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Venatrix

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 12.09.2022

"Wie haben alle nur ein Problem, und das sind wir selbst"

40 verrückte Wahrheiten über Frauen und Männer
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Mit großem Interesse habe diesem Buch entgegengesehen, gibt es doch zwischen Mann und Frau allerlei Missverständnisse, die sich verrückt anhören.

„Veränderung gehört nicht zu den Grundkonzept von erwachsenen ...

Mit großem Interesse habe diesem Buch entgegengesehen, gibt es doch zwischen Mann und Frau allerlei Missverständnisse, die sich verrückt anhören.

„Veränderung gehört nicht zu den Grundkonzept von erwachsenen Menschen“ (S.27)

Nun ja der Titel verspricht so einiges, doch allzu viel Neues kann mir dieses Buch nicht bieten. Dass Frauen und Männer eine unterschiedliche Sprache sprechen (Wahrheit Nr.11), ist seit dem Bestseller „Männer sind vom Mars, Frauen von der Venus“ hinlänglich bekannt und stiftet im täglichen Umgang miteinander regelmäßig für Verwirrung und mitunter zu Streit.

Die 40 verrückten Wahrheiten werden in entsprechend vielen Kapiteln dargeboten, die ihrerseits noch untergliedert sind. Die Themen sind gut strukturiert, Wichtiges ist nochmals hervorgehoben.

Michael Lehofer ist Psychotherapeut und Philosoph. Beides ist deutlich zu spüren und so kann den Lesern durchaus ein Schmunzeln entlocken.

„Wir haben alle nur ein Problem, und das sind wir selbst.“ (S.28)

Fazit:

Ein nettes Buch, dessen Informationsgewinn für mich persönlich nicht allzu hoch war. Gerne gebe ich hier 3 Sterne.

Veröffentlicht am 11.09.2022

Hat mich nicht ganz gepackt

1939 – Exil der Frauen
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Im dritten Teil ihrer Reihe um bedeutende Frauen begeben wir uns mit Autorin Unda Hörner ins Jahr 1939.

Die Frauen, denen wir begegnen sind u.a.:

Hannah Arendt
Simone de Beauvoir
Marlene Dietrich
Anna ...

Im dritten Teil ihrer Reihe um bedeutende Frauen begeben wir uns mit Autorin Unda Hörner ins Jahr 1939.

Die Frauen, denen wir begegnen sind u.a.:

Hannah Arendt
Simone de Beauvoir
Marlene Dietrich
Anna Freud
Gisèle Freund
Peggy Guggenheim
Lotte Jacobi
Milena Jesenská
Frida Kahlo
Else Lasker-Schüler
Erika Mann
Luise Mendelsohn
Annemarie Schwarzenbach
Dorothy Thompson
Helene Weigel
Virginia Woolf

Das Jahr 1939 beginnt wie das alte Jahr geendet hat: mit Aufmärschen, Aufrüstung, NS-Propaganda sowie der Verfolgung der Juden in Deutschland bis am 1. September mit dem Überfall auf Polen durch die Wehrmacht der Zweite Weltkrieg tatsächlich beginnt.

Zahlreiche Intellektuelle (Frauen wie Männer) befinden sich bereits im Exil. Das Entkommen aus Hitler-Deutschland wird immer schwieriger. Wenige Länder erklären sich bereit Verfolgte, sei es Juden, Sozialisten oder Kommunisten aufzunehmen.

Doch auch jene, die in Deutschland ausharren, gehen ins Exil - in innere Emigration, immer darauf bedacht, nicht aufzufallen. Die Frauen werden aus ihren Beruf gedrängt und haben Hausfrau und Mutter zu sein.

Meine Meinung:

Die Idee, ein Buch über ein geschichtsträchtiges Jahr in zwölf Kapiteln, die den zwölf Monaten entsprechen, zu schreiben, hat mir schon bei „1919“ sehr gut gefallen, die Umsetzung weniger. Dieses Manko setzt sich hier fort. Manches wird nur gestreift, manchmal wird, obwohl diese Reihe Frauen gewidmet ist, doch der Partner, Liebhaber oder Ehemann - für meinen Geschmack - ein bisschen zu sehr in den Vordergrund gerückt (Sartre, Brecht oder Mann).

Einige Andeutungen muss man, wenn man es genauer oder im Kontext wissen will, doch separat recherchieren. Diesmal sind wenigstens Quellenangaben vorhanden.

Der Schreibstil ist gut und flüssig zu lesen.

Fazit:

Der Versuch, ein Jahr der Gewalt, der Flucht und des Exils anhand von Frauenbiografien darzustellen. Gerne gebe ich hier 3 Sterne.

Veröffentlicht am 11.09.2022

Vom Scheijtl bis zur Luxussohle - das extreme Leben der Julia Haart

UN-VERHÜLLT
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Julia Haart, 1971 in Moskau als Julia Leitow geboren, ist die älteste Tochter ihrer jüdischen Eltern. Die Familie wandert 1977 über Rom in die USA aus. Dort wendet sich vor allem die Mutter dem Haredi-Judentum, ...

Julia Haart, 1971 in Moskau als Julia Leitow geboren, ist die älteste Tochter ihrer jüdischen Eltern. Die Familie wandert 1977 über Rom in die USA aus. Dort wendet sich vor allem die Mutter dem Haredi-Judentum, besser bekannt als ultraorthodoxes Judentum zu, und verdonnert die ganze Familie dazu, richtig frum zu sein. Dieses Leben, in dem Frauen nur dazu da sind, viele Kinder zu gebären und dem Mann untertan zu sein, unterliegt äußerst strengen Regeln. Dabei spielt das Einkommen der Familien keine Rolle. Wohlhabende Familien können sich das Einhalten der komplexen Speiseregeln mit mehreren Kühlschränken und Geschirr leichter leisten als Familien mit geringem Einkommen.

Diese Regeln und die strengen Bekleidungsvorschriften beschreibt die Autorin im ersten Teil des Buches sehr genau. Die Blusen oder Pullover haben lange Ärmel zu haben, dafür müssen die Schlüsselbeine bedeckt sein, die Röcke müssen auch im Sitzen die Knie bedecken, (kratzige) Strumpfhosen, darüber Kniestrümpfe - so müssen Mädchen und Frauen bekleidet sein. Alles andere ist laut den Vorschriften, die von den Rabbinern vorgegeben sind, nicht erlaubt. Schulbildung? Fehlanzeige - ein bisschen Lesen, Schreiben und Rechnen muss für die zukünftige brave jüdische Mutter und Hausfrau genügen. Man wähnt sich ins 19. Jahrhundert zurückversetzt. Nein, stimmt nicht ganz! Im säkularen Judentum erhielten Mädchen und Frauen ordentliche Ausbildungen.

Im zweiten Teil ihrer Biografie, erzählt sie, wie sie mit 42 Jahren von ihrer Familie getrennt hat und in eine, für sie völlig neue Welt, eintritt. Wobei diese Welt keine „normale“ ist, sondern die überzeichnete der Mode und des Luxus. Natürlich diverse Betrüger ihre Ahnungslosigkeit aus und betrügen sie von vorne bis hinten. Allerdings fällt sie mehrmals durch glückliche Zufälle (?) auf ihre kleinen Füße (Schuhgröße 34).

Meine Meinung:

Den ersten Teil des Buches, der einen Einblick in den unwahrscheinlich strengen Regeln der Haredi-Juden gibt, hat mir sehr gut gefallen. Als Nichtjude sind einem diese Vorschriften ja nicht wirklich bekannt.
Interessant, dass an der jüdischen Mädchen-Schule Designerklamotten getragen werden, die den strengen Regeln angepasst sind. Wer die nicht trägt, wird, ähnlich wie in jeder anderen Bildungseinrichtung, scheel angesehen und ausgegrenzt. Ungewöhnlich, weil (für mein Verständnis) nicht in den Haredi-Alltag passend, dass die Schülerin Julia mit 12cm Highheels in die Schule gehen darf. Diese Schuhe sind zniut-konform? Das wird nicht die einzige widersprüchliche Information bleiben.
„In der ultraorthodoxen Welt hat Kleidung nur einen Zweck: den Körper zu bedecken, von Kopf bis Fuß, Punkt. Darüber hinaus irgendeinen Gedanken an sein Äußeres zu verschwenden, ist eine Sünde und eine Beleidigung Gottes.“

Das Erwachen kommt erst als ihre älteste Tochter Batsheva genauso mit 19 Jahren verheiratet wird, mit dem kleinen Unterschied, dass sie sich ihren Mann aussuchen darf. Und die jüngste Tochter Miriam unter dem unorthodoxen Verhalten der Mutter zu leiden hat. Julia Haart hat Depressionen, hungert sich auf 32 kg Kilo hinunter und steht knapp vor dem Suizid.

Der zweite Teil, ihr Werdegang zur umjubelten Schuhdesignerin und Geschäftsfrau hat mich nicht so wirklich beeindruckt. Da wirkt sie völlig abgehoben und versnobt. Es scheint, als wolle sie alles, was ihr die Jahrzehnte zuvor verwehrt geblieben ist, innerhalb kürzester Zeit nachholen - Sex, Drugs & Rock`n`Roll inklusive - ein Leben auf der Überholspur quasi.

Lange Zeit führt sie noch ein Doppelleben indem sie regelmäßig zum Schabbat zur Familie fährt (fliegt). Wie sie sich den Lebensunterhalt vor ihrem Erfolg als Schuhdesignerin verdienst hat, wird dezent verschwiegen. Das Buch endet damit, dass sie als Chefdesignerin für La Perla engagiert wird.

Stellenweise ist der Schreibstil oder die Übersetzung reißerisch. Manchmal habe ich den Eindruck, dass der erste Teil von einer anderen Person geschrieben (übersetzt) wurde als der zweite.

Der Werdegang von der ultraorthodoxen Jüdin zur modernen, jüdischen Modedesignerin klingt wie das amerikanische Märchen vom Tellerwäscher zum Millionär, bei dem nicht alles immer so genau genommen wird. Dazu passt, dass diese Biografie für Netflix verfilmt worden ist.

Ich lehne Extremismus jeglicher Form ab, sei es Frauen in Burkas zu stecken oder sie wie hier, in der ultraorthodoxen Gemeinschaft, als Gebärmaschinen zu Ehren ha-Schems zu betrachten.

Fazit:

Dieser reißerisch aufgemachten Lebensgeschichte einer ultraorthodoxen zur Modedesignerin, die mit 42 Jahren das erste Mal ihre Arme und Schultern unverhüllt zeigt, gebe ich 3 Sterne.

Veröffentlicht am 25.08.2022

Zerbrechliche Beziehungen

Kintsugi
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An diesem Buch hat mich vor allem der Titel angesprochen. „Kintsugi“ ist die japanische Reparaturkunst, Zerbrochenes zusammenzufügen und und es dadurch kostbarer zu machen. Keramik- oder Porzellanscherben ...

An diesem Buch hat mich vor allem der Titel angesprochen. „Kintsugi“ ist die japanische Reparaturkunst, Zerbrochenes zusammenzufügen und und es dadurch kostbarer zu machen. Keramik- oder Porzellanscherben werden dabei sorgfältig mit einem besonderen Lack geklebt und die fehlenden Teile mit einer Kittmasse, in der feinstes Pulver aus Gold, Silber oder Platin enthalten sind, ergänzt. Die dabei entstehenden Risse sollen erkennbar sein und das Gefäß wertvoller machen. Ganz ähnlich wie Archäologen mit gefundenen Artefakten umgehen. Und das sind nun gleich zwei Beziehungen zu diesem Roman: Einerseits ist einer der Protagonisten, nämlich Max, Archäologe und andererseits zeigen sich während des Wochenendes an einem See in der Uckermark Risse in den Beziehungen der Freunde.

Max und der Künstler Reik sind seit zwanzig Jahr ein Paar und feiern dieses Jubiläum gemeinsam mit einem früheren Lover Reiks, der nun eine Tochter hat, die er gemeinsam mit den anderen beiden Männern erzieht. Welch eine seltsame, interessante Konstellation!

Meine Meinung:

Sprachlich ist das Buch ein Highlight. Die Sprachlosigkeit der vier Personen wird zur Kunst. Allerdings frage ich mich, warum sich nicht einer der drei Männer ein Herz fasst, und die schwelenden Konflikte anspricht. Ach ja, es sind ja Männer, die sprechen über Gefühle nicht.

Wir Leser dürfen an den Gedanken der einzelnen Personen teilhaben. Nicht einmal habe ich mir gedacht „Spuck`s doch endlich aus!“. So plätschert die Handlung ohne rechte Höhepunkte dahin. Dabei könnte doch, ganz im Sinne des Titels, die Beziehung wie ein Keramikgefäß zerbrechen und wieder gekittet werden.

Leider konnten mich weder die Charaktere noch die Geschichte als solches fesseln. Allein die schöne Sprache ist beeindruckend.

Fazit:

Diesem ruhigen Roman über Beziehungen und Zwischenmenschliches gebe ich drei Sterne.

Veröffentlicht am 06.08.2022

1919 - Jahr der Frauen?

1919 - Das Jahr der Frauen
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Unda Hörner beleuchtet in diesem Buch das Leben verschiedener, vornehmlich deutscher Frauen im Jahr 1919.

Die Idee, die Ereignisse jeweils nach den Kalendermonaten zu sortieren hat mir ausnehmen gut ...

Unda Hörner beleuchtet in diesem Buch das Leben verschiedener, vornehmlich deutscher Frauen im Jahr 1919.

Die Idee, die Ereignisse jeweils nach den Kalendermonaten zu sortieren hat mir ausnehmen gut gefallen. Was mir weniger gut gefallen hat, ist die Tatsache das Alma Mahler-Gropius (später dann Alma Mahler-Werfel) sage und schreibe in 10 (zehn!) Monaten vorkommt. Alma Mahler-Gropius ist eine egoistische Frau, die für andere bzw. nachfolgende Frauen genau gar nichts getan hat. Ihr ganzes Bestreben kreist um Alma Mahler-Gropius. Der Rest der Welt ist ihr egal.

Dabei gäbe es in Österreich andere Ereignisse und interessante Frauen, die im Jahr 1919 von Bedeutung sind: Adelheid Popp, Maria Tusch, Hildegard Burjan und weitere sieben Frauen ziehen in diesem Jahr erstmals ins Parlament ein. Frauen werden endlich zum Studium an der Technischen Hochschule, Tierärztlichen Hochschule, Hochschule für Bodenkultur, zu den Rechts- und Staatswissenschaftlichen Studien und zur Hochschule für Welthandel zugelassen. Da braucht es die exzentrische Alma nicht.

Der Schreibstil selbst ist locker und flüssig. Die einzelnen Personen können natürlich nur angerissen werden.

Was ich vermisse: Quellenangaben und weiterführende Literatur.

Fazit:

Wer gerne einen kurzen Überblick über das Jahr 1919 aus Frauensicht haben möchte, ist hier richtig. Für mich ist die Suppe ein wenig zu dünn, daher nur 3 Sterne.