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Venatrix

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 16.05.2021

Eine gelungene Fortsetzung

Provenzalischer Sturm
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Dieser achte Band rund um Chéf de Police Municipale Pierre Durand ist nicht ganz so spritzig wie so mancher Vorgänger.
Pierre hat sich endlich durchgerungen, Charlotte einen Heiratsantrag zu machen. Als ...

Dieser achte Band rund um Chéf de Police Municipale Pierre Durand ist nicht ganz so spritzig wie so mancher Vorgänger.
Pierre hat sich endlich durchgerungen, Charlotte einen Heiratsantrag zu machen. Als Kulisse dafür hat er sich ein romantisches Schlosshotel ausgesucht. Doch wie das Leben (oder die Autorin) so will, kommt es anders als geplant.
Nicht nur, dass sich die beiden Väter Alain Durand und Richard Berg, die unterschiedlicher nicht sein könnten, in die Haare kommen, wird Charlotte durch einen unter Strom gesetzten Küchenherd schwer verletzt. Zufall oder gezielter Anschlag? Wer sollte das Opfer sein?
Obwohl nicht im Dienst und weit weg von seiner Operationsbasis, beginnt Pierre zu ermitteln. Dabei erwecken zwei Unfälle sein Interesse.
Meine Meinung:
Ich mag Krimis, die ein wenig ruhiger angelegt sind und die viel Lokalkolorit durch die Beschreibung von Land und Leuten vermitteln. Auch das Savoire Vivre, das in Sophie Bonnets Krimis eine bedeutende Rolle spielt, gefällt mir.
Diesmal sind mir die Eigenmächtigkeiten von Pierre Durand ein bisschen auf die Nerven gegangen. Ja, er ist ein engagierter Polizist, ja, er verfügt über eine hohe Aufklärungsquote, aber rechtfertigt das immer seine Extra-Touren?

Gut gefallen haben mir die beiden Väter, die sich nicht wirklich grün sind. Alain ist eine Nummer für sich, der sich in die Ermittlungen einmischt. Die Annäherung zwischen Vater und Sohn gelingt nur im Ansatz, denn die Kränkungen sind groß. Schmunzeln musste ich bei der Szene, in der sich Alain ebensoviel Zucker in den Kaffee leert, wie wir es von Pierre gewöhnt sind.

Charlottes Vater verkörpert den „richtigen“ Deutschen, der, als Kind der Nachkriegsgeneration, nur sein Geschäft im Kopf hat. Er wirkt verbittert und enttäuscht zugleich, zumal er für Charlotte eine akademische Karriere geplant hatte. Dass sie als Köchin und Eigentümerin eines Lokals Furore macht, ist ihm zu wenig. Charlotte soll, wie in dieser Generation oft, das erträumte Leben der Eltern führen, das ihnen nicht vergönnt war.

Die eine oder andere Stelle hätte ein wenig gestrafft werden können. Die Details zum Weinbau und zur „Einkaufstour“ der chinesischen Investoren finde ich sehr interessant.

Fazit:

Der achte Band schließt mit einem Cliffhanger, sodass wir uns auf einen weiteren Band freuen dürfen. Gerne gebe ich hier 4 Sterne.

Veröffentlicht am 13.05.2021

Die Vorgeschichte

Totensang
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In diesem Kurz-Krimi wird Maik Bertram, den wir aus den bisherigen Münsterland-Krimis „Tenbrink & Bertram“ kennen, vorgestellt.
Aufgrund eines schwerwiegenden Fehlers ist er aus Magdeburg ins Münsterland ...

In diesem Kurz-Krimi wird Maik Bertram, den wir aus den bisherigen Münsterland-Krimis „Tenbrink & Bertram“ kennen, vorgestellt.
Aufgrund eines schwerwiegenden Fehlers ist er aus Magdeburg ins Münsterland versetzt worden, um ihm eine zweite und letzte Chance zu geben. Sowohl Bertram als auch das eingespielte Team rund um Tenbrink haben mit einigen Vorurteilen zu kämpfen. Doch allzu viel Zeit bleibt dafür nicht, denn gleich nach seinem Dienstantritt, bekommt er es mit einem Mord an einer Prostituierten zu tun, der einige Rätsel aufgibt. Man hat zwar den mutmaßlichen Täter verhaftet, aber Tenbrink & Bertram haben hier so ihre Zweifel. Der Verdächtige, der Krimiautor Henner Holtkamp, ist lediglich aufgrund der Indizien in U-Haft, denn von der Frau bzw. ihrer Leiche fehlt jede Spur. Holtkamp benimmt sich eigenartig und leidet an psychischen Störungen.

Wird es Tenbrink & Bertram gelingen, das Rätsel um die tote Frau zu lösen?

Meine Meinung:

Ich habe mich auf ein Wiedersehen mit dem sympathischen Duo Tenbrink & Betram sehr gefreut. Leider ist ein Kurz-Krimi immer zu kurz.

Herrlich sind die Wortspielereien zwischen Tenbrink & Bertram oder auch zwischen Maik und dem Holtkamp. Das gefällt mir sehr. Maik zitiert häufig aus Filmen. Ein Beispiel gefällig?
“Lern deinen Text und stoß nicht gegen die Möbel.“
„Was?“
„Robert Mitchum hat das mal gesagt. Über die angebliche Kunst des Schauspielens. Text lernen und nicht gegen die Möbel stoßen. Vielleicht war’s auch James Stewart.“

Mein Lieblingszitat aus der gesamten Reihe ist allerdings: „Keine blöden Sprüche“.

Ach ja, die erste Begegnung Maiks mit Martina Derksen, der feschen und ehrgeizigen Oberstaatsanwältin, spricht auch Bände.

Fazit:

Ein gelungenes Prequel, das die Wartezeit auf den nächsten Fall „Finsterbusch“ verkürzt. Gerne gebe ich hier 4 Steren.

Veröffentlicht am 13.05.2021

Eine gelungene Fortsetzung

Schattenland
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In diesem 6. Band wird der ehemalige Personenschützer des französischen Präsidenten, Nicolas Guerlain, von den Schatten der Vergangenheit heimgesucht.
Er soll, obwohl nicht mehr im aktiven Dienst, die ...

In diesem 6. Band wird der ehemalige Personenschützer des französischen Präsidenten, Nicolas Guerlain, von den Schatten der Vergangenheit heimgesucht.
Er soll, obwohl nicht mehr im aktiven Dienst, die kapriziöse Schauspielerin Noemi Rey während des Filmfestivals in seiner Heimat Deauville beschützen. Rey ist mit der 24-Stunden-Bewachung sogar nicht einverstanden, doch als zwei Menschen in ihrer unmittelbaren Umgebung ermordet werden, bleibt ihr nicht viel anderes übrig, als sich widerwillig zu fügen.

Gleichzeitig schreibt ein sichtlich verwirrter Mann auf jede freie Fläche von Deauville Gedichte, die mit Noemie Rey in Verbindung gebracht werden. Ein Mitläufer oder „nur“ ein Stalker?

Außerdem gibt es ein Wiedersehen mit Alexandre Guerlain, Nicolas‘ Vater, der wieder einmal mit einer unliebsamen Überraschung aufwartet.

Meine Meinung:

Die unterschiedlichen Handlungsstränge finde ich spannend. Es gefällt mir, wie sie verknüpft werden. Diesmal kommt der Krimi ohne Nicolas‘ großer Liebe Julie aus. Ich gebe zu, das Verwirrspiel rund um Julie ist mir nicht abgegangen.

Was mich in diesem Band gestört hat, ist das breite Auswalzen der Gedichte von Baudelaire. Ich meine, der Dichter kommt in vielen französischen Krimis vor. Diesmal sind die Zitate inflationär. Gibt es keine anderen Dichter, wenn schon Poesie und Lyrik eine Rolle spielen sollen?

Alexandre Guerlain zieht wieder unheilvoll seine Fäden, bis ihn ein Herzinfarkt niederstreckt. Doch Unkraut vergeht nicht und so bleibt es aufregend bis zum nächsten Fall.

Fazit:

Ein Ausflug zum Filmfestival von Deauville, der sich gelohnt hat. Über die Lyrik kann man hinweglesen. Diesmal gibt es 4 Sterne.

Veröffentlicht am 09.05.2021

Eine gelungene Fortsetzung

Caravaggios Schatten
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Dieser zweite Krimi um die Detektei des Rupert von Schleewitz beginnt mit einem Paukenschlag: Alban, Ruperts Zimmerkollege aus dem Internat, zerstört in einer Ausstellung auf Schloss Sanssouci ein wertvolles ...

Dieser zweite Krimi um die Detektei des Rupert von Schleewitz beginnt mit einem Paukenschlag: Alban, Ruperts Zimmerkollege aus dem Internat, zerstört in einer Ausstellung auf Schloss Sanssouci ein wertvolles Bild. Es handelt sich um das Gemälde „Der ungläubige Thomas“, eines der beiden in Deutschland befindlichen Werke von Caravaggio. Dann verschwindet das Bild auf dem Weg in die Restaurierungswerkstätte. Der Skandal ist perfekt. War das Attentat nur Mittel zum Zweck? Handelt es sich hier um eine Auftragsarbeit? Artnapping? Warum schweigt Alban?

Ausgerechnet Ruperts Detektei wird beauftragt, das Gemälde wiederzubeschaffen. Gemeinsam mit seinen Mitarbeitern Max Müller und Klara Ivanovic gelingt es, mit den Räubern Kontakt aufzunehmen. Die Spur führt nicht nur zu einer Rechtsanwaltskanzlei, die bis dato nichts mit Kunstschätzen zu tun hatte, sondern auch in Ruperts verdrängte Jugendzeit im Internat.

Meine Meinung:

Wie schon zuvor im ersten Fall für das kunstsinnige Trio („Der Turm der Blauen Pferde“) führt der Krimi in die Welt der Kunstschätze, in der aberwitzige Geldsummen für Meisterwerke bezahlt werden. Doch diesmal steckt noch etwas anderes dahinter.

Dieser Krimi beschert uns auch ein Wiedersehen mit Klaras Vater, einem Maler, der so seine eigene Interpretation von Kunst hat, und ein gehöriges Schlitzohr ist.

Mir hat dieses Katz-und-Maus-Spiel sehr gut gefallen. Wie werden die Erkenntnisse in diesem Fall das weitere Leben von Rupert von Schleewitz beeinflussen?

Fazit:

Eine gelungene Fortsetzung, der ich gerne 4 Sterne gebe und auf einen weiteren Fall für das Trio hoffe.

Veröffentlicht am 09.05.2021

Psychogramm eines Serienmörders

Haarmann
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Im Hannover des Jahres 1920 verschwinden immer wieder männliche Jugendliche. Robert Lahnstein wird nach Hannover geholt, um die Verbrechen aufzuklären. Womit er nicht rechnet ist, dass die örtliche Kriminalabteilung ...

Im Hannover des Jahres 1920 verschwinden immer wieder männliche Jugendliche. Robert Lahnstein wird nach Hannover geholt, um die Verbrechen aufzuklären. Womit er nicht rechnet ist, dass die örtliche Kriminalabteilung ihren eigenen Interessen nachgeht und wenig von seinen Ermittlungen hält. Als Lahnstein die ersten halbwegs brauchbaren Hinweise bzw. Indizien erhält, sind schon mehr als zehn Jungs verschwunden. Recht schnell gerät Fritz Haarmann in das Visier von Robert Lahnstein. Doch der Verdächtige spielt Katz-und-Maus mit dem Ermittler, da er sich durch seine Spitzeldienste für die örtliche Polizei sicher wähnt.

Dass Lahnstein dem Serientäter letztendlich doch das Handwerk legen kann, ist nicht nur seinen akribischen Ermittlungen geschuldet, sondern auch deswegen, weil Haarmann nun als Spitzel „verbrannt“ ist und die Polizei ihn fallen lässt.

Meine Meinung:

Fritz Haarmann war der erste bekannte Massenmörder in Deutschland, der ausschließlich männliche Jugendliche ermordete. 24 Opfer werden ihm zugeschrieben, die in den Jahren 1918 bis 1924 in Hannover ermordet wurden. Nur neun Morde hat Haarmann gestanden. Die landesweite Bekanntheit des Täters beruht neben der großen Zahl der Getöteten auf dem Umgang mit seinen Opfern, die er zerlegt und deren Fleisch er wahrscheinlich verkauft hat.

Autor Dirk Kurbjuweit hat tief in den Ermittlungs- und Prozessakten gegraben und einen für mich fesselnden True-Crime-Krimi geschrieben. Aufgrund der großen Anzahl von Opfer kann der Autor gar nicht anders als distanziert über diese Verbrechensserie schreiben. Zu monströs sind diese Verbrechen, zumal die Kriminalpolizei von Hannover sich nicht unbedingt durch objektive Ermittlungsarbeit auszeichnet.

Gut gelungen ist die Darstellung der Zeit, in der die Morde verübt werden. Es ist die Zwischenkriegszeit. Das Alte (die Monarchie) ist unwiederbringlich verloren, das Neue (die Weimarer Republik) steht auf tönernen Füßen. Politisches Ränkespiel von Links und Rechts verunsichern die Menschen. Die Reparationszahlungen an Frankreich, die Geldentwertung und die Lebensmittelknappheit lassen die Menschen verrohen. So wird alles Fleisch, dessen man habhaft wird, verkocht, auch wenn es zweifelhafter Herkunft ist. Ob Haarmann wirklich den Gasthäusern das Fleisch der Ermordeten verkauft hat oder nicht, ist bis heute nicht zweifelsfrei erwiesen. In den Protokollen ist mehrmals von einem eigentümlichen süßlichen Geschmack die Rede.

Interessant ist auch das Psychogramm von Haarmann, das Lahnstein zeichnet als er zufällig Haarmanns Schwester kennenlernt. Gut getroffen sind auch Robert Lahnsteins (Selbst)Zweifel, die ihn manchmal schon ans Aufgeben denken lassen.

Der Autor zeichnet ein beklemmendes Bild der sogenannten „Goldenen Zwanziger Jahre“, die nur für einen kleinen Teil der Bevölkerung „golden“ waren. Für die Mehrheit waren sie eine Zeit der traumatisierten Kriegsrückkehrer, der Armut, des Alkoholismus und der Prostitution.

Mit hat die Aufarbeitung der „Haarmann-Protokolle“ in einem Krimi gut gefallen. Einzig diese Unsitte bei der direkten Rede auf Satzzeichen zu verzichten geht mir wirklich auf die Nerven. Das kostet den 5. Stern.

Um einen anderen Blick auf Fritz Haarmann zu bekommen, werde ich noch „Der Werwolf von Hannover“ von Franziska Steinhauer lesen.

Fazit:

Eine gelungene Modifizierung von Gerichtsakten zu einem Krimi. Gerne gebe ich hier 4 Sterne.