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Venatrix

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 01.11.2024

Eine unbedingte Leseempfehlung!

Der Freihandel hat fertig
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Wie die neue Welt(un)ordnung unseren Wohlstand gefährdet

Mit diesem Buch, dessen Titel an den legendären Ausspruch von Giovanni Trappatoni erinnert, beleuchten die beiden Außenhandelsexperten Gabriel ...

Wie die neue Welt(un)ordnung unseren Wohlstand gefährdet

Mit diesem Buch, dessen Titel an den legendären Ausspruch von Giovanni Trappatoni erinnert, beleuchten die beiden Außenhandelsexperten Gabriel Felbermayr und Martin Braml, beide mit langjähriger Erfahrung in der Politik(beratung), wie unser Wohlstand trotz widriger Umstände erhalten und ausgebaut werden kann. Sie erklären kompetent und verständlich die für Laien manchmal überraschenden Zusammenhänge und decken so manchen Irrglauben auf.

Das alles wird den interessierten Lesern in den 9 Kapiteln dieses Buches in anschaulicher Weise nähergebracht, ohne dass hier eine Studium der Wirtschaftswissenschaften notwendig ist. Der, leider nicht mehr erhältliche, Hausverstand sowie kritisches Lesen und Hinterfragen der Medien tut es auch. Gleichzeitig zeigen Felbermayr und Braml auch gangbare Wege auf, die unseren Wohlstand sichern können.

Wohlstandsmotor Freihandel
Ist die WTO hintot?
Colberts Vermächtnis: Exportieren wie die Weltmeister
Trumps Handelskriege und was sie uns lehren
Wandel durch Handel?
Zurück zur Wirtschaftssicherheit
Angriff ist die beste Verteidigung
Auslandsinvestitionen: Ausverkauf von Tech-Juwelen?
Freihandel und Nachhaltigkeit

Wir erinnern uns schmerzlich an die Pandemie, die unsere außenwirtschaftliche Abhängigkeiten von Gütern des täglichen Lebens vor Augen geführt hat. Oder daran, dass inzwischen in den sogenannten DACH-Ländern (Deutschland, Österreich und Schweiz) zahlreiche Medikamente, die einst in den Produktionsstätten dieser Länder entwickelt worden sind, an Länder wie Indien ausgelagert worden sind, kaum mehr erhältlich sind. Auch die Abhängigkeit von Putins Erdgas lässt sich nicht so ohneweiters verringern.

Ob die Abschottung durch hohe Zölle (aktuell gegenüber e-Autos aus China) das wirklich Gelbe vom Ei sind, oder eher kontraproduktiv sind, kann man hier nachlesen. Nationaler Protektionismus wie er zum Beispiel in Ungarn betrieben, wo ausländischen (sprich österreichischen) Unternehmen, neben unzähligen Vorschriften das Wirtschaftsleben schwer gemacht wird und unwillkürlich auferlegte Abgaben auferlegt werden, hilft niemandem, außer den Autokraten. Ausländische Firmen werden das Land verlassen, wenn keine Gewinner mehr erzielt werden können, und mit dem Verlust von Arbeitsplätzen und Kaufkraft verarmt die „beschützte“ Bevölkerung.

Die DACH-Länder verdanken ihren Wohlstand dem Freihandel. Deswegen ist es auch nicht verwunderlich, dass Immigranten und Zuwanderer, sich für diese Länder entscheiden. Eine Einwanderung nach Afrika, Russland oder China strebt kaum jemand, der aus seiner wirtschaftlichen Trostlosigkeit entfliehen will, an. Die Richtung zeigt immer nach Norden und Westen.

Ich lege allen jenen, die mehr über die wirtschaftlichen Zusammenhänge lernen wollen, dieses meisterlich und dabei verständlich geschriebene Buch wärmstens ans Herz.

Fazit:

Gerne gebe ich diesem Buch, das uns in die faszinierende Welt der Handelsbeziehungen führt, 5 Sterne und eine Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 01.11.2024

Burgenlands Columbo ermittelt wieder

Allerheiligen-Fiasko
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Ganz Stinatz/Stinjaki versammelt sich auf dem Friedhof, um seiner Toten zu gedenken und mehr oder weniger andächtig den Reden des Pfarrers Daniel Grandits in deutsch und kroatisch zu lauschen. Ganz Stinatz? ...

Ganz Stinatz/Stinjaki versammelt sich auf dem Friedhof, um seiner Toten zu gedenken und mehr oder weniger andächtig den Reden des Pfarrers Daniel Grandits in deutsch und kroatisch zu lauschen. Ganz Stinatz? Nein, einer fehlt - der Josef Grandits, genannt Mali. Denn der hat sich daheim in seinem Keller aufgehängt.

Gruppeninspektor Sifkovits eilt vom Stinatzer Friedhof zur Leiche und hat das untrügliche Gefühl, dass der augenscheinliche Selbstmord doch keiner ist. Denn, wie soll sich bitte der Mali aufgehängt haben, wenn es im Keller stockfinster ist? Lichtschalter gibt es, wie üblich nur oben, am Kellerabgang.

Blöderweise will Oberst Taschler, des Gruppeninspektors Chef nicht an einen Mord glauben, weshalb Sifkovits wieder einmal heimlich ermittelt. Wobei, heimlich ist nicht richtig, denn das heimische Trio der Kopftuchmafia, bestehend aus Sifkovits Mutter Baba, die dicke Grandits-Resl und die Resetarits-Hilda geben fleißig Ezzes und teilen ihm ungefragt ihre Beobachtungen mit.

Die Auflösung ist stimmig, wenn auch ein wenig überraschend.

Meine Meinung:

Die Stinatz-Krimis lesen sich leicht und locker weg. Trotzdem schwingt immer ein wenig Tristesse mit. Vom früheren blühenden Dorfleben ist wenig übriggeblieben, da viele Junge anderswo zur Arbeit gehen (fahren) - Wochenpendler. Einer der Höhepunkte ist Allerheiligen, das nach Ostern und Weihnachten drittwichtigste Ereignis in Stinatz. Alle gehen „g’schneuzt und kampelt“ im besten, oft extra dafür angeschafften Outfit, auf den Friedhof, um - nicht nur um der Toten zu gedenken, sondern um vor allem gesehen zu werden. Diesen Schaulauf der Eitelkeiten nimmt der Autor auf die Schaufel, wenn Baba lange vor dem Spiegel steht und sich beim Kleid die Qual der Wahl abzeichnet, nur um dann den alten Mantel über das neue Kleid anzuziehen. Herrlich!

Thomas Stipsits, ein nach eigener Aussage Columbo-Nerd, hat seinem Gruppeninspektor ähnliche Marotten wie der Kultermittler aus den USA: eine ewig abwesende Ehefrau, ein in die Jahre gekommenes Auto, seine Vorliebe für die Farbe beige sowie, nicht zu vergessen, die ständige Bitte nach heißem Wasser, um seinen Käspappeltee zuzubereiten und nicht zu vergessen, seine „letzte Frage“, angehängt.

Es wird wie schon in den Vorgängern bedächtig ermittelt. Manchmal stellt sich Sifkovits auch ein wenig „patschert“ an. Doch dieses Understatement ist auch ein bisserl die Masche, mit der der Ermittler seine Verdächtigen in Sicherheit wiegt, um dann mit vollem Geschütz, seine Erkenntnisse zu präsentieren.

Einzig der doch etwas mühsame Versuch des Greißlers einen uralten Witz, den ohnehin schon alle kennen, zu erzählen, hätte für mich entweder stark gekürzt oder ganz entfallen können. In einer etwaigen Verfilmung käme das Gestöttere des Greißlers, der ständig von der Kopftuchmafia unterbrochen wird, zu Geltung. Als geschriebenes Wort wirkt es gekünstelt. Aber, das ist Meckern auf höchstem Niveau!

Der fiese Cliffhanger „Baba Sifkovits sollte nicht mehr dazukommen, ihre Ziffer 20 am Haus einzuschalten.“ lässt für den nächsten Krimi Böses erwarten.

Fazit:

Gerne gebe ich diesem 4. Stinatz-Krimi 5 Sterne.

Veröffentlicht am 30.10.2024

Im Krieg gibt es nur Verlierer

Die Niederlage des Siegers
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Als am 7. Oktober 2023 die Nachrichten über die, von der Hamas als „Operation al-Aqsa-Flut“ bezeichneten, Angriffe auf Israel die Nachrichten beherrschten, war mein erster Gedanke: Haben die Geheimdienste, ...

Als am 7. Oktober 2023 die Nachrichten über die, von der Hamas als „Operation al-Aqsa-Flut“ bezeichneten, Angriffe auf Israel die Nachrichten beherrschten, war mein erster Gedanke: Haben die Geheimdienste, von denen es in Israel ja mehrere gibt, geschlafen? Wie kann es sein, dass ein so hoch gerüsteter Staat, die Vorbereitungen zu einem solchen Angriff nicht mitbekommt? Mein zweiter war, Benjamin Netanjahu wird die Tötung der 200 in den Händen der Hamas befindlichen Geiseln als Kollateralschaden verbuchen, die Anhänger der Hamas töten sowie die palästinensische Bevölkerung aus ihren Wohngebieten vertreiben und die Infrastruktur zerstören.

Nun ein Jahr danach, ist zu sehen, dass ziemlich genau das eingetreten ist. Zwar scheint es noch Verhandlungen um das Leben der Geiseln zu geben, viel Hoffnung habe ich nicht, denn Netanjahu scheint wild entschlossen, Israels Staatsgebiet auf Kosten der Palästinensischen Gebiete auszudehnen. Nun dreht sich die Spirale der Gewalt schneller als je zuvor. Dabei werden, von allen am Konflikt beteiligten Parteien, die Register der Propaganda gezogen und über wechselseitige Gräueltaten berichtet.

Daher dachte ich, das vorliegende Buch „Die Niederlage des Siegers“ von Ex-Geheimdienstmitarbeiter Jacques Baud wird ein wenig Licht ins Dunkel der Geheimdienste und ihr mögliches Versagen bringen. Leider wurde ich hier enttäuscht, denn wie der Autor zwischendurch ein Mal kurz erwähnt, hat er dieses Thema mit dem selben Titel bereits 2003 (allerdings nur auf französisch „La Guerre asymétrique ou la Défaite du vainqueur“) veröffentlicht und nur den aktuellen Ereignissen angepasst.

Ganz so unvoreingenommen wie auf der Rückseite des Buches vom Verlag angegeben, finde ich den Autor nicht. Er stellt allerlei Theorien in den Raum, nachprüfbare Quellenangaben liefert er nur wenige. Er verweist auf zahlreiche Nachrichten auf You Tube oder X (vormals Twitter). Seriöse Angaben sind möglicherweise gar nicht möglich. Abgebildete Screenshots von TV-Nachrichten sollen vermutlich so etwas wie Authentizität vermitteln. Leider sind die Abbildungen nur etwas größer als eine handelsübliche Briefmarke.

Allerdings hat der Autor mit seiner Feststellung, dass der Staat Israel unter Benjamin Netanjahu wiederholt das Völkerrecht bricht und gegen mehrere UN-Resolutionen verstößt, recht. Noch akzeptieren die meisten Mitglieder der internationalen Staatengemeinschaft Israels Vorgehen. Doch wie lange noch? Junge amerikanische Juden, die sich für einige Monate in den Dienst der israelischen Armee gestellt haben, kehren desillusioniert nach Hause zurück, weil sie nicht mehr, an die zuvor als „gerechte Sache“ verkauften Kämpfe glauben. Dieses in die Unglaubwürdigkeit Schlittern, ist wie der Buchtitel so treffend sagt: „Die Niederlage des Siegers“, wobei es bei diesem Krieg nur Verlierer gibt.

Wie es wohl im Nahen Osten weitergehen wird? Der Flächenbrand auf die Nachbarstaaten hat sich Richtung Libanon schon ausgebreitet? Würde ein anderer Ministerpräsident anders handeln?

Der letzte Ministerpräsident, der aktiv an einer friedlichen Zwei-Staatenlösung für Israel und die Palästinensischen Bevölkerung gearbeitet hat, war Jitzchak Rabin, der am 4. 11. 1995 von einem Mitglied einer ultraorthodoxen Partei bei der Veranstaltung „Ja zum Frieden, Nein zur Gewalt“ ermordet worden ist.

Fazit:

Es fällt mir schwer, dieses Buch zu bewerten, da ich viel zu wenig weiß oder nachprüfen kann. Der eine oder andere Gedanken ist es wohl wert, sich damit näher zu beschäftigen. Nach langem Abwägen gibt es 3 Sterne.

Veröffentlicht am 30.10.2024

Geht unter die Haut

Wald im Haus
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In diesem Roman, der Erzählkunst vom Allerfeinsten ist, lässt Autorin Alena Mornštajnová eine junge Frau mit den Erinnerungen an ihre Kindheit als Ich-Erzählerin auftreten. Die Autorin gönnt dem Mädchen ...

In diesem Roman, der Erzählkunst vom Allerfeinsten ist, lässt Autorin Alena Mornštajnová eine junge Frau mit den Erinnerungen an ihre Kindheit als Ich-Erzählerin auftreten. Die Autorin gönnt dem Mädchen nicht einmal einen Vornamen. Von ihrer Familie wird sie abwertend nur „Trutschel“ genannt. Das Mädchen wird mit Vorhaltungen über ihre eigene Schlechtigkeit und die ständige Drohung mit dem Kinderheim, ganz klein und eingeschüchtert gehalten. Welche Stimmung in dieser Familie, der Mutter, Großmutter und Großvater angehören (ein vermeintlicher Vater verschwindet spurlos), erkennt der Leser daran, dass ihm Großmutter und Mutter unisono erklären, dass es besser abgetrieben worden wäre. Außerdem wird dem Kind Angst vor Fremden gemacht. Was das mit der Seele eine kleinen Mädchens macht, kann man sich vorstellen.

„In der Gegenwart von Oma war ich ein undankbares, verbittertes Mädchen, für Opa war ich ein Angsthase, für Mama eine Tochter, die ihr eine Last war.“ (S. 68)

Das Mädchen hat kaum Kontakte zu anderen Kindern, weshalb es sich Monika, eine imaginäre Freundin, zulegt. Auch in der Schule bleibt es lange alleine, denn man hat ihm eingeschärft, nichts, aber auch gar nichts über die Familie zu erzählen. Langsam freundet sie sich mit der Banknachbarin Ester an. Als Jakub und Adam, zwei Brüder aus einer höheren Klasse, mit dem Mädchen in Kontakt treten, kommt es mit Ester zu einer folgenschwerer Bemerkung aus „Trutschels“ Familie, die die Welt des Mädchens als auch jene der Brüder gänzlich aus den Fugen geraten lässt.

„Die Fragen kamen wie Gewehrsalven, aber ich saß da wie festgefroren und weinte. Ich schwieg, nicht einmal nicken konnte ich. Ich hatte Angst, solche Angst. Alles, was ich fühlte war Angst und vor allem: Hass. Ich hasste mich selbst und war voller Wut. Ich hasste die Frau, die mir gegenübersaß, wegen der schrecklichen Gefühle, die sie mit ihren Fragen in mir auslöste.“ (S. 175)

Als dann auch noch die Mutter verschwindet, ist sie mit der ewig zornigen Großmutter, dem Großvater sowie ihrer Angst vor dem Wald, der an das Haus angrenzt und der voller Bedrohung ist, alleine. Und das Mantra „Du wirst wie deine Mutter enden - und das geschieht dir recht.“ begleitet das Mädchen sein Leben lang.

Es gelingt dem Mädchen nach einigen Jahren diesem bedrückenden und bedrohlichen Umfeld zu entkommen. Doch dann wird sie von der Vergangenheit eingeholt ....

Meine Meinung:

Dieser Roman, der sich so ähnlich auch in der Realität abspielen kann, hat mich tief berührt.

In ihren Rückblenden erzählt das nunmehr erwachsen Mädchen, in welchem Klima der Angst es aufgewachsen ist, ohne die Situation richtig benennen zu können. Sie kannte ja nichts anderes. Freundliche Menschen waren und sind ihr suspekt. Sie machen ihr noch mehr Angst, als die Großmutter und der Großvater.

Spätestens als sich die kleine Ich-Erzählerin mit ihrer imaginären Freundin Monika in den hintersten Winkel ihrer Kammer zurückzieht, ist mir klar, was in dieser dysfunktionalen Familie los ist.

Genial finde ich den Konnex von Titel und Wald, der gleich hinter dem Haus der Großeltern beginnt. Der Wald ist dunkel und bedrohlich, denn die Großmutter erzählt ihrer Enkelin allerlei Schauergeschichten, dass im Wald unfolgsame, kleine Mädchen auf Nimmerwiedersehen verschwinden, was auch von einem Gedenkstein bewiesen wird, der an die fünfjährige Blanka erinnert, die plötzlich wie vom Erdboden verschluckt war. Doch gleichzeitig ist der Duft des Waldes ein vertrautes Gefühl, denn der Großvater riecht nach ihm.

Autorin Alena Mornštajnová lässt uns an den Gedanken der Neunjährigen teilhaben, die systematisch gedemütigt und verletzt wird. Sie kann, dermaßen eingeschüchtert, dass Unaussprechliche nicht in Worte fassen, sodass neben ihr, letztlich Jakub und Adam die Zeche zahlen müssen.

Das Buch entwickelt eine Sogwirkung, der man sich kaum entziehen kann. Sprachlich ist er ein Genuss, wenn auch das Thema bedrückend ist. Nicht die Fremden sind jene, vor der man sich fürchten muss, sondern die eigene Familie.

Fazit:

Diesem Roman, der in seiner Erzählkunst beeindruckt, gebe ich gerne eine Leseempfehlung und 5 Sterne.

Veröffentlicht am 30.10.2024

Mord und Selbstmord in Mayerling

Sisis schwerste Stunden
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Der Stapel Bücher, die rund um den Mord und Selbstmord von Kronprinz Rudolf geschrieben worden sind und vermutlich auch noch weiter verfasst werden, ist um ein Exemplar reicher.

Den Kern der Sache darf ...

Der Stapel Bücher, die rund um den Mord und Selbstmord von Kronprinz Rudolf geschrieben worden sind und vermutlich auch noch weiter verfasst werden, ist um ein Exemplar reicher.

Den Kern der Sache darf ich voraussetzen? Wenn nicht, hier eine kurze Zusammenfassung: Kronprinz Rudolf, des Lebens als Thronfolger, der seinem Vater nichts recht machen kann, überdrüssig, syphiliskrank und von Morphium abhängig, erschießt am 30. Jänner 1889 zuerst seine Geliebte Mary Vetsera und anschließend sich selbst.

Was dann folgt, ist ein Panoptikum sondergleichen. Da Selbstmörder kein christliches Begräbnis erhalten, wird alles daran gesetzt, die Ereignisse zu vertuschen, um Rudolf in der Kapuzinergruft beisetzen zu können.

Diese Vertuschungsaktionen (es sind ja gleich mehrere) greift Uwe Klausner für diesen historischen Roman auf, der Fakten und Fiktion mischt.

Er wählt dazu verschiedene Erzählperspektiven, der damit befassten Personen: Hermann von Widerhofer (Rudolfs Leibarzt), Pater Alban (Kustos der Kapuzinergruft), Graf Eduard Taafe (k. und k. Ministerpräsident) und Irma Sztaray (Hofdame der Kaiserin Elisabeth). Pater Alban ist eine fiktive Figur, die es in Hand hat, für einen Skandal im Kaiserhaus zu sorgen.

Man kennt ja die Geschichten und G’schichtln um die Kaiserin, die überall lieber ist, als in Wien bei ihrem Mann. Daher sind auch die Liebschaften des Kaisers durchaus bekannt. Dass es eine bislang verheimlichte gegeben hat, ist durchaus möglich. Darüber kann man sich in einem zweiten Handlungsstrang gerne den Kopf zerbrechen.

Meine Meinung:

Ja, der Tod des Thronfolgers und einzigen Sohnes ist tragisch, zumal ja bereits seine Schwester Sophie als Kleinkind gestorben ist. Ja, so öffentliche Personen wie Kaiser und Kaiserin haben kaum Möglichkeit angemessen zu trauern, da sie ständig unter Beobachtung stehen.

Interessant ist ein kleiner Einblick in die Verschlussakten, aus denen hervorgeht, dass auch die Kaiserin bespitzelt worden ist. Fürst Metternich lässt herzlich grüßen!

Für diejenigen, die nicht genau wissen, warum und wieso Franz Joseph 1848 mit nur 18 Jahren Kaiser wird, ist eine kurze Zusammenfassung über die damaligen Ereignisse gut in die Handlung eingepasst.

Grundsätzlich hab ich zur causa prima wenig Neues erfahren.

Dieser historische Roman sorgt durchaus für einiges Schmunzeln sowie (vielleicht) ein paar neue Wiener Ausdrücke und für alle jene, die mit dem Wiener Dialekt so vertraut sind: Im Anhang gibt es ein Glossar.

Fazit:

Ein historischer Roman, der zeigt, dass die Mächtigen manchmal ziemlich überfordert wirken. Gerne gebe ich hier 4 Sterne.