Platzhalter für Profilbild

Venatrix

Lesejury Star
offline

Venatrix ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Venatrix über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 03.02.2018

Eintauchen in die Welt von 1672

Die Henkerstochter und der Rat der Zwölf (Die Henkerstochter-Saga 7)
0

Im nunmehr siebenten Band der historischen Krimi-Reihe rund um die Henkersfamilie Kuisl führt uns diesmal nach München, wo eine Versammlung von zwölf Henkern stattfindet.
Wir tauchen ein in die Welt von ...

Im nunmehr siebenten Band der historischen Krimi-Reihe rund um die Henkersfamilie Kuisl führt uns diesmal nach München, wo eine Versammlung von zwölf Henkern stattfindet.
Wir tauchen ein in die Welt von 1672, in der Glauben und Aberglauben ziemlich dicht aneinander liegen und die Henker als ehrlos gelten.

Doch es ist nicht nur die Versammlung des Rates die die Familien Kuisl und Fronwieser nach München führen. Magdalena, Kuisls Tochter und Gemahlin des Schongauer Stadtarztes Simon Fronwieser, möchte für ihren wissbegierigen Sohn Peter einen Schulplatz an einer angesehenen Schule, Simon möchte sein medizinisches Tractat mit einem Gleichgesinnten diskutieren und veröffentlichen und Vater Jakob Kuisl möchte seine zweite Tochter Barbara verheiraten. Die Auswahl der Kandidaten ist gering, dürfen Henkerskinder wiederum nur in Henkerfamilien einheiraten. Obwohl, Magdalena hat ihren Willen durchgesetzt und den Arzt Simon geheiratet. Wird dies auch Barbara gelingen?
Doch bevor es dazu kommt, gibt es einige Morde zu klären. Da sind zum einen die Verbrechen an jungen Mädchen, die weil „nur“ Tagelöhnerinnen niemanden interessieren und zum anderen zwei Morde an den Teilnehmern des Henkerrats. Ist es derselbe Mörder? Und was geht in der Seidenwebermanufaktur vor? Drei der toten Mädchen haben dort gearbeitet – ist das die Gemeinsamkeit? Doch wie passen die Morde an den Henkern hier ins Bild?

Außerdem treibt eine Geldfälscherbande in München ihr Unwesen. Gutes Silbergeld wird gegen minderwertiges ausgetauscht. Wer steckt hinter diesem Betrug?

Und was hat das entlaufene Schoßhündchen von Prinz Max Emanuel mit der ganzen Angelegenheit zu tun?

Fragen über Fragen denen die Familienmitglieder der Kuisls und Fronwiesers einzeln nachgehen. Jeder verfolgt eine andere Spur und bis man auf die Zusammenhänge kommen, ist es für einige Familienmitglieder beinahe zu spät.

Meine Meinung:

Autor Oliver Pötzsch hat mit seiner Henkersfamilie eine hinreißende Serie geschaffen. Starke Charaktere, die gegen Aberglauben und Hexenglauben kämpfen. Es ist ein schön-schauriges Sittenbild Deutschlands nach dem Dreißigjährigen Krieg. Jakob Kuisl verlässt sich bei seinen Ermittlungen auf seinen Verstand, sucht Beweise und ist so der Vorreiter moderner Polizeimethoden.

Der Schreibstil des Autors ist authentisch, klar und (wäre das Buch ein Wien) süffig. Ich kann gar nicht genug davon bekommen und es reut mich fast, die Serie nicht schon früher begonnen zu haben. Im Regal stehen die vorhergehenden Bände ja schon länger.

Wie wir es von Oliver Pötzsch, der mit den Kuisls verwandt ist, gewohnt sind, ist der Inhalt penibel recherchiert. Zudem treten historische Personen wie die Kurfürstliche Familie und der Dr. Geiger höchst persönlich auf. Auch die erwähnte Seidenweberei ist historisch belegt. Ausgehend von Lucca (Oberitalien) versuchten die Herrschaftshäuser jenseits der Alpen unabhängig von den Importen zu werden und die kostbare Ware selbst herzustellen. Die Stunde der Hochblüte der deutschen Seidenindustrie wird erst im 18. Und 19. Jahrhundert schlagen (Crefeld usw.).

Auch die historischen Karten sind immer ein Highlight. Die im Nachwort angeführten Spaziergänge auf den Spuren der Henkersfamilie Kuisl laden zum Flanieren durch München ein.

Fazit:

Ein historischer Roman, der fesselt, der uns die Zeitgeschichte um 1672 näher bringt und dem ich gerne 5 Sterne und eine Leseempfehlung gebe.

Veröffentlicht am 03.02.2018

Ein Geflecht aus Lügen ...

Finster ist die Nacht
0

nhalt:

Sonderermittlerin Macy Greely wird mitten in der Nacht zur Entführung des Radiomoderators Philipp Long gerufen. Kurz vor dem Erreichen von Longs Aufenthalt läuft ihr der Mann vor das Auto und ...

nhalt:

Sonderermittlerin Macy Greely wird mitten in der Nacht zur Entführung des Radiomoderators Philipp Long gerufen. Kurz vor dem Erreichen von Longs Aufenthalt läuft ihr der Mann vor das Auto und verursacht dadurch einen schweren Unfall. Doch nicht genug damit, Long wird vor Macys Augen mit ihrer Dienstwaffe erschossen, während sie selbst verletzt im Auto eingeklemmt ist.
Obwohl traumatisiert, ermittelt Macy weiter. Schnell werden die mutmaßlichen Täter gefunden: Beide tot. Es scheint, als wäre der Fall gelöst. Doch Macy verbeißt sich in das Verbrechen und findet allerlei Ungereimtheiten im Leben des Opfers und der Täter.

Meine Meinung:

„Finster ist die Nacht“ ist bereits der dritte Krimi von Karin Salvalaggio und mein erster Krimi der Autorin. Anders als in den meisten Krimi-Reihen empfiehlt es sich, die Reihenfolge einzuhalten.

Die Leser erhalten immer wieder Infos über das Leben von Macy, die nur im Zusammenhang mit den voran gegangen Büchern wirklich gut verständlich sind. Sie versucht, wie Millionen anderer Frauen, Familie und Beruf unter den Hut zu bringen.

Der Krimi selbst ist komplex. Es gibt einige Handlungsstränge. Die Verwicklungen und Verstrickungen der Bewohner gut dargestellt. Einen möglichen Täter habe ich recht bald ausgemacht, doch ich war gespannt, wie lange Macy braucht, ihre Schlüsse aus den Hinweisen zu ziehen.

Fazit:

Ein durchaus interessanter Krimi, dem ich 3 Sterne gebe, weil man die Reihe unbedingt von Anfang an lesen sollte.

Veröffentlicht am 03.02.2018

Komplexes Psychodrama

Drei Tage und ein Leben
0

„Ende Dezember 1999 ging eine überraschende Reihe tragischer Ereignisse auf Beauval nieder...“, mit diesen Worten beginnt dieses Buch.

Was sind nun diese Vorfälle?

Da ist zum einem das plötzliche Verschwinden ...

„Ende Dezember 1999 ging eine überraschende Reihe tragischer Ereignisse auf Beauval nieder...“, mit diesen Worten beginnt dieses Buch.

Was sind nun diese Vorfälle?

Da ist zum einem das plötzliche Verschwinden des sechsjährigen Rémi Desmedt und andererseits zwei Unwetter, die die persönliche Katastrophe der Eltern einfach vergessen machen.

Was ist mit Rémi passiert?

Antoine, der zwölfjährige Nachbarsjunge muss miterleben, wie Rémis Vater den kleinen Hund Odysseus brutal umbringt. Obwohl der stille Antoine eher zu Melancholie neigt und noch nie durch Gewalttätigkeiten aufgefallen ist, erschlägt er in einem Anfall blinder Wut, Rémi im Wald. Die Leiche versteckt er in einem Hohlraum unter einem umgestürzten Baum.

Noch bevor die Suchtrupps ihre Arbeit beenden könne, verwüsten die Stürme „Lothar“ und „Martin“ das Dorf. Das Verschwinden des Kindes versinkt angesichts des materiellen Schadens in der Bedeutungslosigkeit. Hier stellt sich für mich die Frage „Was ist das Leben eines Kindes wert? Mehr als ein gefluteter Keller und ein abgedecktes Haus? Oder doch eher weiniger?

Immer wieder schwenkt der Autor in die Psyche des kindlichen Täters um. Antoine will fliehen, will Selbstmord begehen. Beides verhindern seine Mutter Blanche und der Dorfarzt. Beide ahnen, dass Antoine mit dem Rémis Verschwinden zu haben könnte. Doch niemand spricht die Frage aus. Der Arzt bietet seine Rolle als Beichtvater an, die Mutter scheint selbst ein Geheimnis zu haben.

Wird Antoine mit der Schuld und der Ungewissheit, ob er jemals der Tat beschuldigt wird leben können?

Das Gefühlsleben von Antoine ist erschreckend lebhaft dargestellt.
Was muss in der Psyche eines Kindes vorgehen, dass eine solche Tat begangen hat und sich nicht mitteilen kann? Die Panikattacken sprechen für sich. So gesehen ist es beinahe schon eine Meisterleistung, das Medizinstudium abzuschließen. Antoine ist inzwischen Arzt und gerade auf Besuch bei seiner Mutter als im Jahr 2011 Rémis Überreste gefunden werden. Der Verdacht fällt auf Kowalski, den die Ermittler schon 1999 im Visier hatten.

Doch die Spannung steigert sich deutlich, als Antoine mit seiner Jugendfreundin Emilie ein einmaliges sexuelles Abenteuer hat, von dem sie schwanger wird.
Vor die Wahl gestellt, durch eine DNA-Probe seine Vaterschaft abzustreiten und dadurch eventuell in der DNA-Datenbank der Polizei zu landen und des Haares wegen, das man bei Rémi gefunden hat als dessen Mörder überführt zu werden, wählt Antoine, das persönliche Gefängnis: Die Ehe mit Emilie.

Meine Meinung:

Dieses Psychodrama geht unter die Haut. Da ist einerseits die Psyche des Täters und andererseits die Gefühllosigkeit der Dorfbewohner, die angesichts der Naturkatastrophe auf die menschliche vergessen.

Der Autor lässt uns an der durchwachsenen Haltung der Dorfbewohner teilhaben. Man geht zum Beispiel aus Gewohnheit in den Gottesdienst. Der Satz „Der religiöse Eifer war eine recht saisonale Angelegenheit“ dies deutlich.

Der Schreibstil ist, trotz der dramatischen Ereignisse, poetisch zu nennen.

Der Mutter muss ich ein wenig den Vorwurf machen, nicht mehr auf ihren verstörten Sohn eingegangen zu sein. Aber, wie sich ja letztendlich herausstellt, hatte sie selbst ein Geheimnis zu hüten.

Das Cover hat mich sehr beeindruckt. Es stellt wohl Antoine und seine Verletzlichkeit dar.

Fazit:

Ein fesselndes Psychodrama, dem ich gerne 5 Sterne gebe.

Veröffentlicht am 03.02.2018

Fesselnd bis zur letzten Seite

Nachts am Brenner
0

Lenz Koppelstätter entführt seine Leser für den nun dritten Fall für Commissario Grauner und Ispettore Saltapepe an die verlassene Brenner-Grenze.
Dort wo früher abertausende von Reisenden die Grenzposten ...

Lenz Koppelstätter entführt seine Leser für den nun dritten Fall für Commissario Grauner und Ispettore Saltapepe an die verlassene Brenner-Grenze.
Dort wo früher abertausende von Reisenden die Grenzposten zwischen Italien und Österreich passierten, ist seit dem Bau der Autobahn bzw. des Schengen-Abkommens nahezu nichts mehr los. Einzig das Puff auf österreichischer Seite erfreut sich regen Zulaufs, da in Italien solche Etablissements verboten sind.

Das Opfer ist ein alter Mann, der grausam verstümmelt wurde.
Während der ersten Befragungen verschwindet ein weiterer alter Mann. Auch dieser wird tot aufgefunden. Als sich herausstellt, dass beiden Toten regelmäßig mit zwei anderen Dorfbewohnern Karten spielte, sehen Grauner und Saltapepe die anderen Spieler in Gefahr.
Ein Motiv ist vorerst nicht auszumachen und so kehrt Grauner in die Behausungen der Mordopfer zurück. Dort entdeckt er eine Visitenkarte, die einen Zusammenhang mit dem bislang ungeklärten Mord an seinen eigenen Eltern herzustellen vermeint.
Ohne Staatsanwalt Belli zu informieren, ermittelt Grauner alleine weiter. Nur Saltapepe wird in Grundzügen eingeweiht. Damit setzt Grauner seine berufliche Zukunft aufs Spiel.

Wird es nun endlich gelingen, die Morde an Grauners Eltern aufzuklären? Und wie hängen die aktuellen Gewaltverbrechen damit zusammen? Denn, dass es hier eine Verbindung geben muss, ist Grauner klar, nur welche?

Meine Meinung:

Die beiden Kriminalbeamten könnten unterschiedlicher nicht sein: der bodenständige, etwas altmodisch wirkende Johann Grauner, der eigentlich auch gerne Viechbauer ist und der quirlige Neapolitaner Claudio Saltapepe.

Während schön langsam das Geheimnis um Grauner gelüftet wird, bekommen wir über Saltapepes Vergangenheit nur Bruchstücke zu lesen. Wir wissen, dass er vor der Mafia geflüchtet ist, dass ein Bruder von derselben ermordet wurde und, dass er die Südtiroler als schräge Spezies wahrnimmt.

In wunderbarer, beinahe poetisch anmutender Sprache werden uns die Lebensumstände der Menschen am Brenner/Brennero dargebracht. Es ist ein Landstrich, der die Menschen prägt. Seit der Antike, die einzige Verbindung zwischen Nord und Süd, unwirtlich und immer wieder hart umkämpft, bildet der Pass eine perfekte Kulisse für einen Krimi, der bis in die Nazi-Zeit hineinreicht. Die Landschaft ist karg, die Einkommen der Menschen gering, sodass der Schmuggel mit Waren aller Art seit Menschengedenken als eine übliche Einkommensquelle angesehen wird. Sei es, dass Menschen vom Norden in den Süden oder umgekehrt geschmuggelt oder dass der Drogen über den Pass gebracht werden.

Die Personen sind gut charakterisiert. Sie haben Ecken und Kanten, ein wettergegerbtes Gesicht und meistens keine Illusionen (mehr).
Ohne in ein Klischee abzudriften, versteht es Lenz Koppelstätter auf die Eigenheiten der Region einzugehen. Subtil und unaufgeregt in den Krimi eingeflochten, erfährt man einige Details zur Geschichte des Brennerpasses.

Fazit:

Ein spannungsreicher Krimi, der einen bis zur letzten Seite fesselt. Komplex und mit Tiefgang – ja, so soll ein Krimi sein. Gerne gebe ich 5 Sterne und eine absolute Leseempfehlung für alle drei Bände.

Veröffentlicht am 03.02.2018

very british

Geheimnis in Rot
0

Dieser Krimi ist der letzte aus der Feder von Mavis Doriel Hay, einer britischen Krimi-Autorin (1894-1979), die Zeit ihres Lebens ein Geheimnis um ihre Person gemacht hat.

Die Autorin entführt ihre Leser ...

Dieser Krimi ist der letzte aus der Feder von Mavis Doriel Hay, einer britischen Krimi-Autorin (1894-1979), die Zeit ihres Lebens ein Geheimnis um ihre Person gemacht hat.

Die Autorin entführt ihre Leser nach Melbury Manor, zur Weihnachtsfeier mit dem Familientyrannen Sir Osborne Melbury. Obwohl niemand den Despoten leiden kann, folgen doch alle Familienmitglieder dem Befehl zu erscheinen, gibt es doch in ferner Zukunft ein fettes Erbe. Dass der Erbfall unmittelbar bevorsteht, weiß nur der Mörder.
Doch wer hat Sir Osborne auf dem Gewissen? Der Verdächtigen sind viele, hat doch beinahe jedes Familienmitglied ein Motiv. Sei es, dass nur standesgemäß und gewinnbringend, aber ohne Zuneigung, geheiratet werden muss oder sei, dass er seine Kinder sonst wie am Gängelband hält.

Meine Meinung:

Der Krimi ist 1936 erstmals erschienen und daher in der damals bewährten Tradition geschrieben.
Der Schreibstil ist klassisch, typisch britisch und schön zu lesen. Die Autorin schafft es perfekt, die angespannte Atmosphäre im Hause Melbury darzustellen.

Interessant ist der häufige Perspektivenwechsel in den ersten Kapiteln des Krimis. Zuerst werden die Ereignisse aus Sicht der Gäste präsentiert. Dadurch erhält der Leser einen Einblick in die Charaktere der Familienmitglieder. Dann, ab Kapitel 6 hat Colonel Halstock, ein hochrangiger Polizist und gleichzeitig Freund der Familie das Sagen.
Peu à peu schreitet die Aufklärung des Verbrechens voran. Hier geht es very british zu. Keine wilden Verfolgungsjagden, wenig „action“ und doch liest sich das Buch durchaus angenehm und spannend.

Den deutschen Titel finde ich nicht so ganz gelungen. Im Original heißt das Buch „The Santa Klaus Murder“ (den „Klaus“ mit K statt C geschrieben).

Die Aufmachung ist gut gelungen. Die Leinenstruktur sowie das Lesebändchen machen aus dem Krimi ein nettes Mitbringsel.

Fazit:

Wer einen Krimi aus der goldenen Zeit dieses Genres sucht, wird hier fündig. Gerne gebe ich 4 Sterne.