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Venatrix

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Veröffentlicht am 07.02.2018

Nie den Mut verlieren

Die amerikanische Prinzessin
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Vorliegendes Buch ist die Biografie von Allen Tews (1872-1955). Allen wird als Kind einer Einwandererfamilie geboren und lebt in bescheidenen Verhältnissen. Mit knapp 18 wird sie vom Millionärssohn Tod ...


Vorliegendes Buch ist die Biografie von Allen Tews (1872-1955). Allen wird als Kind einer Einwandererfamilie geboren und lebt in bescheidenen Verhältnissen. Mit knapp 18 wird sie vom Millionärssohn Tod Hostetter schwanger und die beiden heiraten heimlich. Die Hoffnung, in Tods Familie liebevolle oder mindestens geachtete Aufnahme zu finden, erfüllt sich nicht. Tod ist ein Spieler und als er mit nur 32 Jahren stirbt, steht Allene mit zwei ihrer drei Kinder alleine da. Das dritte Kind ist schon in jungen Jahren gestorben.

Allene bleibt wenig anderes über als erneut zu heiraten. Doch auch dieser Ehemann entpuppt sich als spielsüchtig und Allene lässt sich in Paris scheiden.

Erst mit Anson, dem dritten Ehemann findet sie so etwas wie Glück. Ansom ist ihre große Liebe und ist ihren Kindern Greta und Teddy ein liebevoller Vater. Teddy wird Kampfpilot im Ersten Weltkrieg und wird über Frankreich abgeschossen und getötet. Greta, mit Zwillingen schwanger, stirbt 1918 an der Spanischen Grippe. Als Anson 1927 stirbt, ist Allene ganz alleine. Diesmal ist sie allerdings finanziell unabhängig.

Mit Ehemann Nr. 4, dem verarmten Henry/Heinrich XXXIII, Prinz Reuß, wird sie zur „amerikanischen Prinzessin“, doch Glanz und Glamour halten nicht lange. Die Familie rümpft zwar die Nase über die reiche amerikanische Witwe, ihr Geld nehmen sie gerne und werfen es zum Fenster hinaus. Henrys Tochter lehnt Allene brüsk ab, nur Sohn Heiner hat mir seiner Stiefmutter leidlich Kontakt. In späteren Jahren wird er sie nach Strich und faden ausnützen. Allene lässt sich das gefallen, ist Heiner doch so etwas Ähnliches wie der Rest einer Familie.

Mit Ehemann Nr. 5, einem noch ärmeren russischen Adeligen, hat sie auch kein Glück. Paul von Kotzbue dient möglicherweise nur der Aufrechterhaltung einer Fassade.

Der einzige Lichtblick ist der Kontakt zum niederländischen Königshaus. Sie spielt Postillon d’amour zwischen der nicht mehr ganz so jungen Prinzessin Juliana und Bernhard zu Lippe-Biesterfeld, für den Allene so etwas wie eine (Wahl)Tante ist. Das Paar heiratet und Allen ist eine von fünf Taufpatinnen ihrer ersten Tochter, der späteren niederländischen Königin Beatrix. Eine späte Genugtuung den hochnäsigen Hostetters und Preuss‘ gegenüber.

Die letzten Lebensjahre verbringt Allene Tews einsam in ihrem Haus an der Côte Azur.

Meine Meinung:

Annejet van der Zijl, einer angesehen niederländischen Autorin und Historikerin, gelingt eine einfühlsame Biografie. Manchmal erscheint Allene ein wenig distanziert, doch dies ist auf Grund ihrer Herkunft und ihrer Erziehung plausibel. Streng, reduziert und vorausblickend, hat Allene wenig Zeit für Gefühlsduselei. Es ist auch nicht die Zeit dafür. Geboren und aufgewachsen in der Viktorianischen Zeit, verbirgt sie ihre Gefühle, obwohl sie bestimmt vom Tod ihrer Kinder getroffen sein muss.

Ihr eiserner Wille und das Motto „Courage all the time. - Nie den Mut verlieren!“ lassen Allene die Schicksalsschläge überwinden.

Das Buch selbst ist in einer gediegenen Aufmachung erschienen. Eine Menge privater Fotos ergänzen die Lebensgeschichte der „Amerikanischen Prinzessin“. Schön sind auch die vielen Zitate und die ausführlichen Quellen am Ende des Buches.

Fazit:

Eine tolle Biografie einer faszinierenden Persönlichkeit. Gerne gebe ich 5 Sterne.

Veröffentlicht am 07.02.2018

Kein Denkmal für Klimt in Wien

Auf den Spuren von: Gustav Klimt
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Anlässlich des 100. Todestages von Gustav Klimt erscheinen einige Bücher, die sich mit dem großen Künstler als Mensch und Maler sowie mit seinem Werk beschäftigen.

Dieses Buch von Gregor Auenhammer widmet ...

Anlässlich des 100. Todestages von Gustav Klimt erscheinen einige Bücher, die sich mit dem großen Künstler als Mensch und Maler sowie mit seinem Werk beschäftigen.

Dieses Buch von Gregor Auenhammer widmet sich den Spuren, die Gustav Klimt in Wien hinterlassen hat.
Gleich zu Beginn muss gesagt werden, dass es die Stadt bislang nicht der Mühe Wert gefunden hat, seinem wohl bekanntesten bildenden Künstler ein Denkmal zu setzen …

Wir folgen dem Autor durch bekannte und weniger bekannte Gassen und Grätzel (Viertel) der Stadt, um dem Künstler näher zu kommen. Doch zwei Weltkriege und ein nicht sehr sorgfältiger Umgang mit historischer Bausubstanz, hinterlassen Lücken in der Spurensuche. Nur an wenigen Häusern, in denen Klimt gewohnt hat, erinnert eine angebrachte Widmung daran. Gut bekannt und der Öffentlichkeit zugänglich ist die sogenannte „Klimtvilla“, die ursprünglich ein Gartenpavillon war, in dem Klimt von 1911-1918 sein Atelier hatte.

Über viele Häuser, die mit Klimt in Verbindung stehen, kann der Autor Anekdoten erzählen. So zum Beispiel über das Haus „Casa Piccola“ am Fuße der Mariahilfer Straße. 1809 war es ein kleines windschiefes Häuschen mitten im Niemandsland der Exerzierplätze der Vorstadt. Heute bzw. zu Klimts Zeiten, ist es ein monumentales Gebäude. Bis 1938 war der Couture-Salon der Schwestern Flöge hier untergebracht.
Ein Streifzug durch die Museen darf natürlich auch nicht fehlen: Vom Museum für Angewandte Kunst (MAK) über das Belvedere, das Leopold-Museum, das Kunsthistorische Museum (KHM) bis hin zum Wien-Museum ist alles vertreten, was in Wien Werke von Gustav Klimt besitzt.

Auch die unsägliche Rolle, die die Republik Österreich bei der Restitution der von den Nazis geraubten Kunstwerke gespielt hat wird angesprochen.

Meine Meinung:

Autor Gregor Auenhammer nimmt den Leser auf einige Spaziergänge durch Wien mit. Mit einigen durchaus launigen Kommentaren übt er Kritik an der Stadtverwaltung, die ihren berühmten Sohn ziemlich stiefmütterlich behandelt. Allerdings übernehmen die vielen Souvenirläden, die Klimt und seine Motive in allen möglichen (und unmöglichen) die Vermarktung. Damit ist der Künstler omnipräsent, fast schon aufdringlich. Das ist wohl ein Treppenwitz der Geschichte, denn Klimt war ein Gegner der Kommerzialisierung der Kunst.

Als Ergänzung zu diversen Stadtführern ist das Buch gut geeignet, auch wenn ich mir eine größere Schrift gewünscht hätte. Gut gefällt mir, dass die Spurensuch mit öffentlichen Verkehrsmitteln angetreten wird. Zu Fuß oder mit der Tramway, lassen sich viele kleine Details gut erwandern.

Was aber wirklich fehlt, ist ein Stadtplan oder zumindest eine schematische Darstellung der Spaziergänge. Ortsunkundige verlieren sonst leicht den Überblick über Straßen und Bezirk.

Auch ein Verzeichnis der diversen Museen wäre sehr nützlich. Man kann leider nicht davon ausgehen, dass Einheimische alle Klimt-Sammlungen auch nur dem Namen nach kennen.

Fazit:

Eine gute Ergänzung zu bereits vorhandenen Büchern über Gustav Klimt. Die kleinen Mängel (siehe oben) kosten einen Stern, daher nur 4 Sterne.

Veröffentlicht am 07.02.2018

Wiener Sehenswürdigkeiten abseits der touristischen Trampelpfade

Unbekanntes Wien
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In 16 Kapiteln werden uns insgesamt 95 Sehenswürdigkeiten Wiens beschrieben. Nicht alle sind heute mehr vollständig erhalten. Doch Hinweistafeln und teilweise archäologische Ausgrabungen zeugen von der ...

In 16 Kapiteln werden uns insgesamt 95 Sehenswürdigkeiten Wiens beschrieben. Nicht alle sind heute mehr vollständig erhalten. Doch Hinweistafeln und teilweise archäologische Ausgrabungen zeugen von der Anwesenheit längst vergangener Epochen.

Der Bogen spannt sich von den Römern über den Jugendstil bis ins Heute, vom Profanbau wie U-Bahnen bis hin zum Sakralbau wie der Wotruba-Kirche. Deren Entstehungsgeschichte war sogar mir, der historisch und architektonisch interessierten Wienerin, nicht geläufig.

Schöne Farbfotos und die Angabe der öffentlichen Verkehrsmittel, mit denen die Sehenswürdigkeiten erreicht werden können, vervollständigen das Buch. Ein hübsches Mitbringsel nicht nur für potentielle Wien-Besucher.

Das Titelbild ziert die „Zacherl-Fabrik“, ein für Wien außergewöhnlicher Fabrikbau. Der Fabrikant Johann Zacherl (1814-1888) ließ diesen an eine Moschee erinnernden Bau errichten. Was wurde hier erzeugt? Das Insektenschutzpulver „Zacherlin“, das auch als „persisches Pulver“ (obwohl der Wirkstoff Pyrethrum, aus den aus dem Kaukasus stammenden Pflanzen gewonnen wurde) in der ganzen Donau-Monarchie bekannt war.

Fazit:

Auch der Wiener Leser kann in seiner Heimatstadt noch einiges entdecken. Dem interessierten und aufgeschlossenen Besucher, der lieber abseits der üblichen Touristenpfade lustwandelt, erschließen sich neue und unbekannte Aspekte.

Veröffentlicht am 07.02.2018

Eine Reise in die Weiten des Weltalls ..

Das Universum in deiner Hand
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Christophe Galfard nimmt den interessierten Leser auf eine Reise durch Zeit und Raum mit. Mit ihm durchqueren wir die Weiten des Weltraums und begegnen Schwarzen Löchern, Roten Riesen, Weißen Zwergen und ...

Christophe Galfard nimmt den interessierten Leser auf eine Reise durch Zeit und Raum mit. Mit ihm durchqueren wir die Weiten des Weltraums und begegnen Schwarzen Löchern, Roten Riesen, Weißen Zwergen und dringen in bislang unbekannte Galaxien ein, ohne an die Grenzen des Universums zu stoßen.

In sieben großen Kapiteln plus Vorwort und Epilog erzählt der Autor in einer, für einen Wissenschaftler eher unüblich, poetischen und anschaulichen Sprache, über die Vergangenheit, die Gegenwart und die Zukunft des Universums. Nicht alles ist leicht vorstellbar.

• Vorwort
• Der Kosmos
• Das Weltall verstehen
• Schnell
• Eintauchen in die Quantenwelt
• Zum Ursprung in Zeit und Raum
• Rätsel tun sich auf
• Einen Schritt weiter
• Epilog

Das Buch startet mit zwei Versprechen:

„..erstens: Das Buch enthält nur eine einzige Gleichung. Hier ist sie: E=mc²
zweitens: das Buch wird niemanden überfordern"

Und ja, Galfard hält sein Versprechen. In teilweise kurzen Kapiteln wird uns der Stoff eindrücklich vermittelt. An anderer Stelle wiederholt er „.. Du erinnerst dich, …“ zum besseren Verständnis bereits Gesagtes.

Stellenweise wirkt das Buch wie ein Jugendbuch bzw. wie ein Auszug aus der Science Fiction-Literatur (Ich habe immer darauf gewartet, dass Mr. Spock doch noch um die Ecke linst.). Vermutlich liegt das daran, dass Galfard den Leser direkt mit eine freundlichen „du“ anspricht. So kann man sich bei der Reise in das Universum an der Hand genommen, fühlen. Man dünkt sich immer mitten Geschehen, pirscht sich an die Sonne und/oder andere Himmelskörper an und kann nur staunen.
„Gute SF ist besser als schlechte Wissenschaft" (brit. Astronom Sir Martin Rees/S. 69). Ja, dem kann ich beipflichten.

Man merkt, dass der geniale Stephen Hawking Galfards Doktorvater ist. Der Erzählstil ist ähnlich. Diese Bemerkung soll Christophe Galfards Buch jetzt nicht herabsetzen, denn ich habe gehörigen Respekt vor Wissenschaftler, die sperrige Themen gut aufbereiten und Nicht-Fachleuten amüsant und interessant darreichen. Insider von Astrophysik werden vermutlich zu anderen Werken greifen, mir hat es jedoch gut gefallen.

Die Aufmachung des Buches ist gediegen und sehr schön gestaltet. Es lässt sich daher mehrmals zur Hand nehmen, ohne dass die Seiten davonfliegen. Davonfliegen sollst nämlich nur „du“ – in die Weiten des Weltalls.

Fazit:

Ein unterhaltsames und informatives Werk, das in keiner Schulbibliothek fehlen sollte. Es ist auch für Erwachsene, die sich bislang wenig mit den komplexen Zusammenhängen des Universums beschäftigt haben, eine Bereicherung. Eine gewisse Aufmerksamkeit beim Lesen ist allerdings erforderlich. Gerne gebe ich 5 Sterne.


Veröffentlicht am 06.02.2018

Das Land faszinierend, das Buch eine Mogelpackung

Russland
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Russland ist ein beeindruckendes Land mit großartigen Städten und weiten, oft unheimlich wirkenden Landschaften.

Das Cover dieses 640 Seiten dicken Buches hat mich fasziniert. Umso mehr wiegt meine Enttäuschung ...

Russland ist ein beeindruckendes Land mit großartigen Städten und weiten, oft unheimlich wirkenden Landschaften.

Das Cover dieses 640 Seiten dicken Buches hat mich fasziniert. Umso mehr wiegt meine Enttäuschung über den Inhalt.

Die Fotos sind zum überwiegenden Teil toll und opulent, der dazugehörige Text ist stellenweise nicht sehr sorgfältig recherchiert. So ist z.B. die Schlacht um Stalingrad mit „Winter 1941/42“ angegeben, tatsächlich fand sie zwischen August 1942 und Februar 1943 statt. So ein gravierender Fehler sollte den Journalistinnen Barbara Kerneck, die von 1988 bis 2000 freie Korrespondentin in Moskau war, und Barbara Oertel nicht passieren. Beide sind bei der taz beschäftigt.

Leider lässt auch der Schreibstil insgesamt zu wünschen übrig. Gemeinplätze und Binsenwahrheiten wechseln einander ab. Bildunterschriften erwähnen Gezeigtes nochmals.

Allerdings habe ich zum Schluss noch im Bildnachweis entdeckt, dass die Bilder bei diversen Fotoagenturen eingekauft wurden. Ich frage mich, worin die Arbeit der beiden Journalistinnen liegt?
Für mich persönlich ist das Buch, das immerhin 42,00 Euro kostet, eine Mogelpackung.

Fazit:

Eine herbe Enttäuschung, daher nur 2 Sterne.