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Venatrix

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 17.07.2019

Hat mich nicht vollends überzeugt

Rosentod
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„Rosentod“ ist ein Thriller aus Hans-Peter Vertacniks Feder. Der Autor war lange Jahre selbst Kriminalbeamter und kennt daher die „Szene“.

Worum geht’s?

Die Kriminalbeamtin Ulla Spärlich wird von ihrer ...

„Rosentod“ ist ein Thriller aus Hans-Peter Vertacniks Feder. Der Autor war lange Jahre selbst Kriminalbeamter und kennt daher die „Szene“.

Worum geht’s?

Die Kriminalbeamtin Ulla Spärlich wird von ihrer alten Dienststelle in Graz in die kleine Universitätsstadt Leoben versetzt. Als einzige Frau im Team der Kripo hat sie eine schweren Stand in dem männerbündlerischen Team. Dann verschwindet eine Studentin der Montan-Uni und keiner, außer Ulla, will an ein Verbrechen glauben. Als dann die Vermisste tot und eine zweite weiblichen Leiche tot aufgefunden werden, steht die Dienststelle ein wenig ratlos da und ein Ermittler des LKA Steiermark steht vor der Tür. Blöderweise handelt es sich dabei um den ehemaligen Freund Ullas, der nichts unversucht lässt, Ulla zu desavouieren.

Meine Meinung:

Grundsätzlich versteht es der Autor realistische Figuren darzustellen.
Der Dienststellenleiter, der als Führungskraft völlig versagt und hauptsächlich durch blöde Sprüche und dem täglichen Zitat aus einem Kalender auffällt, den gibt es in der einen oder anderen Form sicherlich nicht nur bei der Polizei.

Ulla Spärlich selbst ist ebenfalls eine schwierige Person. Ihre traumatische Kindheit und Jugend sowie eine extrem klammernde Mutter haben Spuren auf ihrer Seele hinterlassen. Zum Teil lebt sie das Leben ihrer Mutter, die von ihrem Mann wegen einer jüngeren, schlankeren Frau verlassen worden ist. Daher lebt sie von Appetitzüglern, Schmerztabletten und zu viel Alkohol – unheilvolle Kombination. Ihre Alleingänge und ihr konfuses Privatleben machen sie nicht unbedingt sympathisch. Außerdem trägt sie ein (dienstliches) Geheimnis mit sich herum, das erst recht spät gelüftet wird. DAS verstehe ich als Beamtin ja gar nicht. Die Polizei ist ja ein recht inzestuöser Haufen, wo jeder jeden kennt und die Buschtrommeln bestens funktionieren als anderswo. Dass dieser Vorfall vor vier Jahren in Graz, keinem der Kollegen bekannt sein soll, ist unglaubwürdig. Das chaotische Privatleben mit einem viel jüngeren Studenten, der sie (und viele anderen Frauen)ausnützt sowie die Verhältnisse mit zwei Kollegen sind nachvollziehbar. Die Szene, in der sich der aktuelle und abgelegte polizeiliche Liebhaber prügeln, habe ich mit Schmunzeln gelesen.

Die Ermittlungen kommen über den Befindlichkeiten von Ulla stellenweise ins Hintertreffen. Da hätte einiges gestrafft werden können. Mehrmals ist von Unterleibsschmerzen Ullas die Rede und man wartet auf einen Blutsturz oder einen akuten Blinddarm – nichts dergleichen. Der Polizeiarzt stellt dann eine Diagnose, die man glauben kann oder auch nicht.

Der Autor erzählt den Krimi aus mehreren Perspektiven und so dürfen wir auch die Sicht des Mörders kennen lernen. Ich habe den Täter relativ früh ausgemacht. Das stört mich grundsätzlich einmal nicht, denn ich finde es immer spannend, die Ermittlungsarbeit der Polizei zu beobachten.

Die Motive des Täters sind durchaus schlüssig.
Was mich wundert ist, dass die Ermittler, die schon Jahre in Leoben ihren Dienst tun, so wenig vom Brauchtum der Studenten der Montanuni wissen.
Aufgefallen ist mir noch, dass mehrfach von einem „Oberbürgermeister“ die Rede ist. So etwas gibt es in ganz Österreich nicht. Ob da ein deutsches Lektorat zugeschlagen hat?

Leider ist dieser als Thriller beschriebene Krimi nicht das beste Buch des Autors. Mir gefallen die Reihen um Peter Zoff bzw. Radek Kubica viel besser. Vielleicht liegt es daran, dass dort männliche Ermittler im Mittelpunkt stehen, deren Darstellung einfach glaubwürdiger ist.

Fazit:

Ein Thriller, der nicht zu den besten Büchern des Autors zählt. Leider kann ich hier nur 3 Sterne vergeben.

Veröffentlicht am 28.06.2019

Auftakt zu einer Trilogie - hist. Roman

Hurentochter - Die Distel von Glasgow
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Bei diesem Buch handelt es sich um den ersten Teil einer Trilogie, der im 19. Jahrhundert in Schottland spielt.

Die 17-jährige Emily, ist just in jenem Bordell geboren und aufgewachsen in dem Bordell, ...

Bei diesem Buch handelt es sich um den ersten Teil einer Trilogie, der im 19. Jahrhundert in Schottland spielt.

Die 17-jährige Emily, ist just in jenem Bordell geboren und aufgewachsen in dem Bordell, in dem ihre Mutter Ines seit 17 Jahren arbeitet. Dort lebt sie, den Umständen entsprechend ein behütetes Leben, weiß aber mit Bestimmtheit, den Beruf ihrer Mutter niemals ergreifen ergreifen zu wollen. Doch die neuen Bordellbesitzer sehen das ein wenig anders.

Noch bevor es dazu kommt, werden Ines und ihre Kolleginnen ermordet und das Puff geht in Flammen auf. Emiliy und Liam, ebenfalls ein Kind einer Hure und hier aufgewachsen, fliehen gemeinsam und wollen abseits der käuflichen Liebe ein neues Leben aufbauen. Das ist jetzt nicht ganz so einfach, sind doch beide beinahe mittellos, nur eine alte Uhr und ein Medaillon sind Emily von ihrer Mutter geblieben. Gerade dieses Medaillon birgt das Geheimnis um Ines‘ Herkunft.

Emily ist wild entschlossen, dieses und andere Geheimnisse zu lüften.

Meine Meinung:

Dieser historische Roman ist das Debüt von Tabea Koenig und reiht sich nahtlos in den Bereich ähnlicher Romane ein. Der Schreibstil passt zum Genre. Mir persönlich sind es ein paar Zufälle und Verstrickungen zu viel. Die Basisgeschichte ist vielschichtig angelegt, verzweigt sich aber mehrmals und bleibt dennoch spannend, auch wenn der geneigte Leser ähnlicher Bücher den Ausgang der Geschichte recht bald erahnen kann.

Geschickt ist die Distel, die als Teil des schottischen Wappen gilt in die Geschichte eingeflochten. Das ist eine nette Idee.

Ein bisschen Kritik muss ich am Piper-Verlag üben: Die Anzahl der Tippfehler geht über das sonst übliche Ausmaß hinaus. Das bin ich von Piper so gar nicht gewöhnt. An einigen Stellen hätte der Geschichte ein wenig Hilfe durch das Lektorat gut getan.

Im Nachwort sind die historisch belegten Ereignisse angeführt, so dass sich geschichtlich interessierte Leser gut zurecht finden.

Fazit:

Ein Debüt-Roman, der durch aufwändige Recherche und Detailtreue ein genaues Bild dieser Zeit erstehen lässt. Gerne geb ich hier 3 Sterne (der nicht vergebene 4. geht zu Lasten des Verlags).

Veröffentlicht am 22.06.2019

Setzt Kenntnisse von prähistorischer Kunst voraus

Felsbilder der Alpen
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Wolfgang Kauer entführt uns in die Welt der prähistorischen Felsmalereien im Alpenraum. Wir sehen und nicht nur in den bekannten Höhlen Frankreichs wie Lescaux um sondern besichtigen unter fachkundiger ...

Wolfgang Kauer entführt uns in die Welt der prähistorischen Felsmalereien im Alpenraum. Wir sehen und nicht nur in den bekannten Höhlen Frankreichs wie Lescaux um sondern besichtigen unter fachkundiger Anleitung des Autors viele Orte, die unsere Vorfahren mit allerhand Graffitis verziert haben.

Auffallend ist, dass einige Motive, wie z. B. der Stier, den Weg über die Alpen nach Norden nicht geschafft haben, andere jedoch, vermutlich ägyptischen Ursprungs, sehr wohl. Was ist der Zweck dieser Felsmalereien bzw. Reliefs, die in mitunter schroffen Felswände geritzt worden sind? Darstellung von (Fruchtbarkeits)Göttinnen? Jagdszenen oder Kalender? Dienten sie der Anbetung?

Nicht alles kann schlüssig erklärt werden. Einiges wird vermutlich für immer vergessen bleiben. Einige dieser Felsgravuren sind in einem schlechten Zustand, da ihnen Wind und Wetter zusetzen.


Meine Meinung:

Die ungeheure Detailfülle ist faszinierend und gleichzeitig ein bisschen die Schwäche des Buches. Selbst der frühgeschichtlich interessierte Leser kann sich durch die vielen, vielen Fotos, Zeichnungen, Fachbergriffe und Details überfordert fühlen.

Obwohl ich glaube, mich ein wenig mit der (Früh)Geschichte auszukennen, hätte ich mir ein etwas ausführlicheres bzw. aussagekräftigeres Glossar gewünscht. Wolfgang Kauer setzt leider jede Menge Fachwissen voraus.

„Der Erdmutter begegnen wir als Geometrie einer Dreiecksnetz-Verdichtung, weiters innerhalb einer rundlichen Gloriole in Gestalt einer Helfenden-Hände-Figur. Dann stößt man im oberen Wandbereich auf ihre Kartusche, innerhalb der ihre Attribute M und Näpfchen, Hacke und Sense zitiert sind. Der modern geschwungene Griff der Hacke zeugt von einem eher geringen Alter der Kartusche, was sich auch darin bestätigt, dass die Kartusche die Umrissllinien einer Kinderhand umreißt. Es könnte sein, dass beide im Luine-Stil gehalten sind, der Objektlinien ganz verkürzt, abdeckt, ausschneidet. Demnach hätte der Graveur der Erdmutter eine Kinderseele überantworten wollen.“ (S.124)

Als Technikerin liebe ich Tabellen und für einen Vergleich, welches Motiv, aus welcher Zeit nun an welchem Ort in den Alpen vorkommt, hätte ich eine tabellarische Übersicht bevorzugt. Das könnte zum besseren Lesbarkeit und Verständnis für dieses durchaus interessante Werk von Wolfgang Kauer dienen.

Hübsch anzusehen sind diese Gravuren jedenfalls. Nicht immer präsentieren sie uns auf den ersten Blick. Da muss man schon genau hinsehen.


Fazit:

Das Buch entpuppt sich als ziemlich anspruchsvoll und ist leider nichts für den interessierten Laien. Die Beurteilung fällt mir diesmal schwer. Leider kann ich nur 3 Sterne vergeben.

Veröffentlicht am 08.06.2019

Die unheiligen Geschäfte des Vatikans

Vaticanum
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Das ist der dritte Fall für den Historiker Tomás Noronha. Diesmal muss er seine Ausgrabungen unter der Peterskirche nach dem Grab des Apostels Petrus unterbrechen, um die Entführung des Papste aufzuklären ...

Das ist der dritte Fall für den Historiker Tomás Noronha. Diesmal muss er seine Ausgrabungen unter der Peterskirche nach dem Grab des Apostels Petrus unterbrechen, um die Entführung des Papste aufzuklären und die Welt vor den Islamisten retten. Ihm zur Seite steht, wieder einmal eine attraktive Frau, nämlich die Wirtschaftsprüferin Catherine.

Wird es der charismatische Superheld schaffen, den Papst aus der Hand der Entführer zu befreien?

Meine Meinung:

Schon in der Einleitung weist der Autor darauf hin, dass diesem Buch echte historische Fakten zu Grunde liegen. Ich war also gespannt, welche. Und siehe da, ich habe mehrere Déjà vu-Erlebnisse gehabt. Ich habe mich in die 1980er Jahre zurück versetzt gefühlt. Die Skandale um die Vatikanische Bank (Stichwort Roberto Calvi), die Firmengeflechte (Vatikan hält Anteile an einer Pharma-Firma, die die Antibaby-Pille erzeugt) in denen der Vatikan verstrickt war (?) oder die Gerüchte um den plötzlichen Tod von Papst Johannes Paul I. Mir war es, als ob ich die Bücher von David Yallop („Im Namen Gottes“) und Peter de Rosa („Gottes erste Diener“ bzw. „Vatikan - von Gott verlassen“) wieder lesen würde.
Gut, soweit im Süden nichts Neues. Dass der aktuelle Papst Franziskus mit diesen und ähnlichen Praktiken aufräumen will/wollte und sich damit ziemlich böse Freunde gemacht hat, ist auch nachvollziehbar. Dass immer wieder Prophezeiungen, die gerade in den Kram passen, geglaubt wird, hat auch Tradition.

Was also ist das Neue, Spannende an diesem Buch? Wenig - der Autor hat hier ziemlich viel Potential verschenkt. Bekannte Tatsachen einfach aufzuwärmen und mit aktuellen Bedrohungen zu verbrämen , ist mir einfach zu wenig. Da hilft ein „Wunderwuzzi“ in Gestalt des Historikers Tomás Noronha nicht wirklich.

Die Verflechtung von Fakten und Fiktion ist gut gelungen. Völlig unangebracht ist es, die Polizei als dämlich, uninteressiert und unfähig darzustellen. Nur Tomás „James Bond“ Noronha weiß alles, kann alles und rettet die Welt vor sich selbst.

Wer mehr über die Verstrickungen des Vatikans in üble Geschäfte wissen will, dem seien die oben angeführten Bücher ans Herz gelegt.

Fazit:

Viel verschenktes Potential. Wunderwuzzi Tomás Noronha verdient hier gerade einmal aufgerundete 3 Sterne.

Veröffentlicht am 08.06.2019

Wer profitiert vom Tod des Kajakfahrers?

Tod auf St Michael’s Mount
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DCI Fiona Sutherland zieht nach der Trennung von ihrem Ehemann gemeinsam mit ihrem Sohn Tim in das kleine, beschauliche Dorf Camborne in Cornwall.
Kurz nach ihrer Ankunft wird die Leiche eines älteren ...

DCI Fiona Sutherland zieht nach der Trennung von ihrem Ehemann gemeinsam mit ihrem Sohn Tim in das kleine, beschauliche Dorf Camborne in Cornwall.
Kurz nach ihrer Ankunft wird die Leiche eines älteren Mannes angespült. Schnell stellt sich heraus, dass der Kajak-Fahrer Lionel Kellow Diabetiker war und auf Grund von Unterzuckerung ertrunken ist. Doch nicht nur das, es finden sich auch noch Reste von Antidepressiva in seinem Magen, obwohl er, nach Aussagen der Ehefrau gar nicht depressiv war.
Verdächtig ist natürlich die junge Gemahlin, doch als dann noch die Reinigungskraft von Kellows Immobilienfirma ermordet aufgefunden wird, geraten auch andere Personen unter Verdacht.
Die ewige Frage der Ermittler - cui bono?

Meine Meinung:

In diesem Krimi-Debüt von Angela Richford geht es eher gemächlich zu. Das liegt vor allem an den (männlichen) Mitarbeitern von Fiona Sutherland, die es ihr nicht leicht machen. Ein Großteil versieht seinen Dienst „dreckly“ also gemütlich, ohne Hast und Engagement.

Dieser Begriff wird meiner Ansicht nach inflationär verwendet und geht mir nach der gefühlten 250. Erwähnung ziemlich auf die Nerven.
Ebenso werden häufig englische Phrasen eingeworfen („The rest is History“ oder „a nice cup of tea“ etc.). Das sollte wohl zur Steigerung der Beschreibung des englischen Lebensstil dienen, nervt aber nur.

Sprachlich ist der Krimi leicht und locker zu lesen. So richtig spannend ist er jedoch nicht. Ich konnte mich schon kurz, nach seinem erstmaligen Auftritt, auf den Täter festlegen und habe mich gewundert, warum DCI Sutherland so lange dafür braucht.

Gut gefallen hat mir, wie die Autorin ihre medizinischen Kenntnisse einbringt. SIe ist ja im Brotberuf Ärztin.

Die Charaktere sind noch nicht wirklich „fertig“ ausgearbeitet. Da ist schon noch Potential vorhanden. Ein wenig befremdlich finde ich, dass Fiona bei jedem Mann, den sie kennenlernt, gleich auf „Partnertauglichkeit“ abklopft. Dass Sutherland ihrem Ex-Mann gegenüber konsequent auftritt und sich nicht mehr von ihm gängeln lässt, finde ich großartig! Ein dicker Pluspunkt für Fiona Sutherland!

Der Showdown à la Hercule Poirot ist ein interessantes, wenn auch gewagtes Stilmittel.

Fazit:

Ein Krimi-Debüt, das noch einiges Potential in sich birgt. Ich kann diesmal leider nur 3 Sterne gebe.