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Venatrix

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Veröffentlicht am 23.11.2019

SChwule Fußballer - nach wie vor geächtet

Seitenwechsel
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Die Autorin und ehemalige Bundesliga-Spielerin Tanja Walther-Ahrens befasst sich in diesem Buch mit einem großen Tabuthema des Fußballs: Homosexualität.

In der Politik, der Kunst oder im „normalen“ Leben ...

Die Autorin und ehemalige Bundesliga-Spielerin Tanja Walther-Ahrens befasst sich in diesem Buch mit einem großen Tabuthema des Fußballs: Homosexualität.

In der Politik, der Kunst oder im „normalen“ Leben sind schwule Männer zumindest akzeptiert. Warum sollte dies für Fußballerinnen und Fußballer nicht gelten?

Warum wird männliche Homosexualität gerade im Fußball so vehement negiert und abgestritten? Weil im Fußball eine ureigene männliche Identifikation innewohnt?

Wenn man sich allerdings die überschwänglichen, oftmals peinlichen Umarmungen oder Gesten nach einem Tor oder gar einem Sieg ansieht, so scheint hier wenig Männliches vorhanden zu sein. Allerdings kommt hier genauso wie bei dem Körperkult mancher Spieler die Doppelmoral zum Tragen. Da wird tätowiert, die Haare gestylt, Zopferl geflochten und die Sixpacks zur Schau gestellt und gleichzeitig die Homosexualität geleugnet.

Man muss sich nur die von der Autorin zitierten Sprüche so mancher Trainer vor Augen führen: besonders widerlich Otto Baric, der ehemalige Trainer der Nationalmannschaft Kroatiens und Österreichs, der folgendes von sich gegeben hat: "Homosexualität ist abnormal. Ich werde niemals Homosexuelle in mein Team berufen. Ich erkenne einen Schwulen innerhalb von zehn Minuten."

Liegt es an den Fans? Auch darüber spekuliert die Autorin und kommt zu keiner schlüssigen Antwort.

Dabei könnte gerade der Fußball einiges zur Akzeptanz von Homosexualität bewirken, denn "Der Ball ist rund und kann deswegen mehr ins Rollen bringen als viele es sich vorstellen können."

Meine Meinung:

Das Buch ist 2011 veröffentlicht worden. In der Zwischenzeit hat sich doch schon einige getan. In den letzten Jahren sind wissenschaftlich fundierte Studien erschienen. Und, es gibt sie nun, die bekannten Fußballspieler, die sich zu ihrer sexuellen Vorliebe bekennen. Allerdings outen sie sich erst nach ihrem Karriereende.

Über dieses Thema zu schreiben ist wichtig und längst überfällig, doch gibt es in diesem Buch einige Schwächen:

Mir ist aufgefallen, dass Frauenfußball und Homosexualität in einen Topf geworfen werden. Das eine hat meiner Ansicht nach nichts mit dem anderen zu tun. Nicht alle Fußballerinnen sind lesbisch und die wenigsten sind Mannweiber, wie das die Öffentlichkeit gerne behauptet. Auch hier wieder die Doppelbödigkeit: weibliche Homosexualität wird eher toleriert als männliche. Warum eigentlich?

Das Buch wirkt ein wenig planlos. SO wird zwar jedes Kapitel mit einer anderen Überschrift versehen, aber im Grunde wird jedes Mal dieselbe Frage aufgeworfen ohne eine entsprechende Antwort zu geben.

Fazit:

Ein sehr wichtiges Thema, doch auf Grund der oben beschriebenen Schwächen, kann ich leider nur 3 Sterne vergeben.

Veröffentlicht am 23.11.2019

Ein tolles Geschenk für Schisportfans

Legenden
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Mit diesem Buch wird so mancher Leser ein wenig nostalgisch werden. Das waren noch Zeiten als Karl Schranz, Toni Sailer, Annemarie Moser-Pröll, Franz Klammer oder deren Gegner Jean-Claude Killy, Alberto ...

Mit diesem Buch wird so mancher Leser ein wenig nostalgisch werden. Das waren noch Zeiten als Karl Schranz, Toni Sailer, Annemarie Moser-Pröll, Franz Klammer oder deren Gegner Jean-Claude Killy, Alberto Tomba, Christian Neureuther, Bernhard Russi oder Hanni Wenzel die Schirennen dominieren. Doch auch den aktuellen Schistars wird genügend Platz eingeräumt.

Wolfgang Maria Gran und Andreas Schaad, ersterer Journalist, der andere Sportfotograf, beleuchten in zwölf Kapitel den Schisport.

Von Grönland bis Garmisch
Schecks und Schokolade
Weltklasse im Dutzend
Kaiser und Überirdische
Ein Mann als Weltmeister
Die Speedspezialisten
Die Kurvenstars
Familiensache Schisport
Weiße Liebe
Schwarz im weiß
Zwei Querdenker
Neustart im Zielraum

Wie eng Triumph und Tragödie nebeneinander liegen zeigen die tödlichen (Renn)Unfälle von Ulli Maier, Michele Bozon oder Gernot Reinstadler. Doch auch abseits der Pisten sind viele der Spitzensportler mit hohem Tempo unterwegs und verlieren ihr Leben auf der Straße. Dass Schistars nicht vor privaten Schicksalschlägen gefeit sind und auch Opfer von häuslicher Gewalt werden können, wie jeder andere, zeigt das Beispiel von Corinne Rey-Bellet.

Eine besondere Lebensgeschichte ist auch jene von Erik(a) Schinegger (S. 79).

Der Satz „Wer mit durchschnittlich 100 km/h über blankes Eis rast, muss schon sehr speziell sein“ (S. 87) trifft den Nagel auf den Kopf. Spezis und Spezialisten kommen in diesem Buch zu Wort.

Nicht unerwähnt darf die Wandlung des Schisports bleiben. Er hat sich von einem sportlichen Wettkampf in ein riesiges kommerzielles Spektakel verwandelt. Ob das für die Athleten und Zuschauer der Weisheit letzte Schluss ist? Zu Beginn in den 1950er Jahren erhielten die Sieger nur geringe Siegesprämien, eher noch Sachwerte, höchstens einmal ein Auto oder bei einem Olympiasieg ein Grundstück der Heimatgemeinde. Heute ist der Schizirkus eine wahre Geldmaschine mit Siegesprämien, bei denen uns die Ohren schlackern. Nicht, dass der Eindruck entsteht, man müsste es ihnen neiden, denn ein unachtsamer Augenblick und die große Karriere ist oft vorbei. Die Schinderei in den Kraftkammern, der Raubbau an der Gesundheit jedes einzelnen Schifahrers - das sieht man nicht wirklich. Der Schisport ist ein Ganzjahressport geworden, der Rennkalender extrem dicht und die Erholungsphasen zwischen den Rennen sind für die Sportler auf ein Minimum geschrumpft.

Das Buch ist durchgehend bebildert - unvergesslich das Foto, auf dem Franz Klammer 1976 in Innsbruck in diesem kanarienvogelgelben Rennanzug zu seiner Goldmedaille rast.

Gut gefällt mir, dass der Autor keinen Unterschied zwischen alten Helden und den jungen Stars macht.

Im Anhang ab S. 188 sind alle Olympia-, WM- und Weltcupsieger aufgelistet.

Fazit:

Gerne gebe ich für dieses Kompendium des alpinen Schisports, das sich auch perfekt als Geschenk eignet, 5 Sterne.

Veröffentlicht am 23.11.2019

Der Pianist und die Prostituierte - ein modernes Märchen?

Laufhaus
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Klappentext:

Ein Pianist und eine Prostituierte, die sich scheinbar zufällig in Wien-Favoriten begegnen, eine ungewöhnliche Liebesgeschichte, die 122 Jahre zurückgeht in der Zeit und durch Moldawien, ...

Klappentext:

Ein Pianist und eine Prostituierte, die sich scheinbar zufällig in Wien-Favoriten begegnen, eine ungewöhnliche Liebesgeschichte, die 122 Jahre zurückgeht in der Zeit und durch Moldawien, Russland und Österreich streift, die Suche nach der verlorenen Schwester, die Suche nach den eigenen Wurzeln und die Magie einer Klaviersonate von Alexander Skrjabin.


Meine Meinung:

Es hat lange gedauert, bis ich mit dieser Geschichte warm geworden bin. Sie ist recht komplex gestrickt, was mir immer gut gefällt. Hier verschleppen epische Verbreiterungen die Handlung, die meiner Ansicht nach, ein bisschen mehr Dynamik verträgt. Ich habe recht bald die Ahnung gehabt, wie die beiden Handlungsstränge, also der in der Gegenwart und der vor 122 Jahren in das Leben der beiden eingreifen wird. Die Neugier, ob ich mit meiner Hypothese recht gehabt habe, hat mich letztendlich dazu bewogen, das Buch zu Ende zu lesen. Manchmal war ich nahe dran, es wegzulegen.

Beklemmend ist Nadias Leben im Waisenhaus beschrieben. Brutalität in Worten und Taten. Allerdings kann ich mir nicht so ganz vorstellen, dass sie die deutsche Sprache nur deswegen so gut sprechen kann, weil sie in „Tante Martha“ eine Bezugsperson hatte, die mit ihr deutsch gesprochen hat und auch deutsche Literatur zum Lesen gegeben hat. Nadia drückt sich viel zu gewählt aus (“... in das limbische System meines Gehirns ..., oder „Geruchsknospen“). So spricht keine in einem moldawischen Waisenhaus aufgewachsene Prostituierte. Da blitzt der Mediziner im Autor durch, der natürlich diese Fachausdrücke kennt.

Stellenweise sind die Dialoge zwischen Nadia und Alfred mir „ER:“ und „Sie:“ gekennzeichnet. Da irritiert, weil es auch ganz normale Dialoge ohne diese „Regieanweisung“ gibt. Ich gehe zwar davon aus, dass sich der Autor etwas dabei gedacht hat, mir hat sich das allerdings nicht erschlossen.

Interessant die vielen Hinweise auf (Klavier)Musik, inklusive Noten etc.. Damit kann ich leider wenig anfangen, weil ich total unmusikalisch bin. Hier lässt uns der Autor an seiner eigenen Passion für klassische Musik teilhaben. Ein Teil der Romanfiguren ist der Musik regelrecht verfallen, immerhin ist einer ein berühmter Komponist, Alfreds Mutter eine Konzertpianistin, bevor ein Unfall ihre Karriere zerstört hat. Das springt auf die Leser über.

Das Ende, das die Familienbande von Alfred und Nadia enthüllt, habe ich so ähnlich erwartet. Beide haben unabhängig voneinander ihre Familiengeschichte aufgearbeitet.

Tollkühn habe ich Alfreds Aktion, Nadia zu suchen, gefunden. MIt dem Autor allein knapp 2.000 km nach Moskau zu fahren, ohne sich um Visa, Nahrung oder Schlafgelegenheit zu kümmern. Einziger Begleiter Hündin Jessy. Die Szenen an den jeweiligen Grenzen, an denen er nur den Namen seines Vaters, Peter Kovalksi, nennen muss und der ihm alle Grenzen, Fahrspuren und Türen öffnet, hat mich erheitert. Das klingt wie im Märchen.


Fazit:

Eine interessante Geschichte, die mich aber trotzdem nicht ganz überzeugt hat, daher her nur 3 Sterne.

Veröffentlicht am 23.11.2019

NIchts ist, wie es scheint

Böse Tränen
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Dieses Buch ist der zweite Teil aus der Reihe mit dem Ex-Kommissar Levi Kant und die Psychiaterin Olivia Hofmann.

Als bei Bauarbeiten am Wiener Donaukanal das Skelett eines Kindes und ein Halstuch mit ...

Dieses Buch ist der zweite Teil aus der Reihe mit dem Ex-Kommissar Levi Kant und die Psychiaterin Olivia Hofmann.

Als bei Bauarbeiten am Wiener Donaukanal das Skelett eines Kindes und ein Halstuch mit dem Name „Juli“ findet, reißt dieser Fund sowohl bei Kant als auch bei Hofmann alte Wunden auf: Levi Kant war damals einer der Ermittler und Olivia Hofmanns kleine Tochter Juli ist gemeinsam mit ihrem Vater seit rund fünf Jahren abgängig.

Sind das Julis Überreste? Schnell stellt sich heraus, dass es sich um Rosa Hohenwald handelt, deren Mörder, der Schausteller Andreas Sperl, nach einem Geständnis im Gefängnis sitzt. Nach mehreren Gesprächen, glauben die Kant und Hofmann nicht mehr, dass Sperl der Mörder von Rosa ist. Er scheint jemanden zu decken. Aus Liebe?
Auf ihren weiteren Recherchen begegnen Kant und Hofmann der Familie Hohenwald, die ihren früheren Reichtum verspielt hat und ziemlich verschroben daher kommt. Die Abhängigkeit von den finanziellen Zuwendungen eines Gönners, lässt die Familienmitglieder wie Marionetten dieses Mannes wirken.

Meine Meinung:

Dieser Thriller lässt sich gut lesen, ist er doch fesselnd bis zu letzten Seite. Auch, wenn ich recht bald den richtigen Riecher hatte, so hat das der Spannung keinen Abbruch getan.

Der häufige Perspektivenwechsel trägt viel zur Spannung bei.

Die tragische Familiendynamik derer von Hohenwald beginnt ja schon lange vor dem Mord an Rosa. Lange Zeit hat man sich mit der Ungewissheit, das Mädchen auf Grund der fehlenden Leiche, arrangieren müssen. Jetzt, nachdem Rosa gefunden worden ist, könnte mit der Tragödie abgeschlossen werden.

Die Charaktere sind recht gut angelegt. Die „Bösen“ sind natürlich voller Widersprüche und haben mehr Ecken und Kanten als die „Guten“.

Offen ist nach wie vor der Verbleib von Olivias Ehemann und der gemeinsamen Tochter Juli. Das ist ein fieser Cliffhanger, der uns auf einen dritten Band warten lässt.

Grundsätzlich lässt sich der 2. Teil dieser Reihe problemlos ohne Kenntnis des 1. Teils („Böse Geheimnisse“) lesen. Ich werde mir den Vorgänger jedenfalls besorgen.

Fazit:

Ein Beginn an fesselnd. Die rund 300 Seiten sind flott gelesen. Gerne gebe ich hier 5 Sterne.

Veröffentlicht am 17.11.2019

Ein Thriller aus Wien

Dornen in meiner Haut
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Mit diesem Thriller begeben wir uns nach Wien. Mehrere Welten prallen hier in verschiedenen Handlungssträngen aufeinander und verknüpfen sich zu einer spannenden Geschichte.

Wir begegnen Irina, die sich ...

Mit diesem Thriller begeben wir uns nach Wien. Mehrere Welten prallen hier in verschiedenen Handlungssträngen aufeinander und verknüpfen sich zu einer spannenden Geschichte.

Wir begegnen Irina, die sich als gehobene Prostituierte ihr Leben verdient und nebenbei so manche reiche Kundschaft ausspioniert und hiermit den Weg für den Einbrecher Ditmir bereitet. Dann ein Schwenk zu Maximilian Wolf, einem der reichen Freier Irinas, der immer wieder zu harten Drogen für seine ausschweifenden Sexspiele greift.
Letztlich begleiten wir Chefinspektor Paul Steininger, der seine eigenen Probleme hat, und sein Team bei der Aufklärung der Verbrechen.

Nun, welche Verbrechen?
Ditmir wird in Wolfs Villa ermordet aufgefunden, doch nicht nur tot, sondern bestialisch gefoltert. Neben der übel zugerichteten Leiche, der bewusstlose Hausherr, der sich an nichts oder fast nichts mehr erinnern kann, weil er bis oben hin mit Drogen und Adrenalin voll ist.

Während die Ermittler von einem Verbrechen im Ostmafia-Milieu ausgehen, erfährt der Thriller einige unerwartete Wendungen ...

Meine Meinung:

Der Autor entführt uns in eine bizarre Welt, in der arm und reich aufeinandertreffen. So kommt Irina aus Tarnopol, Ukraine, um hier im goldenen Westen ein besseres Leben zu finden. Wie häufig landen die junge Frau, von skrupellosen Menschenhändlern ausgenutzt, im nächsten Bordell. Auch Ditmir träumt von Reichtum und Glück, versucht beides in eigene Hände zu nehmen und scheitert.
Auf der reichen Seite haben wir neben den Bordellbetreibern und ihren Hintermännern auch Finanzhaie wie eben Maximilian Wolf.

Chefinspektor Paul Steininger steht so irgendwie dazwischen. Er hält sich an Vorschriften (nicht immer), hat keine finanziellen Probleme und ist dennoch unzufrieden. Seine Ehe läuft schon länger ein wenig schief. Beinahe fängt er mit Kollegin Simone Gruber ein Gspusi an.

Interessant sind auch die Figuren im Bordell: zum einen natürlich Irina, dann Carlo, der den starken Mann symbolisiert, aber letztendlich Irina hilft. Eine sehr sympathische Figur ist Samantha, eine Dragqueen, die, wie es scheint, einen Narren an Irina gefressen hat, und mit ihr ein ausgeklügeltes Ausstiegsszenario entwirft.

Der Schreibstil ist dem Milieu angepasst und recht plakativ. Ein Bespiel? “.. die Stille der Marmor gefliesten Halle durch zweikurz aufeinanderfolgende, knackende Geräusche unterbrochen, die an unter Schneelast brechende Äste erinnerten“. (S. 9) .

Die Perspektive wechselt häufig und die Erzählstränge überlappen sich daher manchmal. Die Auflösung ist schlüssig, wenn auch ein wenig überraschend.

Fazit:

Ein Thriller aus Wien, der mit interessanten Charakteren und einem überraschenden Ende aufwartet. Gerne gebe ich hier 4 Sterne.