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Venatrix

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Veröffentlicht am 15.10.2023

Eine Hommage an eine mutige Frau

DOROTHEA
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Jürgen Pettinger zeichnet in diesem Buch die Jahre 1941-1944 im Leben der Schauspielerin Dorothea Neff (1903-1986) nach.

Dorothea Neff versteckt in dieser Zeit ihre Lebensgefährtin, die Kostümbildnerin ...

Jürgen Pettinger zeichnet in diesem Buch die Jahre 1941-1944 im Leben der Schauspielerin Dorothea Neff (1903-1986) nach.

Dorothea Neff versteckt in dieser Zeit ihre Lebensgefährtin, die Kostümbildnerin Lilly Wolff in ihrer Wohnung in der Annagasse in Wien. Lilly Wolff ist nämlich gleich doppelt bedroht, denn sie ist lesbisch und Jüdin. Eine tödliche Kombination während des NS-Regimes, das alle jene, die nicht in ihr Weltbild passen, gnadenlos verfolgt und ermordet. Unmittelbar vor der Deportation zieht Lilli Wolff in Dorothea Neffs Wohnung ein.

Dorothea Neff gefährdet mit dieser großzügigen und mutigen Tat nicht nur ihre eigene Schauspielkarriere, sondern auch ihr Leben. Daher spielt sie in diesen vier Jahren die Rolle ihres Lebens. Lilli muss unsichtbar sein, sich wie ein Geist verhalten. Kein Spaziergang, ja nicht einmal ans Fenster gehen und vorsichtig durch die Wohnung schleichen, denn das Knarren des alten Parkettbodens könnte sie verraten. Wenn Dorothea Neff einen der seltenen Besuche bekommt, muss sich Lilli im Kamin verstecken.

Einer der wenigen Menschen, denen sie vertraut ist der junge Arzt Erwin Ringel, der im selben Haus wohnt. Als Lilli Wolff einen Tumor in der Brust entdeckt, schummelt er sie unter falschem Namen ins Krankenhaus. Sie überlebt die Operation.

Die beiden Frauen leben von den mageren Rationen einer einzigen Lebensmittelkarte. Nur hin und wieder gelingt es der Neff, ein paar Deka mehr zu erhalten.

Als dann noch ein hochrangiger SS-Angehöriger in das Haus einzieht, spitzt sich die Situation für Lilli und Dorothea nochmals zu. Doch mit der Ankunft von Mati und Meta Lillis Freundinnen aus dem zerstörten Köln, entgeht Dorothea Neff der behördlich angeordneten Einquartierung. Nun leben vier Frauen von drei Lebensmittelrationen.

Doch auch mit dem Einmarsch der Russen 1945 scheint die Gefahr noch nicht gebannt zu sein.

Nach dem Ende des Krieges wird Lilli Wolff Europa verlassen und niemals wiederkommen. Dorothea Neff hat über die Jahre im Krieg geschwiegen. Erst 1978 spricht sie in einem Interview darüber. Während das offizielle Österreich nach wie vor keine Notiz davon nimmt, wird der israelische Botschafter in Basel auf diesen Artikel aufmerksam. 1980 wird Dorothea Neff mit der Medaille von Yad Vashem als „Gerechte unter den Völkern“ ausgezeichnet.

Meine Meinung:

Wie schon in seinem Buch „Franz. Schwul sein unter dem Hakenkreuz“, hat Jürgen Pettinger mit diesem Buch abermals das Leben homosexueller Menschen während des NS-Regimes nachgezeichnet. Diesmal beschäftigt er sich mit der Schauspielerin Dorothea Neff und der Kostümbildnerin Lilli Wolff, die ein Paar sind. Da Lilli Jüdin ist, schwebt sie in ständiger Gefahr deportiert zu werden.

Die Biografien von Dorothea Neff und Lilli Wolff sind penibel recherchiert. Um die Dramatik dieser Jahre für die Leser erlebbar zu machen, hat Jürgen Pettinger diesmal die Romanbiografie als Erzählform gewählt.

Zahlreiche Fotos ergänzen dieses beeindruckende Buch.

Fazit:

Dieser einfühlsamen und beeindruckenden Romanbiografie, die stellvertretend für Tausende von verfolgten und ermordeten Homosexueller der NS-Zeit steht, gebe ich gerne 5 Sterne.

Veröffentlicht am 02.10.2023

Ein fesselndes Sachbuch

Der stärkste Stoff
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Nachdem ich bereits Norman Ohlers Buch „Der totale Rausch - Drogen im Dritten Reich“ gelesen habe, musste ich dieses neue unbedingt haben.

Diesmal beschäftigt er sich mit Lysergsäurediethylamid besser ...

Nachdem ich bereits Norman Ohlers Buch „Der totale Rausch - Drogen im Dritten Reich“ gelesen habe, musste ich dieses neue unbedingt haben.

Diesmal beschäftigt er sich mit Lysergsäurediethylamid besser bekannt unter dem „Handelsnamen“ LSD. Das ursprüngliche Ausgangsprodukt ist das in der Natur vorkommende giftige Mutterkorn. Inzwischen wird die Substanz synthetisch hergestellt.

Norman Ohler beschreibt die Entdeckung einer Substanz, die als halluzinogene Droge Karriere gemacht hat. Und er fragt, warum LSD nicht als Medikament zugelassen ist.

Er zeichnet den Weg der Droge von seiner zufälligen Entdeckung durch Albert Hofmann 1938 in einem Labor der Schweizer Pharmafirma Sandoz (heute Novartis) zu einem über vielversprechendes Medikament bei Demenz und Alzheimer. Dazwischen liegen Jahre als verbotene Partydroge.
.
Der Autor begibt sich u.a. in die Archive von Sandoz und fördert Erstaunliches zutage. In seinem fesselnden Rückblick auf die Geschichte von LSD erfahren wir unter anderem, wie Schweizer Bauern das giftige Mutterkorn auf dem Getreide regelrecht gezüchtet haben, dass während des Kalten Krieges die Substanz als mögliches Wahrheitsserum eingesetzt worden ist sowie seinen höchst persönlichen Zugang zu LSD: Ohlers Mutter ist an Demenz erkrankt und erhält eine geringe Dosis eines vielversprechenden Medikaments, das LSD enthält.

Obwohl der Wirkstoff LSD in Medizinerkreisen als mögliches Medikament bei neuralen Erkrankungen gilt, ist das große mögliche therapeutische und medizinische Potenzial bei Demenz- und Alzheimererkrankungen noch nicht ausgeschöpft worden. Der Substanz haftet das Schmuddelimage seines früheren Drogenmissbrauchs an.

Ob es gelingen wird, die Substanz zum Wohle der Menschen einzusetzen?

Meine Meinung:

Norman Ohler ist wieder ein tolles Sachbuch gelungen. Im Gegensatz zu „Der totale Rausch - Drogen im Dritten Reich“ wirkt dieses hier weniger reißerisch, dafür aber sehr informativ.

Die sachliche Darstellung der Geschichte vom Zufallsfund bis hin zu einer Zukunftshoffnung gegen Demenz und Alzheimer liest sich angenehm leicht und locker. Natürlich werden einzelne medizinische bzw. chemische Fachausdrücke verwendet, dort wo es unabdingbar ist.

Fazit:

Gerne gebe ich diesem interessanten Sachbuch 5 Sterne.

Veröffentlicht am 02.10.2023

Ein gelungener Reihenauftakt

Wasserfallsturz
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Franziska „Franzi“ Fürst, Ermittlerin im LKA Wien, kehrt nach Jahren in der Großstadt und einer Scheidung in ihre alte Heimat nach Schöder im Murtal zurück. Mit dabei ihre Kinder, die naturgemäß ihre Freunde ...

Franziska „Franzi“ Fürst, Ermittlerin im LKA Wien, kehrt nach Jahren in der Großstadt und einer Scheidung in ihre alte Heimat nach Schöder im Murtal zurück. Mit dabei ihre Kinder, die naturgemäß ihre Freunde in Wien zurücklassen müssen und entsprechend schlecht gelaunt sind.

Doch mit der erhofften Ruhe im Job in der Polizeidienststelle von Murau wird es nichts, denn gleich am ersten Arbeitstag wird sie in einen undurchsichtigen Fall involviert. Ihre frühere Lehrerin Marion liegt nach einem Sturz am Günster Wasserfall im Koma. Nicht nur Franzi hat Zweifel an der Unfalltheorie, hat doch die Lehrkraft Höhenangst und den Wasserfall immer gemieden. Auch die Verletzungen passen nicht zu einem Unfall. Doch wer kann Interesse daran haben, der Lehrerin zu schaden? Verdächtig ist wie immer der Ehemann. Alois lässt sich kaum am Krankenbett blicken und hat sich bereits eine neue Freundin angelacht.

Daneben muss sich Franzi ihren eigenen Dämonen stellen. Dazu kommen noch eigenartige Drohungen, die mehrere Bewohner von Schöder erhalten, darunter auch ihr Vater und die Schafbäuerin, der einige Schafe getötet werden.

Meine Meinung:

Jennifer B. Wind ist eine Meisterin des Thrillers wie ihre Reihe rund um Richard Schwarz zeigen. Nun hat sie sich auf das Schreiben von Regionalkrimis verlegt. Und, das ist schon nach diesem Fall klar, mit Erfolg.

Die Autorin kennt die Gegend und den Menschenschlag, der hier lebt. Daher sind die typischen Macho-Sprüche und die Haltung Frauen gegenüber, wie es Franzis Vater an den Tag legt, authentisch. Die Arbeit als Ermittlerin ist für ihn keine Arbeit, und schon gar nichts für eine Frau. Die drei Ks (Kinder, Kirche, Küche) sollen seiner Meinung nach, noch immer der einzige Lebensinhalt einer Frau sein, na ja, Stallarbeit gehört auch noch dazu. Er ist nicht bereit, sich um seine Enkelkinder zu kümmern, oder das Frühstück zubereiten, beides unter seiner Würde, weil Frauenarbeit.

Franzi steht in diesem Spannungsfeld Beruf, Familie sowie dem Wiedersehen mit Polizisten Max, ihrem Jugendfreund und ihrem Ex-Mann, dem Ermittlerkollegen aus dem LKA, des sich zum LKA Graz versetzen hat lassen, um den Kindern näher zu sein, ihre Frau. Hier liegt viel Potenzial für weitere Fälle, denn auch wenn es mit Max nichts mehr wird, weil die Wunden der Vergangenheit nach wie vor nicht verheilt sind, steht doch mit dem Tierarzt ein sympathischer möglicher Neuanfang am Rande.

Apropos Vergangenheit! Zwischen den aktuellen Ermittlungen gibt neben den Gedanken der im Koma liegenden Marion auch Einschübe aus der Nazi-Zeit, die die Geschichte von Esther und ihrer Familie erzählen.

Die mehrfachen Perspektivenwechsel zwischen dem aktuellen Geschehen und der Vergangenheit erhöhen die Spannung und machen den Krimi abwechslungsreich.

Fazit:

Ein sehr gut gelungener Regionalkrimi, der auch zum Nachdenken anregt. Gerne gebe ich hier 5 Sterne und freue mich auf eine Fortsetzung.

Veröffentlicht am 02.10.2023

Eine gelungene Fortsetzung

Unheilvolle Provence
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Auch diesmal kann es Albin Leclerc, Commissaire im (Un)Ruhestand, natürlich wieder nicht lassen und steckt seine Nase in den aktuellen Fall, der seine früheren Kollegen Castel und Theroux beschäftigt.

Worum ...

Auch diesmal kann es Albin Leclerc, Commissaire im (Un)Ruhestand, natürlich wieder nicht lassen und steckt seine Nase in den aktuellen Fall, der seine früheren Kollegen Castel und Theroux beschäftigt.

Worum geht’s?

Der Fall beginnt Aufsehen erregend mit einem Brand in einem Weingarten, bei dem ein Mann zu Tode kommt. Recht schnell stellt sich heraus, dass er ermordet worden ist. Wenig später findet man einen weiteren Toten, bei dem ein Selbstmord durch Erhängen vorgetäuscht worden ist. Und auch der dritte Tote scheint durch eine mittelalterliche Methode getötet worden zu sein.

Doch das ist nicht die einzige Gemeinsamkeit, die die drei Männer verbindet. Sie haben direkt oder indirekt mit einem wertvollen Buch zu tun, das sowohl ein fanatischer Sammler als auch der Vatikan in die Hände bekommen wollen, wenn auch aus unterschiedlichen Gründen.

Albin und Mops Tyson unterstützen die offiziellen Ermittler in gewohnter Weise. Daneben ist noch Platz für Persönliches der Protagonisten sowie den einen oder andern kulinarischen Zwischenhalt.

Meine Meinung:

Dieser Provence-Krimi lässt sich leicht und locker an einem Nachmittag lesen. Obwohl schon der 9. Fall kann der Autor die Spannung hochhalten. Das liegt zum größten Teil an den tiefschürfenden und doch humorvollen Dialogen zwischen Albin und Mops Tyson.

Fazit:

Gerne gebe ich dieser gelungenen Fortsetzung 5 Sterne.

Veröffentlicht am 02.10.2023

Eine gelungene Hoomage

Anna Mahler
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Anna Mahler (1904-1988), Tochter von Gustav und Alma Mahler, stand zeitlebens im Schatten ihrer berühmten Eltern. In ihrem eigenen Metier, der Bildhauerei, gelang es ihr dennoch, sich zu behaupten.

Was ...

Anna Mahler (1904-1988), Tochter von Gustav und Alma Mahler, stand zeitlebens im Schatten ihrer berühmten Eltern. In ihrem eigenen Metier, der Bildhauerei, gelang es ihr dennoch, sich zu behaupten.

Was bleibt von Anna Mahler? Nicht viel mehr als zwei Mädchen-Skulpturen, die Kopf ihres Vaters in der Staatsoper und der von ihrem Geliebten, dem Bundeskanzler Kurt Schuschnigg im Heeresgeschichtlichen Museum. Die meisten ihrer Werke sind im Zweiten Weltkrieg zerstört worden.

Wien - New York - Wien. Die frühen Jahre
Das Tusculum am Semmering
Ein neues Leben in Berlin
Unterricht in Rom und Paris
Wien und die Steinbildhauerei
Exil in London
USA
Rückkehr nach Italien
Der musikalische Urgrund

Wenig Wochen vor ihrer ersten großen Einzelausstellung in Salzburg stirbt Anna Mahler mit knapp 84 Jahren in London.

Meine Meinung:

Obwohl dies die Biografie der Anna Mahler ist, kommt man an ihrer übermächtigen Mutter Alma Mahler nicht vorbei. Die Familie ist ziemlich dysfunktional. Dazu tragen die zahlreichen wechselnden Liebhaber der Mutter (u.a. Oskar Kokoschka) sowie ihre Ehen mit Gustav Mahler, Walter Gropius und Franz Werfel bei.

Daher ist die, als Sechzehnjährige, übereilt geschlossene Ehe mit dem Dirigenten Rupert Koller eine Flucht aus der Umklammerung der Mutter, die in der jungen hübschen Anna eine Konkurrenz sieht. Insgesamt wird sie es auf vier Ehen und ebenso viele Scheidungen bringen.

Anna Mahler ist die Geliebte von Dr. Kurt Schuschnigg, dem Bundeskanzler des Ständestaates, und versucht, eine Verbindung zu den österreichischen Sozialdemokraten herzustellen, um - auch hier gegen den Mainstream - eine Front gegen Hitler und seine Nationalsozialisten aufzubauen. Annas Herkunftsfamilie mütterlicherseits, die Familie Moll sind stramme Nazis, die sich im April 1945 durch Selbstmord aus der Verantwortung stehlen.
Anna selbst ist durch ihren leiblichen Vater Gustav Mahler jüdischer Abstammung und muss vor den Nazis fliehen.

Obwohl ihre Herkunft so manche Türen öffnen könnte, bleibt sich Anna Mahler immer treu. Sie schwimmt in ihrer Kunst gegen den Strom, bleibt bis zu ihrem Tod unangepasst.

Dieses Buch ist das achte aus der Reihe „Reihenweise kluge Frauen“ aus dem Verlag Molden. Das Buch ist hochwertig verarbeitet und enthält zahlreiche Bilder von Anna Mahler sowie Hinweise zu weiterführender Literatur.

Fazit:

Eine gelungene Hommage an eine zu Unrecht fast vergessene Künstlerin, der ich gerne 5 Sterne gebe.