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Venatrix

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 06.06.2021

Eine gelungene Fortsetzung

Die Tote im Kaffeehaus
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Sarah Pauli, Vollblutjournalistin mit Stil, ist immer auf der Suche nach einer guten Story. Da der Kaffeesieder-Ball in Wien bevorsteht und der „Wiener Bote“, dessen Chefredakteurin sie ist, beschließt ...

Sarah Pauli, Vollblutjournalistin mit Stil, ist immer auf der Suche nach einer guten Story. Da der Kaffeesieder-Ball in Wien bevorsteht und der „Wiener Bote“, dessen Chefredakteurin sie ist, beschließt sie die Marianne Böhm, Chefin der Kaffeehaudynastie Böhm zu interviewen. Allerdings bei der Konkurrenz im „Café Hawelka“ (obwohl das legendäre Hawelka spielt in einer anderen Liga). Noch bevor der erste Kaffee getrunken ist, fällt die Grande Dame des Wiener Kaffeehauses leblos vom Sessel. Sarah Wiederbelebungsversuche bleiben erfolglos. Zuvor hat sie Sarah noch eine rätselhafte Botschaft anvertraut.

Wie es Sarah Eigenart ist, kommt ihr der Tod ihrer Gesprächspartnerin spanisch vor und beginnt im Umfeld der Familie Böhm zu recherchieren. Dabei kommen innerfamiliäre Dissonanzen zum Vorschein. Marianne Böhm hat trotz des fortgeschrittenen Alters die (Geschäfts)Zügel fest in der Hand und verweigert ihrem Sohn alle Modernisierungsversuche. Daneben ist sie eine streitbare Frau, die wenigen Konflikten aus dem Weg. Als dann ein schlecht gehendes Kaffeehaus am Rennweg in Flammen aufgeht, liegt Versicherungsbetrug nahe. Doch was hat der Tod vom alten Dr. Sedlacek damit zu tun? Hat er Selbstmord begangen, weil Marianne zu viel von seinen Nahrungsergänzungsmitteln genommen hat?

Neben den Familienzwistigkeiten findet Sarah heraus, dass Marianne Böhm täglich aus dem Kaffeesud liest und erpresst wird. Nur von wem?

Meine Meinung:

Beate Maxian führt uns wieder gekonnt durch die Wiener Innenstadt und diesmal in eine ehrwürdige Institution: in das Wiener Kaffeehaus. Dass mit der Matriarchin nicht gut Kirschenessen ist, ist dem Leser gleich von Beginn an klar. Nachdem Kaffeesudlesen einen Mord nicht aufklärt, muss Chefinspektor Martin Stein ermitteln.

Geschickt legt die Autorin die eine oder andere falsche Spur. An den alten Sedlacek als Täter habe ich nie geglaubt, sondern habe relativ bald einen Verdächtigen im Auge gehabt, der sich dann als Täter entpuppt hat.

Interessant finde ich Marianne Böhms Sohn und Schwiegertochter. Die beiden konnten es der Alten niemals recht machen. Schmunzeln musste ich, da sich Schwiegermutter und Schwiegertochter in vielen Dingen sehr ähnlich sind. Da kann einem der Sohn bzw. Ehemann fast leidtun - vom Regen in die Traufe.

Fazit:

Ein spannender und rätselhafter Krimi, der mit Wiener Charme besticht und einiges über die Kaffeehaustradition erzählt. Gerne gebe ich hier 5 Kaffeebohnen, äh Sterne.

Veröffentlicht am 06.06.2021

Eine gelungene Fortsetzung

Kärntner Totenmesse
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Die Klagenfurter Herbstmesse ist gut besucht und in einer der zahlreichen Sanitärgruppen wird Landesrat Rudi Moritsch erwürgt aufgefunden. Der Rudi zählt zu den unbeliebten der ohnehin nicht sehr angesehenen ...

Die Klagenfurter Herbstmesse ist gut besucht und in einer der zahlreichen Sanitärgruppen wird Landesrat Rudi Moritsch erwürgt aufgefunden. Der Rudi zählt zu den unbeliebten der ohnehin nicht sehr angesehenen Spezies Politiker. Nicht ganz so skrupellos wie seine betagte, leicht demente Mutter, die ehemalige Landesrätin, die nunmehr in einer formidablen Seniorenresidenz wohnt. Und eben diese Mutter beauftragt den mit einer posttraumatischen Belastungsstörung kämpfenden Detektiv Heinz Sablatnig mit der Aufklärung des Mordes an ihrem Sohn. Zur Polizei habe sie kein Vertrauen, die wären dumm, faul oder korrupt. Manchmal alles gemeinsam. Er, Sablatnig, ist der beste Detektiv, der soll nur machen.

Sablatnig, dessen Schwester, Chefinspektorin Sabine Oleschko, die leitende Ermittlerin im Mordfall ist, kommt einem Komplott auf die Spur, in dessen Zentrum sich Kärntner Landespolitiker, die katholische Kirche und ein Immobilenzampano verstrickt sind.

Je tiefer Sablatnig in das Wespennest hineinstochert, desto brisanter und verwirrender sind die Informationen. Der Berater der katholischen Kirche und Weggefährte Mochitsch stirbt an einem Herzinfarkt, als Sabine ihn mit seiner Vergangenheit als Pornostar der Gay-Szene konfrontiert.
So mancher Zeuge hat mehr gesehen, als er zugibt. Als Heinz erkennt, wer der Mörder sein muss, muss er sich seinen schlimmsten Dämonen stellen.

Meine Meinung:

Roland Zingerle gelingt es wieder vortrefflich, die Machenschaften der Politiker in Österreichs südlichstem Bundesland darzustellen - allerdings, es gilt natürlich für alle die Unschuldsvermutung.

Einheimische werden die eine oder andere Idee haben, in welchen Gassen von Klagenfurt sich gewisse Szenen abspielen könnten. Das Lokal mit dem lautmalerischen Namen „Der Ständer“ gibt es in Wirklichkeit nicht.

Nicht nur die Leser werden aufs Glatteis geführt, sondern auch Sablatnig und die Polizei tappen eine ganze Weile im dunklen, bis der sprichwörtliche Groschen fällt.

Sehr realistisch sind die Depressionen von Heinz geschildert, der antriebslos wie sein leerer Handy-Akku durch den Tag taumelt. Er schafft es kaum, am Morgen aufzustehen. Da kommt ihm der Auftrag der Mochitsch-Mutter gerade recht, denn er ist langsam im Begriff seine Wohnung zu verlieren, da er kaum arbeitsfähig ist. Der eitle Therapeut, der ihn auf eine Bootsfahrt über den Wörthersee mitnimmt, ihn aber, nachdem die Therapiestunde zu Ende ist, am anderen Ende des Sees absetzt, passt auch zu den anderen Ekelpaketen.

Fazit:

Ein Krimi, der vielleicht, eventuell ein Körnchen Wahrheit enthält und fesselnd geschrieben ist. Gerne gebe ich hier wieder 5 Sterne.

Veröffentlicht am 06.06.2021

Ende der Odyssee?

Rückkehr in die fremde Heimat
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Nach den beiden Vorgängern „Die Flucht der Dichter und Denker-1“ und „Als die Nacht sich senkte-2“ endet die Odyssee der von den Nazis aus Österreich vertriebenen Künstler und Gelehrten mit der Rückkehr ...

Nach den beiden Vorgängern „Die Flucht der Dichter und Denker-1“ und „Als die Nacht sich senkte-2“ endet die Odyssee der von den Nazis aus Österreich vertriebenen Künstler und Gelehrten mit der Rückkehr in ihre alte Heimat. Doch sind die Heimkehrer auch willkommen?

Viele haben Sehnsucht nach der alten Heimat, wollen zurückkehren und warten auf ein Zeichen des offiziellen Österreichs, dass sie willkommen wären. Doch wie man weiß, warten sie vergebens. Gemäß der „Opferrolle“, die sich der Staat selbst andichtet, wird es bis zum Jahr 1991 dauern, bis die Bundesregierung unter Kanzler Franz Vranitzky die Mitschuld der österreichischen Bevölkerung an der Vertreibung und Ermordung der Juden eingesteht.

Herbert Lackner berichtet in seinem eindrücklichen Schreibstil, wie selbstgerecht die österreichischen Politiker der Nachkriegszeit mit den Vertriebenen umgeht. Es ist kaum zu ertragen, dass ein sozialistischer Innenminister (Oskar Helmer) auch nach der Shoa antisemitische Reden schwingt. Für ihn sind die Emigranten Verräter und Feiglinge, denn die im Land verbliebene Bevölkerung musste den Bombenterror der Alliierten ertragen. Dass die jüdischen Familien enteignet und ermordet wurden, ignoriert er völlig. Er ist auch dafür, dass etwaige Entschädigungszahlungen und Restitutionen nicht oder nur sehr spärlich und unter großen Anstrengungen der Überlebenden vorgenommen werden:
„Ich wäre dafür, dass man die Sache in die Länge zieht.“

Unter den Ersten, die in die alte Heimat zurückkehren ist der Kabarettist Karl Farkas, dessen Familie in Wien geblieben ist. Er findet eine fremde und zugleich altbekannte Heimat vor. Fremd, weil Tausende Menschen wie auch Gebäude einfach verschwunden sind und altbekannt, weil sich am Antisemitismus wenig bis nichts geändert hat.

Fazit:

Herbert Lackner hat ein einfühlsames Resümee geschrieben, das an Dramatik nichts verbirgt. Gerne gebe ich diesem lesenswerten Buch wieder 5 Sterne. Es empfiehlt sich, die beiden Vorgänger zu lesen.

Veröffentlicht am 06.06.2021

Fesselnde Zeitreise ins Wien von 1966

Leopoldstadt
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Die Autorin entführt ihre Leser in das Wien von 1966. Es ist eine Zeit des Umbruchs. Das Ende des Zweiten Weltkrieges ist gerade einmal etwas mehr als 20 Jahre her, das Ende der Besatzungszeit erst 11 ...

Die Autorin entführt ihre Leser in das Wien von 1966. Es ist eine Zeit des Umbruchs. Das Ende des Zweiten Weltkrieges ist gerade einmal etwas mehr als 20 Jahre her, das Ende der Besatzungszeit erst 11 Jahre. Die Folgen sind nach wie vor deutlich spürbar.

Dieses Mal bekommen es Chefinspektor Wilhelm Fodor und sein Team mit einem komplexen Mordfall zu tun: Während die Stadt und ihre Bewohner unter der Hitze leiden, wird ein Schwarzafrikaner mit amerikanischen Militärstiefeln tot aufgefunden. Der Name ist recht bald bekannt, doch scheint niemand den Mann zu vermissen und US-Botschaft gibt vor, ihn nicht zu kennen.

Bei seinen Ermittlungen sticht Wilhelm Fodor in ein Wespennest und in der Folge gibt es weitere Tote. Je tiefer Fodor in den Fall eintaucht, desto mehr Gespenster der Vergangenheit treten zutage. Doch auch die aktuellen Ereignisse wie die „Südtiroler Bumser“ werfen ihre Schatten auf die österreichische Hauptstadt.

Meine Meinung:

Sabina Naber hat in diesem 2. Fall für Chefinspektor Wilhelm Fodor die Atmosphäre des Jahres 1966 perfekt eingefangen. Es wird überall geraucht, im Dienst Schnaps getrunken und Verdächtige handgreiflich zu Aussagen genötigt. Jüngere Leser werden sich möglicherweise an der authentischen Sprache stoßen. So dürfen die Protagonisten heute verpönte Worte wie „Neger“ in den Mund nehmen und nationalsozialistisches Gedankengut von sich geben, für das sie heute wegen Wiederbetätigung vor dem Gericht stehen würden. Tempora mutantur!

Als Wienerin, die in der Leopoldstadt aufgewachsen ist, habe ich mich gleich zurechtgefunden, auch wenn das eine oder andere Lokal erfunden oder verfremdet ist. Das Hotel Valerie erinnert sehr stark an das Hotel Stefanie. Auf seinen Ermittlungen kommt Wilhelm Fodor in die „feinen“ Ecken der Villengegenden in Hietzing und Döbling. Doch der Hauptteil des Krimis spielt in der heruntergekommenen Gegend rund um den Karmelitermarkt. Das kann man sich heute gar nicht mehr so richtig vorstellen, denn das Viertel wurde gentrifiziert und ist nach wie vor aufstrebend, jung, urban und inzwischen leider sauteuer.

Die Charaktere sind durchwegs authentisch. Sie haben alle ihre Ecken und Kanten. Der eine oder andere hat nach wie vor braunes Gedankengut im Schädel, was aber bei der Altersstruktur der Ermittler nicht wirklich verwundert. Sind doch die Menschen dieser Jahrgänge in ihrer Jugend indoktriniert worden. Man kann ihnen allenfalls vorwerfen, aus der Geschichte nichts gelernt zu haben.

Geschickt flicht Sabina Naber historisches und zeitgeschichtliches Wissen ein. Hier hat die Autorin penibel recherchiert. Für deutsche Leser ist der Wiener Dialekt, den die Figuren sprechen (dürfen) durchaus eine Herausforderung.


Fazit:

Die literarische Zeitreise in meine Kindheit und der verzwickte Kriminalfall haben mich bis zur letzten Seite gefesselt. Daher gibt es wohlverdiente 5 Sterne.

Veröffentlicht am 06.06.2021

Ein guter Überblick

Die 101 wichtigsten Fragen - Judentum
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Dieses 155 starke Sachbuch aus der Reihe „Die 101 wichtigsten Fragen“ aus dem Beck’schen Verlag beantwortet zahlreiche Fragen zum Judentum. Es vermittelt in den folgenden Kapiteln Grundlegendes des jüdischen ...

Dieses 155 starke Sachbuch aus der Reihe „Die 101 wichtigsten Fragen“ aus dem Beck’schen Verlag beantwortet zahlreiche Fragen zum Judentum. Es vermittelt in den folgenden Kapiteln Grundlegendes des jüdischen Glaubens.

Einleitung
Bibel und jüdische Literatur
Glaube und Gott
Gesetz und Ethik
Symbole und Zeichen
Gebet und Gottesdienst
Schabbat und Festkultur
Lebenszyklus und Geschlecht
Einheit und Vielfalt
Israel und die Diaspora
Zum Schluss

Autor Andreas Brämer ist ein deutscher Historiker, der an mehreren Universitäten, u.a. in Jerusalem Judaistik studiert hat. Er weiß also, worüber er schreibt.

In seinem Buch zeigt er die Vielfalt des jüdischen Lebens auf: Von streng orthodoxen Juden bis hin zu säkularen Juden.

Fazit:

Das Buch vermittelt grundlegende Einblicke in den jüdischen Glauben. Gerne gebe ich diesem interessanten Buch 5 Sterne.