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Venatrix

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 03.02.2023

Fesselnd bis zur letzten Seite

Die Bücher, der Junge und die Nacht
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Dieser interessante Roman spielt gekonnt auf mehreren Zeitebenen: vorwiegend 1933, 1943 und 1977.

Zunächst lernt der Leser einen kleinen Jungen kennen, der in einer fensterlosen Bibliothek aufwächst kennen. ...

Dieser interessante Roman spielt gekonnt auf mehreren Zeitebenen: vorwiegend 1933, 1943 und 1977.

Zunächst lernt der Leser einen kleinen Jungen kennen, der in einer fensterlosen Bibliothek aufwächst kennen. Als 1943 Bomben auf Leipzig fallen, wird er von einem geheimnisvollen Mann aus dem brennenden Haus gerettet, für den er in Folge Bücher aus den Trümmern der zerstörten Städte Deutschlands retten muss.

Dazwischen gibt es Rückblenden in das Jahr 1933 in dem Jakob Steinfeld ein kleines Antiquariat und eine Buchbinderei im Graphischen Viertel von Leipzig betreibt. Immer im bedrohlichen Schatten der reichen Verlegerfamilie Pallandt.

Nahezu gleichzeitig begeben wir uns 1977 mit Robert Steinfeld und seiner Freundin Marie auf Spurensuche nach Roberts Wurzeln. Steinfeld, wie unschwer zu erkennen ist, ist mit Jakob verwandt und Marie soll die gigantische Bibliothek des Pallandts verkaufen. Dafür müssen sie von München aus auf die Buchmesse nach Leipzig, in das Hinterland und nach einem Hinweis auch nach Wien.

Meine Meinung:

Kai Meyer ist wieder ein fesselnder Roman gelungen, der durch seine komplexe Handlung besticht.

Was zu Beginn ein wenig verwirrend erscheint, erschließt sich den Lesern nach und nach. Doch der rote Faden sind zwei Bücher, denen die unterschiedlichen Protagonisten in jeder Zeitebene aus verschiedenen Gründen nachjagen.

Ich habe recht schnell eine Idee gehabt, wie die Ereignisse zusammenhängen. Trotzdem hat mich der Beweggrund, warum der kleine Junge gefangen gehalten wurde doch ein wenig überrascht.

Das Buch zieht seine Leser in einen Sog, der sie die Umwelt vergessen lassen und unbedingt weiterlesen wolle/müssen.

Die historischen Ereignisse sind gekonnt in die Handlung eingeflossen.

Fazit:

Gerne gebe ich diesem fesselnden und komplexen Roman 5 Sterne.

Veröffentlicht am 01.02.2023

Eine gelungene Analyse

Bürgerkriege
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In ihrem Buch „Bürgerkriege“ stellt die Autorin Barbara F. Walter die durchaus provokant klingende Frage „Warum immer mehr Staaten am Abgrund leben?“
Auch ich habe das subjektive Gefühl, dass sich die ...

In ihrem Buch „Bürgerkriege“ stellt die Autorin Barbara F. Walter die durchaus provokant klingende Frage „Warum immer mehr Staaten am Abgrund leben?“
Auch ich habe das subjektive Gefühl, dass sich die Spirale der Gewalt immer schneller dreht. Immer mehr Menschen scheinen mit ihren Staatenlenkern, egal ob Diktatoren oder gewählte Politiker unzufrieden zu sein, und dies auch lautstark kundzutun.

Dabei sind es nicht nur die üblichen Verdächtigen wie der Nahe Osten, Südamerika oder afrikanische Staaten, die davon betroffen sind. Nein, auch in einigen demokratischen Staaten Europas wie Frankreich gärt es und das (selbst ernannte?) Mutterland der Demokratie, die USA, wird zunehmend Schauplatz von gewalttätigen Unruhen.

Was ist los mit den Menschen? Warum dreht - gefühlt - derzeit die halbe Weltbevölkerung durch? Warum auch oder besonders (?) in Demokratien? Wie entstehen Bürgerkriege?

Akribisch listet die Autorin die Anzeichen, wie es zu einem Bürgerkrieg kommen kann, auf. Denn, so schreibt sie, ein Bürgerkrieg fällt nicht vom Himmel, sondern ist die Entladung eines lange dauernden Prozesses. Häufig werden die gängigen Mittel der Propaganda wie „WIR und die anderen“ benützt, um ein System zu destabilisieren.

Um festzustellen, wie hoch die Gefahr eines Bürgerkriegs ist, gibt es mehrere anerkannte Messmethoden. Zum Beispiel den Polity-Index, anhand dessen man den Grad der Anokratie (Mittelding zwischen Autokratie und „perfekter Demokratie“) eines Landes messen kann.

Wie kann das System dann wirklich kippen? Einerseits Verunsicherung der Menschen durch Angst, den eigenen guten Staus zu verlieren, Wut auf die Politiker aufgrund deren mögliche Korruption sowie Neid. Andererseits spielen die sozialen Medien durch ihre oft gezielte Desinformation eine große Rolle. Message Control, Fake News usw. sind die Schlagworte der Stunde.

Lassen sich die politischen und gesellschaftlichen Verwerfungen, die zu einem Bürgerkrieg führen können, stoppen oder gar umkehren? Ja, es ist möglich, diesen Prozess aufzuhalten und das fragile Gleichgewicht wieder herzustellen. Als Beispiel führt die Autorin Südafrika an, das durch die Anerkennung des ANC unter Nelson Mandela einen Bürgerkrieg vermeiden konnte.

Meine Meinung:

Barbara J. Walter erklärt sehr anschaulich die aktuellen Probleme. Als in Amerika lebende Autorin liegt ihr Fokus natürlich auf der derzeitigen Lage in den USA, in der sich selbst ernannte Milizen bis an die Zähne bewaffnen und scheinbar nur darauf warten, losschlagen zu dürfen, wie der Sturm auf das Kapitol am 6. Jänner 2021 eindrücklich beweist.

Der Schreibstil der Autorin darf getrost als populär wissenschaftlich bezeichnet werden, was aber keineswegs abwertend gemeint ist. Es ist nicht einfach, das komplexe Zusammenspiel zahlreicher Faktoren, die zu einem Bürgerkrieg führen könn(t)en, gut lesbar darzustellen.

Was kann nun jeder Einzelne dazu beitragen, damit es doch nicht so weit kommt? Geht das überhaupt? Ja, es ist möglich. Auch wenn wir in Zeiten des Wandels leben, so sollte das Verbindende vor das Trennende gestellt werden und als Informationsquellen sollten nicht ausschließlich die sozialen Medien dienen.

Fazit:

Dieser interessanten Analyse, die auch als Weckruf für westliche Demokratien verstanden werden kann/muss, gebe ich gerne 5 Sterne.

Veröffentlicht am 30.01.2023

Eine gelungene Fortsetzung

Fräulein vom Amt – Der Tote im Kurhaus
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Passend zum zweiten Fall für das Fräulein vom Amt, Alma Täuber, fand in Wien in der vergangenen Woche die Wiederaufnahme der Verdi-Oper „Aida“ mit den aktuell bekanntesten Operngrößen der Welt, Anna Netrebko, ...

Passend zum zweiten Fall für das Fräulein vom Amt, Alma Täuber, fand in Wien in der vergangenen Woche die Wiederaufnahme der Verdi-Oper „Aida“ mit den aktuell bekanntesten Operngrößen der Welt, Anna Netrebko, Elina Garanča und Jonas Kaufmann statt.

Doch zurück zum Buch:

Man schreibt das Jahr 1924 und es sind gerade einmal zwei Jahre seit Alma Täuber ermittelt und Howard Carter das Grab des Tutenchamun in Ägypten entdeckt hat. Ganz Europa liegt im Ägyptenfieber und deshalb wird nicht nur in Baden-Baden die Oper Aida aufgeführt, sondern zahlreiche Ausstellungen, Bälle und Modeschauen nehmen sich des Themas an. Nilgrün und Gold sind die Modefarben der Saison und der Premierenfeier, die durch den plötzlichen Tod des Startenors ein jähes Ende findet.

Unfall oder Mord, das ist hier die Frage, die sich nicht nur Alma und Emmi stellen, denn Emmi hat nur noch Augen für den Tenor, was wiederum ihrem Ex, dem August nicht so gut gefallen hat.

Ludwig Schiller, nun mehr zum Kommissar aufgestiegen, ermittelt wieder. Doch auch Alma kann das Schnüffeln nicht lassen und entdeckt ein Detail, das zuvor übersehen worden ist. Damit bringt sie sich wieder einmal in Gefahr.

Meine Meinung:

Gleich vorweg, diese Fortsetzung ist weniger ein Krimi als eine spannende Beschreibung der Lebensumstände in der Weimarer Republik. Diesmal nicht die Großstädte Berlin oder München, sondern das elitäre Baden-Baden, das sich langsam von der Inflation erholt und wieder Treffpunkt der Reichen und Schönen ist.

Dafür dürfen wir der Miele 50, dem „Monster“ zuhören, wenn es die Wäsche der Familie Täuber wäscht. Erfahren einiges über gesellschaftlichen Hintergrund der Zwanziger Jahre. Herrlich ist der Disput einer Dame mit großem Hut in der Straßenbahn, der Almas Großmama gleich auf den Kriegspfad für Hüte und dazugehörige Hutnadeln wandeln lässt. Diese Episode ist historisch belegt und als „Hutnadelkrieg“ in die Annalen eingegangen.

Alma hat ihre Beziehung zu Ludwig schweren Herzens beendet, denn im Falle einer Verehelichung muss sie Ihre geliebte Arbeit als Fräulein vom Amt aufgeben. Schmunzeln musste ich über Emmi, die Alma ein Fromms, also ein Präservativ, in die Tasche geschmuggelt hat. Man weiß ja nie, wann und wo es gebraucht wird. Emmi ist hier die Vernünftigere, wenn auch ein wenig flatterhaft.

Die Ermittlungen geraten darob ein wenig in den Hintergrund, wird der Leser doch mit dem rundherum beschäftigt. Es scheint, dass der tote Sänger, nach kurzer Aufregung um die Störung der Premierenfeier, den meisten eher egal war, zumal sich herausstellt, dass er seinen Charme und Esprit an zahlreiche Damen versprüht hat.

Dafür kommen sich Alma und Ludwig wieder ein wenig näher.

Der Schreibstil von Charlotte Blum, hinter dem Namen verbirgt sich das Autorinnen-Duo Dorothea Böhme und Regine Bott, ist leicht und locker. Dieser historische Cosy-Krimi lässt sich flüssig lesen.

Im Anhang sind jene historischen Details, die die Autorinnen der Handlung angepasst, also ein wenig zurechtgebogen haben, angeführt.

Ich bin schon neugierig, was der dritte Band, der im August 2023 erscheinen soll, für Alma und uns Leser bereit halten wird.

Fazit:

Wer gerne Cosy-Krimis liest, die in den 1920er-Jahren spielten, ist hier goldrichtig. Gerne gebe ich hier wieder 5 Sterne.

Veröffentlicht am 27.01.2023

Kleider machen Leute und Meinung

Staat tragen
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Haben wir uns nicht alle schon einmal, beim Betrachten unserer Politikerinnen und Politiker gefragt, ob sie ihre Kleidung wahlweise aus der Altkleidersammlung gezogen haben oder keinen Spiegel zu Hause ...

Haben wir uns nicht alle schon einmal, beim Betrachten unserer Politikerinnen und Politiker gefragt, ob sie ihre Kleidung wahlweise aus der Altkleidersammlung gezogen haben oder keinen Spiegel zu Hause haben, weil die Haare wild zu Berge stehen oder die Krawatte eher einem Strick gleicht? Dirndl und Leserhosen abseits von Volksfesten tragen oder mit nackten Oberkörper ihre Virilität zur Schau stellen - alles Absicht und Inszenierung?

Wenn ja, ist dieses Buch von Daniel Kalt die richtige Lektüre.
In folgenden sieben Kapitel beschäftigt sich der Autor mit dem Verhältnis von Mode und Politik:

Stilfrage: Bedeutung tragen mit Personaluniformen
Reinheitsgebot und Authentizitätsversprechen
Pleiten, Pech und Pannendienst
Die Leistungsfähigkeit der Körper
Besonderer Kommunikationsbedarf
Bescheidenheit ist eine Zier
Zaghafte Versuche: Die Mode engagiert sich

Politikerinnen und Politiker stehen in der Öffentlichkeit und sollten sich in ihrer Kleidung wohlfühlen und authentisch wirken. Ob Generation Slimfit oder Turnschuh, Kleider machen Leute. Manches ist vielleicht bequem, aber nicht wirklich staatstragend.

Entzückend finde ich das Cover mit der stilisierten Anziehpuppe.

Fazit:

Gerne gebe ich diesem unterhaltsamen Style-Guide der Macht 4 Sterne.

Veröffentlicht am 27.01.2023

Gute Krimi-Unterhaltung

Madame Beaumarie und der Winter in der Provence
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Die pensionierte Pariser Kommissarin Florence Beaumarie reist zu den Weihnachtsfeiertagen in die Provence, um ihren Freund Charles Florentin in seinem Landhaus zu besuchen und sich im idyllischen Saignon ...

Die pensionierte Pariser Kommissarin Florence Beaumarie reist zu den Weihnachtsfeiertagen in die Provence, um ihren Freund Charles Florentin in seinem Landhaus zu besuchen und sich im idyllischen Saignon zu entspannen.

Doch daraus wird vorerst nichts! Denn schon bei ihrer Anreise gibt es einen Mordfall. Direkt vor der Polizeistation wird eine junge Frau erschossen. Wenig später wird Florence von ihrem früheren Chef gebeten, sich unauffällig umzuhören, denn seine Familie wird in den Fall hineingezogen. Das Opfer stammt aus Algerien und hat just in dem Frauenhaus Zuflucht gefunden, das seine Frau leitet.

Wenig später wird ein Deutscher, der sich militant gegen Pestizide und für Bio-Produkte einsetzt, ermordet.

Hängen die beiden Morde zusammen? Und wenn ja, wie?

Madame Beaumaries Fingerspitzengefühl und ihre ganze Erfahrung ist nun gefordert, zumal sie ja gar nicht offiziell ermitteln darf.

Meine Meinung:

Dieser zweite Krimi aus der Reihe „Madame Beaumarie“ hat mir recht gut gefallen, obwohl ich den ersten nicht kenne.

Die Autorin nimmt uns in die weihnachtliche Provence mit, wo wir bei zahlreichen Abendessen regionale Spezialitäten genießen dürfen.

Die Handlung selbst ist gut konstruiert. Nichts ist, wie es scheint. Dafür werden zahlreiche Spuren gelegt, die sich als falsche Fährten herausstellen oder in einer Sackgasse münden. Die Auflösung ist gelungen.

Die Charaktere sind recht gut beschrieben und haben so ihre Ecken und Kanten. Vor allem Florence, die gewohnt ist, alleine zu leben und selbst zu entscheiden, tut sich ein wenig schwer, sich in trauter Zweisamkeit mit ihrem neuen Freund Charles zu üben. Doch man weiß, Übung macht den Meister, und so gibt es hier eine positive Entwicklung.

Neben einem Personenverzeichnis und der Übersetzung französischer Worte sind auch zwei interessante Rezepte angehängt.

Fazit:

Gerne gebe ich diesem Krimi 4 Sterne und werde mir den ersten Band besorgen.