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Venatrix

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 03.02.2018

Solider Toskana-Krimi

Die Morde von Morcone
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Der Münchner Anwalt Robert Lichtenwald zieht sich in die Toskana, genauer gesagt in die idyllische Kleinstadt Morcone, zurück, um über sein Leben nachzudenken. Mit seinem Vermieter, dem Conte di Montecivetta, ...

Der Münchner Anwalt Robert Lichtenwald zieht sich in die Toskana, genauer gesagt in die idyllische Kleinstadt Morcone, zurück, um über sein Leben nachzudenken. Mit seinem Vermieter, dem Conte di Montecivetta, und einen Eigenbrötler, den alle nur den „Philosophen“ nennen, verbringt er viel Zeit. Bei einem der Streifzüge durch die Weinberge entdecken Lichtenwald und der Conte eine Leiche, die sich bei näherem Hinsehen als Hermaphrodit entpuppt. Dass der Leiche der Buchstabe „L“ eingeritzt worden ist, sorgt bei den herbei gerufenen Carabinieri für Stirnrunzeln. Man ermittelt in alle Richtungen. Dann wird am nächsten Montag die nächste Leiche gefunden – diesmal ziert ein „A“ den Körper, eine Woche später – die nächste Leiche, diesmal mit „G“ gekennzeichnet.
Handelt es sich hier um einen Serientäter? Wer spielt hier Scrabble mit der Polizei?

Die Moroconesi sind beunruhigt. Giada, eine zornige junge Frau und(Teilzeit)Journalistin geht der Sache nach und schürt mit reißerischen Artikeln die Ängste der Bevölkerung.
Als ihr Freund Antonio, der gerne faschistische Reden schwingt, unter Verdacht gerät und verhaftet wird, bittet sie Lichtenwald um Hilfe.
Gemeinsam kommen sie dem Mörder gefährlich nahe und in höchste Lebensgefahr.

Wird es ihnen gelingen, den Mörder zu überführen und unschädlich zu machen?

Meine Meinung:

Der Autor verwendet eine flüssige und bildhafte Sprache, die sich gut lesen lässt und dem Krimi einen hohen Spannungsbogen verleiht. Geschickt wird der Perspektivenwechsel inszeniert. Wir erfahren einiges über den Mörder.

Auf Grund des Buchstabenpuzzles und einiger scheinbar nebenbei eingestreuten Hinweisen habe ich für mich den Mörder frühzeitig entlarvt, was aber der Spannung nicht geschadet hat. Denn, haben Giada und Robert dieselben Ideen wie ich? Die Motive sind grundsätzlich nachvollziehbar. Allerdings habe ich mit Fanatikern aller Couleurs so mein persönliches Problem.

Die Charaktere haben Ecken und Kanten. Lichtenwald kann sich (noch) nicht entscheiden ob er sich zu Giada hingezogen fühlt oder nicht und macht das, was er bis zur Perfektion beherrscht: er flüchtet. Diesmal in die umgekehrte Richtung, nämlich zurück nach München.

Giada verkörpert die Generation junger Frauen, die ein wenig über die Stränge schlagen und wenn es sein muss, ihr Leben und das ihrer Lieben straff in die Hand nehmen.

Über die Donatella Lagraná, die Carabinieri-Offizierin, hätte ich mir mehr Information gewünscht. Aber, das kann ja in einer (angekündigten) Fortsetzung durchaus möglich sein.

Fazit:

Ein durchaus solider Krimi, bei dem noch ein wenig Luft nach oben ist. Vier Sterne

Veröffentlicht am 03.02.2018

Das Meer gibt, das Meer nimmt ...

Die Hummerkönige
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Die Leseprobe hat mich sehr angesprochen und ich habe eine spannende „Auswanderer-Saga“ erwartet. Der Beginn hat mich ein wenig an die Balladen der schottischen Highlands, die oft über die Selkies singen, ...

Die Leseprobe hat mich sehr angesprochen und ich habe eine spannende „Auswanderer-Saga“ erwartet. Der Beginn hat mich ein wenig an die Balladen der schottischen Highlands, die oft über die Selkies singen, erinnert. Leider sind meine Erwartungen nicht erfüllt worden.

Cordelia Kings, Nachfahrin des legendären Brumfitt Kings, der vor 300 Jahren die Insel als erstes betreten hat, erzählt die Geschichte in der Ich-Form.
Brumfitts Gemahlin soll – einer Meerjungfrau gleich - einst dem Meer entstiegen sein und gute Hummerfänge garantieren. Doch die garantierte Fangquote hat ihren Preis: das Meer fordert den jeweils ersten Sohn jeder Kings-Generation als Opfer. Bislang holte sich das Meer jedes Jahr seinen Tribut.
Auch Cordelias Bruder ertrinkt neunjährig bei seinem ersten Hummerfang. Im Gegensatz zu Cordelia wollte der Kleine niemals Hummerfischer werden …

Eigentlich sollte nun der Fluch gebrochen sein, da Cordelia in die Fußstapfen ihrer Vorväter tritt. Doch die junge Frau muss gegen alle möglichen Widersacher und Schicksalsschläge kämpfen.

Meine Meinung:

Die Legende rund um Brumfitt Kings nimmt einen gewaltigen Raum ein: seine Tagebücher und Bilder werden von Cordelia nahezu verehrt. Dabei gleitet der Autor für mein Empfinden ein wenig zu sehr in das Mystische ab. Die Geschichten muten für mich teilweise seltsam. Ich sie nicht wirklich einordnen.

Nervig finde ich Cordelia und ihre Besessenheit von Brumfitt. Ich vermute, sie soll tough dargestellt sein, doch ihr Verhalten wirkt auf mich berechnend.

Ziemlich abstoßend empfinde ich den Charakter von Woody. Ja, ok, die Gegend ist rau, die Arbeit hart, aber so ein gefühlskalter Klotz, den nicht einmal der Tod seines kleinen Sohnes berührt?

Gut gefallen hat mir die Schilderung der harten Arbeit der Hummerfischer und die raue Umgebung.

Fazit:

Leider bin ich mit den Charakteren und der Geschichte nicht wirklich warm geworden. Mehr als drei Sterne kann ich leider nicht vergeben.

Veröffentlicht am 03.02.2018

Nicht mein Fall

Dem Kroisleitner sein Vater
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Im Prolog und den ersten beiden Kapiteln werden drei Protagonisten vorgestellt: Der Berliner Kriminalbeamte Frassek, der mehr Probleme als nötig hat, der Kroisleitner, dessen Vater tot aufgefunden wird ...

Im Prolog und den ersten beiden Kapiteln werden drei Protagonisten vorgestellt: Der Berliner Kriminalbeamte Frassek, der mehr Probleme als nötig hat, der Kroisleitner, dessen Vater tot aufgefunden wird und Amy, in London, die ihrem eigenen Begräbnis in London beiwohnt – ein interessanter Einstieg. Doch leider verliert der Krimi von Kapitel zu Kapitel, von Seite zu Seite.

Es gibt eine Menge Erzählstränge, die scheinbar miteinander verflochten oder doch nicht zusammenhängen. Wir switchen von London zu Frassek nach Berlin und in das idyllische St. Margarethen in der schönen Steiermark, wo jeder jeden kennt, aber trotzdem viele Geheimnisse schlummern.

Einiges liest sich mühsam und konstruiert. Ich gebe zu, ich habe mehrmals mit mir gerungen, das Buch wegzulegen. Es werden viel zu viele verzweigt Nebenhandlungen eingeführt, die dann plötzlich zur Hauptsache werden und wieder in der Versenkung verschwinden. Hier hat der Autor wider besseres Wissen einfach zu viel gewollt. Für mich kommt nicht klar heraus, welche nun die Hauptgeschichte ist.

Ich finde z. B. die Geschichten im Dorf um den Mönch, den Goldschatz und den alten Kroisleitner sehr spannend. Diese Verstrickungen alleine könnten ein ganzes Buch füllen.

Da hätte es Amy, ihre Rückkehr sowie die Entführung und auch die Geschichte um Frassek samt Tochter und deren Bemühungen, abzuschiebende Asylanten zu verstecken, nicht gebraucht. Auch Amys Geschichte als Solopart hätte eine höchst fesselnde Story ergeben können. Für mich schwächelt dieser Teil, nach einem wirklich tollen Einstieg, dahin.

Die unten stehende Buchbeschreibung kann ich leider nicht ganz nachvollziehen
»Eine Oper im Dreivierteltakt – Heimatfilm, Bergdrama und Krimi – Martin Schult bringt mit Frassek und Sprotz den Berliner Wedding in die Steiermark, lässt Menschen sterben und wieder auferstehen und höchst unterhaltsam zwei Welten aufeinanderprallen.« (Christoph Schröder, freier Literaturkritiker und Mitglied der Jury des Deutschen Buchpreises 2016)

Ja, wenn man nur die ersten 20, 25 Seiten liest, könnt man dem vielleicht beipflichten. Doch, wie schon erwähnt, je länger das Buch desto weniger unterhaltsam.

Fazit:

Dieser Krimi soll der Auftakt einer Reihe rund um Frassek sein. Ob ich einen weiteren Fall lesen werde? Wahrscheinlich nicht. Diesmal reicht es nur für zwei Punkte.

Veröffentlicht am 03.02.2018

Fesselnd und einfühlsam

Sturmherz
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Normalerweise bin ich ja kein Fan von sogenannten „Frauenromanen“, doch diesmal hat mich der Klappentext neugierig gemacht.

Die Geschichte von Alexa Petri und dem schwierigen Verhältnis zu ihrer Mutter ...

Normalerweise bin ich ja kein Fan von sogenannten „Frauenromanen“, doch diesmal hat mich der Klappentext neugierig gemacht.

Die Geschichte von Alexa Petri und dem schwierigen Verhältnis zu ihrer Mutter Cornelia, von mehr als zwei – auf Grund einer Lüge - zerstörten Leben haben mich dann doch fasziniert.

Vor allem die unterschiedlichen Perspektiven, der Geschichte sind spannend arrangiert. Die Rückblenden in das Jahr 1962, dem Jahr der großen Sturmflut in Hamburg, die Dutzende Menschen das Leben gekostet hat, sind eindrucksvoll geschildert. (Ich habe dabei immer die Doku mit Helmut Schmidt im Kopf.).
Die Briefe, das Tagebuch und die ergänzenden Erzählungen von Richard und Ethan Henderson eröffnen Alexa eine völlig andere Cornelia, als die die sie als Mutter gekannt hat.

Meine Meinung:

Eine tolle Idee, die sehr gut umgesetzt wurde. Der Schreibstil gefällt mir. Ich kann die Gefühle der Charaktere gut nachvollziehen. Dies ist der erste Roman aus Corina Bomanns Feder und wird vermutlich nicht der letzte sein.

Fazit:

Gerne gebe ich für diesen fesselnden Roman 5 Sterne.

Veröffentlicht am 03.02.2018

Eintauchen in die Welt von 1672

Die Henkerstochter und der Rat der Zwölf (Die Henkerstochter-Saga 7)
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Im nunmehr siebenten Band der historischen Krimi-Reihe rund um die Henkersfamilie Kuisl führt uns diesmal nach München, wo eine Versammlung von zwölf Henkern stattfindet.
Wir tauchen ein in die Welt von ...

Im nunmehr siebenten Band der historischen Krimi-Reihe rund um die Henkersfamilie Kuisl führt uns diesmal nach München, wo eine Versammlung von zwölf Henkern stattfindet.
Wir tauchen ein in die Welt von 1672, in der Glauben und Aberglauben ziemlich dicht aneinander liegen und die Henker als ehrlos gelten.

Doch es ist nicht nur die Versammlung des Rates die die Familien Kuisl und Fronwieser nach München führen. Magdalena, Kuisls Tochter und Gemahlin des Schongauer Stadtarztes Simon Fronwieser, möchte für ihren wissbegierigen Sohn Peter einen Schulplatz an einer angesehenen Schule, Simon möchte sein medizinisches Tractat mit einem Gleichgesinnten diskutieren und veröffentlichen und Vater Jakob Kuisl möchte seine zweite Tochter Barbara verheiraten. Die Auswahl der Kandidaten ist gering, dürfen Henkerskinder wiederum nur in Henkerfamilien einheiraten. Obwohl, Magdalena hat ihren Willen durchgesetzt und den Arzt Simon geheiratet. Wird dies auch Barbara gelingen?
Doch bevor es dazu kommt, gibt es einige Morde zu klären. Da sind zum einen die Verbrechen an jungen Mädchen, die weil „nur“ Tagelöhnerinnen niemanden interessieren und zum anderen zwei Morde an den Teilnehmern des Henkerrats. Ist es derselbe Mörder? Und was geht in der Seidenwebermanufaktur vor? Drei der toten Mädchen haben dort gearbeitet – ist das die Gemeinsamkeit? Doch wie passen die Morde an den Henkern hier ins Bild?

Außerdem treibt eine Geldfälscherbande in München ihr Unwesen. Gutes Silbergeld wird gegen minderwertiges ausgetauscht. Wer steckt hinter diesem Betrug?

Und was hat das entlaufene Schoßhündchen von Prinz Max Emanuel mit der ganzen Angelegenheit zu tun?

Fragen über Fragen denen die Familienmitglieder der Kuisls und Fronwiesers einzeln nachgehen. Jeder verfolgt eine andere Spur und bis man auf die Zusammenhänge kommen, ist es für einige Familienmitglieder beinahe zu spät.

Meine Meinung:

Autor Oliver Pötzsch hat mit seiner Henkersfamilie eine hinreißende Serie geschaffen. Starke Charaktere, die gegen Aberglauben und Hexenglauben kämpfen. Es ist ein schön-schauriges Sittenbild Deutschlands nach dem Dreißigjährigen Krieg. Jakob Kuisl verlässt sich bei seinen Ermittlungen auf seinen Verstand, sucht Beweise und ist so der Vorreiter moderner Polizeimethoden.

Der Schreibstil des Autors ist authentisch, klar und (wäre das Buch ein Wien) süffig. Ich kann gar nicht genug davon bekommen und es reut mich fast, die Serie nicht schon früher begonnen zu haben. Im Regal stehen die vorhergehenden Bände ja schon länger.

Wie wir es von Oliver Pötzsch, der mit den Kuisls verwandt ist, gewohnt sind, ist der Inhalt penibel recherchiert. Zudem treten historische Personen wie die Kurfürstliche Familie und der Dr. Geiger höchst persönlich auf. Auch die erwähnte Seidenweberei ist historisch belegt. Ausgehend von Lucca (Oberitalien) versuchten die Herrschaftshäuser jenseits der Alpen unabhängig von den Importen zu werden und die kostbare Ware selbst herzustellen. Die Stunde der Hochblüte der deutschen Seidenindustrie wird erst im 18. Und 19. Jahrhundert schlagen (Crefeld usw.).

Auch die historischen Karten sind immer ein Highlight. Die im Nachwort angeführten Spaziergänge auf den Spuren der Henkersfamilie Kuisl laden zum Flanieren durch München ein.

Fazit:

Ein historischer Roman, der fesselt, der uns die Zeitgeschichte um 1672 näher bringt und dem ich gerne 5 Sterne und eine Leseempfehlung gebe.