Lass dich nicht unterkriegen
Die Frauen vom SavignyplatzJoan Weng entführt uns nach Berlin, in die 1920er Jahre, die für die meisten gar nicht so golden sind, wie man uns häufig weismachen will.
Dem Klappentext nach hätte ich einen flotten Einstieg in das ...
Joan Weng entführt uns nach Berlin, in die 1920er Jahre, die für die meisten gar nicht so golden sind, wie man uns häufig weismachen will.
Dem Klappentext nach hätte ich einen flotten Einstieg in das Leben als Buchhändlerin erwartet. Doch zuerst muss Vicky, die Metzgerstochter, noch ein paar Hürden in Form eines notorisch fremd gehenden Ehemanns und vier (bald fünf) Kindern überwinden.
Endlich, 1925 gelingt es Vicky ihren Traum vom eigenen Buchladen und einer Leihbibliothek zu verwirklichen. Immer an ihrer Seite ist Freundin Lisbeth und ihr, als Kriegsinvalide zurückgekehrter Bruder Bambi. Bei Bambi ist manchmal nicht klar, ob er, der als psychisch krank gilt, nicht doch eher den Durchblick hat, als die anderen.
Vicky muss sich gegen alle möglichen Vorurteile kämpfen. Sei es, dass Ehemänner ihre Frauen zwingen, ihren Leihausweis zurückzugeben oder sei es, dass sie Besuch von der Sittenpolizei erhält, weil man sie verdächtigt, pornografische Bücher zu verbreiten. Auch der aufkommende Nationalsozialismus, der Frauen eine andere Rolle als die einer Geschäftsfrau aufoktroyiert, wird thematisiert.
Meine Meinung:
Wie wir es von Joan Weng gewohnt sind, lässt sie uns tief in das Berlin dieser Zeit eintauchen. Sie nennt die Konventionen, die ihre Protagonisten unterworfen sind deutlich beim Namen. Unverheiratet schwanger? Geht gar nicht – es muss sofort geheiratet werden, möglichst reich. Vom Ehemann verlassen? Schnell eine Scheidung durchziehen und eine möglichst wohlhabenden Witwer heiraten. Wieder hält sich nicht Vicky an das, was die Eltern von ihr erwarten.
Schön finde ich, dass es Vicky gelingt, ihr Vorhaben umzusetzen. Doch wie wird es in der NS-Zeit weitergehen? Ob wir hier eine Fortsetzung lesen werden?
Der Schreibstil ist flott und leicht zu lesen. Mir hat der historische Roman recht gut gefallen. Ein bisschen Meckern muss ich wegen Vickys Unentschlossenheit bezüglich ihres Mannes Willi und der (für meinen Geschmack) etwas zu lange Beginn. Aber, das ist Jammern auf hohen Niveau.
Fazit:
Eine schöne Story für Fans von historischen Romanen, die in Berlin spielen. Gerne gebe ich 4 Sterne.