atmosphärisch dicht - empfehlenswert
Kinder einer neuen ZeitIm zweiten Teil dieses historischen Romans begegnen wir wieder den Familien aus „Der Sturz des Doppeladlers“.
Man schreibt das Jahr 1927. Der Justizpalast brennt, die Polizei erschießt 84 Demonstranten. ...
Im zweiten Teil dieses historischen Romans begegnen wir wieder den Familien aus „Der Sturz des Doppeladlers“.
Man schreibt das Jahr 1927. Der Justizpalast brennt, die Polizei erschießt 84 Demonstranten. Mitten im Geschehen sind der Arbeitersohn Viktor Obernosterer und das Heimkind Ernst Belohlavek, beide gerade einmal 10 Jahre alt.
Dann schwenkt der Blick auf die Beamtenfamilie Webern, deren Enkel nun in das Schottengymnasium eintreten soll.
Ein nächster Schwenk richtet sich auf die Familie Holzer in Südtirol, in die Felicitas Webern eingeheiratet hat. Deren Sohn Siegfried ist es bei Strafe verboten, zu Hause oder in der Schule deutsch zu sprechen. Julius Holzer, der ehemalige Kaiserjäger, wird auf Grund seiner Haltung nach Süditalien verbannt.
Die Wege der Familien kreuzen sich immer wieder und die neue Generation hat die Konflikte der alten quasi geerbt.
Die Hoffnungslosigkeit nach dem Zerfall der Donaumonarchie, die Wirtschaftskrise und dem von Engelbert Dollfuss ausgerufenen Ständestaat, dreht sich die Gewaltspirale immer schneller. Der Bürgerkrieg 1934 und der Mord an Engelbert Dollfuss bereiten zuerst langsam und dann immer schneller werdend den Boden für den lachenden Dritten, der noch im Untergrund lauert.
Im Anhaltelager Wöllersdorf sind dann 1934 sowohl Kommunisten und Sozialisten als auch die noch illegalen Nazis interniert. Hier treffen Viktor Obernosterer und Ernst Belohlavek wieder aufeinander, nachdem sie sich in unterschiedliche Richtungen entwickelt haben.
Meine Meinung:
Das Schicksal dieser Familien ist wie im ersten Teil wieder dicht mit der Geschichte Österreich verwoben. Die Entwicklung in Richtung NS-Staat ist deutlich zu erkennen.
Der Schreibstil ist packend und die historischen Ereignisse sind penibel recherchiert. Besonders haben mich die Repressalien denen die deutschsprachigen Südtiroler ausgesetzt waren, berührt. Hier werde ich noch ein wenig weiter nachlesen müssen.
Fazit:
Der Autorin ist wieder ein grandioses Porträt dieser Zeit gelungen. Das Buch ist atmosphärisch dicht und menschlich berührend. Gerne gebe ich hier 5 Sterne und eine Leseempfehlung.