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Venatrix

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 18.09.2018

Eine Hommage an alle wagemutigen und wissensdurstigen Frauen

Furchtlose Frauen, die nach den Sternen greifen
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Dieses Buch beschreibt in Kurzporträts den Werdegang von 50 Wissenschaftlerinnen. Beginnend mit Hypatia, die um 400 n. Chr. lebte über Sibylla Maria Merian und Lise Meitner bis hin zu Maryam Mirzakhani ...

Dieses Buch beschreibt in Kurzporträts den Werdegang von 50 Wissenschaftlerinnen. Beginnend mit Hypatia, die um 400 n. Chr. lebte über Sibylla Maria Merian und Lise Meitner bis hin zu Maryam Mirzakhani spannt sich der Bogen von Frauen, die in den sogenannten MINT-Studien oder in der Medizin Bahn brechendes geleistet haben.

Allen ist gemeinsam, dass es ihnen die Gesellschaft nicht immer leicht gemacht hat.

Meine Meinung:

Das Buch ist aus dem Amerikanischen übersetzt und hält sich auch in der Aufmachung und Illustration sehr eng an das Original. Die etwas psychedelischen Zeichnungen sprechen vermutlich 10 bis 12-jährige Mädchen an.
Mehrere kurze Überblicke wie “Meilensteine“ (S.32), „Laborgeräte“ (S.61) oder „Statistik“ (S. 84) ergänzen das Buch.

Leider muss ich diesmal einiges kritisieren:

Beim Kapitel Statistik ist ein Fehler passiert: Hier habe zwei unterschiedliche Diagramme dieselbe Überschrift. Dadurch geht die Aussage völlig verloren. Schade!

Da die Autorin Amerikanerin ist, überwiegen natürlich amerikanische Frauen. So ist mit Walentina Tereschkowa nur eine einzige Russin zu finden. Immerhin sind einige afro-amerikanische Pionierinnen zu finden.
Auch die Quellenangaben sind sehr spärlich. Das Leben der einen oder anderen Wissenschaftlerin wäre es wert, näher betrachtet zu werden. Da wäre weiterführende Literatur hilfreich.

Wirklich ärgerlich, weil völlig unnötig ist die winzige Schrift: Die (Groß)Buchstaben sind sage und schreibe 2mm (!!) groß. Und, wenn sie dann noch hell auf dunklem Untergrund sind, ist der Text kaum zu lesen. Selbst unsere junge Nachbarin (10 Jahre) hat gemeint, „Puh, das kann man ja gar nicht lesen!“.

Fazit:

Ein nettes Buch, das einen (wenn auch Amerika lastigen) Überblick über Pionierinnen in Naturwissenschaften gibt. Wegen der o.a. Kritikpunkte reicht es diesmal nur für knappe 3 Sterne.


Veröffentlicht am 17.09.2018

Wieder schräg, aber fesselnd erzählt

Mexikoring
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Als eines Nachts wieder einmal ein Auto brennt, scheint dies nichts außergewöhnlich zu sein. Denn vielerorts werden Autos angezündet. Doch diesmal sitzt ein Mann in seinem PKW. Daher werden Staatsanwältin ...

Als eines Nachts wieder einmal ein Auto brennt, scheint dies nichts außergewöhnlich zu sein. Denn vielerorts werden Autos angezündet. Doch diesmal sitzt ein Mann in seinem PKW. Daher werden Staatsanwältin Chastity Riley und die Kollegen vom Gewaltverbrechen gerufen, da Fremdverschulden vermutet wird. Und Bingo! Als Chas den Familiennamen des Schwerverletzten liest, ist klar, dass hier jemand gehörig nachgeholfen hat. Nur wer? Die Familie Saroukhan, ein dubioser Clan aus Bremen, hat ihren Sohn vor längerer Zeit verstoßen, weil er dem Familien-Business (Mord, Drogen etc.) nicht beitreten wollte.

Doch auch ein anderer Clan hätte ein Motiv Nouri Saroukhan zu ermorden. Ist die verschwundene Aliza, die gegen ihre eigene Familie rebelliert, der Grund für den Mord?

Chas und ihr Team begeben sich nach Bremen, um mehr über diese Mhallamiye-Clans herauszufinden, die die Stadt in Angst und Schrecken versetzen und die Polizei dumm dastehen lässt.

Meine Meinung:

Wieder ein fesselnder Krimi aus der manchmal schrägen Feder von Simone Buchholz. Wieder erzählt Chastity in der Ich-Form. In kurzen, oft abgehackt wirkenden Sätzen führt die Autorin die Leser durch den Fall.
Spannend ist die Geschichte der Mhallamiye, die deutsche Gesetze missachten und ihre eigenen Stammestraditionen pflegen. Die Polizei wird auch in Wirklichkeit denen kaum Herr.

Wie in allen Krimis wird geraucht, manchmal auch gekifft und Schnaps fließt in Strömen (23 Gin-Sorten!). Chas verträgt eine Menge und hält mit ihren männlichen mit.
Außerdem tauchen die eine oder andere Figur aus einem der Vorgängerbände auf.

Fazit:

Ein wie gewohnt schräger, aber fesselnd erzählter Krimi. 4 Sterne

Veröffentlicht am 17.09.2018

Macht nachdenklich

Die Volksverführer
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Klappentext:
Rechtspopulisten haben derzeit Auftrieb - autoritäre Demagogen liegen im Trend. Wer aber wählt diese rechten Verführer und was treibt die "besorgten Bürger" um? Ist es die Furcht vor wirtschaftlichem ...

Klappentext:
Rechtspopulisten haben derzeit Auftrieb - autoritäre Demagogen liegen im Trend. Wer aber wählt diese rechten Verführer und was treibt die "besorgten Bürger" um? Ist es die Furcht vor wirtschaftlichem Abstieg, oder sind es andere Verlustängste? Welche Rolle spielen die Medien? Ist linker Populismus die probate Antwort? Daniel Bax zeigt die Gründe für den aktuellen Erfolg der Rechtspopulisten und wie wir dieser Entwicklung entgegenwirken können.

Autor Daniel Bax versucht in seinem Buch herauszufinden, warum derzeit weltweit die Rechtspopulisten auf dem Vormarsch sind.

Natürlich kann es nicht EINE Antwort geben, genauso wenig wie es EINEN Grund dafür gibt.

Zum einen nutzen sie geschickt die Propaganda. Sie behaupten u.a., die schweigende Mehrheit zu repräsentieren und die Interessen des sogenannten „kleinen Mannes“ (was ist eigentlich mit den Frauen?) zu vertreten. Doch bei genauerem Hinsehen wird genau diese Gruppe nicht berücksichtigt. Da werden munter und ohne nachzudenken Sozialleistungen gekürzt oder überhaupt eingestellt. Meistens ist es jedoch genau die Bevölkerungsgruppe, die den Populisten am lautesten zujubelt.
Zum anderen bedienen sie sich populärer Stimmungen und berufen sich auf den „Hausverstand“. Den gibt es bekanntlich im Supermarkt, nur leider ist er derzeit ausverkauft.
In Wirklichkeit aber streben sie autoritäre Regime an, die ja – so wird uns suggeriert – von den meisten Leuten gewollt sind.
Man muss sich die Frage stellen, was denn die etablierten (linken oder halblinken) Parteien in den letzten Jahren denn falsch gemacht haben, dass der Ruf nach „dem starken Mann“ weltweit erschallt. Ist es wirklich nur die Abgehobenheit der Regierenden? Wird die rechtspopulistische Opposition, wenn sie das Sagen hat, ähnlich agieren? So wird der Postenschacher den Linken angekreidet, doch wenn ich mir ansehe, wer unter der neuen, österreichischen türkis-blauen Regierung eine Top-Job erhalten hat und welche Ministerien umgefärbt wurden, sehe ich wenig Unterschied zu den Altparteien.

Die ersten Veränderungen sind bereits deutlich zu sehen. In vielen europäischen Ländern wie Ungarn, Tschechien, Polen und der Türkei werden Minderheiten bedroht und unterdrückt, die Pressefreiheit wird eingeschränkt und der Rechtsstaat beschnitten.

Auch die USA steuert mit ihrem „Amerika First“ in einen rechten Kurs.
Doch sind die Linkspopulisten um so viel besser?
Und, Hand aufs Herz, wer hat nicht schon einmal, den Slim-Fit-Tragenden Politikern zugenickt?
Meiner Meinung nach gehörte die Rolle der Medien ein wenig hinterfragt. Derzeit sieht es so aus, als ob nur Auflage und Gewinnmaximierung statt ordentlicher Recherche zählte.
Das hat einst schon Reinhard Mey besungen, dass nicht alles was in der Zeit steht, wahr sein muss.

Fazit:

Ein nachdenklich machendes Buch, dem ich gerne 5 Sterne und eine Leseempfehlung gebe.

Veröffentlicht am 17.09.2018

100 Jahre alt und noch immer aktuell

Die öffentliche Meinung
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Wir haben es hier mit der Neuauflage von Walter Lippmanns Buch aus dem Jahre 1922 zu tun. Lippmann (1889-1974) liebäugelt zuerst mit sozialistischen Ideen. Doch dann entwickelt er sich zum Vordenker eines ...

Wir haben es hier mit der Neuauflage von Walter Lippmanns Buch aus dem Jahre 1922 zu tun. Lippmann (1889-1974) liebäugelt zuerst mit sozialistischen Ideen. Doch dann entwickelt er sich zum Vordenker eines amerikanischen Imperialismus. Die USA sollten ihr demokratisches Verständnis über die ganze Welt ausbreiten – natürlich inklusive der Industrie. Allerdings, ist hier immer das weiße Amerika gemeint.

Lippmanns Überlegungen zufolge erleben die Menschen den größten Teil ihrer Erfahrungen nicht selbst, sondern profitieren (?) von den Erzählungen anderer. Hier, so sagt Lippmann, spielen die Medien eine große Rolle, in denen mittels Schlagzeilen, Vereinfachungen, gängigen Vorurteilen und vorgefassten Meinungen eine bestimmte Stimmung erzeugt oder gefestigt wird. Er erfindet dafür den Begriff „Stereotyp“, der aus dem Buchdruck entlehnt ist und siedelt die Menschen in einer Pseudowelt an, in der er durch geschicktes Streuen von Halb- und/oder Viertelwahrheiten recht gut manipulierbar ist.

Doch Walter Lippmann möchte keine gezielte Einflussnahme, sondern möchte die Zusammenhänge darstellen. Erst dadurch, „dass wir die Autoritäten vermehren, denen wir freundliches Gehör schenken“ (S. 213) geraten wir in geistige Abhängigkeiten, die abzulegen, sehr schwer möglich sind.

Lippmann misstraut den von Anzeigen abhängigen Medien und plädiert für eine öffentliche rechtliche Institution der Information. Ob ein „Staatsfunk“ wirklich wahrheitsgemäß berichtet? Ich habe da angesichts der diversen Diktaturen so meine Zweifel.

Um diesen Manipulationen entgegenzuwirken, empfiehlt Lippmann Bildungsmaßnahmen. Denn die Durchschnittsbürger einer Demokratie seien damit überfordert, komplexe gesellschaftliche Zusammenhänge zu durchschauen und damit leichte Opfer von Propaganda und Manipulation.

Meine Meinung:

Obwohl das Buch demnächst 100 Jahre auf dem Buchrücken hat, ist es aktueller denn je. Walter Lippmann ist ein früher Warner vor den derzeitigen Entwicklungen à la „Fake News“.

Die Einführung der beiden Professoren für Ökonomie Walter Ötsch und Silja Graupe ist lesenswert und aufschlussreich. Lippmanns Analysen regen nach wie vor zu vielschichtigen Diskussionen an. Schade irgendwie, dass Walter Lippmann zwar den Aufstieg der USA zur Supermacht erleben, aber deren aktuellen Abstieg nicht mehr ertragen muss.

Interessant finde ich den Einfluss Lippmanns auf das „14-Punkte-Programm“ von Präsident Woodrow Wilson von 1918. Damit sind die Weichen im vom Ersten Weltkrieg zerstören Europa gestellt worden.

Fazit:

Ein Klassiker zum Thema „Meinung“ und deren Manipulation sowie die Mechanismen der Propaganda. Gerne gebe ich 5 Sterne.

Veröffentlicht am 17.09.2018

Ein interessantes BUch

Heimat. Volk. Vaterland
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Klappentext:

Wir leben ganz offensichtlich in schwierigen und unsicheren Zeiten. Die Welt scheint auf dem Kopf zu stehen, zumindest ist sie aus den Fugen geraten. Damit ist die große Zeit der Betrüger, ...

Klappentext:

Wir leben ganz offensichtlich in schwierigen und unsicheren Zeiten. Die Welt scheint auf dem Kopf zu stehen, zumindest ist sie aus den Fugen geraten. Damit ist die große Zeit der Betrüger, Lügner und Volksverdummer von rechts gekommen. Zu deren Strategie gehört auch die Besetzung von Begriffen, die zur emotionalen Grundausstattung vieler Menschen gehören. Worte wie "Volk", "Heimat", "Vaterland" werden - ideologisch aufgeladen und verkitscht - zu Kampfbegriffen gegen die Idee einer freiheitlichen, humanen, liberalen Gesellschaft. Dagegen tritt dieses Buch an: Wir dürfen den Rechten nicht das Begriffs-Arsenal überlassen, mit denen wir alle für dumm verkauft werden sollen.

Der Autor und Journalist Peter Zudeick macht sich Gedanken, ob und welche Begriffe, die in Zusammenhang mit einem Staat oder Staatengebilde, noch verwendet werden dürfen, ohne dass man in den Geruch von ewig gestrigem Gedankengut gerät.

Welches der drei Wörter hat heute noch Gültigkeit? Warum spricht man immer nur vom „Vaterland“ aber niemals vom „Mutterland“?

Ist „Heimat“ nur ein Bestandteil im Leben der Trachtenträger oder Liebhaber von volkstümlicher Musik? Dürfen Heimatfilme à la Ganghofer nicht mehr gezeigt werden oder Lieder nicht mehr gesungen werden, weil sie einst von den Nazis okkupiert wurden?

Was hält das „Volk“ zusammen? Die gemeinsame Sprache oder die Kultur oder das Staatsgebiet?

Es ist nicht ganz einfach die Fragen zu beantworten bzw. beantwortet zu bekommen.

Sollen die missbrauchten Begriffe totgeschwiegen werden?

Mit dem Begriff „Heimat“ haben sich schon viele Persönlichkeiten bereits in Zeiten vor der NS-Diktatur auseinandergesetzt:

„Ein Emigrant hat Heimweh nach einem Land, das er nicht mehr seine Heimat nennen darf. Das Nicht-Dazugehören bleibt einem erhalten. Man ist überall ein Fremder.“ (Georg Stefan Troller)

„Ich bin dreifach heimatlos: Als Böhme unter Österreichern. Als Österreicher in Deutschland. Und als Jude in der ganzen Welt.“ (Gustav Mahler).

Meine Meinung:

Es ist kaum möglich Antworten auf die aufgeworfenen Fragen zu bekommen. Einige Begriffe, die derzeit als Synonym der rechten Gedanken gelten, sind ursprünglich einer anderen Genese und von den Nazis umgedeutet worden. Die Maifeiern sind so ein Beispiel, das Marschieren der Kolonnen auf der Straße, die Farbe Rot – alles Symbole der Linken, die hier vereinnahmt wurden.
Wahrscheinlich müssen die Begriffe im zeitlichen Kontext gesehen werden, um die Ideologie richtig einzuordnen.

Das Buch gibt Denkanstöße, die eigene Wortwahl zu betrachten. Aber auf „kontaminierte“ Worte zu verzichten und sie damit den einschlägigen Gruppen zu überlassen, halte ich für gefährlich.

Fazit:

Ein interessantes Buch, dem ich gerne 4 Sterne gebe.