Anlass dazu ist nicht immer bekannt.

Dieser historische Roman enthüllt auf Grund bestens recherchierter Fakten die Gründe, die zur diesen Paraden geführt haben, um die queere Community sichtbar zu machen. Nach wie vor, sehen Menschen, die konventionelle heterosexuelle Beziehungen ablehnen, zahlreichen Vorurteilen und Verfolgung ausgesetzt. Während in vielen Staaten für gleichgeschlechtlich Liebende möglich ist, eine Ehe einzugehen, verabschieden Länder wie Russland oder Georgien verschärfte Gesetze gegen die queere Gesellschaft. In einigen Staaten wird queere Liebe mit der Todesstrafe geahndet.

Das Autoren-Duo erzählt die Geschichte sensibel und emotional. Die Charaktere sind detailliert und lebensecht beschrieben.

Gut gefällt mir, dass auch die Sicht von Jakes Frau Cibyll eingehend betrachtet und beschrieben wird. Sie ist belesen, schreibt unter Pseudonym für eine Zeitung und engagiert sich ehrenamtlich. Sie ahnt, was mit Jake los ist.

Der Schreibstil ist flott und flüssig. Die historischen Fakten sind sehr gut in die fiktive Liebesgeschichte eingeflochten.

Fazit:

Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung und 5 Sterne.

Veröffentlicht am 05.06.2024

Hat mich nicht begeistert

One for the Rock
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„One for the Rocks“ ist der Auftakt einer neuen Krimi-Reihe des kanadischen Autors Kevin Major. Die Reihe spielt in Neufundland und führt in die raue, aber auch schöne Natur.

Der ehemalige Lehrer Sebastian ...

„One for the Rocks“ ist der Auftakt einer neuen Krimi-Reihe des kanadischen Autors Kevin Major. Die Reihe spielt in Neufundland und führt in die raue, aber auch schöne Natur.

Der ehemalige Lehrer Sebastian Synard steht vor den Scherben seines Lebens: Er ist geschieden und sieht seinen zwölfjährigen Sohn regelmäßig. Seine Liebe gilt dem Sohn sowie seiner Whisky-Sammlung. Nun baut er sich langsam eine neu Existenz als Natur- und Wanderführer.

Als bei einer dieser mehrtägigen Wanderungen ein Teilnehmer der Gruppe stirbt, zweifelt Sebastian an der Unfalltheorie. Noch will er örtliche Polizist Inspektor Olson nichts von Fremdverschulden wissen. Doch dann ergeben sich Ungereimtheiten, weshalb Olson Sebastian um Hilfe ersucht: Er, Sebastian soll die Mitglieder der Wandergruppe ein wenig aushorchen.

Synard ist wenig begeistert, zumal Olson der aktuelle Lebensgefährte seiner Ex-Frau ist, lässt sich jedoch breitschlagen und gerät selbst in tödliche Gefahr.

Meine Meinung:

Gleich vorweg, dieser Reihenauftakt hat mich nicht wirklich begeistert. Es sind viele Kleinigkeiten, die sich zu meinem Urteil summieren.

Da ist einmal die Spannung, die kaum vorhanden ist. Doch ein Cosy-Krimi ist es auch nicht. Die (Krimi)Handlung plätschert so vor sich hin. Die Wandergruppe ist ziemlich eigenartig.

Außerdem kann ich mit Männern, die sich in ihrem Selbstmitleid suhlen und ihren Anteil am Scheitern einer Beziehung nicht erkennen können/wollen, nicht gut umgehen. Immerhin versucht er seinem Sohn ein guter Vater zu sein. Allerdings widersprechen seine Erziehungsmethoden denen seiner Ex-Frau, was natürlich Konflikte hervorruft. Gut hat mir gefallen, dass er das erste (?) Mal „Eier“ zeigt, als er, gegen den Willen seiner Ex, den sehnlichsten Wunsch seines Sohnes erfüllt, und einen Hund aus dem Tierheim holt.

Zwischen gutem Essen, Whisky trinken spielt neben den Beziehungsproblemen die Natur eine große Rolle.

Leider konnte mich dieser Reihenauftakt nicht wirklich begeistern. Wahrscheinlich werde ich diese Reihe nicht weiter verfolgen .


Fazit:

Leider konnte mich dieser Reihenauftakt nicht wirklich begeistern, daher nur knappe 3 Sterne.

Veröffentlicht am 04.06.2024

Sehr persönlich

Solito
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Wann immer über Flüchtlinge während der letzten 80 Jahre gesprochen wird, denkt man an jene die aus der Ukraine, Asien, Afrika sowie an die jüdische Bevölkerung, die aus Nazi-Deutschland geflohen sind. ...

Wann immer über Flüchtlinge während der letzten 80 Jahre gesprochen wird, denkt man an jene die aus der Ukraine, Asien, Afrika sowie an die jüdische Bevölkerung, die aus Nazi-Deutschland geflohen sind. Dabei vergisst man häufig, dass auch in Mittel- und Südamerika Menschen gezwungen sind/waren, vor einem Bürgerkrieg und/oder einem Diktator zu fliehen. Dieses Buch, das die Flucht des damals neun-jährigen Javier Zamora im Jahr 1999 beschreibt, erinnert daran.

Die Zamoras leben in den 1990er-Jahren in El Salvador und fliehen als dort der Bürgerkrieg (1980-1991) ausbricht. Zuerst die Mutter, dann der Vater. Näher Begründungen gibt es nicht. Der kleine Javier bleibt zunächst bei den Großeltern zurück, weil die Schlepper die Reise eines kleinen Kindes für zu gefährlich halten. Erst 1999, mit neun Jahren, darf er sich auf die gefährliche und lange Reise machen, die von den Eltern, die inzwischen in den USA leben, und den Großeltern generalstabsmäßig und heimlich vorbereitet wird.

Auf seinem Weg in die USA schippert er mit zahlreichen anderen Flüchtlingen mehrere Tage die Pazifikküste entlang, bis die Gruppe wieder an Land kann. Anschließend durchquert er mehrere Länder illegal, bis er schließlich nach mehreren Versuchen die US-Grenze überwindet.

Meine Meinung:

Mit diesem Buch arbeitet Javier Zamora mit Hilfe seiner Therapeutin seine eigene Fluchtgeschichte auf. Daher ist die die Geschichte aus seiner, Javiers, Perspektive erzählt. Manchen Lesern wird der detailreiche und bildhafte Schreibstil ein wenig sonderbar vorkommen. Doch ich glaube, die Erlebnisse haben sich so in Javiers Unterbewusstsein gebrannt, dass sie mit Unterstützung der Therapeutin wieder an die Oberfläche geholt worden sind.

Interessant ist zu lesen, worüber sich der kleine Javier auf dieser mehr als sieben Wochen dauernden Reise Gedanken macht. Dass er dicklich ist und in der Schule damals wegen seiner fast weiblichen Brüste verspottet worden ist, weshalb er sich vor den Mitgliedern der Flüchtlingsgruppe nicht ausziehen will, oder dass er nie zuvor seine Wäsche waschen musste und sich geniert, weil er so stinkt.

Die vielen spanische Wörter haben mich nicht gestört. Einerseits kann ich italienisch und daher kann ich einiges herleiten und andererseits macht das die Geschichte authentisch.

Das Buch zeigt, dass neben Gaunern, die den Flüchtlingen das Geld abnehmen, auch helfende Hände (im wahrsten Sinne des Wortes gibt), die den Jungen beschützen und die wenigen Nahrungsmittel sowie die Unterkünfte miteinander teilen.

Vieles, was im Hintergrund abgelaufen ist, erfährt Javier auch später nicht, um die Fluchthelfer nicht zu entlarven. Es scheint, dass diese Schlepper nicht so geldgierig waren, wie heute, die das Geld der Flüchtlinge nehmen und sie dann irgendwo hilflos aussetzen.

Das Buch ist fesselnd und berührend zugleich. Ich hätte mir im Nachwort noch etwas mehr Informationen über die damalige und aktuelle politische Situation in El Salvador gewünscht. Das österreichische Außenministerium (BMEIA) hat wegen des seit 2022 verhängten Ausnahmezustandes El Salvador die Warnstufe 4 (hohes Sicherheitsrisiko im ganzen Land) ausgesprochen.

Fazit:

Gerne gebe ich dieser sehr persönlichen Fluchtgeschichte 5 Sterne.

Veröffentlicht am 04.06.2024

Beste Krimiunterhaltung

Mordsschnitzel
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Dieser Krimi ist der zweite, der in Bad Gastein spielt. Für mich ist es das erste Zusammentreffen mit Valerie Thaller, der toughen Besitzerin des Grand Hotels und Hobbyermittlerin.

Die aktuelle Tourismussaison ...

Dieser Krimi ist der zweite, der in Bad Gastein spielt. Für mich ist es das erste Zusammentreffen mit Valerie Thaller, der toughen Besitzerin des Grand Hotels und Hobbyermittlerin.

Die aktuelle Tourismussaison ist gelaufen, daher können Valerie und ihr Mann Victor in wenigen Tagen zu einem wohlverdienten Urlaub aufbrechen. Zuvor will man noch mit Bernhard Lederer, dem als „Schnitzelwirt“ bekannten und geschätzten Gastronomen, seinen 70. Geburtstag feiern. Doch die große Feier, bei der er seiner Freundin einen Heiratsantrag macht, wird vom unerwarteten Auftritt seiner arroganten nicht eingeladenen Ex-Frau, einem Ungewitter und der Präsentation eines Bauprojektes, das Bad Gasteins Hausberg, den Graukogel, verschandeln wird, überschattet. Am nächsten Morgen ist der Jubilar tot!

Auf Anordnung der Polizei darf niemand abreisen und so müssen die Ex-Frau und die ebenso arroganten erwachsenen Kinder des Toten im Grand Hotel untergebracht werden. Das bringt naturgemäß jede Menge Zores.

Weil Valeries Neugier bekannt ist, beschließt Dorothea Oswald, die ermittelnde Kriminalbeamtin, die Orts- und Menschenkenntnis der Hotelbesitzerin für ihre Zwecke zu nutzen. Valerie muss versprechen, keine eigenen Recherchen anzustellen ...

Meine Meinung:

Der Krimi ist in das Sub-Genre Cozy-Krimi einzuordnen, denn es stehen die Nachforschungen von Valerie und ihrer Freundin Nora im Mittelpunkt. Echte Polizeiarbeit sieht vermutlich anders aus.

Eine wichtige Rolle spielen auch die schöne Landschaft mit dem großen Wasserfall sowie die Sorge der Gasteiner, dass aus das großkotzige Immobilienprojekt der Graukogel in ein gesichtsloses Skigebiet verwandelt wird, von denen es schon genügend in Österreich gibt. Die Gasteiner sind in der Vergangenheit schon mehrmals von Immobilienentwicklern getäuscht worden, die ihnen das Blaue vom Himmel versprochen haben.

Die Charaktere sind eindeutig in Gute und Böse eingeteilt. Daher ist es als Leser recht einfach Sympathiepunkte zu verteilen.

Der Krimi lässt sich leicht und flüssig lesen und eignet sich daher sehr gut als Urlaubslektüre.

Fazit:

Gerne gebe ich diesem Cozy-Krimi aus Bad Gastein 4 Sterne.

Veröffentlicht am 04.06.2024

Hat mir gefallen

Hausverwaltung im Rampenlicht
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Clemens und Bernhard Riha betreiben gemeinsam eine Hausverwaltung und erzählen aus ihrem Alltag. Dass das Verwalten von Zinshäusern nicht immer trockene Zahlenspielerei ist, erfährt der interessierte Leser ...

Clemens und Bernhard Riha betreiben gemeinsam eine Hausverwaltung und erzählen aus ihrem Alltag. Dass das Verwalten von Zinshäusern nicht immer trockene Zahlenspielerei ist, erfährt der interessierte Leser in diesem Buch. Dafür haben sie auch Anekdoten von ihren Kollegen gesammelt, die in sechs Themengruppen zusammengefasst sind:

Vom Glacis zur Ringstraße: die Hausadministration um alten Wien
Mieterschutz und Konzession: die Hausverwaltung nach dem Ersten Weltkrieg
Verdunkelung und Wiederaufbau: Zweiter Weltkrieg und Nachkriegszeit
Neubeginn im Neubau: das Wohnungseigentumsgesetz 1948
Punks, Neuverträge, Pinke: das Mietrechtsgesetz 1982
Work-Life-Balance und Dekarbonisierung: die Zukunft der Hausverwaltung

Der Blick hinter die Fassaden ist interessant, denn die Mitarbeiter der Hausverwaltungen bekommen es mit unterschiedlichsten Menschen zu tun. Da kann schon der eine oder andere Prominente oder eine Unterweltgröße dabei sein. Aus der Vielzahl von Anekdoten haben die beiden Autoren einige herausgepickt, die zum Schmunzeln verführen oder aber auch vereinzelt die Abgründe der Menschen aufzeigen. Der Hausverwalter weiß nie, was ihm der nächste Arbeitstag bringen wird. Daher ist der Job nichts für Leute mit schwachen Nerven.

Sehr interessant ist der Rückblick auf die Geschichte der Hausverwaltungen sowie der - mitunter sorgenvolle - Blick in die Zukunft, denn die Dekarbonisierung wird neue Herausforderungen an Eigentümer, Hausverwaltungen und Mieter stellen.

Zum Abschluss eine persönliche Anmerkung: Lobe deine Hausverwaltung hin und wieder. Meistens arbeiten ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Verborgenen, ohne dass die Mieter das mitbekommen. Erst wenn es im Haus Probleme, egal welcher Art, gibt erinnert man sich an sie.

Fazit:

Gerne gebe ich diesem interessanten Einblick in den Arbeitsalltag einer Hausverwaltung 4 Sterne.