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Venatrix

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Veröffentlicht am 20.07.2021

Fesselnd bis zur letzten Seite

Der Tod ist ein Tänzer
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Dieser erste Band der Trilogie rund um Josephine Baker führt die Leser in das Berlin des Jahres 1926. Es ist die Zeit der Weimarer Republik, der verschiedene Gruppen und Gruppierungen kein langes Leben ...

Dieser erste Band der Trilogie rund um Josephine Baker führt die Leser in das Berlin des Jahres 1926. Es ist die Zeit der Weimarer Republik, der verschiedene Gruppen und Gruppierungen kein langes Leben wünschen und emsig an deren Ende arbeiten. Kommunisten, Sozialisten, Kaisertreue oder national Gesinnte - jeder gegen jeden. In diesem politischen Hexenkessel soll die erst 19 Jahre alte, in Paris gefeierte Josephine Baker auftreten, was unter anderen die Schlägertrupps der SA verhindern wollen.

Es ist ein Tanz auf dem Vulkan bei dem Josephine Baker und Nowak aufeinandertreffen. Nowak, seinen Vornamen verschweigt er geflissentlich, ist ein gebrochener Überlebender des Großen Krieges. Neben seinen Idealen hat er auch seinen wirklichen Namen abgelegt und fristet als Boxer und Schieber sein Leben. Als er von seinem Onkel Henry von Seydlitz den Auftrag erhält, Josephine Baker zu beschützen, ist er nur mäßig begeistert. Seine Vorbehalte ändern sich recht schnell, als die Bedrohung real wird.

Meine Meinung:

Josephine Baker zum Mittelpunkt eines Krimis im Berlin von 1926 zu machen, finde ich sehr spannend. Während sie in Paris gefeiert wird, lehnen sie hier in Berlin die meisten Menschen ab. Alles Fremde wird kritisch und doch sensationslüstern beäugt. Es ist die Zeit der „Völkerschauen“. Im Zirkus Hagenbeck werden seit 1874 Afrikaner in nachgemachten Dörfern begafft. Ähnlich geht es Josephine. Ihre Revuen sind meistens ausverkauft, doch viele wollen nicht ihre Show sehen, sondern die spärlich bekleidete Tänzerin lüstern anstarren.

Veronika Rusch ist er vortrefflich gelungen, die Stimmung des Berlin von 1926 einzufangen. Auf der einen Seite, die völlig verarmte Bevölkerung, die sich oft nur durch halblegale Tricks am Leben hält und auf der anderen Seite jene, die aus dem Vollen schöpfen können. Authentisch sind auch die Netzwerke von Adeligen und Offizieren, die von der aktuellen Politik enttäuscht sind, beschrieben. Die Dolchstoß-Legende feiert auch ihre fröhlichen Urstände.

Der Schreibstil ist fesselnd und ich habe mich bestens unterhalten gefühlt. Ich kenne mehrere Reihen aus dieser Zwischenkriegszeit. Jede für sich bringt einen anderen Blickwinkel. Diese hier beleuchtet den Fremdenhass sehr deutlich.

Lesenswert und informativ sind das Nachwort und die historischen Anmerkungen der Autorin sowie das weiterführende Literaturverzeichnis. Ich kann noch zusätzlich die Biografie „Josephine Baker: Weltstar - Freiheitskämpferin - Ikone“ von Mona Horncastle empfehlen.


Fazit:

Dieser historische Krimi ist eine gelungene Mischung aus Fakten und Fiktion, der bis zur letzten Seite fesselt. Gerne gebe ich hier eine Leseempfehlung und 5 Sterne.

Veröffentlicht am 20.07.2021

Fesselnd bis zur letzten Seite

Die Spur der Grausamkeit
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Der zweite Teil der Trilogie führt uns in das Wien von 1928. Josephine Baker hat nun mit Pepito Abatino einen (Ehe)Mann an ihrer Seite. Dennoch hat sie Novak und die Wochen in Berlin nicht vergessen. Auch ...

Der zweite Teil der Trilogie führt uns in das Wien von 1928. Josephine Baker hat nun mit Pepito Abatino einen (Ehe)Mann an ihrer Seite. Dennoch hat sie Novak und die Wochen in Berlin nicht vergessen. Auch Novak kann sich der schillernden Josephine nicht gänzlich entziehen und verfolgt ihren Weg. Während Josephine von einem Engagement zum anderen eilt, ist Novak als Personenschützer erfolgreich.

Als Novak eine Karte für Josephines Auftritt im Wiener Ronacher erhält, ist er natürlich dabei. Dann überschlagen sich die Ereignisse und Novak muss feststellen, dass das braune Netzwerk auch in Wien tätig ist.

Als dann noch Onkel Henry unter Mordverdacht gerät und im Polizeigewahrsam landet, ist guter Rat teuer. Doch gemeinsam mit dem ehemaligen Dienstmann Lowatschek, der resoluten Zimmerwirtin Nora Salminger und einem bekannten Anwalt, gelingt es, den Hintermännern näher zukommen, auch wenn Novak dafür in die Kanalisation einsteigen muss.

Meine Meinung:

Wie schon im ersten Teil („Der Tod ist ein Tänzer“) besticht auch dieser Band durch penible Recherche des Umfelds (diesmal in Wien) und der Zeit.

Wir treffen einige Figuren aus dem Vorgänger, wie Novaks Onkel und dessen Sekretär wieder und lernen neue kennen. So mancher Charakter ist ein echtes Wiener Original wie der Dienstmann Lowatschek, der so allerlei Fäden ziehen kann, und die Zimmerwirtin Nora Salminger.

Die Wiener Polizei ist ebenso von rechtsgerichteten Mitarbeitern unterwandert wie die Berliner. Daher ist es für Novak nicht klar, wem er noch trauen kann.

Wieder ist es der Autorin gelungen, ihre fiktiven Charaktere perfekt in den historischen Kontext einzubinden. Sie verknüpft Fakten mit Fiktion und erzählt fesselnd. Die Leser dürfen sich, genauso wie Novak, mit überraschenden Wendungen herumschlagen. Als Wienerin darf ich anmerken, dass das beschriebene Lokalkolorit dem historischen Krimi noch zusätzlich Authentizität verleiht.

Lesenswert und informativ sind das Nachwort und die historischen Anmerkungen der Autorin sowie das weiterführende Literaturverzeichnis. Ich kann noch zusätzlich die Biografie „Josephine Baker: Weltstar - Freiheitskämpferin - Ikone“ von Mona Horncastle empfehlen.

Fazit:

Dieser zweite Teil der Trilogie ist wieder eine gelungene Mischung aus Fakten und Fiktion, der bis zur letzten Seite fesselt. Gerne gebe ich hier eine Leseempfehlung und 5 Sterne.

Veröffentlicht am 11.07.2021

Eine gelungene Fortsetzung

Kalt flüstern die Wellen
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Statt seinen 35. Geburtstag, der diesmal mit der „Bonfire Night“ („Guy-Fawkes-Nacht“ oder „Gun-Powder-Plot“, an dem traditionell Freudenfeuer abgebrannt werden, mit Freunden im Pub zu feiern, hat DI Ben ...

Statt seinen 35. Geburtstag, der diesmal mit der „Bonfire Night“ („Guy-Fawkes-Nacht“ oder „Gun-Powder-Plot“, an dem traditionell Freudenfeuer abgebrannt werden, mit Freunden im Pub zu feiern, hat DI Ben Kitto Dienst. Wie es die Autorin so will, finden die Feierlichkeiten ein jähes Ende, als in einem der Scheiterhaufen die verkohlten Überreste eines Menschen gefunden werden.

Die Identität ist bald klar: Ein Neuankömmling, der auf der Insel eine Sternwarte errichten wollte, um mehr Touristen anzulocken. Das ist einigen der konservativen Inselbewohnern, die lieber ihre Ruhe haben wollen, ein Dorn im Auge. Dennoch ist bald ein potenzieller Täter ausgemacht: Der Vogelmann, ein Außenseiter, der aufgrund eines traumatischen Ereignisses in der Kindheit kaum sprechen kann, aber mit Hingabe verletzte Vögel gesund pflegt.

Als auch andere Zugereiste mehr oder weniger deutliche Botschaften erhalten, lässt Ben Kitto den Schiffsverkehr zu den Nachbarinseln einstellen, denn der Mörder ist noch auf St. Agnes. Defacto stellt er die achtzig Einwohner der Insel unter Hausarrest, was dem einen oder anderen so gar nicht gefällt.

Meine Meinung:

Kate Penrose erzählt diesen Krimi aus zwei Perspektiven: Einerseits aus Ben Kittos und andererseits aus der Sicht von Jimmy Curwen, dem Vogelmann. Während wir Leser Ben Kitto als Ich-Erzähler sehr nahe sind, kommen wir dem Vogelmann kaum nahe. Seine Ängste sind jedoch nachvollziehbar.

Gut gefällt mir das Motto der Kriminaltechnikerin Liz Gannick „meine Loyalität gehört den Toten, nicht den Lebenden“, die mit ihrem eigenen Schicksal eine große Last zu tragen hat.

Dieser dritte Fall für Ben Kitto ist spannend angelegt und zeigt das raue Leben auf den unwirtlichen Scilly-Inseln. Die Insulaner sind verschwiegen und verbergen ihre kleinen und größeren Geheimnisse, sodass sich die Suche nach dem Täter als sehr schwierig erweist.

Fazit:

Der Fall lebt – wie schon die vorherigen Bände – vor allem von der tollen Beschreibung der Inseln und ihren Bewohnern. Gerne gebe ich hier 5 Sterne.

Veröffentlicht am 11.07.2021

Schöner Schreibstil

Flucht nach Patagonien
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"Ich liebe Anfänge. Anfänge erfüllen uns mit Erstaunen." (Eugenia Errázuriz/Februar 1937).

Jana Revedin, die durch biografische Romane wie „Margherita“ und „Man nennt mich hier Frau Bauhaus“ bekannt ...

"Ich liebe Anfänge. Anfänge erfüllen uns mit Erstaunen." (Eugenia Errázuriz/Februar 1937).

Jana Revedin, die durch biografische Romane wie „Margherita“ und „Man nennt mich hier Frau Bauhaus“ bekannt ist, hat sich diesmal zweier interessanter Persönlichkeiten angenommen. Zuerst einmal Eugenia Errázuriz (1860-1951), jener aus Chile stammenden Kunstmäzenin, die die Karrieren von Coco Chanel, Pablo Picasso und Blaise Cendrars gefördert hat. Zweite Hauptfigur in diesem Buch ist Jean-Michel Frank (1895-1941), Cousin von Otto Frank, dem Vater von Anne Frank.

Jean-Michel Frank ist die tragische Figur in diesem Buch. Er ist das dritte Kind des jüdischen Ehepaars Léon und Nannette Frank. Jean-Michels Brüder sterben 1915 auf dem Schlachtfeld, der Vater begeht wenig später Selbstmord, weil er sein Vermögen und seine Reputation in Paris verliert und Angst hat, als deutscher Jude an Deutschland ausgeliefert zu werden.

Der homosexuelle Jean-Michel selbst ist aufgrund einer Krankheit behindert, wird Innenarchitekt und Designer. Er arbeitet mit den Brüdern Giacometti zusammen. Er richtet zahlreiche Studios verschiedener Modeschöpfer wie Elas Schiaparelli oder Marcel Rochas ein und lernt die Mäzenin Eugenia Errázuriz kennen.

Eugenia Errázuriz erkennt in beinahe prophetischer Weitsicht, dass Juden in Europa durch den Antisemitismus im Allgemeinen und den Nationalsozialismus im Besonderen gefährdet sind. Sie lädt daraufhin Jean-Michel Frank ein, ihr Grandhotel, das sie unter Einsatz ihres gesamten Vermögens in den Anden errichten will, auszustatten.

Auf ihren Reisen zwischen Paris, New York, Patagonien und Buenos Aires treffen Eugenia und Jean-Michel das Who-is-Who der damaligen Welt, unter anderem die Flugpionierin Amelia Earhart und ihren Navigator Fred Noonan sowie den noch unbekannten Walt Disney, der mit der Geschichte eines Rehkitz‘ namens „Bambi“ aus der Feder des Wiener Juden Felix Salten einen Welterfolg landen wird.

Dazwischen versuchen sie gemeinsam bedrohte Juden aus Deutschland und den vn Nazis besetzten Ländern herauszuholen. Manchmal gelingt es, bei der Familie von Otto Frank gelingt es nicht.

Meine Meinung:

Wie schon in ihren biografischen Romanen „Margaritha“ und „Man nennt mich hier Frau Bauhaus“ hat sich Jana Revedin, selbst Architektin, einer beinahe vergessenen Persönlichkeit angenommen.

Ihre penible Recherche und ihr schöner Schreibstil lassen die Zeit und die Menschen plastisch auferstehen. Dafür gibt es von mir 5 Sterne.

Veröffentlicht am 11.07.2021

Macht Appetite auf Dresden

111 Orte in Dresden, die man gesehen haben muss
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Auch wenn wir schön langsam und mit Einschränkungen wieder reisen dürfe, sind die (Reise)Abenteuer doch noch eher im Kopf.

Diesmal zieht es mich nach „Elb-Florenz“ wie die schöne Stadt Dresden auch genannt ...

Auch wenn wir schön langsam und mit Einschränkungen wieder reisen dürfe, sind die (Reise)Abenteuer doch noch eher im Kopf.

Diesmal zieht es mich nach „Elb-Florenz“ wie die schöne Stadt Dresden auch genannt wird.

Wie wir es aus der 111er-Reihe aus dem Emons-Verlag gewöhnt sind, präsentiert uns die Autorin Gabriele Kalmbach eher unbekannte Sehenswürdigkeiten der Stadt.

Als Vermesserin darf natürlich ein Besuch des „Gradmessers“ (34), einem Triangulierungspunkt 1. Ordnung des königlichen-sächsischen Triangulierungsnetzes, das von 1862-1890 angelegt wurde, nicht fehlen. Auch die Sternwarte (91) mit dem altehrwürdigen Refraktor aus der Werkstatt Carl Zeiss Jena ist einen Besuch wert.
Ebenso interessant sind die zahlreichen Hochwassermarken, die anlässlich des verheerenden Hochwassers von 2002, das weite Teile Europas überflutet hat, angebracht worden sind (41).
Eisenbahnfans werden von einer Besichtigung des Hauptbahnhofs (36), der Modelleisenbahn (62) oder der Parkeisenbahn (67) begeistert sein.
Ich freue mich schon, wenn ich 2022 anlässlich einer Fachtagung nach Dresden reisen darf. Dieses Buch ist mit im Gepäck, versprochen.

Fazit:
Macht Appetit auf eine Reise nach Dresden. Gerne gebe ich hier 5 Sterne.