Platzhalter für Profilbild

Venatrix

Lesejury Star
online

Venatrix ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Venatrix über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 02.10.2023

Eine gelungene Fortsetzung

Unheilvolle Provence
0

Auch diesmal kann es Albin Leclerc, Commissaire im (Un)Ruhestand, natürlich wieder nicht lassen und steckt seine Nase in den aktuellen Fall, der seine früheren Kollegen Castel und Theroux beschäftigt.

Worum ...

Auch diesmal kann es Albin Leclerc, Commissaire im (Un)Ruhestand, natürlich wieder nicht lassen und steckt seine Nase in den aktuellen Fall, der seine früheren Kollegen Castel und Theroux beschäftigt.

Worum geht’s?

Der Fall beginnt Aufsehen erregend mit einem Brand in einem Weingarten, bei dem ein Mann zu Tode kommt. Recht schnell stellt sich heraus, dass er ermordet worden ist. Wenig später findet man einen weiteren Toten, bei dem ein Selbstmord durch Erhängen vorgetäuscht worden ist. Und auch der dritte Tote scheint durch eine mittelalterliche Methode getötet worden zu sein.

Doch das ist nicht die einzige Gemeinsamkeit, die die drei Männer verbindet. Sie haben direkt oder indirekt mit einem wertvollen Buch zu tun, das sowohl ein fanatischer Sammler als auch der Vatikan in die Hände bekommen wollen, wenn auch aus unterschiedlichen Gründen.

Albin und Mops Tyson unterstützen die offiziellen Ermittler in gewohnter Weise. Daneben ist noch Platz für Persönliches der Protagonisten sowie den einen oder andern kulinarischen Zwischenhalt.

Meine Meinung:

Dieser Provence-Krimi lässt sich leicht und locker an einem Nachmittag lesen. Obwohl schon der 9. Fall kann der Autor die Spannung hochhalten. Das liegt zum größten Teil an den tiefschürfenden und doch humorvollen Dialogen zwischen Albin und Mops Tyson.

Fazit:

Gerne gebe ich dieser gelungenen Fortsetzung 5 Sterne.

Veröffentlicht am 02.10.2023

Eine gelungene Hoomage

Anna Mahler
0

Anna Mahler (1904-1988), Tochter von Gustav und Alma Mahler, stand zeitlebens im Schatten ihrer berühmten Eltern. In ihrem eigenen Metier, der Bildhauerei, gelang es ihr dennoch, sich zu behaupten.

Was ...

Anna Mahler (1904-1988), Tochter von Gustav und Alma Mahler, stand zeitlebens im Schatten ihrer berühmten Eltern. In ihrem eigenen Metier, der Bildhauerei, gelang es ihr dennoch, sich zu behaupten.

Was bleibt von Anna Mahler? Nicht viel mehr als zwei Mädchen-Skulpturen, die Kopf ihres Vaters in der Staatsoper und der von ihrem Geliebten, dem Bundeskanzler Kurt Schuschnigg im Heeresgeschichtlichen Museum. Die meisten ihrer Werke sind im Zweiten Weltkrieg zerstört worden.

Wien - New York - Wien. Die frühen Jahre
Das Tusculum am Semmering
Ein neues Leben in Berlin
Unterricht in Rom und Paris
Wien und die Steinbildhauerei
Exil in London
USA
Rückkehr nach Italien
Der musikalische Urgrund

Wenig Wochen vor ihrer ersten großen Einzelausstellung in Salzburg stirbt Anna Mahler mit knapp 84 Jahren in London.

Meine Meinung:

Obwohl dies die Biografie der Anna Mahler ist, kommt man an ihrer übermächtigen Mutter Alma Mahler nicht vorbei. Die Familie ist ziemlich dysfunktional. Dazu tragen die zahlreichen wechselnden Liebhaber der Mutter (u.a. Oskar Kokoschka) sowie ihre Ehen mit Gustav Mahler, Walter Gropius und Franz Werfel bei.

Daher ist die, als Sechzehnjährige, übereilt geschlossene Ehe mit dem Dirigenten Rupert Koller eine Flucht aus der Umklammerung der Mutter, die in der jungen hübschen Anna eine Konkurrenz sieht. Insgesamt wird sie es auf vier Ehen und ebenso viele Scheidungen bringen.

Anna Mahler ist die Geliebte von Dr. Kurt Schuschnigg, dem Bundeskanzler des Ständestaates, und versucht, eine Verbindung zu den österreichischen Sozialdemokraten herzustellen, um - auch hier gegen den Mainstream - eine Front gegen Hitler und seine Nationalsozialisten aufzubauen. Annas Herkunftsfamilie mütterlicherseits, die Familie Moll sind stramme Nazis, die sich im April 1945 durch Selbstmord aus der Verantwortung stehlen.
Anna selbst ist durch ihren leiblichen Vater Gustav Mahler jüdischer Abstammung und muss vor den Nazis fliehen.

Obwohl ihre Herkunft so manche Türen öffnen könnte, bleibt sich Anna Mahler immer treu. Sie schwimmt in ihrer Kunst gegen den Strom, bleibt bis zu ihrem Tod unangepasst.

Dieses Buch ist das achte aus der Reihe „Reihenweise kluge Frauen“ aus dem Verlag Molden. Das Buch ist hochwertig verarbeitet und enthält zahlreiche Bilder von Anna Mahler sowie Hinweise zu weiterführender Literatur.

Fazit:

Eine gelungene Hommage an eine zu Unrecht fast vergessene Künstlerin, der ich gerne 5 Sterne gebe.

Veröffentlicht am 02.10.2023

Eine gelungene Fortsetzung

Geschmackshochzeit 3 / Il matrimonio del gusto 3 / Svatba okusov 3
0

Dieses Buch ist das dritte der Geschmackshochzeit-Reihe, die als kulinarischer Begleiter der herbstlichen Veranstaltungsreihe rund um die „Alpen-Adria-Küche“ vom Klagenfurter Wieser-Verlag in Zusammenarbeit ...

Dieses Buch ist das dritte der Geschmackshochzeit-Reihe, die als kulinarischer Begleiter der herbstlichen Veranstaltungsreihe rund um die „Alpen-Adria-Küche“ vom Klagenfurter Wieser-Verlag in Zusammenarbeit mit dem Tourismusverband Klagenfurt/Celovec erschienen ist.

Wie die beiden Vorgänger Geschmackshochzeit 1 und 2 ist auch dieses Buch dreisprachig angelegt. Neben deutsch sind die Rezepte, die Beschreibung von Land und Leuten auch in Italienisch und Slowenisch verfasst.

Den Schwerpunkt dieser Ausgabe bildet allerdings die Kunst des Bierbrauens. Wir tauchen ein in die fast vergessene Tradition des Steinbier-Brauens, das durch einen Köttmannsdorfer Pionier bis nach Frankreich exportiert worden ist.
Das Steinbier-Brauen hat bis vor hundert Jahren die Trinkkultur in Kärnten mitbestimmt.

Wir dürfen Fleischandwerkern beim Wursten zusehen und kommen mit Schafbauern ins Gespräch. Sehr interessant ist auch der Exkurs zu den Flurnamen.

Manche Speise wie das süße Backwerk das Reindling, Pohača, Potice, Gubana oder W(o)azanen genannt wird, ist ein „Kind“ des Alpen-Adria-Raumes. Egal in welcher der Region, egal in welcher Sprache - es schmeckt vorzüglich.

So ist es auch keine Überraschung, dass dieses Buch für den World Cookbook Award nominiert worden ist. Und das gleich in drei Kategorien.

Das Buch besticht durch die gediegene Ausstattung und liebevolle Aufmachung. Zahlreiche Fotos von Land & Leuten sowie der zubereiteten Speisen vervollständigen dieses tolle Kochbuch, das auch die Kulturgeschichte des Essens und Trinkens vermittelt und das „senza confini“ (ohne Grenzen).

Fazit:

Diesem gelungenen Kochbuch, das sich auch perfekt als Geschenk eignet, gebe ich gerne 5 Sterne.

Veröffentlicht am 27.09.2023

Regt zum Nachdenken an

Gott ist Feministin
0

Mira Ungewitter ist Pastorin und Feministin. Sie kennt die Bibel, in der wenig Platz für selbstbewusste Frauen ist, ziemlich genau. Doch stimmt das wirklich? Oder liegt es „nur“ an der patriarchalischen ...

Mira Ungewitter ist Pastorin und Feministin. Sie kennt die Bibel, in der wenig Platz für selbstbewusste Frauen ist, ziemlich genau. Doch stimmt das wirklich? Oder liegt es „nur“ an der patriarchalischen Übersetzung und Interpretation?

In acht Kapiteln hinterfragt Mira Ungewitter alte Dogmen, Tabus und Rollenbilder:

Die erste Frau der Welt
Schlampen wie wir
Maria, Mutter Gottes und das Abenteuer
Die Pastorin und das Lustprinzip
Pille, Blut und Bibel
Pro Choice und die Jungfrau
Die Heilige Lady Gaga
Gott ist Feministin

Dabei nimmt sich die Autorin kein Blatt vor den Mund. Mit ihrem ironisch-provokanten Schreibstil eckt sie natürlich bei einigen Kirchenvätern (sic!) an, was sie aber nicht davon abhält, eine Lanze für eine neue Interpretation der Bibel zu brechen. Zahlreiche (absichtliche?) Übersetzungsfehler aus dem aramäischen bzw. hebräischen scheinen sich im Laufe der Jahrhunderte zu einem patriarchalischen Dogma manifestiert zu haben.

Ein kleines Beispiel gefällig, dass schon 700 Jahre vor Christus „Gott“ weiblich interpretiert werden kann?

„Ich will euch trösten, wie einen seine Mutter tröstet“. (Jesaja 66,13 LUT/S. 181)

Wenn die Kirche überleben will, muss sie ihre Dogmen sowie ihre Angst vor selbstbestimmten Frauen ablegen.

Fazit:

Ein durchaus ironisches Buch, dass mit seinen provokanten Thesen zum Nachdenken anregt. Gerne gebe ich hier 4 Sterne.

Veröffentlicht am 27.09.2023

Ein gelungener True-Crime-Krimi

Der Todesengel von Wien
0

Autorin Nina Jelinek ist, eigenen Angaben zufolge, bei einem Besuch des Wiener Kriminalmuseums auf die Geschichte der Martha Marek, die 1938 wegen mehrfachen Mordes verurteilt und mittels Fallbeil hingerichtet ...

Autorin Nina Jelinek ist, eigenen Angaben zufolge, bei einem Besuch des Wiener Kriminalmuseums auf die Geschichte der Martha Marek, die 1938 wegen mehrfachen Mordes verurteilt und mittels Fallbeil hingerichtet worden ist.

Wer ist also diese Martha Marek, die den Beinamen „Der Todesengel von Wien“ erhalten hat?

Heinrich Truttenberger reist zum Begräbnis seiner plötzlich verstorbenen Mutter nach Wien, nur um zu erfahren, dass diese ihr ganzes Leben umgekrempelt und ihr Vermögen einer Martha Marek vermacht hat, in deren Villa sie zuletzt als Gesellschafterin in Untermiete gewohnt hat. Heinrich kommt das komisch vor und wird bei der Kriminalpolizei vorstellig. Zunächst will man Truttenbergers Verdacht nicht nachgehen, doch dann erinnert man sich an die schöne Martha, die schon wegen Versicherungsbetruges vor Gericht gestanden ist.

In zahlreichen Rückblenden erfahren wir die sicherlich schwierige Kindheitsgeschichte der Martha Marek, die eigentlich Karolina Löwenstein heißt und aus begütertem Haus kommt.

Meine Meinung:

Ich kenne die kriminelle Biografie der Martha Marek sowohl aus dem Kriminalmuseum als auch aus dem Buch „Die wilde Wanda und andere gefährliche Frauen“ von Gabriele Hasmann und Sabine Wolfgang.

Jahrelang hat Martha Marek die Welt rund um sich herum gehörig an der Nase herumgeführt und manipuliert. Dabei sind ihr ihre Schönheit und ihre erotische Ausstrahlung behilflich. So schafft sie es, im Prozess, um den Versicherungsbetrug, die meisten Schöffen einzuwickeln, damit sie und ihr Mann ein mildes Urteil erhalten.

Nina Jelinek gelingt es ausgezeichnet, das manipulative Wesen der Martha Marek herauszuarbeiten. Sie stellt sich als die Arme hin, der immer Unrecht zugefügt wird, sei es, dass sie als Jugendliche von ihrer Mutter einem um fünzig Jahre ältern Mann verkuppelt worden ist oder, dass man so unfreundlich zu ihr ist. Gleichzeitig erweist sie sich in den Verhören als dermaßen kaltblütig und abgebrüht, was selbst die erfahrenen Ermittler erstaunt.

Neben der Geschichte rund um die Martha Marek sind auch die Lebensumstände der Menschen nach dem Ersten Weltkrieg dargestellt.

Obwohl mir klar ist, welche Verbrechen Martha Marek begangen hat und ihr Ende vorauszusehen ist, hat dem Buch an keiner Stelle die Spannung gefehlt. Die Arbeit der Kriminalpolizei wird sehr gut geschildert. Dass Martha Marek ausgerechnet an Adolf Hitler ein Gnadengesuch stellt, das von ihm kategorisch abgelehnt wird, zeigt, wie weit sie sich von der Realität entfernt hat. Am 6. Dezember 1938 wird sie als erste durch die eben aus Berlin herbeigeschaffte Guillotine hingerichtet.

Fazit:

Gerne gebe ich diesem sehr gut aufbereiteten True-Crime-Krimi 5 Sterne.