Platzhalter für Profilbild

Venatrix

Lesejury Star
offline

Venatrix ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Venatrix über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 26.06.2023

Eine gelungene Fortsetzung

Das Nordseekind
0

In diesem 4. Fall für Peter Söt und den jungen Anwalt Theodor Storm bekommen sie es mit einer Frau zu tun, die behauptet, sie wäre als Kind entführt worden. Außerdem würden ihr die Besitztümer ihrer Familie ...

In diesem 4. Fall für Peter Söt und den jungen Anwalt Theodor Storm bekommen sie es mit einer Frau zu tun, die behauptet, sie wäre als Kind entführt worden. Außerdem würden ihr die Besitztümer ihrer Familie vorenthalten. Storm und sein Schreiber Söt haben schon in einigen abenteuerlichen Kriminalfällen ermittelt, doch diesmal halten sie die Geschichte für ziemlich abstrus. Obendrein scheint es auch kein Fall zu sein, der sich in klingende Münze verwandeln lässt.

Als dann aber einige Personen ermordet werden, die einen möglichen Zusammenhang mit der geheimnisvollen Frau haben könnten, beginnen Storm und Söt doch noch mit ihren Nachforschungen und stoßen auf eine schier unglaubliche Geschichte.

Meine Meinung:

Autor Tilman Spreckelsen schafft es wieder mühelos, seine Leser in das Husum des 19. Jahrhunderts mitzunehmen.

Die Geschichte wird, so wie bisherigen Fälle, aus der Sicht von Peter Söt, dem Schreiber Theodor Storms, der eine nicht unbedingt lupenreine Vergangenheit hat, wie die Leser wissen. Nebenbei erhalten wir Einblick in die Lebensweise der Menschen dieser Zeit. So ist das Rollenverständnis zwischen Mann und Frau ganz klar: SIE ist Ehefrau, Mutter und schupft den Haushalt, während ER das bringt Geld nach Hause bringt und dafür gutes Essen, gefegte Stube und eine entspannte Gemahlin vorzufinden wünscht. Der Nachwuchs möge bitte gut erzogen, geschneuzt und gekampelt sein. Dass dem nicht so ist, muss Peter Söt leidvoll feststellen.

Sehr interessant ist, dass diesem historischen Krimi nicht nur eine Sage aus Eiderstedt, sondern auch Storms Novelle „Auf dem Staatshof. Aufstieg und Niedergang einer Familie“ zugrunde liegt. Geschickt verwebt Spreckelsen Sage, Novelle und seine eigene Fantasie zu einem durchaus fesselnden Krimi.

Jedem Kapitel ist ein Originalzitat von Theodor Storm vorangestellt.

Fazit:

Wer gerne historische Kriminalromane, die durch Kombinationsgabe gelöst werden, lesen will, ist hier genau richtig. Gerne gebe ich hier 5 Sterne.

Veröffentlicht am 26.06.2023

Wissenswertes über die "Zelle"

Das Lied der Zelle
0

Das Buch ist eine Mischung aus Geschichte und Wissenschaft über die Zelle. Viele Funktionen und Krankheiten werden verständlich dargestellt. Nicht verschwiegen wird, dass es auch Fehlschläge und Nebenwirkungen ...

Das Buch ist eine Mischung aus Geschichte und Wissenschaft über die Zelle. Viele Funktionen und Krankheiten werden verständlich dargestellt. Nicht verschwiegen wird, dass es auch Fehlschläge und Nebenwirkungen bei Medikamenten gibt. Um dieses fesselnde Buch in seinem vollen Umfang verstehen zu können, ist ein wissenschaftliches Grundwissen von Vorteil.

Die 22 Kapitel des Buches sind in 6 Abschnitten zusammengefasst. Im Anhang finden sich zahlreiche Fotografien von Ärzten und Patienten.

Autor Siddhartha Mukherjee ist praktizierender Onkologe am Columbia University Medical Center und weiß somit, worüber er schreibt.

Der abwechslungsreiche Schreibstil spannt den Bogen der Medizin vom 16. Jahrhundert bis in die Gegenwart, ja er zeigt uns auch einen Ausblick in die Zukunft. Dazu mischt er medizinische Theorie gekonnt mit interessanten Fallbeispielen aus seinem Berufsalltag sowie ergänzt seinen Text mit passenden Abbildungen.

Der Leser spürt, dass Autor Siddhartha Mukherjee für die „Zelle“ lebt.

„Wie wir uns auch drehen und wenden, wir kommen zuletzt auf die Zelle zurück.“ (Rudolf Virchow, 1858)

Fazit:

Diesem umfassenden und sehr informativen Ausflug in die Geschichte der Medizin, bei dem ein rundes Bild der Zelle entsteht, gebe ich gerne 5 Sterne.

Veröffentlicht am 26.06.2023

Sein Ruhm eilt ihm voraus

Bretonischer Ruhm
0

Georges Dupin hat endlich seine Claire geheiratet und sind auf Hochzeitsreise. Wie es sich für die beiden Gourmets gehört, spielen die französische Küche und der passende Wein eine große Rolle. So flittert ...

Georges Dupin hat endlich seine Claire geheiratet und sind auf Hochzeitsreise. Wie es sich für die beiden Gourmets gehört, spielen die französische Küche und der passende Wein eine große Rolle. So flittert man an der Loire und besucht Weingut um Weingut. Beiden tut es gut, sich vom Alltag zu lösen, bis, ja bis Brian Katell, der Ex-Mann von Cécile, Claires Freundin und Weingutbesitzerin, mit einem Schrotgewehr erschossen aufgefunden wird. Der zuständige Kommissar geht anfangs von einem Jagdunfall aus und schießt sich wenig später auf Cécile ein, als sich herausstellt, dass sie das Weingut ihres Ex-Mannes erben wird.

Cécile bittet Georges um Unterstützung. Der will aber nicht so recht. Zum einem, weil er in Ruhe seine Hochzeitsreise genießen will und zum anderen, weil die Loire weit ab seines Zuständigkeitsbereiches liegt. Das ist allerdings eine billige Ausrede, denn von „zuständig oder nicht“, hat er sich bislang noch nie von Ermittlungen abhalten lassen. Doch als es einen zweiten Toten gibt und Claire damit droht, notfalls nur mit Cécile alleine Recherchen anzustellen, beginnt Georges seine Fühler auszustrecken.

Dem ermittelnden Kommissar ist das natürlich so gar nicht recht, doch Dupins Ruhm ist ihm zu Ohren gekommen. Als dann Georges und Claire selbst in Lebensgefahr geraten, ist Dupins bretonisches Team, wenn auch im Hintergrund, wieder gefragt.

Meine Meinung:

In diesem 12. Fall tritt der Krimi anfangs ob der kulinarischen Hochzeitsreise ziemlich in den Hintergrund. Es dauert eine geraume Zeit, bis der Kriminalfall so richtig in Gang kommt.

Interessant ist die „Job-Umkehr“, denn nicht Georges ist diesmal die treibende Kraft, sondern Claire. Sie darf diesmal eine größere Rolle spielen, die ich ihr allerdings nicht ganz abnehme. Die intensive Freundschaft zu Cécile, die Claire veranlasst, hier selbst tätig zu werden, kann ich nicht ganz nachvollziehen. Ich kann mich nicht erinnern, ihren Namen in einem der Vorgänger gelesen zu haben.

Die Story selbst ist, wie wir es vom Autor gewöhnt sind, gut strukturiert, enthält alle Elemente, die einen Krimi spannend machen wie Sackgassen, Kompetenzgerangel und ein bzw. mehrere (Familien)Geheimnisse. Dieser 12. Fall für Georges Dupin reiht sich nahtlos an seine Vorgänger an, wenn ich auch sein bretonisches Team ein wenig vermisse.
Auffallend ist, dass Dupin seit einiger Zeit weniger flucht und sein gewohntes „So ein Scheiß“ nicht mehr so oft vorkommt. Der Drang nach starkem Kaffee ist allerdings ungebrochen.

Fazit:

Ein etwas anderer Dupin-Krimi, dem ich gerne 4 Sterne gebe.

Veröffentlicht am 26.06.2023

Eine gelungene Fortsetzung

Salzburger Saitenstich
0

In ihrem dritten Krimi kommt Arzthelferin Rosemarie Dorn, die einst als Baby auf den Stufen einer Kapelle abgelegt worden ist, ihrem brennenden Wunsch, zu erfahren, wer ihre Eltern sind, ziemlich nahe. ...

In ihrem dritten Krimi kommt Arzthelferin Rosemarie Dorn, die einst als Baby auf den Stufen einer Kapelle abgelegt worden ist, ihrem brennenden Wunsch, zu erfahren, wer ihre Eltern sind, ziemlich nahe. Leider ist das Ergebnis nicht so, wie sie erhofft hat.

Doch von Beginn an:

Hypochonder und Dauergast in der Arztpraxis, der Rettenbacher, wird tot aus dem nahen Almkanal gefischt. Fremdverschulden ja oder nein? Doch die Überraschung ist gleich noch einmal größer, denn zum einen gibt es den Rettenbacher noch einmal, allerdings lebendig, und zum anderen findet sich ein Duplikat jenes Anhängers, der dem Findelkind Rosemarie ins Baby-Körbchen gelegt worden ist. Zuerst gar kein Vater, dann gleich zwei Kandidaten?

Rosemarie ermittelt wieder auf eigene Faust, wird aber von ihrem Ehemann diesmal zumindest mental unterstützt. Ihre Recherchen führen sie in die Welt der Musiker und deren beinharten Konkurrenzkampf.

Meine Meinung:

Der rote Faden dieser Krimi-Reihe ist Rosemaries Sehnsucht nach dem Wissen um ihre Herkunft, die diesmal eine recht große persönliche Rolle spielt. Um dieses Geheimnis zu lüften, ist sie auch bereit, an der Grenze zur Legalität zu recherchieren. So bringt sie die Gerichtsmedizinerin dazu, die DNA des toten Rettenbachers und ihre eigene auf Übereinstimmung zu prüfen.

Die Charaktere sind uns schon aus den Vorgängern bekannt. Manche, wie Rosemaries Ehemann haben sich zu ihrem Positiven hin entwickelt. Auch Fr. Dr. Fleischer (herrlich dieser Name für eine Ärztin) ist meiner Ansicht ein wenig freundlicher zu Rosemarie. Gewohnt anstrengend ist Hermi, die Schwiegermutter, die nur um sich selbst kreist.

Neben all den humorvollen Passagen beschäftigt sich Katharina Eigner auch mit einem recht ernsten Thema: Pflegende Angehörige, die oft am Rande der Erschöpfung balancieren.

Die Reihe rund um Rosemarie Dorn ist in das Sub-Genre „Cosy-Krimi“ einzuordnen. Ernsthafte Polizeiarbeit darf man hier nicht erwarten, sondern eher die zufällige Aufklärung durch Rosemaries Kombinationsgabe. Der Schreibstil ist flott und der Krimi lässt sich leicht lesen. Gut gefällt mir, dass in manchen Passagen durchaus Salzburger Dialekt gesprochen wird, der für Unkundige im Glossar im Anhang erklärt wird. Aufgefallen sind mir die vielen Anglizismen, die wie „same procedure as ..“ oder „full house“ längst Eingang in unsere Sprache gefunden haben. Dass jedes der 15 Kapitel mit einer Art Zusammenfassung überschrieben ist, gefällt mir recht gut. Der Leser erhält, quasi als Aperitif eine Kurzinfo, was ihn erwartet.

Das Cover passt sehr gut zum Titel, denn Rosemaries Hobby ist, wenn sie nicht gerade ermittelt, sticken.

Fazit:

Gerne gebe ich diesem dritten Krimi rund um Rosemarie Dorn, der sich perfekt als Urlaubslektüre eignet, 4 Sterne.

Veröffentlicht am 26.06.2023

Ein penibel recherchierter hist. Roman

Die Elbflut
0

Dieser historische Roman, der Fakten und Fiktion sehr gut verquickt, besteht aus zwei Erzählsträngen. Zum einen jenen um den Fischer Jakob, der vor dem Eisstoß auf der Elbe warnt und zum andern jenem seiner ...

Dieser historische Roman, der Fakten und Fiktion sehr gut verquickt, besteht aus zwei Erzählsträngen. Zum einen jenen um den Fischer Jakob, der vor dem Eisstoß auf der Elbe warnt und zum andern jenem seiner Tochter Luise, die davon träumt, dem kargen, aber schweren Leben der Fischer zu entfliehen und Stickerin zu werden.

Man schreibt das Jahr 1784. Der Winter ist lang und so kalt, dass die Elbe zufriert. An sich nichts Ungewöhnliches, doch diesmal wechseln sich eiskalte Wochen und einzelne warme Tage ab, sodass sich die Eisdecke bricht, wieder friert und Eisschollen vor allem im Bereich der Dresdener Brücken gefährlich stauen. Elbfischer Jakob kennt seine Elbe genau und warnt vor einem plötzlich einsetzenden Tauwetter, das eine Flutkatastrophe auslösen wird. Man müsse die Eisberge vor den Brücken umgehend sprengen, drängt er die Verantwortlichen. Doch blöderweise ist Jakob, dessen Frau seit 15 Jahren verschwunden ist, als sturer Querulant bekannt und seine Mahnungen werden nicht beachtet. Lediglich der Landvermesser und Geograf Conrad teilt Jakobs Meinung.

Als dann Ende Februar/Anfang März die Katastrophe eintritt und eine vornehm aussehende Dame gerettet und in Jakobs Fischerhütte Unterschlupf findet, glaubt Luise ihrem Ziel, eine Stickerin in Dresden zu werden, nahe zu sein. Denn die Dame spricht eine unverbindliche Einladung in ihr Haus aus, der die arglose Luise folgt. Doch der Traum von einem besseren Leben zerplatzt, als sich die vornehme Dame als nicht ganz so edel entpuppt.

Meine Meinung:

Autorin Birgid Jasmund versteht es, die Lebensumstände der Menschen um 1784 sehr gut darzustellen. Es ist kaum möglich, seine Standeszugehörigkeit zu überwinden. Frauen haben noch weniger Rechte als ihre Männer.

Der Autorin ist ein interessantes Bild dieser Zeit gelungen. Es sind nur mehr fünf Jahre bis zur Französische Revolution und auch in den vielen kleinen Fürstentümern Deutschlands gärt es. Die reichen Adeligen und Bürger prassen, während die Bauern und Armen wie die buchstäblichen Fliegen des Hungers und der Kälte wegen sterben.

Ich finde die Geschichte über die Arbeit der Kommission, die die Hochwasserschäden dokumentiert und Vorkehrungen gegen eine mögliche Wiederholung zu treffen soll, sehr interessant beschrieben. Die unterschiedlichen Interessen und Ansichten sowie die Streitereien lesen sich authentisch. Immerhin, Jakob ist Teil dieser Kommission, da er mit dem einfachen Menschen spricht. Dass er sich dort nicht wirklich wohl fühlt, ist klar.

Der Schreibstil ist der Zeit gut angepasst und lässt sich gut lesen. Die Charaktere sind sehr gut herausgearbeitet. Bei Luise bin ich anfangs ein wenig zwiegespalten gewesen. Einerseits wird sie als intelligent beschrieben, andererseits handelt sie ziemlich naiv und fällt auf die losen Versprechungen einer Unbekannten herein. Doch im Laufe der Erzählung habe ich mich Luise wieder versöhnt. Conrad hingegen, der anfangs sympathisch wirkt und als passender Ehemann für Luise erscheint, verändert sich zu seinen Ungunsten.

Fazit:

Gerne gebe ich diesem historischen Roman, der eine gelungene Mischung aus Fakten und Fiktion ist, 4 Sterne.