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Venatrix

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 17.04.2019

Ein gruseliger Reiseführer

Spuk in Bayern
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Mit diesem Buch unternehmen wir unter fachkundiger Leitung durch Gabriele Hasmann einen Streifzug durch Bayerns Schlösser sowie einen Ausflug an mystische Orte, an denen es spuken soll.

Allen voran steht ...

Mit diesem Buch unternehmen wir unter fachkundiger Leitung durch Gabriele Hasmann einen Streifzug durch Bayerns Schlösser sowie einen Ausflug an mystische Orte, an denen es spuken soll.

Allen voran steht natürlich Ludwig II., der „Kini“, um dessen Leben und Sterben sich allerlei Mythen ranken. Das Titelbild von Neuschwanstein ist bestens geeignet für diese Sammlung von Spuk-Geschichten.

Neben so prominenten Spukgestalten treffen wir auch auf alte Sagen und gruselige ehemalige Hinrichtungsstätten. Hinrichtungen – DAS Spektakel vergangener Zeiten, mit Volksfestcharakter und wenig Abschreckung.

Gabriele Hasmann wirft auch ihren Blick auf den Beruf des Henkers, der obwohl als notwendig erachtet, aus dem Sozialgefüge der Dörfer und Städte ausgeschlossen war.

Immer wieder weist die Autorin darauf hin, dass manche dieser Erscheinungen von sensiblen Menschen auch heute noch wahrgenommen werden können.

Die einzelnen Geschichten um diese Orte lassen sich leicht lesen. Fotos und eine Landkarte runden dieses Buch ab.

Fazit:

Für Fans von nicht alltäglichen Reiseführern ein nettes Mitbringsel.
Gerne gebe ich hier 4 Sterne.

Veröffentlicht am 15.04.2019

berlin ist eine Reise wert

111 Orte in Berlin, die man gesehen haben muss
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Wieder ein Buch aus der Reihe „111 Orte, die man gesehen haben muss“ aus dem Emons-Verlag. Diesmal ist Berlin an der Reihe.

Ob Natur oder Gebäude, Erinnerung an die Nazi-Zeit oder ein Seitenblick auf ...

Wieder ein Buch aus der Reihe „111 Orte, die man gesehen haben muss“ aus dem Emons-Verlag. Diesmal ist Berlin an der Reihe.

Ob Natur oder Gebäude, Erinnerung an die Nazi-Zeit oder ein Seitenblick auf das imperiale Berlin oder das geteilte Berlin – hier ist für jeden Berlin-Besucher etwas zu entdecken. Vieles ist abseits der üblichen Touristenpfade nur mit geübten und vorinformierten Auge zu erkennen.
Auffallend ist diesmal, dass manchmal nur ein kleines Detail der beschriebenen Örtlichkeit abgebildet ist. Z.B. bei der „Greenwich-Promenade“ der Plastikschwan.

Nachdem Berlin eine Stadt mit höchst unterschiedlichen Facetten ist, reicht ein Band der 111 Orte nicht aus. Es gibt also noch einen zweiten sowie einen, der ausschließlich die NS-Zeit und einen, der die Geschichte Berlins im Allgemeinen betrachtet.

Fazit:

Für den gewöhnlichen Berlin-Besucher ist diese Art Reiseführer wohl nur als Ergänzung zu sehen. „Ersttäter“ sind vermutlich mit einem konventionellen besser bedient.

Veröffentlicht am 06.04.2019

Ein Fachbuch für Liebhaber des spätantiken Roms

Die letzte Blüte Roms
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Der britische Historiker Peter Heather beschäftigt sich in diesem Sachbuch ausgiebig mit Kaiser Justinian, unter dessen Herrschaft das Römische Reich letztmalig seine größte Ausdehnung erreicht hat.

Das ...

Der britische Historiker Peter Heather beschäftigt sich in diesem Sachbuch ausgiebig mit Kaiser Justinian, unter dessen Herrschaft das Römische Reich letztmalig seine größte Ausdehnung erreicht hat.

Das weströmische Reich ist längst untergegangen. Das verbliebene oströmische schlittert nach einer Niederlage gegen die Perser und dem Nika-Aufstand in eine veritable innenpolitische Krise. Wie es Justinian dennoch schafft, sein am Rande des Abgrunds stehendes Reich aus der Krise hinaus und zu einer letzten Blüte zu führen, erklärt Peter Heather detailreich.

Justinian, eigentlich Flavius Petrus Sabbatius Iustinianus (ca. 482 bis 565) regierte von 527 – 565. Interessant ist der Aufstieg des Bauernsohn zum „Herrscher von Gottes Gnaden“ (das finden wir eigentlich erst ein wenig später bei den europäischen Königen und Kaisern). Jeden Sieg, den seine Truppen erringen, jede gute Ernte oder jeden sonstigen Erfolg deutet er als göttliche Legitimation seiner Herrschaft. Geschickt nutzt Justinian die Mittel der Propaganda.

In 11 Kapiteln beschreibt er die politische Situation, die zu den Krisen geführt hat. Dabei geht er Heather recht weit in die Vergangenheit zurück und schweift manchmal häufig recht weit ab. Für das Verständnis der Zusammenhänge ist dies wohl notwendig. Wer sich allerdings mit der Spätantike nicht gut auskennt, verheddert sich in Feldzügen der Ost- und Westgoten, der Vandalen, findet sich plötzlich in einer Schlacht um Karthago wieder. Hier ist sorgfältiges und langsames Lesen von Nöten. Manchmal muss auch die beiliegende Zeittafel zu Rate gezogen werden, um das jeweilige Ereignis einordnen zu können.

Was bleibt von Justinian? Neben Bauwerken wie die Hagia Sophia in Istanbul und San Vitale in Ravenna, die heute abertausende von Touristen anziehen, ist wahrscheinlich der „Codex Iustinianus“ von bleibendem Wert.

Meine Meinung:

Peter Heather liefert ein sehr umfang- und detailreiches Buch über die Spätantike unter Justinian. Hin und wieder bleibt die Person des Kaisers wegen der vielen Einzelheiten der politischen Umgebung auf der Strecke. Heather hat akribisch recherchiert. Trotzdem fällt auf, dass er sich hauptsächlich auf Schriften und Kommentare von Prokopios von Caesarea stützt. Prokop, wie er verkürzt genannt wird, ist zwar vermutlich der letzte große Chronist und Historiker dieser Zeit, doch ausschließlich ihn zu zitieren, halte ich persönlich für ein wenig einseitig.

Gut gelungen sind die Einbindungen von zahlreichen Abbildungen antiker Bauten sowie die Landkarten, die das ganze Ausmaß des Imperiums darstellen. Wie es sich für einen renommierten Historiker gehört findet sich im Anhang ein Kommentar zur Quellenlage, die erwähnte Zeitliste, ein
Ausführliches Glossar sowie Bild- und Personennachweise.

Sprachlich ist das Buch gehoben und nichts für Zwischendurch. (Vor)Kenntnisse der Antike und Spätantike sowie der Völkerwandung(en) sind empfehlenswert. Mir persönlich hat das Eintauchen in die Zeit Justinians gut gefallen, anderen Lesern könnte es ein wenig schwerer fallen.
Auf Grund seiner hochwertigen Aufmachung ist das Buch als Geschenk gut geeignet.

Fazit:

Ein gut recherchiertes Fachbuch, das Liebhabern der Spätantike viel Lesefreude bescheren wird. Gerne gebe ich hier 4 Sterne

Veröffentlicht am 31.03.2019

Das hätte auch Goethe gefallen

Newtons Gespenst und Goethes Polaroid
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Klappentext zu „Newtons Gespenst und Goethes Polaroid “
„Das "Fragment über die Natur" gilt als der herausragende Schlüsseltext für das Denken Goethes über die Natur. Es steht am Anfang seiner lebenslangen ...


Klappentext zu „Newtons Gespenst und Goethes Polaroid “
„Das "Fragment über die Natur" gilt als der herausragende Schlüsseltext für das Denken Goethes über die Natur. Es steht am Anfang seiner lebenslangen Erforschung von Steinen und Pflanzen, Tieren und Menschen, Licht und Farben und legt den Grundstein für die Methode der "zarten Empirie", mit der er sich als Wissenschaftler seinen Gegenständen nähert. So kam denn auch der Pionier der Farbfotografie mit Newtons "spectre" (engl. Erscheinung, Gespenst), dem von einem Prisma Farben getrennten weißen Lichtstrahl, nicht weiter, erforschte die Farbwahrnehmung mit Goethe'schen Methoden und erfand das farbige Polaroid-Sofortbild. Mathias Bröckers zeigt, dass Goethes Erkenntnisse über die Natur ihrer Zeit voraus waren und heute für die Zukunft relevanter sind als je zuvor.“

Der Autor untersucht auf Basis von Goethes „Fragment über die Natur“ welche Überlegungen des Dichterfürsten korrekt und bis heute bewiesen werden konnten. Johann Wolfgang von Goethe gilt ja als einer der letzten Universalgelehrten. Neben messerscharfem Verstand und Akribie zeichnen ihn lebenslange Neugierde aus.

Dieses Buch habe ich gerne gelesen, obwohl es aufgrund seiner Sprache und philosophischer Gedanken nicht immer ganz einfach zu lesen ist.

Beeindruckend sind die vielen Zitate und Querverweise, ich am liebsten alle hier verwendet hätte.
So begnüge ich mich Folgendem: „das was auf diesem Feld Benoît Mandelbrot mit seiner Geometrie der Fraktale aufziegen konnte, ... - hätte Goethe entzückt.“ (S.35)

Und ja, wir begegnen vielen, die in der Wissenschaft Rang und Namen haben: von Benoît Mandelbrot, Johannes Kepler, Werner Heisenberg bis hin zu den Philosophen Fritz Jacobi und Rudolf Steiner.

Wenn Goethe sagt: „Es ist vieles wahr, was sich nicht berechnen lässt“ (S.29), steckt viel Wahrheit dahinter. Man denke nur an die schier ewige Diskussion ob Licht Welle oder Teilchen ist.

Passend zur Farbenpracht der Natur, ist das Cover bunt gestaltet. Manches erinnert ein wenig an Mandelbrots fraktale Geometrie. Als Geschenk ein echter Hingucker aus dem Westend-Verlag.

Fazit:

Ein Buch das sowohl Goethe-Fans als auch Anhängern von Heisenberg & Co. Freude machen kann. Gerne gebe ich hier 4 Sterne.

Veröffentlicht am 31.03.2019

Ein wortgewaltiges Trio

Zwei Lebenswege. Eine Debatte
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Unter der „Regie“ von Herbert Lackner treffen sich zwei höchst unterschiedliche Persönlichkeiten, die doch mehr gemeinsam haben, als es scheint:

Erwin Pröll, geboren 1946 in der kleinen niederösterreichischen ...

Unter der „Regie“ von Herbert Lackner treffen sich zwei höchst unterschiedliche Persönlichkeiten, die doch mehr gemeinsam haben, als es scheint:

Erwin Pröll, geboren 1946 in der kleinen niederösterreichischen Gemeinde Radlbrunn und Peter Turrini, geboren 1944 in St. Margarethen in Kärnten. Während Pröll in einer Bauernfamilie geborgen aufwachsen und studieren konnte, wurde Turrini als Zuwandererkind jahrelang ausgegrenzt.

Prölls beruflicher Höhepunkt waren seine Jahre als Landeshauptmann von NÖ (1992-2017). Turrini hingegen ist nach einer Reihe unterschiedlichster Berufe seit 1971 freischaffender Schriftsteller mit allen Vor- und Nachteilen.

Während Pröll die eher konservative Weltanschauung vertritt, liegt Turrini der Kommunismus näher. Trotzdem kreuzen sich die Lebenswege der beiden immer wieder.

Als Peter Turrini 1978 die legendäre TV-Alpensaga schreibt, prallen die Ansichten hart aufeinander. Die Bauern, deren Vertretung, dem Bauernbund, dem Pröll damals angehört, fühlen sich von Turrinis Bild der Bauern desavouiert. Wütende Proteste sind die Folge. Dabei will Turrini das angestaubte Image der Bauern zurechtrücken. Manchmal ist eben „gut gemeint“ das Gegenteil von „gut“.

Heute sind die beiden so etwas wie Freunde. Neben Pröll, lebt auch Peter Turrini (seit 1991) ebenso wie der Moderator dieser Debatte, Herbert Lackner, in Niederösterreich.

Das spannende Experiment, zwei so unterschiedliche Menschen wie Erwin Pröll und Peter Turrini abseits eines „weiteren Beitrags zur Selbstdarstellungs- und
Seitenblickegesellschaft“ (© Peter Turrini) an einen Tisch zu bringen, darf als durchaus gelungen betrachtet werden. Neben Anekdoten wird auch bislang Unbekanntes aus der Erinnerung geholt und im klassischen Sinn geteilt.

Abwechselnd reden Pröll, Turrini und Lackner über Macht und Geschichte, Kirche und Kunst sowie das Leben als solches.


Fazit:

Ein Buch zum Verschenken oder Selberlesen. Gerne gebe ich 4 Sterne.