Eine Hommage an alle jene Frauen, die alles wagten
Der Finsternis entgegenDas Autoren-Duo Arne Molfenter und Rüdiger Strempel beschäftigt sich mit einem in Mitteleuropa kaum bekannten und tragischen Kapitel des Zweiten Weltkrieg: Erstmals werden Frauen als Agentinnen und Kämpferinnen ...
Das Autoren-Duo Arne Molfenter und Rüdiger Strempel beschäftigt sich mit einem in Mitteleuropa kaum bekannten und tragischen Kapitel des Zweiten Weltkrieg: Erstmals werden Frauen als Agentinnen und Kämpferinnen von den Briten ausgebildet und u.a. in das besetzte Frankreich gebracht, um gegen das Hitler-Regime im Verborgenen zu kämpfen und mitzuhelfen, den D-Day vorzubereiten.
Bislang ist es Frauen ja nur erlaubt im Sanitätswesen oder anstatt der eingerückten Männer Arbeiten des zivilen Lebens zu übernehmen. In der kämpfenden Truppe waren sie unerwünscht.
Ein Name, der untrennbar mit diesen furchtlosen Frauen verbunden ist, ist Vera Atkins. Vera Mary Rosenberg ist als Tochter eines deutsch-jüdischen Fabrikanten und einer südafrikanisch-britischen Mutter in Galaţi (deutsch: Galatz)im heutigen Rumänien geboren. Ihre Leidenschaft: Lesen von Spionage-Romanen. Anders als viele jüdische Familien erkennen sie die Zeichen der Zeit gerade noch rechtzeitig. Die Brüder emigrieren bereits 1933 nach England. 1939 gelingt es Vera mit dem Rest der Familie über Wien nach Großbritannien zu gelangen. Anfangs staatenlos findet sie recht bald ihren Platz im Kreise der sich konkurrierenden Geheimdienste.
Nachdem ein männliches Agentennetz nach dem anderen von den Nazis aufgespürt und ausgehoben wird, beginnt Atkins Frauen für diese gefährliche Arbeit im Feindesland zu rekrutieren. Von ihren knapp 40 Agentinnen werden 13 nicht mehr zurückkehren. Die meisten davon werden von den Nazis verhaftet, gefoltert und grausam ermordet.
Das Schicksal „ihrer“ Agentinnen lässt Vera Atkins nicht los und so recherchiert sie nach Kriegsende, um den Verbleib der Verschollenen herauszufinden. Sie reist, gegen den Widerstand ihrer eigenen Vorgesetzten, nach Deutschland und stellt Nachforschungen in den diversen KZ an. Sie spricht mit Überlebenden sowie mit einigen der nun inhaftierten Kriegsverbrecher. Es gelingt ihr, den Leidensweg der 13 Frauen zu rekonstruieren. Sie nimmt auch als Zeugin in den diversen Kriegsverbrecherprozessen teil.
Fast 70 Jahre lang waren die Dossiers von Vera Atkins und ihren Frauen unter Verschluss. Das Autoren-Duo hat aus den Akten, die nun in dem National Archivs zugänglich sind, Vera Atkins Biografie und die ihrer Frauen rekonstruiert.
Meine Meinung:
Dem Autoren-Duo ist eine beklemmende und fesselnde Wiedergabe der Lebensgeschichten dieser beeindruckenden Frauen gelungen.
Fernab von jeglichem James-Bond-Klischee, wird der Alltag der Agentinnen dargestellt. Ian Fleming, der Schöpfer von 007 hat hier einige Anleihen für seine Agentenfilme genommen. So ist „Q“, der Erfinder historisch belegt und sein/e „M“ trägt auch Züge von Vera Atkins.
Dieses vor allem in Mitteleuropa wenig bekannte, dunkle Kapitel wird vom Autoren-Duo penibel und ohne Effekthascherei aufgearbeitet. Sachlich fundiert werden die tragischen Schicksale gut lesbar dargeboten. Der historisch politische Hintergrund wird anschaulich dargestellt.
Nicht ausgespart wird auch, dass man in Großbritannien bereist 1939 von KZ und der Ermordung der Juden gewusst hat, aber diese Meldungen nicht ernst genommen hat. Vielleicht wären Millionen Menschen am Leben geblieben, wenn man den Informationen der Agenten mehr Glauben geschenkt hätte.
Fazit:
Das Buch ist eine Hommage an alle jene Frauen, die unter Einsatz ihres eigenen Lebens versucht haben, ihren Beitrag gegen Hitler-Deutschland zu leisten. Eine absolute Leseempfehlung und 5 Sterne.