Frauen zu Beginn des 20.Jahrhunderts
Was wir zu hoffen wagtenEs ist der Beginn des 20. Jahrhunderts. Die Tage der großen Monarchien von Russland, Deutschland und Österreich-Ungarn sind gezählt. In dieser Zeit der Veränderung spielt das Drama der Geschwister Felice, ...
Es ist der Beginn des 20. Jahrhunderts. Die Tage der großen Monarchien von Russland, Deutschland und Österreich-Ungarn sind gezählt. In dieser Zeit der Veränderung spielt das Drama der Geschwister Felice, Ille und Willi zur Nieden. Die Träume der Drei könnten unterschiedlicher nicht sein: Felice will Juristin werden, darf aber der Gesetze wegen nur den ersten Abschnitt des Jura-Studiums beenden. Willi interessiert sich nur für das Kino, soll aber die väterliche Bank übernehmen. Nur Ille entspricht den Erwartungen, träumt sie doch von einer glanzvollen Hochzeit und einer glücklichen Familie.
Als sich Felice weigert, den reichen Metzgereibesitzer zu heiraten, der die väterliche Bank vor der Pleite retten soll, springt die naive Ille brav ein.
Felice verlässt das Elternhaus und Willi mogelt sich durchs Leben. Er mimt den Banker, treibt sich aber in den Filmstudios im Babelsberg herum.
Als 1914 der Erste Weltkrieg ausbricht, sind die Träume der Geschwister zum größten geplatzt. Not, Verzweiflung und Tod greifen in die Leben ein und verändern die Welt der Drei abermals nachhaltig.
Meine Meinung:
Die Leben der drei Geschwister sind unterschiedlich intensiv geschildert. Felice wirkt auf mich stellenweise egoistisch. Willi wächst letzten Endes an den Folgen des Ersten Weltkrieges. Über Ille habe ich mich stellenweise geärgert, weil sie so duckmäuserisch ist und allen gefallen will. Die Rechnung bekommt sie letztlich präsentiert.
Die Erlebnisse an der Front sind sehr genau und authentisch geschildert. Da werden einige Leserinnen zu kiefeln haben, weil sie so nahe an der Realität sind.
Gut sind sowohl der aufkeimende Antisemitismus also auch die Lebensumstände der inzwischen nicht mehr wohlhabenden Adelsfamilie beschrieben. Dass das einfache Volk hier ein wenig ausgespart bleibt, ist für mich ok. Darüber gibt es andere Romane.
Über die Umstände, wie Ille gemeinsam mit dem schwer versehrten Gabriel ihren Mann umgebracht hat, hätte ich doch gerne mehr gelesen. Nd überhaupt, der Prozess, in dem Felice unerlaubterweise plädiert, ist für mein Dafürhalten zu kurz gekommen. Es scheint, als ob eine Seitenbegrenzung oder ein Abgabetermin, die Autorin zu einem schnellen Ende kommen hat lassen. Schade!
Denn eigentlich ist Felices Traum, Juristin zu sein, in Erfüllung gegangen, wenn auch auf andere Weise als gedacht.
Fazit:
Ein gut recherchierter historischer Roman, der noch ein wenig Luft nach oben hat, daher gibt es von mir 3 Sterne.