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Venatrix

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 08.06.2019

Allein gegen die Mafia

Die Furien des Verschwindens
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Christine Calissano entführt ihre Leser in das Italien der 1990er Jahre. Man zahlt noch mit Lire und Oscar Luigi Scalfaro ist Staatschef.

Irene Bettini ist stellvertretende Leitern eines Geheimarchivs ...

Christine Calissano entführt ihre Leser in das Italien der 1990er Jahre. Man zahlt noch mit Lire und Oscar Luigi Scalfaro ist Staatschef.

Irene Bettini ist stellvertretende Leitern eines Geheimarchivs in Rom. Da platzt eines Tages Roberto Taddei in ihren staubigen und einsamen Alltag. Sie soll den Geheimdienstmitarbeiter in die Arbeitsweise des Archivs einweihen. Taddei ist mit brisanten Recherchen beauftragt: Er soll den Maulwurf finden, der staatsanwaltliche Ermittlungsergebnisse im Verfahren gegen die Mafia an dieselbe weitergegeben hat. Während dieser Arbeit kommen sich die beiden näher und unversehens befindet sich Irene in einem dichten Netz von Intrigen. Als Taddei angeschossen wird, versucht sie auf eigene Faust zu ermitteln. Dann gilt sie plötzlich als Hauptverdächtige.

Doch wem kann sie noch trauen? Dem so selbstlos auftretenden Mitarbeiter Taddeis, der sie versteckt? Oder ihrem Vater, der Beziehungen zum Geheimdienst hat?

Meine Meinung:

Die Autorin ist Staatsanwältin und lebt in Palermo. Daher weiß sie, worüber sie schreibt. Der Schreibstil ist eher nüchtern und bürokratisch, eben passend zu einer Juristin. Möglicherweise liegt das auch an der Übersetzung.

Lange tappt der Leser im Dunklen, wer der tatsächliche Täter ist. Der oder die Auftraggeber stehen ja von Beginn an fest: Die Cosa Nostra, denen vor allem in den 1980er und 1990er der Kampf angesagt worden ist. Man erinnere sich an die Serie „Allein gegen die Mafia“.

Die Charaktere sind leider ein wenig flach geraten. So manche Handlung der Bettini wirkt konfus. So vertraut sie dem eigenen Vater oder einem langjährigen Freund nicht wirklich, aber dem Mitarbeiter Taddeis schon? Signore Bettini könnte doch seine Beziehungen spielen lassen, um seiner Tochter aus dem Schlamassel zu helfen? Wir sind doch in Italien, oder? Da könnte noch ein wenig nachgeschärft werden.

Auch bei den Namen der doch zahlreichen Personen, wären ähnlich lautende zu vermeiden gewesen. Bossi, Grassi, Rossi - das birgt Verwechslungsgefahr.

Fazit:

Der Auftakt einer italienischen Krimi-Reihe, die durchaus Potential hat. Für den ersten Fall, der mich nicht ganz überzeugt hat, gebe ich 3 Sterne.

Veröffentlicht am 29.05.2019

Hat mich leider nicht vollends überzeugt

Die Zarin und der Philosoph (Sankt-Petersburg-Roman 2)
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Dieser historische Roman ist der zweite Teil einer Trilogie rund um das Zarenreich. Hat sich Teil eins (Die Stadt des Zaren) mit Zar Peter, dem Großen, beschäftigt, ist nun Katharina die Große, Mittelpunkt ...

Dieser historische Roman ist der zweite Teil einer Trilogie rund um das Zarenreich. Hat sich Teil eins (Die Stadt des Zaren) mit Zar Peter, dem Großen, beschäftigt, ist nun Katharina die Große, Mittelpunkt des Romans. Allerdings deckt die Erzählung nur den Zeitraum bis 1775 ab.

Die Autorin versucht die Zarin als aufgeklärte Monarchin darzustellen, in dem sie z.B. Sonja, ein Findelkind bei sich aufnehmen lässt. Das Mädchen, das überdurchschnittlich intelligent ist, wird im gesamten Verlauf des Romans eine wichtige Rolle spielen, wenn auch nicht immer eine schlüssige.

Mehrere historische Personen kreuzen unseren und Katharinas Weg. So treffen wir Denis Diderot, den französischen Philosophen, korrespondieren mittels der fiktiven Figur Stephan Mervier mit dem echten Friedrich II., und lernen mehrere Liebhaber der Zarin kennen. Neben den Brüdern Grigori und Alexei Orlow erfreut sich Grigori Potemkin der Leidenschaft der Zarin.

Die historischen Personen stellen allerdings nur ein grobes Gerüst für die Geschichte dar. Im Zentrum stehen der deutsche Philosoph und Dichter Stephan Mervier und seine Frau, die Malerin Johanna. Stephan ist allerdings vom preußischen König angehalten, die Zarin auszuspionieren. Er wird relativ bald enttarnt, was aber (für mich unverständlich) ohne Konsequenzen bleibt.

Hier bin ich nun auch schon bei meinen Kritikpunkten:
Die Autorin geht mit historischen Tatsachen recht großzügig um. Manchmal schleichen sich auch garstige Fehler ein, die nicht notwendig und leicht vermeidbar wären. So wird gleich auf S. 35 der Sohn Maria Theresias (Joseph II) als deren Ehemann bezeichnet (richtig ist Franz Stephan von Lothringen).
Die Figur der Zarin erscheint ambivalent. Einerseits will sie eine aufgeklärte Reformerin sein, hängt aber andererseits am althergebrachten.
Der Titel suggeriert ein Zwiegespräch Katharinas mit einem Philosophen. Allerdings kommen gleich zwei vor, eben der fiktive Mervier und der historische Diderot, philosophische Dispute hingegen kaum.
Die Autorin verzettelt sich in vielen kleinen Begebenheiten und streift historisch Wichtiges manchmal nur nebenbei. So wird der Figur des „Boris“ zu Beginn für meinen Geschmack zu viel Platz eingeräumt. Die elegisch erzählten Probleme mit seiner Familie hätten durchaus gestrafft werden können. Die homoerotische Annäherung des Verlegers Lorenz an Boris füllt einige Zeilen, zeigt die Abhängigkeit in die sich Boris begibt, hat aber wenig mit Katharina zu tun. Boris‘ Rolle im „Zirkel“ hätte dafür ein wenig tiefer gestaltet werden können. Die sich später entwickelnde Liebschaft mit Johanna, ist für die Handlung nicht unbedingt relevant.

Die Pestrevolte von 1771 in Moskau wird nur mit wenigen Worten gestreift. Ein wichtiges Detail, nämlich dass eine große Gruppe der Bevölkerung glaubt, Katharinas ermordeter Ehemann sei noch am Leben, wird im Zusammenhang mit dem „Pugatschow-Aufstand“ nur am Rande erwähnt.
Historisch nicht belegbar ist, dass Frauen an der (nicht näher bezeichneten) Akademie lehren (Johanna) und lernen (Sonja) durften. Frauen war der Zugang zu akademischer Bildung in ganz Europa bis zum beginn des 20. Jahrhunderts (mit Ausnahme der Schweiz) verboten.

Natürlich kann die Autorin es nicht allen Lesern recht machen. So bin ich eben ein wenig zwiegespalten.
Der Schreibstil ist farbenprächtig und opulent. Das St. Peterburg der 18. Jahrhunderts lässt sich gut vorstellen. Das Cover ist passend gewählt und die Leser können die Pracht der Stadt erahnen.

Fazit:

Für Leser, denen es weniger um die historische Genauigkeit, denn um farbenprächtige Geschichten vergangenen Zeiten geht, können durchaus Gefallen an diesem Roman finden. Ich kann hier nur 3 Sterne vergeben, weil mich dieses Buch nicht überzeugt hat.

Veröffentlicht am 19.05.2019

Leider einige Fehler

Im Taumel
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Passend zum Ende des Ersten Weltkriegs 1918 und der Neuordnung Europas 1919 ist dieses Buch erschienen.

Es beleuchtet die Ausgangslage, die zu diesem als „Ur-Katastrophe des 20. Jahrhunderts“ bezeichneten ...

Passend zum Ende des Ersten Weltkriegs 1918 und der Neuordnung Europas 1919 ist dieses Buch erschienen.

Es beleuchtet die Ausgangslage, die zu diesem als „Ur-Katastrophe des 20. Jahrhunderts“ bezeichneten Zusammenbruch der großen Monarchien geführt hat.

In fünf ausführlichen Teilen mit mehreren Kapiteln versucht der Autor dem geneigten Leser die unterschiedlichen Standpunkte näher zu bringen.

Letzte Erbmasse
Diplomatie im Krieg
Die Quellen des Hasses
Die Stunden der Autokraten
Prinzip Hoffnung

Im dritten Teil, bezeichnenderweise als „Quelle des Hasses“ genannt geht Knipp detailliert auf die Ereignisse während der Friedenskonferenzen ein. Er ortet hier den Grundstein für die nächsten Auseinandersetzungen. Einige Nachfolgerstaaten haben hier durch geschicktes Agieren, das manchmal das ausschließlich eigenen (durchaus auch persönlichen) Interessen gedient hat, die Siegermächte, allen voran die Amerikaner unter Wilson beeinflusst.
Es sind hier neue Grenzen, ohne Rücksicht auf die Bevölkerung zu nehmen, entstanden. Die Fehler, die man dem Vielvölkerstaat Österreich-Ungarn angekreidet hat, sind im kleinen Maßstab in den Nachfolgerstaaten wiederholt worden.

Autor Kersten Knipp, seines Zeichens Journalist und Publizist zieht einerseits nüchtern Bilanz über den Ersten Weltkrieg, verzettelt sich aber in einigen Teilen des Buches. Dabei kommt er manchmal recht weit vom Jahr 1918 ab. Das mag man ihm noch verzeihen, ist das Abschweifen doch hinreichend interessant. Was aber unentschuldbar ist, sind historische Fehler. Ein für mich als Österreicherin besonders schmerzhafter gefällig?

Auf Seite 86, behauptet der Autor, Franz Ferdinand (1863-1914) sei der Thronfolger von Kaiser Joseph II. (1741-1790) statt von Kaiser Franz Joseph I. (1830-1916). Auch die Aussage, Franz Ferdinand hätte der Idee des „Trialismus“ (also ein Staatengebilde Österreich-Ungarn-Böhmen und Mähren oder mit Südslawien als dritten im Bunde) nichts abgewinnen können, stimmt so nicht. Im Gegenteil der Thronfolger war zeitweise ein Förderer dieser Idee.

So ein Fehler ist weder eines Journalisten noch des Verlages würdig. Hier hätte eine Zeittafel oder die Auflistung der Lebensdaten im Personenregister Abhilfe schaffen können.

„Das ist kein Frieden. Es ist ein Waffenstillstand auf zwanzig Jahre.
Marschall Ferdinand Foch über den Vertrag von Versailles (1919)“ - wie recht er doch hatte.

Fazit:

Ein ausführliches Buch über das Europa zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Wegen einiger doch gravierender Fehler, kann ich nur 3 Sterne vergeben.

Veröffentlicht am 13.05.2019

Hat mich nicht überzeugt

Mord im SM-Milieu! Erotischer SM-Roman
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Dieses Buch führt die meisten Leser vermutlich in ein eher unbekanntes Terrain: In die Welt der SM-Erotik.

Der Sohn des Bürgermeisters wird tot in einem einschlägigen Etablissement aufgefunden. Schnell ...

Dieses Buch führt die meisten Leser vermutlich in ein eher unbekanntes Terrain: In die Welt der SM-Erotik.

Der Sohn des Bürgermeisters wird tot in einem einschlägigen Etablissement aufgefunden. Schnell ist klar, dass es sich um einen Mord handelt. Detective Doreen Salomon und ihr Ermittlungsteam stoßen auf eine Mauer des Schweigens. Da ergreift die ehrgeizige Polizistin zu einer List: Sie schlüpft in die Rolle einer Domina, um hinter die Geheimnisse des Toten zu kommen. Dabei entdeckt sie nicht nur dessen Heimlichkeiten, sondern auch ihre Lust an diesen bizarren Sexspielen.

Meine Meinung:

Eingebettet in einen Krimi erfährt der Leser so einiges über Fesselspiele, Dominas und deren devote Sklaven sowie über einschlägige Praktiken. Hier geht es ein wenig anders zu als in „50 Shades of Grey“, weil Doreen diese Praktiken, zumindest zu Beginn, als Mittel zum Zweck benutzt.

Die Charaktere sind eher einfach gestrickt. Doreens Chef steht kurz vor der Pensionierung und will von diesem doch heiklen Mord eher nichts wissen. Daher lässt er seiner Detective mehr als freie Hand bei den Ermittlungen, die das dann ja auch weidlich ausnützt.

Ob sich im wirklichen Leben eine Polizistin auf eine solche Art von Ermittlungen einlassen kann/darf/soll, lasse ich einmal dahin gestellt.

Sprachlich ist dieser erotische Roman kein wirkliches Highlight. Das kann auch bei diesem Genre auch nicht vorausgesetzt werden, allerdings gibt es durchaus schlechteres. Immerhin hat sich der Autor bemüht, eine Rahmenhandlung rund um die SM-Spielchen zu schreiben.

Fazit:

So richtig überzeugt hat mich dieser Krimi/erotische Roman nicht, daher gibt es nur 3 Sterne.

Veröffentlicht am 27.04.2019

Ein netter Urlaubskrimi

Der Tote im Whiskey-Fass
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Loreena Fallon, Eigentümerin eines Whiskyfachgeschäftes in Deutschland, kehrt nach Irland zurück, um ihrem Vater, John Fallon, der die grüne Insel in seiner Jugend verlassen hat, seinen letzten Dienst ...

Loreena Fallon, Eigentümerin eines Whiskyfachgeschäftes in Deutschland, kehrt nach Irland zurück, um ihrem Vater, John Fallon, der die grüne Insel in seiner Jugend verlassen hat, seinen letzten Dienst zu erweisen: Er hat verfügt, dass seine Asche auf dem Whisky-Trail ausgestreut werden soll.

Loreena ist nun an der letzten Station der Reise angekommen. Hier aus dem kleinen Ort Badger’s Burrow stammt ihr Vater. Als sie an einer Whisky-Präsentation teilnimmt, wird im kostbaren Whisky eine Leiche entdeckt. Blöderweise hat der Tote eine Visitenkarte von John in der Jackentasche.

Was hat das zu bedeuten? Und warum kennt niemand den Namen John Fallon?

Langsam, Puzzleteilchen für Puzzleteilchen kommt Loreena dem Geheimnis ihres Vaters näher. Tatkräftig unterstützt von Zimmerwirtin Mae, die zugleich Großmutter von Brandon, dem ermittelnden Polizisten ist.

Doch es scheint, als wollte jemand die vollständige Aufklärung verhindern, denn Loreena gerät unversehens in akute Lebensgefahr …


Meine Meinung:

Die Idee zu diesem Krimi finde ich recht witzig. Im besten Jahrgangswhisky eine Leiche? Brr! Finanziell ein Desaster!

Hin und wieder hakt es bei der Geschichte. Erst hier in Badger’s Burrow, also am Ende der Reise, macht sich Loreena Gedanken, ob das Verstreuen der Asche eines Verstorbenen erlaubt ist oder nicht. Ein bisserl spät. Dass dann dieser letzte Wunsch des Vaters mehrmals erwähnt wird, nervt ein wenig. Ich kann mir zwar vorstellen, dass das Loreena beschäftigt, aber das hätte anders erklärt werden können.

Mir hat der Krimi im Großen und Ganzen gefallen. Einige Begebenheiten mit Mae haben mich schmunzeln lassen. Die Charaktere sind recht gut gelungen. Meine Favoritin ist Granny Mae.

Die Auflösung, warum sich niemand im Dorf an einen John Fallon erinnern kann, erscheint schlüssig. Auch in Österreich gibt es solche „vulgo“-Namen, also Hofbezeichnungen, die dann intern quasi die Familiennamen ersetzen.

Fazit:

Ein netter Urlaubskrimi, dem ich gerne 3 Sterne gebe.