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Venatrix

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 13.06.2019

Vom Bücherfass zum Download

Geschichte des deutschen Buchhandels
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Dieses Buch ist die vierte Auflage eines wirklich sehr interessanten Themas. Es gibt einen detaillierten Überblick über die mehr als 500-jährigen Geschichte des Buchhandels im deutschen Raum.

In 13 Kapiteln ...

Dieses Buch ist die vierte Auflage eines wirklich sehr interessanten Themas. Es gibt einen detaillierten Überblick über die mehr als 500-jährigen Geschichte des Buchhandels im deutschen Raum.

In 13 Kapiteln spannt Autor Reinhart Wittmann den Bogen von der Antike bis zur Gegenwart:

Der Buchhandel vor Gutenberg und in der Frühdruckzeit
Der Buchhandel im Zeitalter der Konfessionskämpfe
Der Buchhandel der Barockzeit - das „Tauschzeitalter“
Die Entstehung des modernen Buchhandels
Der Dichter auf dem Markt - die Entstehung des freien Schriftstellers
Die Entstehung des modernen Publikums - die Leserevolution
Der Buchhandel zwischen Wiener Kongress und Märzrevolution
Der Buchmarkt im Nachmärz und der Gründerzeit
Der Buchmarkt um die Jahrhundertwende: „Kulturbuch“ und „Massenbuch“
Der Buchhandel in der Weimarer Republik
Der Buchhandel im Dritten Reich und im Exil
Buchhandel und Buchmarkt nach 1945
Die digitale Herausforderung


Mir hat das Buch bis auf zwei Dinge sehr gut gefallen: Da ist zum einem die extra kleine Schrift - die ist fast nicht zu lesen. Das müsste jetzt nicht wirklich sein. Zumal das Buch für geschichtliche interessierte Leser gedacht ist, die eher schon ein wenig älter sind.
Das Zweit, das mich einigermaßen irritiert wie gestört hat: Man hat zwar Taler oder Gulden in DM umgerechnet, aber dann die DM nicht mehr in Euro. Natürlich kann man (so wie ich als Österreicherin) die Faustformel 1 Euro = 2 DM verwenden, doch stört das den Lesefluss schon einigermaßen. Diese beiden Irritationen kosten einen Stern.

Ich finde das Buch außergewöhnlich gut recherchiert und gut erzählt. Vom Bücherfass zum eBook - ein weiter Weg.

Fazit:

Gerne gebe ich hier 4 Sterne.

Veröffentlicht am 01.06.2019

Zweiter Teil der Trilogie

Abenteuer Afrika - Mit dem Zug der Störche
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In diesem zweiten Teil der Trilogie rund um den Naturforscher Georg Wilhelm Schimper begleiten wir ihn auf seinen Reisen nach (Nord)Afrika. Zunächst ist es wieder einmal Flucht nach einer Liebschaft, die ...

In diesem zweiten Teil der Trilogie rund um den Naturforscher Georg Wilhelm Schimper begleiten wir ihn auf seinen Reisen nach (Nord)Afrika. Zunächst ist es wieder einmal Flucht nach einer Liebschaft, die ihn Italien verlassen lässt. Er strandet in Algier und ist fasziniert von den fremden Bräuchen und (wie schon so oft) von einer schönen Frau.
Bei seinen Streifzügen durch die Umgebung Algiers gerät er zwischen die Fronten: da die Fremdenlegion, dort die Einheimischen.

Nach mehreren schweren Erkrankungen reist Wilhelm wieder nach Europa um sich auszukurieren. Er verbringt die Rekonvaleszenz nicht nur mit dem Schreiben und der Suche nach einem Sponsor für weitere Reisen, sondern - ja, genau, erraten - mit Liebschaften mit diversen Frauen, alle natürlich verheiratet. Wilhelm, Wilhelm - das hat dich schon mehrmals in Bedrängnis gebracht!

Seine nächste Reise geht nach Ägypten und hält neben einem anstrengenden, weil dauernd nörgelnden Reisegefährten, neue Abenteuer bereit. Wieder bringt ihn seine Neugierde und sein Wissensdurst in akute Lebensgefahr ...

Meine Meinung:

Wie schon im ersten Teil („Die Rückkehr der Störche“) nimmt uns die Autorin in die Zeit des Biedermeiers mit. Doch diesmal reisen wir nicht mit der Postkutsche, sondern trotzen gemeinsam mit Georg Wilhelm Schimper Unwettern und einem unfähigen Kapitän. Wir reiten auf Mauleseln und Kamelen, wir spüren die Hitze, trinken Tee mit Beduinen und handeln im Basar - das alles können wir Dank des bildhaften Schreibstils von Gabrielle C. J. Couillez quasi „live“ miterleben. Dass die Erzählung im Präsens geschrieben ist, verstärkt dieses Gefühl des Miterlebens.

Schmunzeln musste ich über die Begegnung mit dem Händler Hussein: Der beschafft Wilhelm eine Unterkunft, weil der Schwager des Neffens des Bruders seiner Frau, gerade ein Haus leer stehen hat. Die Wohnverhältnisse lesen sich wie Frankensteins Spukschloss - Feuchte Wände, Ratten, Spinnen, Skorpione und/oder Schlangen.

Auch die Szenen, die in Mitteleuropa spielen, sind äußerst lebhaft beschrieben. Bei der Prügelei anlässlich der Hochzeit von Wilhelms früheren Geliebten habe ich Stuhl- und Nasenbeine knirschen hören.

Wilhelm „brennt“ für seine Forschungsreisen - das macht ihn sympathisch. Seine häufigen Frauengeschichten, die eher nur Sex-Abenteuer sind, spiegeln die Ungerechtigkeiten der Zeit wieder. Die Männer dürfen alles, die Frauen nichts. Nur die algerische Frau Meriem nimmt sich ihre Freiheiten.

Gut gefällt mir, dass historische und völkerkundliche Details völlig unaufgeregt vermittelt werden. Der Leser bekommt quasi „Unterricht“, ohne es zu merken.

Ich freue mich schon auf den 3. Teil, der 2020 erscheinen soll. Bin schon gespannt, welche Abenteuer Georg Wilhelm Schimper noch zu bestehen hat.

Fazit:

Gerne gebe ich für diesen farbigen und lebendigen historischen Roman 4 Sterne und warte mit Ungeduld auf den nächsten Band.

Veröffentlicht am 30.05.2019

Spannender Krimi

Was geschah mit Michelle?
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Gerd Raguß nimmt seine Leser in eine Zeit zurück, in der von allgegenwärtiger Kommunikationsmittel wie Mobiltelefone und Internet noch keine Rede war. Nicht jeder Haushalt hatte einen Telefonanschluss ...

Gerd Raguß nimmt seine Leser in eine Zeit zurück, in der von allgegenwärtiger Kommunikationsmittel wie Mobiltelefone und Internet noch keine Rede war. Nicht jeder Haushalt hatte einen Telefonanschluss und deshalb braucht man immer genügend Kleingeld, um eine der zahlreichen Telefonzellen benutzen zu können.

Wir schreiben das Jahr 1973 bzw. 1974. Deutschland ist in BRD und DDR getrennt und der Prager Frühling ist erst 5 Jahre her.

Claus von Radus, ein Leutnant der Bundeswehr, lernt auf einem Dorffest die Jurastudentin Michelle Jansen kennen. Michelle stammt aus einem reichen Elternhaus und ist das, was man „eine gute Partie“ nennt. Obwohl ihr Vater eine Verbindung mit dem Sohn eines Freundes befürwortet, stimmt er, der ehemalige Offizier, der Verlobung mit Claus von Radus zu. Wenig später verschwindet die junge Frau spurlos und Lösegeldforderungen bleiben aus.
Hat einer der abgewiesenen Exfreunde mit dem Verschwinden von Michelle zu tun?
Nachdem die polizeilichen Ermittlungen für Claus und die Familie zu langsam vor sich gehen, nehmen sie die Suche nach Michelle in ihre eigenen Hände.

Meine Meinung:

Obwohl der Krimi nur 176 Seiten hat, ist es dem Autor gelungen, Spannung zu erzeugen und diese bis zum Schluss hoch zu halten. Mir persönlich ist relativ schnell klar geworden, wer der Täter sein muss. Die Figur scharwenzelt ständig um Michelle und ihre Großmutter herum, genießt das Vertrauen der Dorfbewohner und der Familie. Also ein Klassiker, nicht der große böse Unbekannte ist der Täter, sondern jemand aus dem Familien- bzw. Bekanntenkreis.

Ich habe mich wieder in die Zeit als Teenager zurückversetzt gefühlt. Dem Autor ist es großartig gelungen durch geschickte Einstreuen der damals aktuellen Songs diese Zeit wieder auferstehen zu lassen. Ich habe bei der Lektüre einige dieser Klassiker wie die Rolling Stones mit „Angie“ oder Lobo wieder gehört.

Sehr schön ist das Umfeld der Bundeswehr beschrieben, was in diesem Fall kein Kunststück ist, war doch der Autor lange Zeitsoldat. Lachen musste ich über die Szene, als die SOldaten darüber philosophieren, ob eine kleinere Ausgabe des Feldtelefons für jedermann die oft fehlenden oder zerstörten Telefonzellen ersetzen könnten.

Die Charaktere sind recht gut beschrieben. Vor allem der schlitzohrige „Kubi“ ein Soldat aus Claus von Radus Kompanie, der den jungen Leutnant ins Herz geschlossen hat.

Fazit:

Ein gut gelungener Krimi, der die 1970er Jahre wieder in Erinnerung ruft. Gerne gebe ich hier 4 Sterne.

Veröffentlicht am 29.05.2019

EIn interessantes BUch über die Verwendung von Wasserstoff

Das Supermolekül
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Klappentext:
„Man kann Brennstoffzellen für Autos mit ihm antreiben oder Minikraftwerke, die Wohnhäuser gleichzeitig mit Wärme und Strom versorgen. Bereits heute werden mit ihm Ariane-Raketen ins Weltall ...

Klappentext:
„Man kann Brennstoffzellen für Autos mit ihm antreiben oder Minikraftwerke, die Wohnhäuser gleichzeitig mit Wärme und Strom versorgen. Bereits heute werden mit ihm Ariane-Raketen ins Weltall geschossen und in Zukunft könnte er in Düsenflugzeugen das Kerosin
ersetzen. Seine günstigen Eigenschaften als Speichermedium prädestinieren den Wasserstoff zum klimaneutralen Energieträger der Zukunft. Doch statt diese Technologie mit Hochdruck voranzutreiben, werden weiterhin Pipelines für Öl und Gas gelegt und durch
giftiges Fracking noch das letzte Quäntchen Öl und Gas aus dem Bauch der Erde gepresst. Timm Kochs Analyse der Wasserstofftechnologie erklärt anschaulich den neuesten Stand der Technik und liefert überzeugende Argumente, wie Wasserstoff zum Zukunftsretter werden kann.“

Klingt doch einleuchtend, oder? Warum halten die Konzerne dann an fossilen Brennstoffen fest?

Autor Timm Koch erklärt informativ, optimistisch, unterhaltsam und spannend, warum er Wasserstoff als Energieträger der Zukunft hält. Gut gefällt mir, dass er die chemischen Zusammenhänge für Leser, die in der Schule in Chemie nicht ganz aufgepasst haben, einfach erklärt.

Er stellt die großen (Öl)Konzerne und Regierungen an den Pranger, weil sie sich den neuen Erkenntnissen verschließen und lieber an fossiler Energie festhalten, die der Umwelt beträchtlichen Schaden zufügt. Allerdings nur die Öl-Multis zu verteufeln ist zu wenig. Jede/Jeder hätte es in der Hand, seinen Beitrag, die Macht der Ölkonzerne zu brechen, und sei es nur ein winziger.

Das ist für mich persönlich ein kleiner Wermutstropfen, weil manche Argumente ein wenig sektiererisch anmuten. Das bitte nicht falsch zu verstehen, die sachlichen Argumente gegen fossile Brennstoffe bzw. Atomkraft und für erneuerbare wie Wasserkraft, Windkraft und eben Brennstoffzellen unterschreibe ich sofort. Allein die Wortwahl und Umsetzungsvorschläge sind mir ein wenig zu (wie soll ich es jetzt richtig formulieren) - marxistisch. Aber, das Buch ist ja im Westend-Verlag erschienen, der sich solcher Themen gerne und dankenswert annimmt.

Die eine oder andere, zur Illustration genannte Zahl, erscheint bei genauerem Hinsehen und/oder in anderem Kontext in einem anderen Licht.

Fazit:

Ein durchaus interessantes Buch, das Zusammenhänge erklärt und Möglichkeiten aufzeigt. Gerne gebe ich hier 4 Sterne.

Veröffentlicht am 26.05.2019

Charleys Tante bei der Wehrmacht?

Soldier Studies
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Autor Martin Dammann beschäftigt sich in diesem Buch mit Soldaten (der Wehrmacht) in Frauenkleidern. Er ist, wie er im Vorwort anmerkt, über dieses Thema buchstäblich gestolpert. Dutzende Fotos hat er ...

Autor Martin Dammann beschäftigt sich in diesem Buch mit Soldaten (der Wehrmacht) in Frauenkleidern. Er ist, wie er im Vorwort anmerkt, über dieses Thema buchstäblich gestolpert. Dutzende Fotos hat er in seinem Buch abgebildet.

Wie kommt es, dass sich Soldaten als Frauen verkleiden? Die Antworten sind vielfältig.

Zum einen, treten die Männer in Theaterstücken zur Zerstreuung der Truppen auf, in den sie selbst die Frauenrollen übernehmen. Das ist prinzipiell nichts Neues, wurden doch schon im antiken Griechenland Frauenrollen ausschließlich von Männern verkörpert. Andererseits probieren Soldaten erbeutete Kleidungsstücke wie Unterkleider oder Strumpfhalter und posieren vor der Kamera.

Die Gründe hierfür sind nicht immer nachvollziehbar. Einfach Jux und Tollerei? Oder schlicht die Sehnsucht nach Weiblichkeit, in dem man den Duft der Kleidungsstücke einsog? Es ist ja bekannt, dass olfaktorische Reize Erinnerungen auslösen (können).
Ein Foto erinnert an Lale Andersons Lied "Lili Marleen".


Das Thema Transgender ist in der Nazi-Zeit weder im Zivil- noch im Soldatenleben öffentlich präsent, weil die Menschen ja ziemlich sicher im KZ enden würden.
Auch Homosexualität ist verboten, dennoch scheint es auf einigen Fotos nicht unmöglich zu sein, dass Soldaten bei homoerotischen Handlungen „ertappt“ wurden.

Der Autor zeigt auch einige wenige Fotos von amerikanischen Soldaten in Frauenkleidern.

Aufgefallen ist mir, dass auf einigen Fotos die Soldaten zwar weibliche (Ver)Kleidung, aber dazu ihre Stiefel tragen. Auf anderen Bildern tragen sie jedoch durchaus weibliche Schuhe - sind die aus dem Theaterfundus der Truppenbetreuung? Denn (echte) Damenschuhe jenseits der Größe 40 sind in jener Zeit auch abseits des Krieges im freien Handel eher selten zu erhalten.

Zu diesem interessanten Thema hätte mir eine wissenschaftliche Begleitung des Buches gewünscht. Gerne gebe ich hier 4 Sterne.