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Venatrix

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 02.05.2024

Fesselnd bis zur letzten Seite

Das Dunkel aller Tage
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Ein sprichwörtlich explosiver zweiter Fall wartet auf KHK Adam Schmidt und seine Frau OK Linh Schmidt.

Während KHK Adam Schmidt nach wie vor seine schwere Depression mit starken Psychopharmaka bekämpft ...

Ein sprichwörtlich explosiver zweiter Fall wartet auf KHK Adam Schmidt und seine Frau OK Linh Schmidt.

Während KHK Adam Schmidt nach wie vor seine schwere Depression mit starken Psychopharmaka bekämpft und nicht arbeitsfähig ist, kommt es im Berliner Ho-Chi-Center, zu einer folgenschwerer Explosion bei der zwei Menschen sterben. Recht bald ist klar, dass in diesem Teil des vietnamesischen Marktes eine Drogenküche in die Luft geflogen ist. Absicht oder blöder Unfall? Pikant ist, dass dieses Ho-Chi-Center Duc, dem Bruder von Oberkommissarin Linh Schmidt gehört. Während Linh an die Unschuld ihres Bruders glaubt, ist für den leitenden Ermittler klar, dass Duc der Drahtzieher und Drogenboss ist, der Berlin mit Drogen überschwemmen will.

Dass dieser Kriminalbeamte ausgerechnet Adam Schmidts Todfeind ist, der alles, aber auch wirklich alles, daran setzt das Ehepaar Schmidt in Misskredit zu bringen, macht die Ermittlungen nicht einfacher. In Adams Untergebenen POM Thilo Kupferschmidt findet Rabenstein einen willfährigen Handlanger.

Um die wahren Hintergründe der Explosion im Ho-Chi-Center herauszufinden, müssen Adam und Linh zu nicht ganz legalen Mitteln greifen.

Meine Meinung:

„Das Dunkel aller Tage“ ist der 2. Band der Reihe Schmidt & Schmidt von Alexander Oetker und Thi Linh Nguyen. Die Autorin Thi Linh Nguyen ist mir bislang unbekannt. Alexander Oetker kenne ich als Krimiautor der Reihen „Zara & Zoë“ sowie „Luc Verlain“ bzw. sein griechisches Pseudonym.

Obwohl die beiden Krimis unabhängig voneinander gelesen werden können, halte ich es für ratsam, den 1. Band („Die Schuld, die uns verfolgt“) zuerst zu lesen. Dadurch lassen sich die Charaktere und ihre Handlungsweisen besser verstehen.

Der Grund von Rabensteins Rachefeldzug wird hier im 2. Fall nur angedeutet und was ist während der Geiselnahme im ersten Fall wirklich passiert? Mich interessiert das brennend, daher ist das Buch in der Onleihe schon bestellt.

Alexander Oetker und Thi Linh Nguyen beschreiben den schwierigen Polizeialltag in Berlin recht gut. Was für einige „cool“, offen und multikulturell ist, ist für die Polizisten ein kräfteraubender Knochenjob, der weder gut bezahlt noch besonders angesehen ist. Dass hier Frust, Burnout oder Korruption um sich greifen, ist für mich gut verständlich.

Nicht ganz einverstanden bin ich damit, dass Adam seine PTBS alleine nur mit den chemischen Helferleins durchzustehen versucht. Okay, er müsste die angebotene Hilfe auch annehmen. Mein Eindruck ist allerdings, dass man sich seitens Dienstbehörde gar nicht so sehr darum bemüht, Adam zu unterstützen.

Der Schreibstil dieses komplexen Krimis, der ja aus mehreren Handlungssträngen besteht, ist flüssig.

Interessant ist, der Einblick in die vietnamesische Community Berlins. Die genaue Zahl derjenigen, die in den 1970er-Jahren als die sogenannten „Boat-People“, also als Flüchtlinge, in die BRD gekommen sind, ist ebenso unklar, wie jene Vietnamesen, die in den 1990er-Jahren als billige Gastarbeiter in die DDR geholt worden. Man schätzt, dass heute über 200.000 Personen vietnamesischer Abstammung in Deutschland leben, der Großteil vermutlich in Berlin.

Ich bin schon gespannt, wie es mit Schmidt & Schmidt weitergeht und freue mich auf einen dritten Band.

Fazit:

Gerne gebe ich diesem 2. Fall für Schmidt & Schmidt 4 Sterne.

Veröffentlicht am 01.05.2024

Habe ich gerne gelesen

Aus dem Salzkammergut
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Nachdem das Salzkammergut in diesem Jahr anlässlich der Europäischen Kulturhauptstädte im internationalen Fokus liegt, sind zahlreiche Bücher über die wunderbare Landschaft und ihre Bewohner erschienen. ...

Nachdem das Salzkammergut in diesem Jahr anlässlich der Europäischen Kulturhauptstädte im internationalen Fokus liegt, sind zahlreiche Bücher über die wunderbare Landschaft und ihre Bewohner erschienen. Dieses hier nennt sich im Untertitel „Lesebuch“. Und als solches ist es auch zu verstehen. Unterschiedliche Essays holen bekannte und weniger bekannten Persönlichkeiten vor den Vorhang.

Zunächst einmal wird das Salzkammergut und seine Bewohner beschrieben. Da dürfen auch die üblichen Klischees nicht fehlen. Anschließend geht es mit Betrachtungen von Einheimischen und Zuagroasten weiter. Diese Beiträge sind in folgende Abschnitte unterteilt:

Künstlerinnen und Lebenskünstler
Jasager und Neinsagerinnen
Gipfelstürmer und Naturtalente
Tüftlerinnen und Schrittmacher

Einige der Essays widmen sich dem Widerstand gegen das NS-Unrechtsregime. Ja, es hat sie auch im Salzkammergut gegeben, das ob einer größeren Anzahl von „eingewanderten“ Nazi-Bonzen als besonders regimetreu gegolten hat.

Das Buch liegt schwer auf der Hand, ist es doch als gediegene Ausgabe als Hardcover mit Lesebändchen im Verlag Anton Pustet erschienen.

Historische Fotos sowie ein ausführliches Literaturverzeichnis ergänzen dieses interessante Buch.

Fazit:

Diesem Buch, das in interessanten Beiträgen von namhaften Autorinnen und Autoren Bekanntes und Unbekanntes aus der Region ans Tageslicht fördert, gebe ich gerne 5 Sterne.

Veröffentlicht am 01.05.2024

Interessante Neuauflage

A Man's Job
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Dieser interessante Roman ist bereits 1956 erstmals erschienen und nun in neuer Übersetzung verlegt worden.

Worum geht’s?

In ihrem Debütroman schildert Edith Anderson (1915-1999) den Arbeitskampf von ...

Dieser interessante Roman ist bereits 1956 erstmals erschienen und nun in neuer Übersetzung verlegt worden.

Worum geht’s?

In ihrem Debütroman schildert Edith Anderson (1915-1999) den Arbeitskampf von amerikanischen Bahnangestellten. Es ist eine bedrückende, realistische Geschichte einer Gruppe von Frauen, die während des Zweiten Weltkrieges an der amerikanischen Ostküste die Arbeit der eingerückten Männer übernehmen (müssen). Die Autorin weiß, worüber sie schreibt, da sie eine von ihnen war. Zwischen 1943 und 1947 hat sie als Schaffnerin bei der Pennsylvania Railroad gearbeitet.

Wenn aktuell über Streiks der Deutschen Bahn gesprochen und gelesen wird, so haben solche Bahnstreiks lange Tradition. Dieses Buch liefert einen Einblick in historische Miseren, in denen es nicht ausschließlich um höhere Gehälter ging, sondern um die systematische Benachteiligung von Frauen und Sexismus als Spielart des Kapitalismus.

Anspruch auf einen regulären Dienstplan hatte die Angestellten erst nach einigen Jahren als Beschäftigte, mit der sogenannten Seniorität. Diese wurden Frauen, nachdem sie von vornherein nur für die Kriegsdauer eingestellt worden waren, vorenthalten. Die mehr als ambivalente Haltung der männlichen Vorgesetzen zeigt sich auch darin, dass sie einerseits behaupteten, Frauen könnten die anstrengende Arbeit körperlich und psychisch nicht bewältigen (Schichten, die bis zu 16 Stunden dauerten, ohne sich waschen zu können, waren keine Seltenheit), andererseits teilten sie ihnen für gewöhnlich die aufreibenden Strecken zu, während sie den Männern die guten Strecken zuschanzten. Dazu kamen die stetige sexuell-aggressiven Sprüche, die die Schaffnerinnen über sich ergehen lassen mussten. Manchmal blieb es nicht bei blöden Anmache.

Selbstbewusste Frauen hat man als gesellschaftliche Bedrohung angesehen hat. Nur vor schwarzen US-Amerikaner hatte man noch mehr Angst, wie das folgende Zitat zeigt:

„Ihr Hirngespinst, dass Horden von Frauen die Bahn übernahmen, wurde von dem weit beängstigerenderen Hirngespinst anstürmender Schwarzer verdrängt.“

Da hat man doch lieber Frauen angestellt, die man nach der Rückkehr der Männer sofort wieder entlassen konnte, denn nur die Seniorität bot so etwas wie einen Schutz vor allzu willkürlichen Kündigungen. Die aber hatte man den Frauen ja verwehrt. Ein wahrer Teufelskreis!

Biografisches zur Autorin:

Edith Anderson (1915-1999) ist als Tochter eines jüdischen Ehepaars in New York City zu Welt gekommen, macht eine Ausbildung zur Lehrerin und tritt 1938 der amerikanischen kommunistischen Partei bei und schreibt für eine kommunistische Tageszeitung. Ein eher ungewöhnlicher Schritt in den USA. Sie setzt sich für bessere Arbeitsbedingungen, vor allem für die Frauen, ein.

In zweiter Ehe ist sie mit dem deutschen Journalisten Max Schröder (1900-1958) verheiratet, der aus Nazi-Deutschland fliehen musste. Als Max Schröder nach Kriegsende in das besiegt und zerstörte Deutschland zurückkehrt und als Lektor beim Aufbau-Verlag arbeitet, folgt sie ihm nach Ost-Berlin.

Fazit:

Dieses Buch, das einen interessanten Einblick die amerikanische (Arbeits)Welt während des Zweiten Weltkrieges und kurz danach gibt, erhält von mir 5 Sterne.

Veröffentlicht am 30.04.2024

Hat mich nicht überzeugt

Dunkle Verwicklungen auf La Palma (Calderón und Rodriguez ermitteln 1)
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Dass es sich bei diesem Krimi weniger um die Schilderung akribischer Polizeiarbeit handelt, ist durch die Leseprobe und Klappentext gleich klar. Aber, dass das Verbrechen, an dessen Aufklärung der Journalist ...

Dass es sich bei diesem Krimi weniger um die Schilderung akribischer Polizeiarbeit handelt, ist durch die Leseprobe und Klappentext gleich klar. Aber, dass das Verbrechen, an dessen Aufklärung der Journalist Ben und dessen Freundin Naira, eine Buchhändlerin, maßgeblich beteiligt sind, und den Kommissar Pedro ziemlich dumm dastehen lassen, ist mir dennoch zu viel des Cosy-Krimis.

Irgendwie scheint dem Autoren-Duo vieles wichtiger zu sein, als den Mord an dem Bauunternehmern Alvaro Martinez aufzuklären. Auch wenn der Tote kein Sympathieträger war, haben er und seine Familie ein Recht darauf, dass gewissenhaft ermittelt wird.

Meine Meinung:

Da die beiden Autoren im Jahr 1994 eine Buchhandlung in Wien gegründet haben, wird den Arbeiten in einer solchen hoher Stellenwert beigemessen, was durchaus interessant ist, aber vom Krimigeschehen doch stark ablenkt. ,

Leider wird Nebensächlichkeiten ein großer Raum eingeräumt. Die Charaktere könnten auch einige Ecken mehr vertragen.

Das Thema Immobilienspekulationen auf den Kanaren ist in zahlreichen anderen Krimis vorgekommen und wesentlich spannender umgesetzt worden, so dass das Buch hier wenig Überraschungen bieten kann.

Die Beschreibung der regionalen Küche erzeugt auch kein Kopfkino. Leider haben Flores & Santana das eherne Gebot des Spannungsromanes „show don’t tell“ missachtet. Mich wundert, dass hier das Lektorat nicht lenkend eingegriffen hat.

Ob ich dem nachfolgendem Band noch eine Chance gebe, weiß ich noch nicht.

Fazit:

Es wird bestimmt Leser geben, die diesen Krimi, der Auftakt zu einer Reihe sein soll, mögen. Mir persönlich ist es viel zu wenig Krimi und Spannung. Das tolle Cover mit dem exklusiven Blattschnitt rettet den 3. Stern.

Veröffentlicht am 30.04.2024

Ein gelungener Auftakt einer neuen Reihe

Südlich von Porto lauert der Tod
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Ria Almeida, eine Polizistin aus Stuttgart, ist nicht nur wegen der Beerdigung ihres Großvater in das kleine portugiesische Städtchen Torreira gekommen, sondern auch um ein wenig Auszeit vom Job und Liebeskummer ...

Ria Almeida, eine Polizistin aus Stuttgart, ist nicht nur wegen der Beerdigung ihres Großvater in das kleine portugiesische Städtchen Torreira gekommen, sondern auch um ein wenig Auszeit vom Job und Liebeskummer zu nehmen.

Allerdings wird sie unversehens in einen Kriminalfall verwickelt und beginnt mit ihrem angeheirateten Cousin João, der der Leiter der Polizeistation von Torreira ist, zu ermitteln, obwohl sie natürlich keine Befugnisse, sondern nur ihr Bauchgefühl hat.

„Das Bauchgefühl ist eine Ahnung, mit der man eigentlich immer richtig liegt.“

Raquel Martins de Souza, eine Kunsthistorikerin, wird von ihrer Schwester Inêz tot aufgefunden. Da es keine äußerlichen Anzeichen eines unnatürlichen Todes gibt, wird die Leiche zunächst in das örtliche Bestattungsinstitut überführt. Inêz hingegen glaubt felsenfest an ein Verbrechen und als sich João endlich weich klopfen lässt, eine Autopsie anzuordnen, ist die Leiche verschwunden, nur um einige Zeit später als Wasserleiche wieder aufzutauchen.

Die sich daraus ergebenden Komplikationen überstrahlen, ebenso wie die liebe Familie, das Krimi-Geschehen ein wenig.

Meine Meinung:
Da ich zuvor wieder einmal den zweiten Teil einer Reihe („Südlich von Porto wartet die Schuld“) gelesen habe, musste ich mir nun den hier vorliegenden ersten Fall vornehmen. Der Krimi hat mich nicht enttäuscht. Er vermittelt Urlaubsflair und viel Lokalkolorit, denn die Protagonisten dürfen nach Herzenslust schlemmen.

Die Charaktere sind recht gut angelegt und bieten Potenzial für eine Weiterentwicklung.

Insgesamt hat mir die Verquickung von Kriminalfall, Lokalkolorit und Familiengeschichte sehr gut gefallen.

Das Cover mit den blauen Azulejos sticht sofort ins Auge.
Ein nettes Detail sind die Kapitelüberschriften: Hier wird jeweils ein portugiesischer Begriff hübsch umschrieben. Dabei lernen wir auch kräftig fluchen.

Fazit:

Ein gelungenes Debüt, dem ich gerne 4 Sterne gebe.