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Venatrix

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 11.09.2018

Hat mich nicht vollends überzeugt

Dein Kind, die Schule und Du
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In 10 Kapiteln versucht der britische Bildungsexperte Ken Robinson Eltern einen Weg durch den Dschungel der verschiedenen Schulen zu weisen.

Leider beleuchtet der Autor das Thema „Schule“ vor allem aus ...

In 10 Kapiteln versucht der britische Bildungsexperte Ken Robinson Eltern einen Weg durch den Dschungel der verschiedenen Schulen zu weisen.

Leider beleuchtet der Autor das Thema „Schule“ vor allem aus amerikanischer Sicht. Das ist gleichzeitig auch der größte Mangel dieses Buches. Nur hin- und wieder werden britische oder finnische Schulen erwähnt.
Erst auf Seite 290 wird das duale Ausbildungssystem (Lehre mit Berufsschule) Österreichs mit zwei lobenden Sätzen erwähnt.

Die Beispiele, die der Autor anführt, sind je recht nett zu lesen, doch für österreichische Eltern nur bedingt brauchbar.
Wenn eine amerikanische Grundschule 250.000 Dollar jährlich für einen Sicherheitsdienst ausgibt, ist vermutlich schon alles gesagt. Aber als diese Schule einen neuen Direktor erhält, kündigt er das Sicherheitspersonal und verwendet die freigewordenen Mittel für Kunst- und Tanzerziehung. Man weiß ja, dass (rituelle) Tänze das Aggressionspotential senken können.

Ansonsten habe ich mehrmals, „eh klar“ gedacht, denn es werden Anregungen und Ideen gebracht, die einem der Hausverstand ohnehin empfiehlt.

Der Informationsgewinn ist für mich jetzt nicht sehr groß. Auf dem österreichischen Markt ist das Buch vermutlich nur für wenige Leser interessant.

Veröffentlicht am 11.09.2018

Eine Reise in die Vergangenheit

Der Tätowierer von Auschwitz
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Lale Sokolov, der eigentlich Ludwig Eisenberg heißt, meldet sich zunächst mehr oder weniger freiwillig, zu einem Arbeitseinsatz für die Nazis. Damit glaubt er, seine Familie schützen zu können. Dass man ...

Lale Sokolov, der eigentlich Ludwig Eisenberg heißt, meldet sich zunächst mehr oder weniger freiwillig, zu einem Arbeitseinsatz für die Nazis. Damit glaubt er, seine Familie schützen zu können. Dass man ihn nach Auschwitz bringt, um dort Baracken für die kommenden Häftlinge zu bauen, weiß er zunächst nicht. Was er aber bald nach seiner Ankunft weiß ist, dass er beim Bautrupp kein langes Leben haben wird. Es gelingt ihm, die Wachen von seinen Sprachkenntnissen zu überzeugen und so wird er als Tätowierer verwendet, dessen Aufgabe es ist, den Neuankömmlingen jene berüchtigte Nummer in den Unterarm einzuritzen, die den Menschen ihre Identität nimmt.

Ich habe schon viele Bücher über die KZ und deren Insassen sowie die Grausamkeiten der Nazis gelesen. Dieses hier ist ein wenig anders. Es beleuchtet die Rolle jener jüdischen Häftlinge, die aus reinem Selbsterhaltungstrieb Teil der grausamen Maschinerie der Deutschen wurden. Daher kann man Lale keinen Vorwurf machen, für größere Essensrationen, die er übrigens weitergibt, mechanisch seine Arbeit zu machen.
Sehr interessant und fast unglaublich zu lesen, dass es den Frauen in der Kleiderkammer gelungen ist, Edelsteine aus den Kleidern der Ermordeten zu stehlen. Diese Diamanten, Smaragde und Rubine finden ihren Weg zu Lale, der sie wiederum gegen Medikamente und Nahrungsmittel eintauscht. Damit rettet er Dutzenden das Leben. Besonders für Gita, einem jungen Mädchen, in das er sich auf den ersten Blick verliebt, besorgt er das kostbare Penicillin, als sie schwer erkrankt.
Mehrmals gerät Lale selbst in große Gefahr, denn die Denunzianten lauern überall.

Seine Liebe zu Gita und sein eiserner Wille helfen ihm, die Folter zu überstehen.

Wie ungerecht es im Leben zugeht, beweist das Schicksal von Cilka. Von einem Nazi-Schergen zur Bettgenossin gezwungen und missbraucht, wird sie später der Kollaboration beschuldigt und zu 15 Jahren Haft verurteilt. Dabei hat sie nur dasselbe versucht wie Lale: Sich und andere vor der Ermordung zu schützen. Denn auch Cilka hat einen großen Anteil daran, dass Lale, Gita und andere überleben.

Der Autorin gelingt es sehr gut, die Lebensgeschichten von Gita und Lale Sokolov vor unseren Augen erstehen zu lassen.

Fazit:

Eine berührende Biografie, die uns einen besonderen Einblick in das Lagerleben von Auschwitz bzw. Birkenau bietet. Gerne gebe ich 5 Sterne und eine absolute Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 11.09.2018

Ein BUch, das unbedingt gelesen werden sollte

Der allgegenwärtige Antisemit
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Dieses Buch ist nicht leicht zu lesen. Es bedarf erhöhter Aufmerksamkeit und Achtsamkeit.

Klappentext:

Ein Ungeist geht um in Deutschland - in der Auseinandersetzung mit dem Antisemitismus werden wahllos ...

Dieses Buch ist nicht leicht zu lesen. Es bedarf erhöhter Aufmerksamkeit und Achtsamkeit.

Klappentext:

Ein Ungeist geht um in Deutschland - in der Auseinandersetzung mit dem Antisemitismus werden wahllos und ungebrochen Begriffe durcheinandergeworfen, Menschen perfide verleumdet und verfolgt, Juden von Nicht-Juden des Antisemitismus bezichtigt. Die Debattenkultur in Deutschland ist vergiftet und die Realität völlig aus dem Blickfeld des Diskurses geraten. Deutsche solidarisieren sich mit einem Israel, das seit mindestens fünfzig Jahren Palästinenser knechtet, und wer das kritisiert, wird schnell zum Antisemiten. Moshe Zuckermann nimmt in seinem Buch den aktuellen Diskurs schonungslos in den Blick und spricht sich für eine ehrliche Auseinandersetzung mit der deutsch-israelischen Geschichte aus.

Dieses Buch aus der Feder von Moshe Zuckermann, der als Sohn jüdisch-polnischer Holocaust-Überlebender in Israel geboren wurde und später in Frankfurt am Main studierte, versucht die unterschiedlichen Begriffe, die missverständlich und missbräuchlich verwendet werden, wieder gerade zu rücken.

Es beginnt schon mit dem Begriff „Shoah“, der im Hebräischen eigentlich Naturkatastrophe bedeutet. Der Völkermord durch die Nazis eine Naturkatastrophe gleich einem Tornado oder Erbeben? Auch die Bezeichnung „Holocaust“ hat ursprünglich, im antiken Griechenland, eine andere Bedeutung, nämlich Weiheopfer oder Brandopfer. Allerdings klingen beide Termini nicht ganz so sperrig wie „Massenvernichtung des europäischen Judentums“, das kommunikationstechnisch ziemlich untauglich ist.

Noch schwieriger wird es, Bezeichnungen wie Antisemitismus, Antizionismus und israelkritisch in den richtigen Kontext zu stellen. Ist jemand, der es nicht gut findet, dass Israel die Palästinenser, die seit Jahrhunderten in ihren angestammten Gebieten leben, umbringen lässt ein Antisemit?
Diesen und ähnlichen Kombinationen zwischen den drei oben genannten Begriffen geht der Autor in dem Kapitel „Einsichten“ (S. 154 ff.) nach.

Darf man nun sagen, dass Israel keine Demokratie (mehr) ist, sondern nur ein rechtsradikales Kollektiv, ohne des Antisemitismus bezichtigt zu werden?
Der israelischen Regierung gehören einige Mitglieder an, die wegen Korruption, Steuerhinterziehung, Veruntreuung von Staatsgeldern, Vergewaltigung und anderer Straftaten rechtskräftig verurteilt wurden. Das klingt jetzt nicht nach einer modernen Demokratie, oder?

Die derzeitige Regierung WILL um keinen Preis einen Frieden mit den Palästinensern. Alle jene, die sich für eine friedliche Lösung dieses Konfliktes stark machen werden mundtot gemacht. So ist es auch erklärbar, dass der Befürworter der Zwei-Staaten-Lösung Yitzak Rabin von einem ultraorthodoxen Juden erschossen wurde.

Warum man keinen Frieden mit den Arabern will? Sie sind der Kitt, der das fragile Staatsgebilde Israel zusammenhält. Der Staat steht ohne das einigende Feindbild „Palästinenser“ vor einem Bürgerkrieg, denn eine große Gruppe der Israelis ist eher säkular eingestellt und möchte einfach in Ruhe leben und ihren Geschäften nachgehen.

Und was hat das alles mit Deutschland zu tun? Die Furcht angesichts der Nazi-Vergangenheit erneut als antisemitisch dazustehen, lässt viele Deutsche und auch Teile der Regierung alle Verbrechen, die Israel an den Arabern verübt, als „Notwehr“ zu stilisieren. Man liefert Waffen, stellt Geheimdienstinfos und Geld zur Verfügung.
Vor allem die deutschen Linken, heißen die Aktionen der Israelis gut. Wer Israel kritisiert, wird sofort ins Rechte Eck gestellt und verleumdet.

Man hat in der Vergangenheit verabsäumt, den Expansionsbestrebungen Israels Grenzen zu setzen. Jetzt ist der Karren völlig verfahren und eine friedliche Lösung weiter weg, denn je.

Fazit:

Ein sehr aufschlussreiches Buch, dem ich gerne 5 Stern gebe. Eine unbedingte Leseempfehlung für Leser, die sich ein objektiveres Bild machen wollen.

Veröffentlicht am 08.09.2018

Hat mich nicht vollends überzeugt

Der Teufelsfürst
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Dieser historische Roman für uns ins 15. Jahrhundert einerseits in die Stadt Ulm und andererseits in das Osmanische Reich.
Der erste Handlungsstrang in Ulm beschäftigt sich mit den Intrigen der adeligen ...

Dieser historische Roman für uns ins 15. Jahrhundert einerseits in die Stadt Ulm und andererseits in das Osmanische Reich.
Der erste Handlungsstrang in Ulm beschäftigt sich mit den Intrigen der adeligen Familien von Katzenstein, die ihrem bürgerlichen Familienzweig Vermögen und Einfluss neidet.

Der zweite Handlungsstrang schildert das Leben des jungen Vlad Draculea und seines kleinen Bruders Radu, die als Geiseln am Hof des Sultans leben. Vlad hat sich zur Aufgabe gemacht, seinen kleinen Bruder vor Misshandlungen zu schützen. Doch den Palastintrigen hat er wenig entgegenzusetzen. Als sich Radu seinem Schicksal, Lustknabe des gewalttätigen Thronfolgers Murad zu sein, ergibt, schmiedet Vlad Rachepläne.

Meine Meinung:

Dieses Buch ist der erste Teil einer Trilogie rund um Vlad Draculea, schließt aber an die Ulmer-Trilogie nahtlos an. Vor allem die „Heilerin des Sultans“ hat einen direkten Konnex zu der Familiengeschichte derer von Katzenstein.

Ich finde den Titel irreführend, denn das Hauptaugenmerk liegt auf der Ulmer Familiengeschichte, deren Erzählstrang sich nochmals teilt.

Wenn mit „Teufelsfürst“ Vlad gemeint ist, so kann ich das schwer nachvollziehen. Erstens ist versucht er solange als möglich seinen christlichen Glauben zu verteidigen und tritt nur scheinbar zum Islam über und zweitens ist Vlad erst auf S. 382 der Fürst der Walachei. Wenn man seine Taten auf den Feldzügen verteufelt, so ist er in bester Gesellschaft.

Was mich besonders irritiert hat, ist, dass sich die Geschichten von Zehra und Vlad erst auf S. 389 (von 422) berühren.

Dann gib es den einen oder anderen Fehler. So bekreuzigt sich der „Moslem“ Vlad im Beisein von türkischen Kriegern – geht gar nicht.

Und dann in Kapitel 66:

„Und die Medicina selbst hatte dafür gesorgt, dass das schwarze, stinkende Gebilde, das einmal Sophias Gebärmutter gewesen war, entsorgt wurde.“ (ebook S.373)

Das kann nur die Plazenta gewesen sein und nicht die Gebärmutter!

Gut gefallen hat mir der Anhang, in dem das Fehlen von historischen Quellen zur Jugend und Geiselhaft der Brüder angemerkt wird. Doch es gibt zahlreiche ähnliche Fälle, sodass das Leben der Geiseln gut vermittelt werden kann.

Fazit:

Ich bin ein wenig enttäuscht, dass sich der überwiegende Teil des Romans mit den Katzensteins beschäftigt. Daher leider nur 2 Sterne

Veröffentlicht am 06.09.2018

Ein Buch zum Nachdenken

Die Kurden
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Dieses Buch ist nicht ganz einfach zu lesen, wie auch die Geschichte der Kurden nicht ganz einfach ist.

Jahrhundertelang leben die Kurden in nomadischen Stammesverbänden. Ihr Einzugsgebiet erstreckt sich ...

Dieses Buch ist nicht ganz einfach zu lesen, wie auch die Geschichte der Kurden nicht ganz einfach ist.

Jahrhundertelang leben die Kurden in nomadischen Stammesverbänden. Ihr Einzugsgebiet erstreckt sich über Teile der heutigen Türkei, des Irans, Irak und Syrien. Hotspots in dem an Konflikten nicht gerade armen Mittleren Osten. So werden die Kurden immer wieder zum Spielball der Interessen der Mächtigen.

Mit dem Ende des Ersten Weltkriegs wird den Kurden die Schaffung eines eigenen Staates versprochen, doch niemals eingelöst. Im Gegenteil, Kemal Ata Türk negiert die kurdische Ethnie und bestimmt türkisch als einzige Sprache. „Ein Volk, eine Sprache, eine Fahne“ ist Ata Türks Motto. Die kurdische Sprache wird verboten und bleibt es bis vor kurzem.

Immer wieder erheben sich die Kurden und versuchen sie Gehör zu verschaffen. Als der IS in ihre Gebiete eindringt, kämpfen sie Seite an Seite mit den verhassten Türken oder Syrern. Doch sobald der gemeinsam Feind zurückgedrängt ist, zerfallen die Koalitionen.
Die Repressalien unter Erdogan nehmen genauso zu, wie dessen Paranoia.

Meine Meinung:

Ein wichtiges Buch, das zum Verstehen der komplexen kurdischen Situation beiträgt.
Interessant sind die Stellungnahmen und Geschichten verschiedener kurdisch-stämmiger Personen, die hier zu Wort kommen. Faszinierend finde ich auch, dass es unter den verschiedenen Stämmen/Familien-Clans welche gibt, die ihren Mädchen und Frauen viele Rechte einräumen und andere, die dies nicht tun.

Ambivalent ist das Verhalten der deutschen Regierung, die der türkischen Regierung Waffen liefert, die sie gegen die Kurden einsetzt und dies abstreitet. Der Besitz von kurdischen Fahnen und anderen Symbolen ist auch in Deutschland verboten, weil Ankara von „Terroristen“ spricht. Menschen, die in Deutschland für die Kurden Partei ergreifen, sind für den deutschen Staatsschutz verdächtig und werden beobachtet.

Da sind mir doch die Österreich und Belgien lieber, die sich von der aktuellen Regierung in Ankara distanzieren und deshalb von vielen gescholten werden.

Fazit:

Ein Buch, das zum Nachdenken anregt. Gerne gebe ich 5 Sterne.