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Venatrix

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Veröffentlicht am 15.09.2016

Wie sich Borkum gegen Napoleon stellen ...

Friesenrebellion
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„Wir zahlen Geld für die Nutzung von Gold- und Silbergegenständen, die uns seit Jahrzehnten gehören. Jetzt haben wir keins mehr. Sogar das Auflegen von Puder und das Tragen von Perücken kostet, als ob ...

„Wir zahlen Geld für die Nutzung von Gold- und Silbergegenständen, die uns seit Jahrzehnten gehören. Jetzt haben wir keins mehr. Sogar das Auflegen von Puder und das Tragen von Perücken kostet, als ob wir die noch hätten. >Madame< vielleicht. Steuern auf Seife, Salz, Tabak, Alkohol, Torf, Mahlkorn, Schlachtvieh und das Wiegen. Fehlt nur noch, dass ich jedes Mal, wenn ich vom Ostland zum Westland gehe, eine Gebühr bezahlen muss.“

Worum geht’s?

Man schreibt das Jahr 1811. Napoleon und seine Truppen sind über Europa hinweggefegt, haben die alte Ordnung durch ihre eigene ersetzt. Der Kaiser der Franzosen hält Völker und Landstriche besetzt, so auch die friesische Insel Borkum. Seit drei Jahren werden rücksichtslos die wenigen Wertsachen, Lebensmittel und Schiffe requiriert. Ohne Boote verlieren die Bewohner Borkums ihren ohnehin kargen Lebensunterhalt. Ohne Schiffe können sie dem Walfang nicht nachgehen. Die Menschen sind gezwungen, vom Schmuggel zu leben. Neben den Besatzern, macht ihnen auch noch der gierige Inselvogt zu schaffen, der von überall seinen Anteil haben will.

Just am 14. August, des Kaisers Geburtstag, erhält Borkum einen neuen Kommandanten, Henri Lebon. Argwöhnisch beobachtet von den Einheimischen lässt einen Geburtstagssalutschuss abfeuern.

Drei junge Männer, die in Napoleons Armee gepresst wurden, sind nach der verlorenen Schlacht desertiert. Sie heuern auf einer englischen Fregatte an. Gewitzt wie die von Wind und Wetter gegerbten Männer sind, bieten sie dem Kapitän eine Möglichkeit, die Insel ohne Gefahr zu betreten. Die Engländer spielen Lebon vor, nach Deserteuren zu suchen, während sie Borkum eilends kartografieren.
Zähneknirschend muss Lebon klein beigeben, da er der Fregatte nichts entgegenzusetzen hat.

Unklar ist, wie sich die Borkumer verhalten sollen, sind sie ja von Engländern und Franzosen nicht wirklich begeistert. Als dann noch eine Leiche am Nordstrand gefunden wird, ist man völlig ratlos.

Akribisch sind die einzelnen Inselbewohner und ihr karges, entbehrungsreiches Leben geschildert.

Das Buch gibt tolle Einblicke in die damalige politische Lage und in die Schifffahrt. Die geschichtlichen Ereignisse sind anschaulich dargestellt. Manches hätte spannender präsentiert werden können.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Penibel recherchiert - empfehlenswert

Napoleon
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Der britische Historiker Munro Price hat sich intensiv mit dem Untergangs Napoleons beschäftigt. Er gräbt tief in den Archiven von Feind und Freund und fördert bislang unbekannte Fakten zu Tage. Die zahlreichen ...

Der britische Historiker Munro Price hat sich intensiv mit dem Untergangs Napoleons beschäftigt. Er gräbt tief in den Archiven von Feind und Freund und fördert bislang unbekannte Fakten zu Tage. Die zahlreichen Fußnoten belegen die Zitate und erschweren manchmal das Lesen, doch für den an Geschichte Interessierten bergen sie oft viele Hinweise zu weiterführenden Informationen.

Munro Price versucht zu belegen, dass nicht die Schlacht von Waterloo das Ende Napoleons besiegelt hat, sondern viele kleine und größere Ereignisse davor.

Der Autor beleuchtet den Gesundheitszustand des Kaisers der Franzosen, der auf Grund der langjährigen Strapazen angegriffen ist. Er vermutet ein Problem mit der Hypophyse, die er für die Stimmungsschwankungen verantwortlich macht. Besonders seit dem verlorenen Russland-Feldzug verhält sich Napoleon zeitweise depressiv und unberechenbar.

Er bemüht sich dabei größtmöglicher Objektivität und beleuchtet auch die mitunter ambivalenten Aussagen und Handlungen sowohl von Napoleon selbst als auch von Zar Alexander.
In Sturheit und Wankelmütigkeit sind sich die beiden ebenbürtig. Napoleon ist allerdings der bessere Militär, während Alexander nur glaubt ein guter Stratege zu sein.

Sehr schön ist auch die Person des Oberbefehlshabers der alliierten Truppen, Karl von Schwarzenberg, herausgearbeitet. Schwarzenberg wird de facto von Price rehabilitiert, da ihm von den Verbündeten Feigheit und Unentschlossenheit vorgeworfen wurde.

Eine besondere Rolle kommt auch Clemens Lothar von Metternich zu, der sich – obwohl von mehreren Seiten diffamiert – um einen akzeptablen Friedensplan bemüht. Spätestens vor der Völkerschlacht bei Leipzig hätte es noch die Möglichkeit gegeben, durch die Abdankung Napoleons zu Gunsten seines Sohnes (immerhin ein halber Habsburger) eine Dynastie Bonaparte zu installieren. Allein, der halsstarrige Despot, der nicht erkennen wollte, dass Frankreich und die eroberten Gebiete sowie der Großteil seiner Marschälle genug des Krieges hatten, verhinderte eine vernünftige Lösung.

Nicht ausgespart wird auch die beinahe grotesk anmutenden Befindlichkeiten der Herrscher, hüben wie drüben.

DerTheorie, Napoleon wollte Selbstmord begehen, sowie einem Mordkomplott zu Opfer fallen wird ebenfalls Platz eingeräumt.

Ich habe schon sehr viele Bücher über Napoleon und seine Weggefährten gelesen. Dieses ist ein sehr empfehlenswertes, da der Autor viele Zeitgenossen zu Wort kommen lässt.